Newsletter Nr. 6/2010 (01.04.2010)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Bürgerbeteiligung und Beratung
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Bildung in der Demokratie
Der Deutsche Bildungsserver (DBS) widmet sich in einem aktuellen Dossier dem Thema »Bildung in der Demokratie«. Das Verhältnis von Bildung und Demokratie bringt viele Herausforderungen für die Bildungspolitik, das Bildungssystem und die Erziehungswissenschaft mit sich. Das Dossier versammelt zahlreiche redaktionelle Seiten des Bildungsservers, die das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Die in dem Dossier zusammengetragenen Seiten beschäftigen sich beispielsweise mit der Erziehung zur Demokratie und der Rolle der Menschenrechte, der interkulturellen Bildung in Kindertagesstätten und Schulen, Materialien und Hilfestellungen zur Gewaltprävention und der Frage nach der Partizipation von Kindern und Erwachsenen. Der DBS ist ein Gemeinschaftsservice von Bund und Ländern und wird vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) koordiniert.
Freiwillige in der Sozialen Arbeit
Wie wird die Professionalität in den Berufen der Sozialen Arbeit und der Pflege zukünftig aussehen? In den letzten Jahren werden in (fast) allen Feldern der sozialen Arbeit zunehmend Freiwillige gesucht. Mit deren Engagement sehen sich hauptberuflich Mitarbeitende vor die Frage der Neubestimmung ihrer Fachlichkeit und der Veränderung ihrer Rolle gestellt. Ein gemeinsam von der BruderhausDiakonie Reutlingen und der Dualen Hochschule Stuttgart veranstalteter Fachtag ging jetzt unter dem Motto »Wenn die Einbeziehung Freiwilliger Pflicht wird...« der Frage nach, welche Auswirkungen es auf die verschiedenen Berufe im sozialen Feld hat, dass zunehmend mit Freiwilligen zusammengearbeitet wird. Grundlage der Diskussion waren die im Rahmen des Fachtages vorgestellten Ergebnisse einer dreijährigen Begleitforschung zum Freiwilligenkonzept des Trägers. Fachleute aus verschiedenen Feldern Sozialer Arbeit gaben dazu Impulse. Workshops zum Austausch darüber, was die Einbeziehung Freiwilliger für die berufliche Praxis verschiedener Tätigkeitsfelder bedeutet, schlossen sich an. Die ausführliche Dokumentation des Fachtages steht nun online zum Abruf bereit.
Zur Dokumentation des Fachtages
Empfehlungen für gemeinnützige Unternehmensstiftungen
Zahlreiche Stiftungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie von Unternehmen errichtet worden sind. Der unternehmerische Gestaltungswille und die Nähe zum Stifterunternehmen sind besondere Merkmale von Unternehmensstiftungen, was viele Möglichkeiten für die gemeinnützige Stiftungsarbeit bietet, aber auch kritische Fragen aufwirft. Vor diesem Hintergrund haben nun die im Bundesverband Deutscher Stiftungen organisierten Unternehmensstiftungen ein Empfehlungspapier verfasst, mit dem sie sich an Unternehmen richten, die eine gemeinnützige Stiftung gegründet haben oder dies planen. Gebündelt in zehn Empfehlungen fordern sie darin eine möglichst große Unabhängigkeit der Unternehmensstiftung vom Unternehmen und raten, den entsprechenden Stiftungen so viel Freiraum zu lassen, dass sie sich als eigenständige zivilgesellschaftliche Akteure positionieren können.
Die Zehn Empfehlungen im Wortlaut (PDF)
Verfassungsbeschwerde gegen ELENA
Seit Anfang diesen Jahres sind Arbeitgeber verpflichtet, persönliche und zum Teil hochsensible Daten ihrer Arbeitnehmer/innen jeden Monat an eine zentrale Datenbank zu melden. Mit Hilfe des sog. »Elektronischen Entgeltnachweises« (ELENA) sollen so ab dem Jahr 2012 die Arbeits- und Sozialämter schneller und einfacher entscheiden können, ob und in welcher Höhe jemand Anrecht auf Sozialleistungen hat oder auch nicht. Um diese Praxis durch das Bundesverfassungsgericht überprüfen zu lassen, hat der sich für Bürgerrechte und Datenschutz einsetzende Verein FoeBuD eine Verfassungsbeschwerde initiiert, die von mehr als 22.000 Bürger/innen mitgezeichnet und Ende März dem Bundesverfassungsgericht übergeben wurde. Ziel der Verfassungsbeschwerde ist es, die »Vorratsdatenspeicherung von Sozialdaten« zu stoppen.
Weitere Informationen zur Verfassungsbeschwerde
Zur offiziellen ELENA-Website
BBE startet Europa-Newsletter
Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) hat im März einen neuen Europa-Newsletter gestartet. Der Newsletter für Engagement und Partizipation berichtet ab sofort einmal im Monat über europäische Themen rund um das bürgerschaftliche Engagement. Schwerpunkt-Thema der ersten Ausgabe ist die Förderpolitik der Europäischen Union.
Zur Ausgabe Nr. 1 vom 23.03.2010
Im Fokus: Bürgerbeteiligung und Beratung
Politikberatung durch Bürgerbeteiligung
Politikberatung durch Bürger/innen im Rahmen spezifischer Beteiligungsprozesse jenseits der rechtlich verankerten Informations- und Anhörungsrechte ist ein eher ungewöhnliches, in jedem Falle aber innovatives politisches Instrument; verbindet man doch üblicherweise mit Politikberatung die Einbeziehung von Akteuren mit spezifischem Expertenstatus. Im Rahmen der anstehenden Kommunal- und Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz wurde erstmals eine breit angelegte Bürgerbeteiligung durchgeführt, in der die Bürgerinnen und Bürger in eine aktive prozessbegleitende Beratungsrolle gebracht wurden. Dr. Ulrich Sarcinelli, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Koblenz-Landau, und Mathias König, wissenschaftlicher Mitarbeiter, skizzieren in ihrem Gastbeitrag die Chancen von Politikberatung durch Bürgerbeteiligung und zeigen auf, wieso eine so verstandene Bürgerbeteiligung für den Modernisierungsprozess einer Demokratie unerlässlich ist.
Bürgerbegehren brauchen Beratung
Seit Mitte der 1990er Jahre lässt sich bundesweit ein Anstieg der Praxis von Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden über kommunalpolitische Themen beobachten. In zahlreichen Kommunen gehören Bürgerbegehren und Bürgerentscheide mittlerweile zum politischen Alltag. Doch wie starte ich ein Bürgerbegehren? Was gibt es für Regeln, wo liegen mögliche Hindernisse und Stolpersteine? Da nicht alle Bundesländer eine Auskunfts- und Beratungspflicht für die Bürger/innen seitens der Verwaltung beim Start eines Bürgerbegehrens vorsehen, gehört es zu den Aufgaben des Vereins Mehr Demokratie, für interessierte Initiativen, Stadt- und Gemeinderäte, Bürgermeister/innen und Mitarbeiter/innen der Verwaltung eine Beratung zum Thema anzubieten. Ob Tipps zur Anwendung des Verfahrens, zur Öffentlichkeitsarbeit oder zur Kampagnenplanung: Susanne Socher, Leiterin des bundesweiten Arbeitskreises Bürgerbegehren von Mehr Demokratie, erläutert in ihrem Gastbeitrag, warum eine ausführliche Beratung im Vorfeld eines geplanten Bürgerbegehrens wichtig ist. Ihr Fazit: ein gut vorbereitetes Bürgerbegehren hat die Chance, den Umgang von Bürger/innen, Politik und Verwaltung nachhaltig zu verbessern und die demokratische Kultur vor Ort zu stärken.
Bürgerbeteiligung und Beratung in der Praxis
Systemische Beratung leitet die Erkenntnis, dass Veränderung ein Prozess in dynamischen Schleifen ist, der von Außen nicht direkt beeinflussbar ist. Erfolgreiche Beteiligungsprozesse aktivieren heißt, Organisationen, Politik, Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger ihre Zukunft gemeinsam gestalten zu lassen, innovative Ideenschätze zu erarbeiten, die Selbstorganisation und Selbstverantwortung aller am Prozess Beteiligten weiter zu entwickeln und deren Handlungsfähigkeit von innen heraus zu stärken. Dabei sehen sich Berater/innen von Beteiligungsprozessen häufig mit einem Bündel an Widerständen konfrontiert; nicht zuletzt fehlt es häufig auch an Mut in der Politik, die Bürgerschaft kooperativ zu beteiligen. Petra Eickhoff, Vorsitzende des Zukunftswerkstätten Verein zur Förderung demokratischer Zukunftsgestaltung in Köln, beschreibt in ihrem Gastbeitrag praxisnah die Arbeit von Berater/innen von Beteiligungsprozessen und skizziert darüber hinaus die Bedingungen gelingender Beteiligung.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Professionelles Management von Ehrenamtlichen
Wann ist Arbeit Ehrenamt? Welche Vor- und Nachteile bringt der Einsatz ehrenamtlich Engagierter mit sich? Wie sieht ein professionelles Management von Ehrenamtlichen aus? Warum engagieren sich Menschen freiwillig? Was ist ehrenamtliche Arbeit für eine Organisation wert? Was sind die Erfolgsfaktoren ehrenamtlicher Arbeit? In einer umfassenden empirischen Untersuchung werden in der vorliegenden Publikation die Erfolgskriterien ehrenamtlicher Arbeit am Beispiel der Umweltorganisation Greenpeace untersucht. Die Studie macht die Zusammenhänge zwischen Engagementbereitschaft und -erfolg ganz praktisch und nachvollziehbar deutlich.
Bernd Wallraff: Professionelles Management von Ehrenamtlichen. Eine empirische Studie am Beispiel von Greenpeace Deutschland. 2010, 234 S., 24,90 Euro, ISBN 978-3-940755-40-7
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Publikation: Migrations- und Integrationsforschung in der Diskussion
Einwanderung und die sich daraus ergebende gesellschaftliche Heterogenität, die Vielfalt an Sprachen, Religionen und Kulturen hinterlassen ihre Spuren in der Struktur der Bevölkerung. Der Band nähert sich den Themen Migration und Integration aus interdisziplinärer Perspektive. Die Beiträge aus Politologie, Soziologie, Pädagogik und Linguistik gruppieren sich um die zentralen sozialwissenschaftlichen Kategorien Biografie, Sprache und Bildung. Die elf Autor/innen dieses Bandes präsentieren Ergebnisse qualitativer und quantitativer Studien, von denen sich zahlreiche auf eigene empirische Erhebungen stützen. Andere Beiträge systematisieren bereits vorliegende empirische Untersuchungen und gehen sekundäranalytisch vor. Die Perspektiven der Akteurinnen und Akteure werden in den Aufsätzen ebenso berücksichtigt wie die Rahmenbedingungen, die zu Ausgrenzung und Diskriminierung führen.
Hentges, Gudrun / Hinnenkamp, Volker / Zwengel, Almut (Hg.): Migrations- und Integrationsforschung in der Diskussion. Biografie, Sprache und Bildung als zentrale Bezugspunkte. 2. Aufl. 2010, 329 S. 34,95 Euro, ISBN 978-3-531-16802-9
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Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.
Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 26. - 20.4.2010 in Bad Urach: Zukunft unserer Gesellschaft 2030
Eine Veranstaltung von ZAWiW, dem ViLE-Netzwerk und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
• 19.- 20.5.2010 in Bad Boll: Klimaschutz - Weltweite Herausforderung an Politik, Wirtschaft und individuelles Verhalten
Eine Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll