eNewsletter Nr. 2/2014 (31.01.2014)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Unternehmen und Engagement
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Europäische Erinnerungskultur: Herausforderungen für die politische Bildung
Im Sommer 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum einhundertsten Mal. Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB) nimmt das Gedenken an dieses Ereignis zum Anlass, den »Großen Krieg« und seine Auswirkungen auf den europäischen Einigungsprozess in den Mittelpunkt seiner Arbeit im Jahr 2014 zu stellen. Für die politische Bildung sei die Auseinandersetzung mit den beiden Weltkriegen sowie mit deren politischen und gesellschaftlichen Ursachen und Folgen eine zentrale Herausforderung, um einen wirksamen Beitrag zur (globalen) Friedenssicherung, zur Friedenserziehung und zur Stärkung demokratischer und zivilgesellschaftlicher Strukturen einer Gesellschaft zu leisten. Der AdB regt die Träger politischer Bildung an, ihre Angebote historisch-politischer Bildung weiter auszubauen, zentrale Aspekte einer europäischen Erinnerungskultur verstärkt zu thematisieren und alle gesellschaftlich relevanten Gruppen anzusprechen. Die Vermittlung der Bedeutung von Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität als Grundlage für eine wirkungsvolle Demokratie und die Durchsetzung der Menschenrechte stelle ein zentrales Ziel politischer Bildungsarbeit dar.
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Projekt: Jugend.Stadt.Labor
Junge Menschen haben eigene Vorstellungen zur Gestaltung ihres Lebensumfeldes. Das Projekt »Jugend.Stadt.Labor« des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung versteht sich als ein selbstorganisierter Möglichkeitsraum von jungen Menschen, die über ihre Städte diskutieren und diese aktiv mitgestalten wollen. Es soll daher selbstbestimmte Räume für Jugendliche schaffen, in denen sie innovative Ideen zu stadtrelevanten Themen entwickeln können. Ziel ist die Erforschung von Netzwerken, Kooperationen und neuen Beteiligungsmodellen zwischen jungen Stadtmachern, der Kommune und Unternehmen. Im Zentrum eines »Jugend.Stadt.Labors« steht eine Kerngruppe, die einen Diskussionsprozess zu wichtigen Zukunftsthemen wie Stadtraum, Wirtschaft, Wohnen und Bildung entfacht und daraus konkrete Projekte entwickelt. Insgesamt wurden seit dem Projektstart im November 2013 bundesweit acht Modellvorhaben für das Forschungsprojekt ausgewählt, darunter Projekte aus Anklam, Görlitz, Hannover oder Witten. Die jeweiligen Kommunen sind ausdrücklich aufgerufen, strategische Schnittstellen zu dieser jungen Generation von Stadtplanern aufzubauen.
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Vitalisierung ländlicher Räume
In strukturschwachen, ländlichen Regionen sind die Bedingungen für eine lebendige und demokratische Zivilgesellschaft oft prekär und die Gefahr von Extremismus hoch – so zumindest das verbreitete Klischee. Im Rahmen des Modellprojekts »Vitalisierung ländlicher Räume durch intergenerative Zusammenarbeit« wurden in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen unterschiedliche Ansätze zur Stärkung des generationsübergreifenden Lernens und des zivilgesellschaftlichen Zusammenhalts verwirklicht, wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Erste Zwischenergebnisse liegen nun vor. Demnach zählen z. B. die Kommunikation zwischen Generationen, die Langfristigkeit von Maßnahmen sowie die Einbindung von Frauen als lokale Schlüsselpersonen zu den wichtigsten Voraussetzungen, um generationsübergreifenden Zusammenhalt zu fördern. Die abschließenden Forschungsergebnisse werden im Laufe des Jahres in Buchform veröffentlicht. Das Modellprojekt wurde von den Evangelischen Akademien in Deutschland initiiert und ist Teil des Programms »Zusammenhalt durch Teilhabe« des Bundesministeriums des Innern.
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Forschung und gesellschaftliche Verantwortung
Wie kann Forschung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden? Und wie lassen sich Bürgerinnen und Bürger oder zivilgesellschaftliche Organisationen in den Forschungs- und Innovationsprozess einbinden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprogramms der Europäischen Union mit dem Titel »Responsible Research and Innovation« (RRI). Hintergrund: Die EU möchte, dass in Zukunft Werte, Bedürfnisse und Erwartungen der Gesellschaft stärker in die Forschung einfließen. Das Programm wird von der Europäischen Kommission gefördert und verfügt über ein Budget von sieben Mio. Euro. 26 Institutionen aus 30 europäischen Ländern sind daran beteiligt; der Wissenschaftsladen Bonn ist als deutscher Projektpartner und Knotenpunkt im EU-Projekt vertreten.
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TTIP: Kritik und Fortschritt
Nach der vielstimmigen öffentlichen Kritik am geplanten Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen der EU und den USA hat die EU-Kommission erste Konsequenzen gezogen und die bislang intransparenten Verhandlungen über ein geplantes Sonderklagerecht für Konzerne gegenüber EU-Staaten für drei Monate ausgesetzt. Dies wertet beispielsweise das globalisierungskritische Netzwerk Attac in einer aktuellen Stellungnahme als »Etappensieg«. Laut EU-Handelskommissar Karel De Gucht soll nun Anfang März ein von der EU vorgeschlagener Text veröffentlicht werden, der auch Abschnitte zum Investitionsschutz und zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten (ISDS) enthalten wird. EU-weit werden Bürgerinnen und Bürger dann drei Monate lang die Möglichkeit haben, den Entwurf zu diskutieren. Zudem hat die EU-Kommission ein Beratungsgremium installiert, dem auch Vertreter von NGOS wie dem European Environmental Bureau (EEB) angehören. Das EEB ist ein europaweiter Zusammenschluss von mehr als 140 Umweltschutz-Organisationen. Zugleich will ein Bündnis aus mittlerweile 50 zivilgesellschaftlichen Organisationen die Bürger/innen europaweit für ein »Alternatives Handelsmandat« mobilisieren (siehe NL 24/2013). Unterdessen hält die zivilgesellschaftliche Kritik am geplanten Freihandelsabkommen weiter an. Das Kampagnennetzwerk Campact koordiniert eine Unterschriftenaktion zum Thema, die mittlerweile von mehr als 330.000 Menschen mitgezeichnet wurde.
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Im Fokus: Unternehmen und Engagement
Gute Sache: Unternehmenskooperationen erfolgreich gestalten
Wie lassen sich Kooperationen zwischen gemeinnützigen Organisationen und Unternehmen erfolgreich gestalten? Das gemeinschaftlich von der Bertelsmann Stiftung, Generali Deutschland, KPMG, RWE und UPJ entwickelte Programm »Gute Sache – Qualifizierung für Unternehmenskooperationen« richtet sich an Nonprofit-Organisationen, die auf der Suche nach neuen Wegen in der Zusammenarbeit mit Unternehmen sind. Zum Umfang des Angebotes gehören Seminare, Workshops und die Entwicklung eines Kooperationsprojekts. Seit Oktober 2013 wird Gute Sache an sieben Standorten in Deutschland durchgeführt. Dr. Reinhard Lang, Geschäftsführender Vorstand von UPJ, einem Netzwerk engagierter Unternehmen und regionaler Mittlerorganisationen für Corporate Citizenship und CSR in Deutschland, stellt das Qualifizierungsprogramm in seinem Gastbeitrag vor.
Wertschätzung und Anerkennung außerschulisch erworbener Kompetenzen durch Unternehmen
Seit Jahren sind bei Unternehmen neben fachspezifischen Qualifikationen auch soziale Kompetenzen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gefragt. Freiwilliges Engagement in der Jugendarbeit fördert nachweislich eine solche Kompetenzentwicklung. Mirja Lange, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsverbund des Deutschen Jugendinstituts und der TU Dortmund, skizziert in ihrem Gastbeitrag, wie und ob außerschulische erworbene Kompetenzen durch die Wirtschaft anerkannt und wertgeschätzt werden. Ihr Fazit: Zukünftig scheint es nötig, dass Vertreter/innen der Kinder- und Jugendarbeit und der Wirtschaft in einen Dialog darüber treten, wie zertifiziertes Engagement in der Jugendarbeit noch stärker und früher in Bewerbungsverfahren Berücksichtigung finden kann und wie Qualifikationsnachweise aus der Jugendarbeit formal und inhaltlich hinreichend transparent und vergleichbar gestaltet sein müssen, um in Unternehmen langfristig bekannt und anerkannt zu sein.
Zivilkapitalismus: Mitgestalten nicht nur im Politischen
Wie lässt sich Wirtschaft demokratisieren? Einen Vorschlag, wie sich die Teilhabe und Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger in der Ökonomie gestalten lassen, macht der Publizist Wolf Lotter in einem aktuellen Beitrag im Rahmen der Netzdebatte der Bundeszentrale für politische Bildung. Dazu führt er den Begriff des »Zivilkapitalismus« in die Diskussion ein. Demnach sollten in Zukunft nicht wenige Eigentümer oder Manager mit einigen Politiker/innen und Funktionären darüber entscheiden, wie Ökonomie und Gesellschaft gestaltet werden, sondern die aus mündigen Bürger/innen bestehenden Märkte selbst. Er appelliert parallel zur »Politisierung des Marktgeschehens« an die Bürger/innen, die Märkte mitzugestalten. Der Beitrag steht unter CC-Lizenz online zur Ansicht bereit.
Der Beitrag im Wortlaut
Nachtschicht: Kompetenzmarathon für einen guten Zweck
Die Idee stammt aus den Niederlanden und wird nun erstmals in Deutschland erprobt: am 21. Februar 2014 stellen fünf Teams à fünf Personen aus verschiedenen Kreativ- und Beratungsfirmen ihr Fachwissen kostenfrei zur Verfügung, um im Rahmen einer »Nachtschicht« konkrete Aufgaben von fünf gemeinnützigen Organisationen aus Berlin zu lösen. Ob PR-Konzept, ansprechend gestaltete Schulungsmaterialien, eine gute Website, eine Infobroschüre, ein neues Logo oder eine passende IT-Lösung: Mit der Idee will UPJ e.V. gemeinsam mit weiteren Partnern ein übertragbares Veranstaltungsformat etablieren, mit dem Kompetenzspenden von mittelständischen (Kreativ-)Unternehmen mobilisiert werden, die ihr Wissen pro bono in den Dienst gemeinnütziger Organisationen stellen – und das sozusagen »über Nacht«.
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Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Fördertöpfe für Vereine
Die Fördertöpfe für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiativen sind ein praxisorientiertes Nachschlagewerk für alle Gruppen und Initiativen, die nach neuen Finanzierungswegen zur Verwirklichung ihrer Projektideen suchen. Die Broschüre portraitiert mehr als 330 Stiftungen und Förderquellen und bietet umfangreiche Tipps zu Fördermöglichkeiten in den Bereichen Bildung, Jugend, Arbeit, Umwelt¬, Soziales, Migration, Antifaschismus, Integration, Wohnen, Kultur, Frauen, Queer Leben und Entwicklungspolitik. Die umfassenden Hinweise auf Förderungen sowie Tipps und Tricks zur Antragstellung machen die Broschüre zu einem kompetenten Wegweiser durch den Förderdschungel.
Netzwerk Selbsthilfe e.V.: Fördertöpfe für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiativen. Berlin 2014, 208 S., 20,00 Euro
Information und Bestellung
Publikation: Keine Zeit für Jugendarbeit?!
Haben junge Menschen »im Takt einer beschleunigten Gesellschaft« noch ausreichend Zeit für die Teilnahme und das ehrenamtliche Engagement in Jugendverbänden? Diese Frage stellt sich aktuell vor dem Hintergrund sich wandelnder Bedingungen und Strukturen des Aufwachsens und steht im Mittelpunkt der empirischen Studie »Keine Zeit für Jugendarbeit!?«, deren Befunde den Kern dieses Buches bilden.
Mirja Lange/Karin Wehmeyer: Jugendarbeit im Takt einer beschleunigten Gesellschaft. Veränderte Bedingungen des Heranwachsens als Herausforderung. Weinheim 2014, 204 S., 24,95 Euro, ISBN 978-3-7799-1119-7
Information und Bestellung
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles termine-und-veranstaltungen _blank>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 06.02.2014 in Hannover: Wie baue ich eine Freiwilligenagentur auf?
Eine Veranstaltung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa)
• 11.03.2014 in Jena: Mitteldeutscher Fundraisingtag 2014
Eine Veranstaltung vom fundraising forum mit Kooperationspartnern