eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft Nr. 8/2014 (25.04.2014)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Partizipation und Gesundheit
- Veranstaltungen und Publikationen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
reCampaign: Strategien für die digitale Zivilgesellschaft
Auf der diesjährigen Fachkonferenz »reCampaign – Strategien für die digitale Zivilgesellschaft« diskutierten Ende März 2014 rund 300 Teilnehmer/innen aus NGOs, Stiftungen und Politik über Kampagnen und Kommunikation im Netz. Folgende Fragen standen dabei im Mittelpunkt: Wie lässt sich der Sprung von der analogen zur digitalen Organisation bewerkstelligen? Was bedeutet die Allgegenwärtigkeit mobiler Vernetzung für die Kampagnenarbeit von NGOs? Welche Rolle spielen digitale Tools und Social Media für Partizipation und bürgerschaftliches Engagement? Und wie können zivilgesellschaftliche Organisationen ihre Daten und Informationsquellen schützen? Eine umfangreiche multimediale Dokumentation der verschiedenen Keynotes, Workshops, Panels und des Barcamps steht nun online zum Abruf bereit. Die Konferenz wurde von Oxfam Deutschland, Wigwam und Socialbar in Kooperation mit zahlreichen Förderern, Konferenz- und Medienpartnern veranstaltet.
Campaign Bootcamp: Bewerbungen erwünscht
Wie entwickelt man eine effektive Kampagnenstrategie? Wie verfasst man überzeugende E-Mails, um Menschen zu mobilisieren? Und was macht eine ansprechende Kampagnen-Website aus? Im neuen Trainingsprogramm »Campaign Bootcamp« haben angehende Kampagnenmacher/innen die Chance, von erfahrenen Trainerinnen und Trainern wertvolles Praxiswissen für die Kampagnenarbeit zu erlangen. Der fünftägige Intensivkurs findet vom 14. bis 19. Juni in der Stiftung Paretz bei Berlin statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen dort, erfolgreiche Kampagnen zu planen, vorzubereiten und durchzuführen. An den Intensivkurs schließt sich ein einjähriges Unterstützungsprogramm an: Auf vier Folgetreffen können die Campaigner/innen dann Gelerntes vertiefen und weitere Kampagnenaspekte besprechen. Darüber hinaus bietet das »Campaign Bootcamp« die Möglichkeit zur Vernetzung mit Kampagnenexperten aus aller Welt. Bewerbungsschluss ist der 30. April 2014.
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Resolution des Jugendparlaments zur Alpenkonvention
Unter dem Motto »Meine Alpen über die Grenzen hinaus« versammelte sich Anfang April das 9. Jugendparlament zur Alpenkonvention (YPAC) in Chamonix. Die 90 Teilnehmenden zwischen 14 und 19 Jahren waren aus allen Alpenländern angereist, um Lösungsansätze für anstehende Herausforderungen in den Alpenregionen zu entwickeln. Als Ergebnis verabschiedete das Forum ein Resolutionspapier, das sich für eine verbesserte Partizipation von Jugendlichen ausspricht. Jugendliche sollen durch vertiefende Informationsangbote und politische Bildung animiert werden, sich aktiv in politische Diskurse einzubringen. Außerdem sollen Jugendparlamente als Instrumente der politischen Willensbildung auch auf lokaler Ebene gefördert werden. Vor diesem Hintergrund fand vor Ort auch ein Austausch mit Vertreter/innen aus Politik und Zivilgesellschaft aus verschiedenen Alpen-Anrainer-Staaten statt. Das Jugendparlament zur Alpenkonvention wurde im Jahr 2006 ins Leben gerufen. Die Treffen finden jährlich in unterschiedlichen Städten aus der Alpenregion statt.
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BigBrotherAwards 2014: Oscars für Datenkraken verliehen
Wie in den Vorjahren hat die Datenschutzvereinigung Digitalcourage e.V. auch 2014 die BigBrotherAwards in mehreren Kategorien verliehen. Als Folge des NSA-Skandals stand die diesjährige Vergabe des Negativ-Preises besonders im Fokus der Öffentlichkeit. Ausgezeichnet in der Kategorie »Politik« wurde das Bundeskanzleramt, dass die Spionageaffäre frühzeitig für beendet erklärt hatte. Der erstmalig verliehene Positivpreis »Julia und Winston-Award« ging an Edward Snowden. Der Journalist Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, würdigte Edward Snowden in seiner Laudatio für seine gezeigte Zivilcourage. Unabhängig von der NSA-Thematik zeichnete die Jury auch deutsche Unternehmen mit Negativpreisen aus. Videos der Veranstaltung und alle Würdigungen stehen online zur Ansicht bereit. Der Award wurde in Deutschland erstmalig im Jahr 2000 verliehen, um Verletzungen des Datenschutzes öffentlich zu machen und Verbraucher/innen an einen bewussteren Umgang mit den persönlichen Daten zu erinnern. Nominierungen und Vorschläge für die Auszeichnung können das ganze Jahr über die Website eingereicht werden.
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Geschlechtergerechtigkeit in der Kommunalpolitik
Die Ruhr-Universität Bochum und der Frauenbeirat der Stadt Bochum haben ein zweijähriges Forschungsprojekt zu Gender Mainstreaming abgeschlossen. Studierende der Sozialwissenschaft hatten von März 2012 bis Ende 2013 Zugang zur Bochumer Stadtverwaltung und zum Stadtrat. Sie erforschten die Umsetzung von Gleichstellungsaspekten in der kommunalen Politik durch Interviews, Dokumentenanalysen und teilnehmende Beobachtungen. Daraus sind neun Masterarbeiten entstanden. Die Ergebnisse wurden Anfang April 2014 vorgestellt. Sie zeigen, dass die meisten politischen Akteure Gleichstellungsarbeit als »Frauenförderung« ansehen, für die allein der Frauenbeirat zuständig ist, anstatt Geschlechtergerechtigkeit bei allen Entscheidungsprozessen mitzudenken. Vielfach fehle außerdem das nötige Wissen, um Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe umzusetzen. Die Einzelstudien beschäftigen sich u. a. mit der Umsetzung von Gender Mainstreaming in der Fraktions- und Ausschussarbeit, mit der Vereinbarkeit von Familie und politischem Engagement und mit Genderaspekten in der kommunalen Haushaltspolitik.
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Im Fokus: Partizipation und Gesundheit
Partizipation und Gesundheit
Die Annahme, dass Partizipation positive Wirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Individuen und Gruppen hat, prägt bereits heute das Vorgehen in vielen gesellschaftlichen Praxisfeldern, beispielsweise in der Sozialen Arbeit und der Gesundheitsförderung. Hier scheint Partizipation zunehmend als ein richtungweisendes Leitbild anerkannt zu sein. Dr. Susanne Hartung, Gesundheitswissenschaftlerin und Soziologin, und Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, erläutern in ihrem Gastbeitrag am Beispiel der Stadtteilarbeit den Zusammenhang von Gesundheit und Partizipation und zeigen, wie durch mehr Teilhabe die Förderung von Gesundheitsressourcen verbessert werden kann. Ihr Fazit: Bürgerbeteiligung ist gesund und wer mehr beteiligt wird, lebt gesünder.
Wer sagt, was gut ist? Partizipative Qualitätsentwicklung und gesundheitliche Chancengleichheit
Seit vielen Jahren lautet das Credo guter Gesundheitsförderung, dass sie allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung ermöglichen soll. Eng verknüpft mit diesem Ziel ist die Vorstellung, dass Gesundheit zwar durch viele soziale und häufig nur schwer beeinflussbare Faktoren bestimmt wird, aber letztlich jede und jeder bei Maßnahmen der Gesundheitsförderung selbst mitentscheiden können muss. Gesine Bär, Wissenschaftlerin an der Alice Salomon Hochschule Berlin, stellt gemeinsam mit Maren Janelle, Holger Kilian, Andrea Möllmann-Bardak und Cornelia Wagner, Mitarbeiter/innen des Vereins Gesundheit Berlin-Brandenburg, in ihrem Gastbeitrag entlang kommunaler Beispiele das Konzept der »Partizipativen Qualitätsentwicklung« vor, das in den letzten Jahren für Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention entwickelt und erprobt wurde. Es versucht vor allem dem Anspruch einer höheren Selbstbestimmung aller Zielgruppen bei der Gestaltung ihrer Gesundheitschancen Rechnung zu tragen. Die soziale Selektivität von Angeboten und auch von Beteiligungsprozessen stellt die größte Herausforderung für diese Form der Qualitätsentwicklung dar.
Schritt für Schritt zu mehr Partizipation: Ältere an einer bewegungsfreundlichen Quartiersgestaltung beteiligen
Die Partizipation von Zielgruppen gilt in der Gesundheitsförderung als Qualitätsmerkmal. Doch wie muss Partizipation in der Praxis konkret ausgestaltet sein, damit dieses Ziel erreicht werden kann? Und wie lässt sich vor diesem Hintergrund zum Beispiel die Bewegung und Mobilität älterer Menschen beteiligungsorientiert fördern und verbessern? Eine Möglichkeit sind sogenannte Stadtteilbegehungen. Cornelia Wagner, Wissenschaftlerin am Zentrum für Bewegungsförderung Berlin, stellt in ihrem Gastbeitrag das Konzept der »Walkability« vor und zeigt an einem Berliner Beispiel anschaulich auf, wie ältere Menschen dadurch an der Gestaltung bewegungsfreundlicher Quartiere beteiligt werden können.
Partizipation als Rezept: Gesunde Städte durch gesellschaftliche Teilhabe
Studien zur Glücksforschung zeigen: Partizipation ist eine Voraussetzung zu einem glücklichen, gesunden, erfüllten Leben. Das Vorenthalten von Partizipation kann im Gegenteil zu psychischen und körperlichen Erkrankungen führen. Jeanne Grabner, Quartiersmanagerin und bei der Stiftung SPI für den Geschäftsbereich Stadtentwicklung zuständig, zeigt in ihrem Gastbeitrag, dass der Weg in eine gesunde Stadt über gesellschaftliche Teilhabe führt, denn »nur eine Stadt, die die Partizipation ihrer Bewohner/innen nicht behindert, ist eine gesunde Stadt« und erfolgreich auf dem Weg zu Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.
Veranstaltungen und Publikationen
Publikation: Engagement braucht Leadership
Die Stärkung von Vereinen und Vorständen war das Ziel des Modellprogramms »Engagement braucht Leadership«, das die Robert Bosch Stiftung durchgeführt hat. In der Publikation sind die Erfahrungen dieses Projektes dokumentiert und Methoden zur Vorstandsarbeit und Vorstandsbesetzung als Werkzeugkoffer zusammengestellt. Zielgruppe sind vor allem Infrastruktureinrichtungen des bürgerschaftlichen Engagements, die sich für eine Stärkung des Vereinsleben einsetzen: Freiwilligenagenturen, kommunale Anlaufstellen, Selbsthilfekontaktstellen oder andere Einrichtungen und Netzwerke der Engagementförderung. Das Buch regt dazu an, Vorstandsarbeit im Verein aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und bietet Instrumente für die Praxis der Vereinsförderung.
Röbke, Thomas: Engagement braucht Leadership. Stärkung von Vereinen und ihren Vorständen als Zukunftsaufgabe.
Stuttgart 2014, 178 S., kostenlos
Publikation: Das Hohe Haus
Roger Willemsen verfolgt alle Sitzungswochen des Jahres 2013 von der Zuschauertribüne des Deutschen Bundestages und schildert in »Das Hohe Haus«, wie die Entscheidungen fallen, die uns alle betreffen. Als Richtschnur dient ihm ein parlamentarisches Ideal der argumentativen Debatte und der offenen Abstimmung. Der Alltag im Plenarsaal entspreche dem meistens nicht: Die Bundestagsdebatte stellt sich als pflichtgemäße Ableistung des Meinungsaustausches dar und hält für die Willensbildung der Bürger/innen oft wenig bereit. Willemsen arbeitet sich an mangelnder Debattenkultur, an floskelhaften und argumentationslosen Reden, an unaufmerksamen Abgeordneten und der Abstimmung entlang von Fraktionsgrenzen ab. Sein Fazit: Das Parlament als Entscheidungsmitte der repräsentativen Demokratie und als Kontrollorgan der Regierung steckt in der Krise. Die als Tagebuch verfasste Publikation bietet keine umfassende politische Analyse. Durch detaillierte Beobachtungen und die hartnäckige Beschreibung von wiederkehrenden Sprech- und Verhaltensweisen vermittelt das Buch aber einen aufschlussreichen Einblick in das Wesen und die Arbeit des Parlaments.
Willemsen, Roger: Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament. Frankfurt am Main 2014, 400 S., 19,99 Euro, ISBN 978-3-10-092109-3
Information und Bestellung
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles termine-und-veranstaltungen _blank>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 16.-17.5.2014 in Sonthofen: 7. Bundestreffen der Regionalbewegung
Veranstaltung des Bundesverbandes der Regionalbewegung e.V.
• 27.6.2014 in Köln: Netzwerk Bürgerbeteiligung - 3. Netzwerktreffen
Veranstaltung des Netzwerks Bürgerbeteiligung für Netzwerker/innen und Interessierte