eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 7/2020 (22.07.2020)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Klimaschutz und Demokratie vor Ort
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Corona: Demokratie im Ausnahmezustand
Die Corona-Pandemie stellt unser Gemeinwesen auf eine vorher nicht gekannte Probe. Daraus ergeben sich auch vielfältige demokratierelevante Fragen an die Wissenschaft. Die Friedrich-Ebert-Stiftung möchte diese Fragen in einer neuen und fortlaufenden E-Paperreihe aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Disziplinen beleuchten. Verschiedene Autor/innen werfen ein Schlaglicht auf zentrale demokratiepolitische Fragen und bringen verschiedene Perspektiven in die notwendige Debatte um den Zustand unserer Demokratie in und nach der Krise ein. Bislang sind bereits vier Beiträge erschienen, die online nachgelesen werden können.
Politische Bildung: Neue digitale Plattform
Die digitale Plattform politischbilden.de ist online. Sie versteht sich als Medium für Fachkräfte und Aktive in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung und ist darauf angelegt, ein gemeinschaftliches, stetig wachsendes Nachschlagewerk zu allen Themen der politischen Bildung zu sein. Das Portal verknüpft thematische Hintergrundbeiträge und vielfältige Methodenbeschreibungen mit direkten Kontakten zu politischen Bildnerinnen und Bildern aus verschiedenen Kontexten. Träger der Plattform ist der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB). Expertinnen und Experten der politischen Bildung sind ab sofort eingeladen, ihre Expertise und Materialien auf der Plattform zu veröffentlichen.
Digitale Woche: Festival der digitalen Initiativen im Ehrenamt
Vereine und nachbarschaftliche Initiativen können ihr digitales Engagement im Netz sichtbar machen: Möglich macht dies eine bundesweite Initiative der Organisationen »Deutschland sicher im Netz (DsiN)« und dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE). Die Digitale Woche findet vom 20. August bis zum 14. September 2020 statt. Zivilgesellschaftliche Initiativen und Vereine, Freiwilligenagenturen, Mehrgenerationenhäuser sowie Jugendprojekte und Seniorenbüros sind dazu eingeladen, ihre Aktivitäten in der zentralen Aktionsplattform einzutragen. Damit sollen mehr Bürgerinnen und Bürger mit den digitalen Chancen im Ehrenamt vertraut gemacht und zum Mitmachen ermuntert werden. Als zusätzlichen Anreiz können sich Vereine auch für den Preis der Digitalen Woche, den »Digitalen Vereinsmeier«, bewerben. Dieser würdigt in drei Kategorien, die mit jeweils 10.000 Euro dotiert sind, herausragende Projekte in der Nutzung digitaler Tools für das Engagement, in der Vermittlung digitaler Kenntnisse oder im digitalen Ehrenamt.
NRW: Sonderprogramm für Vereine
Gemeinnützige Vereine oder Organisationen, die im Sinne ihrer satzungsgemäßen Aktivitäten den Bereichen Heimat, Tradition und Brauchtum zuzuordnen sind, können zur Überwindung eines durch die Corona-Krise verursachten existenzgefährdenden Liquiditätsengpasses beim Land Nordrhein-Westfalen einen einmaligen Zuschuss in Höhe von bis zu 15.000 Euro beantragen. Die Unterstützung richtet sich nach dem tatsächlichen Bedarf. Voraussetzung für die Gewährung der Sonderhilfe ist die Vermeidung eines durch die Corona-Pandemie verursachten Liquiditätsengpasses, der zu einer Existenzgefährdung in Form einer drohenden Zahlungsunfähigkeit führen könnte. Die existenzbedrohende wirtschaftliche Lage und/oder der finanzielle Engpass muss aufgrund des Wegfalls von Einnahmen und/oder nicht zu verhindernden Ausgaben durch die Corona-Pandemie eingetreten sein. Anträge können ab dem 15. Juli 2020 bei den Bezirksregierungen in Nordrhein-Westfalen gestellt werden.
Akademie für Ehrenamtlichkeit: Projekt zu Digitalisierung
Die Akademie für Ehrenamtlichkeit in Berlin startet Anfang September 2020 die nächste Bewerbungsphase im Projekt »Die Verantwortlichen #digital«. Das Projekt möchte zivilgesellschaftliche Akteure aktiv dabei unterstützen, die Chancen und Potenziale der Digitalisierung sowohl im Hinblick auf die strategische Entwicklung ihrer Organisationen, als auch für die operative Arbeit zu erschließen. Dabei werden in zwei Runden je 14 Organisationen bei der Erarbeitung einer eigenen Digitalisierungsstrategie unterstützt. Aus jeder Organisation können zwei verantwortliche Personen am Programm teilnehmen. Bewerbungen sind ab Anfang September bis zum 16. Oktober 2020 möglich.
Freiwillige Arbeit im Verein: Gesetzliche Neuregelungen
In den letzten Jahren wurden vom Deutschen Bundestag mehrere Gesetzesreformen auf den Weg gebracht, die unmittelbar oder mittelbar die Rechtsgrundlagen der ehrenamtlichen Arbeit im Verein verändert haben. Auch im Zuge der andauernden Corona-Krise hat der Gesetzgeber Erleichterungen für Vereine beschlossen. So werden beispielsweise Vereinen, deren Satzungen keine Regelungen für den Wechsel im Vorstandsamt und ausschließlich physische Mitgliederversammlungen vorsehen, ohne Satzungsänderung und zunächst begrenzt bis zum Jahresende 2021 die Verlängerung der Amtszeiten von Vorständen bis zu möglichen Neuwahlen und virtuelle Mitgliederversammlungen mit bindender Beschlussfassung zugestanden. Eine aktuelle Übersicht über alle relevanten gesetzlichen Neuregelungen sowie viele weitere praktische Tipps bietet die Praxishilfe »Arbeit im Verein« hier auf diesem Portal.
Im Fokus: Klimaschutz und Demokratie vor Ort
Der gordische Knoten von Klima und Demokratie
Wer trägt die Verantwortung für den Klimawandel? Und: Welche Maßnahmen sollen dagegen ergriffen werden? Die Antworten, die wir auf diese Fragen erhalten, sind sehr unterschiedlich – und mitunter hoch umstritten. Rolf Schneidereit beschäftigt sich in seinem Gastbeitrag mit den Ursachen für die Polarisierungen und heftigen Auseinandersetzungen rings um die Klimafrage. Vor diesem Hintergrund schlägt er die Einsetzung von ausgelosten, repräsentativ zusammengesetzten Bürgerräten als Beratungsgremien für die Politik vor, um alle Blickwinkel und Perspektiven im Handlungsfeld wahrzunehmen, bestehende Widersprüche und Konflikte besser zu verstehen und gute Lösungen zu erarbeiten.
Kommune als Lernfeld für Klimaschutz und Demokratie vor Ort
Wie können junge Menschen für kommunalen Klimaschutz interessiert und vielleicht sogar begeistert werden? Im Rahmen des Projektes »Lernfeld Kommune für Klimaschutz« versucht man genau dies herauzufinden. Das Projekt gibt Impulse, wie Schulen, Kommunen und externe Bildungspartner zu einer dauerhaften Kooperation gelangen, die den Schüler/innen eine Mitwirkung an der kommunalen Klimaschutzpolitik ermöglicht. Michael Danner berichtet in seinem Gastbeitrag über die Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Umsetzung des Projektes an Schulen in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachen und Nordrhein-Westfalen. Für ihn ist klar: Jugendliche wollen mehr sein als nur Adressaten von Appellen.
Klima- und Umweltschutz beginnt im Kleinen: Interkulturelle Umweltmentor/innen in Heilbronn
Die Stadt Heilbronn möchte den Klima- und Umweltschutz im Alltag seiner Einwohner/innen verankern. Im Jahr 2019 hat die Stadt mit der Qualifizierung von 16 türkisch- und arabischstämmigen interkulturellen Umweltmentor/innen begonnen. Simon Oesterle und Lisa Schumann, Mitarbeiter/innen der Stabsstelle Partizipation und Integration der Stadt Heidelberg, erläutern in ihrem Gastbeitrag die verschiedenen Aktionen und Formate, mit denen die interkulturellen Umweltmentor/innen auf niedrigschwellige Art und Weise mit den Bürger/innen über Nachhaltigkeit und Klimaschutz ins Gespräch kommen – und so im Kleinen viele wichtige Beiträge für den Klimaschutz und eine nachhaltige Lebensweise leisten.
Citizens' Climate Lobby: Bürgerlobby Klimaschutz
Die gemeinnützige Citizens' Climate Lobby ist eine Bürgerlobby, die weltweit in über 50 Ländern und seit 2015 auch in Deutschland aktiv ist. Die Mitglieder setzen sich als ehrenamtliche Lobbyisten im Dialog mit der Politik für mehr Klimaschutz ein und helfen mit, den Klimaschutz auf der politischen Agenda zu verankern. Martin Delker, Vorsitzender der deutschen Sektion des Vereins, stellt in seinem Gastbeitrag die Arbeit und Aktionsformen des Vereins vor.
Essbare Stadt Andernach: Ergebnisse und Erkenntnisse einer Bürgerbefragung
Seit dem Jahr 2010 verfolgt die Stadt Andernach das Ziel, öffentliche Grünflächen neu und anders zu nutzen. Seitdem gilt statt »Betreten verboten« auf ausgewählten öffentlichen Flächen »Pflücken erlaubt«. Kräuter gedeihen auf den Flächen ebenso wie Tomaten, Kohl und Kürbis oder verschiedene Obstsorten. Sind die Früchte reif, können Bürgerinnen und Bürger der Stadt sie pflücken. Das tun jedoch nur wenige, hat nun eine Umfrage des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) unter der Andernacher Bevölkerung ergeben. Dr. Martina Artmann stellt in ihrem Gastbeitrag die Ergebnisse der Umfrage und weiterführende Erkennisse vor, die für das Konzept der »Essbaren Stadt« nutzbar sind.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Hier bist du richtig, wie Du bist! Anti-Bias-Bildung
Mit dem Ansatz der Anti-Bias-Bildung werden Voreingenommenheiten und Einseitigkeiten in Bezug auf verschiedene gesellschaftliche Differenzlinien bearbeitet. Dadurch werden strukturelle Schieflagen und Diskriminierungen sichtbar. Dies ermöglicht es Handlungsspielräume auszuleuchten und als von Diskriminierung und Vorurteilen betroffene Person in eine aktive Rolle zu kommen. Gleichzeitig ermöglicht der Ansatz eine Sensibilisierung für die Herausforderungen einer vielfältigen Gesellschaft und für die Lebensrealitäten verschiedener benachteiligter Gruppen. Herausgeber dieser praxisbezogenen Publikation ist das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA). Mit der Veröffentlichung unterstützt IDA die pädagogische Bearbeitung von Diskriminierungen in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit.
Reddy, Prasad: »Hier bist du richtig, wie Du bist!« – Theoretische Grundlagen, Handlungsansätze und Übungen zur Umsetzung von Anti-Bias-Bildung für Schule, Jugendarbeit, Soziale Arbeit und Erwachsenenbildung. Düsseldorf 2020, 200 S., 10,00 Euro, ISBN 978-3-9821886-1-4
Publikation: Handbuch der Engagierten Stadt
Bürgerschaftliches Engagement ist kein Selbstläufer. Es braucht gute Rahmenbedingungen, klare Ansprechpartnerinnen und -partner und starke Netzwerke vor Ort. Das Programm »Engagierte Stadt« zeigt, wie es gelingen kann, Vertreterinnen und Vertreter von Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung an einen Tisch zu bekommen, um gemeinsam mehr Ehrenamt und Engagement auf lokaler Ebene zu ermöglichen. Das neu erschienene Handbuch der Engagierten Stadt präsentiert zukunftsweisende Beispiele aus beteiligten Städten, stellt Menschen und ihre erprobten Konzepte vor, gibt Tipps und lässt Expertinnen und Experten zu Wort kommen. Das Handbuch bietet somit neuen Engagierten Städten und all denen, die sich für das Netzwerkprogramm interessieren, eine Grundlage, auch als Engagierte Stadt zu wirken.
Nemela, Eva / Körber Stiftung (Hrsg): Handbuch der Engagierten Stadt. Schritt für Schritt zu mehr Engagement und Beteiligung vor Ort. Hamburg 2020, 95 S.
Veranstaltungshinweise
Zur Zeit werden im Rahmen der aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie viele Veranstaltungen abgesagt oder in den virtuellen Raum verlegt. Bitte infomieren Sie sich frühzeitig im Internet über die Angebote von zivilgesellschaftlichen Organisationen. Besonders hinweisen möchte wir dieses Mal auf:
11.-12.9.2020: Wirksam werden - Kampagnenplanung
Ein Präsenzworkshop der Stiftung Mitarbeit und der Bewegungsakademie e.V.
3.9.2020: Wie verschaffen wir uns Gehör?
Ein Web-Seminar der Stiftung Mitarbeit
10. & 17.9.2020: Virtuelle Mitgliederversammlung im Verein
Ein 2-teiliges Web-Seminar der Stiftung Mitarbeit