eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 1/2024 (25.01.2024)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Aktuelle Ausschreibungen, Wettbewerbe und Förderpreise
- Publikationen
- Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Reform des Gemeinnützigkeitsrechts
In Deutschland gibt es etwa 25.000 Stiftungen bürgerlichen Rechts, die jährlich mehrere Milliarden Euro für das Gemeinwohl ausschütten. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen müssen sie jedoch immer mehr Zeit aufwenden, um staatliche Regelungen zu prüfen und deren Anforderungen zu erfüllen. Laut einer aktuellen Befragung klagen über zwei Drittel der teilnehmenden Stiftungen über steigende bürokratische Anforderungen; zudem gibt es zunehmend Vorgaben, die gemeinnütziges Handeln erschweren oder verhindern. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf eine Modernisierung des Gemeinnützigkeitsrechts verständigt und zahlreiche Verbesserungen angekündigt. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat in dem Zusammenhang Mitte Januar ein Positionspapier zur Reform des Gemeinnützigkeitsrechts und zum Bürokratieabbau veröffentlicht. Darin macht er über zwanzig konkrete Vorschläge für ein zukunftsfähiges Gemeinnützigkeitsrecht. Demnach solle unter anderem das Ehrenamt von Bürokratie und Haftungsrisiken entlastet, steuerrechtliche Hürden für Sachspenden beseitigt sowie eine gesetzliche Klarstellung zur politischen Betätigung von Stiftungen erlassen werden.
Das Papier im Wortlaut (PDF)
Phineo: Finanzierungskompass für Non-Profits
Wie ist meine zivilgesellschaftliche Organisation, Initiative oder Verein finanziell aufgestellt? Das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus Phineo bietet mit dem selbstentwickelten Finanzierungskompass ein neues Selbstanalysetool, das in 10 Minuten und in vier Schritten eine erste Einschätzung der bestehenden Finanzierung liefert. Die Nutzer/innen erhalten unter anderem eine grafisch aufbereitete Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der eigenen Organisation (SWOT) sowie praxisnahe Handlungsempfehlungen, um die eigene finanzielle Basis zu verbessern.
Stiftung Bürgermut: openTransfer Accelerator
Seit 2016 unterstützt die Stiftung Bürgermut mit ihrem »openTransfer Accelerator« ein Jahr lang wachstumsmutige Organisationen bei der Entwicklung einer Skalierungsstrategie. Nun geht das Skalierungsstipendium in die nächste Runde. Bis zum 10. März 2024 können sich zivilgesellschaftliche Organisationen auf einen der zehn Plätze bewerben. Neben der Teilnahme an analogen und digitalen Workshops profitieren die Stipendiat/innen von individuellem Coaching und Beratung, von Kontakten zu anderen Skalierungsorganisationen und Förderpartnern sowie einem Beratungsbonus von bis zu 4.000 Euro.
Mehr Jugendbeteiligung bei politischen Prozessen
Wie funktioniert die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an politischen Prozessen? Mit dieser Frage hat sich die Kinderkommission des Deutschen Bundestages Mitte Dezember 2023 während eines öffentlichen Fachgesprächs beschäftigt. Vertreterinnen und Vertreter von Jugendvereinen haben den Status Quo der Jugendbeteiligung in Deutschland besprochen und verschiedene Förderprojekte vorgestellt. Das Thema der Sitzung lautete »Beteiligung und Demokratie«. Die komplette Veranstaltung mit allen Stellungnahmen der geladenen Expert/innen steht online zum Abruf bereit.
Sozialunternehmen und Social Entrepreneurship
Unternehmen oder Unternehmerinnen und Unternehmer, die durch ihr Handeln einen sozialen Mehrwert schaffen möchten, sind kein neues Phänomen. Ihre Ziele, Handlungsstile, aber auch Geschäftsmodelle sind sehr vielfältig. Dies erschwert die Abgrenzung der Erscheinungsformen untereinander sowie die Betrachtung ihrer Wirkung auf die Zivilgesellschaft und umgekehrt. Daher befasste sich das Forum Zivilgesellschaftsdaten (FZD) in seiner sechsten Themensitzung mit dem Phänomen sozialen Unternehmertums und diskutierte Bedarfe für Zivilgesellschaft, Förderung und Forschung.
Das Papier im Wortlaut (PDF)
Pilotkommunen gesucht: Klima-Bürgerräte in Kommunen
Bürgerräte rund um Klimathemen haben sich sowohl in Deutschland als auch international etabliert. Für die Durchführung eines innovativen Beteiligungsprojekts zum Thema Klimaschutz suchen die Organisationen »BürgerBegehren Klimaschutz« und »Mehr Demokratie« nun Partnerkommunen mit einer Größe von 10.000 bis 100.000 Einwohner/innen. Bisher gemachte Erfahrungen zeigen, dass Bürgerräte, unterstützt von Fachleuten und professionell moderiert, fundierte Empfehlungen für den kommunalen Klimaschutz entwickeln können. Bisher verläuft die Umsetzung der Empfehlungen aber oft schleppend. In einem bundesweiten Modellprojekt möchten die Initiatoren daher gemeinsam mit den Partnerkommunen Klima-Bürgerräte organisieren, über deren Empfehlungen in einem verbindlichen Ratsreferendum abgestimmt wird. Das Projekt wird gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung. Die Kommune trägt lediglich die Kosten für die Durchführung des Ratsreferendums und einige organisatorische Punkte bei der Durchführung des Bürgerrats. Es finden zwei Projektrunden 2024/25 und 2025/26 statt. Der genaue Zeitplan wird mit den teilnehmenden Kommunen erarbeitet.
Im Fokus: Aktuelle Ausschreibungen, Wettbewerbe und Förderpreise
Akademie für Ehrenamtlichkeit: Projektschmiede 2024
Die Projektschmiede der Akademie für Ehrenamtlichkeit ist ein Schulungsprogramm, das im Rahmen des Bundesprogramms »Gesellschaftlicher Zusammenhalt« durchgeführt wird. Hier lernen engagierte Akteure aus der Integrationsarbeit, wie sie Projektideen effektiv entwickeln und Fördermittel beantragen können. In Workshops und individuellen Beratungen werden innovative Ideen konkretisiert, Projekte bedarfsgerecht gestaltet, überzeugende Anträge geschrieben und notwendiges Wissen für die Umsetzung vermittelt. Dies befähigt die Teilnehmenden, eigenständig weitere Projekte anzugehen und ermöglicht Austausch untereinander. Teilnehmen können gemeinnützige Organisationen und Interessierte mit wenig Projektförderungserfahrung. Bewerbungen sind noch bis zum 18. Februar 2024 möglich.
Allianz für Beteiligung: Förderprogramme zur Stärkung von Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg
Die Allianz für Beteiligung ist ein Netzwerk, das sich seit über 10 Jahren für die Stärkung von Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg einsetzt. Iryna Bril stellt zusammen mit ihren Kolleg/innen die aktuellen Förderprogramme der Allianz vor.
Ausschreibung »Neulandsucher Ost-West«
Der Verein Neuland gewinnen e. V. und die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus schreiben 2024 erstmalig das Programm »Neulandsucher Ost-West« aus. Der Verein und die Stiftung wollen auf diese Weise ungewöhnliche Wege und innovative Strategien unterstützen, die das demokratische Gemeinwesen in ländlichen Räumen in Ost- und Westdeutschland stärken. Jan Ruhkopf informiert über Hintergrund und Rahmenbedingungen.
Berliner Ratschlag für Demokratie
#Respektgewinnt, der Wettbewerb für bürgerschaftliches Engagement, startet in eine neue Ausschreibungsrunde. Bereits zum zwölften Mal erhalten Berliner Initiativen, Einzelpersonen, Vereine und Projekte die Chance, ihre Arbeit einem breiten Publikum vorzustellen. Das Motto für 2024 lautet: »Solidarität«. Bewerbungen sind bis zum 1. März 2024 möglich.
CERV: Rechte des Kindes und Beteiligung von Kindern
Die Europäische Union hat ein neues Förderprgramm zur Unterstützung, Weiterentwicklung und Umsetzung umfassender politischer Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Rechte des Kindes, einschließlich des Rechts auf Beteiligung, aufgesetzt. Durch die Projekte sollen inklusive und systemische Mechanismen für die Beteiligung von Kindern auf lokaler und nationaler Ebene geschaffen oder gestärkt werden. Die Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen sollte in Zusammenarbeit mit Kindern erfolgen, um sicherzustellen, dass die Aktivitäten genau auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten sind. Antragsfrist ist der 26. März 2024. Die Kontaktstelle CERV informiert über Ziele und Rahmenbedingungen der Ausschreibung.
Deutsch-Französischer Bürgerfonds
Der Bürgerfonds fördert deutsch-französisches Engagement, das Verbindungen zwischen den Zivilgesellschaften beider Länder schafft und damit Europa erlebbar macht. Im Jahr 2024 steht mit der Ausschreibung »Gemeinsam stark« soziales Engagement im Zentrum: Sie richtet sich an Menschen, die sich im Beruf oder im Ehrenamt für eine solidarische, gerechte und vielfältige Gesellschaft stark machen, und an Organisationen, die in diesem Bereich aktiver werden möchten. Johanna Haag stellt das Programm vor.
DFL Stiftung: Fördertopf »Sport & Demokratie«
Bis zum 15. Februar 2024 können sich gemeinnützige Organisationen bei der DFL Stiftung um Fördermittel bewerben. Gesucht werden neue oder bereits laufende Vorhaben, die im Zusammenhang mit Sport und Bewegung politische Bildung und Demokratielernen für junge Menschen zugänglicher machen. Das können neben Bewegungsprojekten (Turniere, sportbasierte Workshops o.ä.) auch Projekte sein, die die Verbindung zum Sport über die Wahl des Projektorts oder das Rahmenthema (demokratischer Aufbau einer Vereinsstruktur o.ä.) herstellen. Ein weiteres Anliegen ist es, Jugendbeteiligung zu stärken. Besonders positiv wird bewertet, wenn junge Menschen die Angebote mitgestalten und die Projekte somit partizipativ angelegt sind. Bewerben können sich gemeinnützige Organisationen mit Sitz in Deutschland wie z. B. Vereine und Verbände, Stiftungen, NGOs oder kommunale Träger.
DSEE: Förderprogramm »Ehrenamt gewinnen. Engagement binden. Zivilgesellschaft stärken«
Ehrenamtliches Engagement ist das Herzstück unserer Gesellschaft. Besonders jenseits urbaner Räume, in ländlichen und strukturschwachen Räumen, ist es eine der tragenden Säulen eines lebendigen und funktionierenden Gemeinwesens. Freiwillig engagierte Bürgerinnen und Bürger bringen sich ein und machen attraktive Angebote - kultureller Art, zur Freizeitgestaltung, zum Leben und zum Bleiben. Den vielfältigen Ideen dieser Engagierten soll das Förderprogramm »Ehrenamt gewinnen. Engagement binden. Zivilgesellschaft stärken.« der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) ein Fundament geben. Hans Feldbauer stellt das Programm vor.
Förderprogramm »Zukunft aufgetischt!«
Das Programm »Zukunft aufgetischt – Ernährung gemeinsam gestalten« der Robert Bosch Stiftung berät, unterstützt und vernetzt ausgewählte Kommunen, die mit lokalen Initiativen und partizipativen Bürgerbeteiligungsprozessen ihre Ernährungsumgebung nachhaltiger gestalten möchten. Das Programm wird ausgewählte Kommunen in Kooperation mit lokalen Initiativen während einer 2-jährigen Förderphase professionell mit Mitteln und Beratung bei der Entwicklung und Durchführung von inklusiven Beteiligungsprozessen unterstützen und die Möglichkeit bieten, sich mit Expert/innen sowie vergleichbaren Kommunalprojekten zu vernetzen. Claudia Schreiber stellt das Vorhaben vor.
Innenstadtwettbewerb Brandenburg 2023/24
Das Bündnis für lebendige Innenstädte in Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, lebenswerte Innenstädte zu erhalten, Engagement und Initiativen vor Ort zu unterstützen und neue Ideen für die Zukunft der brandenburgischen Ortszentren zu entwickeln. Hierzu lobt das Bündnis alle zwei Jahre einen landesweiten Wettbewerb aus. Clara von den Driesch stellt ihn vor. Bewerbungsschluss ist der 15. Februar 2024.
Sächsischer Förderpreis für Demokratie
Der Sächsische Förderpreis für Demokratie wird seit 2007 einmal im Jahr an Initiativen und Projekten in Sachsen verliehen, die sich durch ihr besonderes Engagement für eine offene und demokratische Zivilgesellschaft Sachsens engagieren. Die Amadeu Antonio Stiftung, die Dirk Oelbermann Stiftung, die Freudenberg Stiftung und die Sebastian Cobler Stiftung verleihen gemeinsam einen Haupt- und mehrere Anerkennungspreise. Anna Berlinghoff stellt den Wettbewerb und die aktuelle Ausschreibung vor.
Publikationen
Publikation: Kommunale Konfliktmoderation
Der Band fasst in kompakter Form alle wichtigen Aspekte von Veranstaltungs- und Konfliktmoderation zusammen und richtet sich damit an diejenigen, die selbst an der Ausrichtung und Moderation von Dialog- und Beteiligungsformaten interessiert sind. Nach einem einführenden Teil über Sprache, Rhetorik und nonverbale Kommunikation wird die Vorbereitung, Durchführung und Nachbesprechung von Moderationen diskutiert. Welche Veranstaltungsorte eignen sich? Welche Diskussionsformate sind fallweise angemessen? Wann bietet sich welcher Moderationsstil an? Neben der Beantwortung dieser und weiterer Fragen bietet der Band umfangreiches Praxismaterial.
Tietze, Andreas/Treiber, Janek/Weber, Tessa-Mathilde/Schweizer-Strobel, Petra (Hrsg.): Kommunale Konfliktmoderation. Ein Praxisleitfaden für kommunale Verwaltungen, zivilgesellschaftliche Institutionen, Moderatorinnen und Moderatoren. Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Wiesbaden 2023, 187 S. ISBN 978-3-658-41873-1
Publikation: Kommunale Bürgerräte organisieren
Der Fachverband »Mehr Demokratie« hat gemeinsam mit dem Institut für Demokratie- und Partizipationsforschung (IDPF) Wuppertal und dem Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) Potsdam einen umfangreichen Leitfaden mit dem Titel: »Kommunale Bürgerräte organisieren – Handbuch für den Weg von der ersten Idee bis zur Umsetzung der Empfehlungen« veröffentlicht. Darin zeigen 40 Expert/innen aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft und Moderation sowie ehemalige Teilnehmende und Prozessgestalterinnen und -gestalter praxisnah und erfahrungsbasiert, wie Bürgerräte gelingen können. Das Handbuch bündelt Handlungswissen rund um die Organisation von gelosten Bürgerräten. Es gibt Orientierung für alle Schritte von der ersten Idee bis zur Verwendung der Ergebnisse. Das Handbuch steht zum kostenlosen Download bereit.
Das Handbuch im Wortlaut (PDF)
Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Webinar-Reihe: Politische Fitness für Organisationen
Das Programm openTransfer.de hat die fünfteilige Webinar-Reihe »Politische Fitness: So wird eure Organisation stark in rauen Zeiten« aufgelegt, die sich an gemeinnützige Initiativen richtet. Vom 7. Februar bis 6. März 2024 geben Expert/innen wöchentlich mittwochs um 9.00 Uhr für 90 Minuten Tipps und Informationen u.a. zu den Themen schwer erreichbare Zielgruppen, Fundraising und Netzwerken.
Seminar: Kommune gemeinsam gestalten
Im Mittelpunkt des Seminars der Stiftung Mitarbeit (Freitag, 19. und Samstag, 20. April 2024 in Magdeburg) steht die Frage, wie Beteiligungsprozesse in der Kommune angestoßen und ausgestaltet werden können: Wo liegen die Ansatzpunkte und Chancen? Welche Probleme können auftreten und welche Lösungswege gibt es? Wie kann Engagement und Beteiligung in der Kommune sinnvoll verknüpft werden? Das Seminar richtet sich an Akteure aus Kommunen, Bürgerschaft, Organisationen, Vereinen und Verbänden, die ihre Kommune aktiv (mit)gestalten wollen.