Newsletter Nr. 4/2009 (27.02.2009)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Bürgermedien
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Stiftungsgründungen in Deutschland
Im vergangenen Jahr sind bundesweit 1.020 neue Stiftungen gegründet worden. Nach aktuellen Angaben des Bundesverbands Deutscher Stiftungen gibt es damit in Deutschland 16.406 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, die gemeinsam über ein Stiftungsvermögen von rund 100 Milliarden Euro verfügen. Mehr als ein Fünftel aller Stiftungen stammen aus Nordrhein-Westfalen. Das größte Flächenland führt mit 3.159 Stiftungen in der absoluten Zahl der Stiftungen und liegt mit 228 in 2008 errichteten Stiftungen auch bei den Neugründungen vorn. Im bundesweiten Durchschnitt kommen auf 100.000 Einwohner/innen 20 Stiftungen. Mit 32 neu gegründeten Bürgerstiftungen bleiben diese eine der am stärksten wachsenden Stiftungsgruppen.
Weitere Informationen und Zahlen zum Stiftungswachstum
BUND-Studie zur Gentechnik
Mit gentechnisch manipulierten Nutzpflanzen kann der Welthunger bekämpft, die Energieversorgung gesichert und dem Klimawandel begegnet werden: diese Argumente werden vielfach von den Befürworter/innen der Gentechnik und den globalen Gentechnik-Konzernen zur Legitimation der Technologie angeführt. Eine im Auftrag des BUND erstellte Studie befasst sich nun kritisch mit den behaupteten Nutzungs-Szenarien. Für die Studie ausgewertet wurden die Forschungsvorhaben der sechs größten Gentechnik-Unternehmen weltweit, ihre Investorenberichte sowie Daten über bereits stattfindende bzw. geplante Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, das Gentechnik-Pflanzen mit den oben genannten Eigenschaften in absehbarer Zeit nicht zur Marktreife kommen werden.
Die BUND-Studie im Wortlaut (PDF)
Goldener Windbeutel 2009
Im Rahmen einer aktuellen Kampagne verleiht die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch zum ersten Mal den Goldenen Windbeutel 2009. Der Negativ-Preis zeichnet Unternehmen der Lebensmittelindustrie für irreführende Werbung aus. Verbraucher/innen können per Online-Votum bis Mitte März aus fünf von einer Jury ausgewählten Produkten ihren Favoriten auswählen. Die gemeinnützige Organisation foodwatch hat sich zum Ziel gesetzt, die verbraucherfeindlichen Praktiken der Lebensmittelindustrie öffentlich zu machen und engagiert sich für das Recht der Verbraucher/innen auf sicheres und gutes Essen.
Zur Online-Abstimmung Goldener Windbeutel 2009
Kampagne »60 Jahre NATO«
Zum 60jährigen Gründungsjubiläum der NATO findet Anfang April ein Gipfel der NATO-Mitgliedstaaten in Straßburg statt. Aus diesem Anlass rufen Friedensinitiativen zu vielfältigen Aktionen und zu einem Gegengipfel auf. Die Kampagne »Nein zur NATO – Nein zum Krieg« richtet sich gegen die aktuellen Kriege, u.a. in Afghanistan und im Mittleren Osten, und gegen die Interventionsstrategie der NATO. Angesichts der Ankündigung der Straßburger Behörden, keine friedlichen Demonstrationen in der Innenstadt zuzulassen, bekräftigten die aufrufenden Organisationen das demokratische Grundrecht auf Versammlungsrecht, Demonstrationsrecht und Recht auf Meinungsfreiheit.
Weitere Informationen zur Kampagne
Schuldenreport 2009
Die globale Finanzkrise führt nach Einschätzung von Entwicklungsorganisationen zu einer neuen Schuldenkrise in Schwellen- und Entwicklungsländern. Allein sieben afrikanischen Staaten drohe derzeit die Zahlungsunfähigkeit, erklärten die Organisation Kindernothilfe und die Initiative erlassjahr.de bei der Vorstellung des aktuellen »Schuldenreports 2009«. Der Report analysiert den aktuellen Stand der internationalen Entschuldungsbemühungen und vermittelt konstruktive Ansätze, wie die bestehenden Entschuldungsverfahren verbessert werden könnten. So fordern die Organisationen faire und transparente Schiedsverfahren für hoch verschuldete Staaten. Der Report widmet auch der deutschen Entwicklungspolitik ein eigenes Kapitel.
Der Schuldenreport 2009 im Wortlaut (PDF)
Im Fokus: Bürgermedien
Bürgermedien – Versuch einer Definition
Der Begriff »Bürgermedien« dient seit einigen Jahren als Oberbegriff für die verschiedenen Formen der direkten Bürgerbeteiligung an den elektronischen Medien. Egal ob Print, Radio oder Fernsehen: Bürgermedien ermöglichen und garantieren Bürgerinnen und Bürgern einen offenen Zugang zu den modernen (elektronischen) Massenkommunikationsmitteln. Seit vielen Jahren beteiligen sich die Bürgermedien mit ihrem Qualifizierungsangebot an der Förderung von Medienkompetenz. Sie sind wichtige Partner in schulischen und außerschulischen Qualifikationsnetzwerken auf lokaler und regionaler Ebene, wie Jürgen Linke, Geschäftsführer des Bundesverbands Offene Kanäle, in seinem Gastbeitrag erläutert. Vor diesem Hintergrund appelliert er an Politiker/innen und Landesmedienanstalten, die Rolle der Bürgermedien als Teil der demokratischen Kultur zu stärken.
Bürgermedien in Europa
In Westeuropa begann die Entwicklung von Bürgermedien in den 1960er und 1970er Jahren. Ziel war es, im Vergleich zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten, die sich an strenge staatlich vorgeschriebene Regelungen halten mussten, alternative Inhalte anzubieten. In vielen Ländern, die der Europäischen Union 2004 und 2007 beitraten, stellt sich die Geschichte des Sektors etwas anders dar: sog. Piratensender wurden von Bürgerrechtsbewegungen auch als Mittel genutzt, um gegen autoritäre Regierungen zu protestieren. Karin Resetarits, Mitglied des Europäischen Parlaments und Autorin des im vergangenen Jahr erstellten EU-Berichts über gemeinnützige Bürger- und Alternativmedien in Europa, beschreibt in ihrem Gastbeitrag anhand verschiedener Praxisbeispiele die Situation der europäischen Bürgermedien. Für sie ist klar: Bürgermedien tragen zur Erreichung verschiedenster sozialer und kultureller Ziele der Gesellschaft bei. Sie können daher bei der Förderung von Toleranz und Pluralismus in der Gesellschaft eine entscheidende Rolle spielen.
Zum EU-Bericht im Wortlaut (PDF)
Radio CORAX – Freies Lokalradio aus Halle
In Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren ein dichtes Netz von gemeinnützigen und nichtkommerziellen Bürgermedien entwickelt. Bürgermedien haben sich vielerorts als dritte Säule der Medienlandschaft etabliert. Weil sie auf der lokalen Ebene Beteiligungspotentiale aktivieren, sind sie zu einem vitalen Teil der lokalen Zivilgesellschaft avanciert. Radio CORAX ist ein freies, nichtkommerzielles Lokalradio aus Halle, das auch vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder lebt. Mark Westhusen, Geschäftsführer von Radio CORAX, beschreibt in seinem Gastbeitrag das Selbstverständnis und den gesellschaftlichen Anspruch von Radio CORAX. Sein Fazit: das Mitmachen bei Radio CORAX bedeutet immer auch das Mitgestalten der Gesellschaft.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Demenz und Zivilgesellschaft
Demenz wird heute immer noch vorrangig unter dem Aspekt von Krankheit thematisiert. Folglich verstehen wir die Betroffenen vor allem als »Demenzkranke« und halten Mediziner und Pflegekräfte für die primär »zuständige« Personengruppe. Die Autoren der vorliegenden Publikation zeigen dagegen eine andere Perspektive auf: Sie betrachten die Demenz aus einem zivilgesellschaftlichen Blickwinkel. Im Zentrum steht dabei die Rolle von Menschen mit Demenz als Bürger/innen eines Gemeinwesens. Das Buch lädt zu einer Diskussion über ein »demenzfreundliches« Gemeinwesen ein und gibt Anregungen für Veränderungsprozesse auf lokaler Ebene.
Peter Wissmann/Reimer Gronemeyer: Demenz und Zivilgesellschaft – eine Streitschrift. Frankfurt am Main 2008, 207 Seiten, 21,90 Euro
ISBN 978-3-940529-16-9
Information und Bestellung online
Publikation: Methodenheft zur Europawahl
»Jugendliche wählen Europa!« nennt sich ein Methodenheft zur Vermittlung europäischer Themen in der Jugendarbeit. In der Jugendarbeit erprobte Methoden, die das Thema Europa spielerisch und spannend umsetzen, bilden den Kern der Publikation. Es werden vielfältige Methoden für viel oder weniger Zeit, zum Anwärmen oder zur intensiveren Beschäftigung und für unterschiedliche Gruppengrößen vorgestellt. Als inhaltliche Grundlage bietet das 40-seitige Heft kurzgefasste Basisinformationen zum Europäischen Parlament, zu den Einstellungen junger Menschen gegenüber Europa, zur Bedeutung Europas für den Alltag und die Zukunft Jugend licher sowie zur Geschichte der Europäischen Union. Zusätzlich liefert es nützliche Links, Adressen und Literaturtipps rund um Europa und die Wahl. Das Heft wird gemeinsam von der aej und dem Centrum für angewandte Politikforschung (C.A.P.) herausgegeben.
Bestellung:
Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej)
Telefon: (05 11) 121 51 64
E-Mail: friederike.rosengarten@evangelische-jugend.de
Web: www.evangelische-jugend.de
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles veranstaltungskalender _top external-link-new-window>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.
Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 01.04.2009 in Meißen: <link aktuelles veranstaltungskalender va external-link-new-window>Zivilcourage für Demokratie im Heimatort
Ein Praxistag der Evangelischen Akademie Meißen
• 30.03. – 03.04.2009 in Leipzig: <link aktuelles veranstaltungskalender va external-link-new-window>Projektmanagement in Vereinen, Verbänden und Parteien
Ein Seminar der Akademie Management und Politik der Friedrich-Ebert-Stiftung