eNewsletter Nr. 14/2012 (03.08.2012)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Wettbewerbe und Förderpreise
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Dritte-Sektor-Organisationen heute
Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hat von Oktober 2011 bis Januar 2012 eine Befragung unter 12.000 Vereinen, gemeinnützigen GmbHs, Stiftungen und Genossenschaften durchgeführt. Rund 3.100 Organisationen haben sich an der Erhebung beteiligt. Die Ergebnisse liegen nun als empirischer Überblick »Dritte-Sektor-Organisationen heute: Eigene Ansprüche und ökonomische Herausforderungen« vor. In der Studie werden strukturelle Merkmale, Tätigkeitsbereiche, Mitglieder, Engagierte sowie Beschäftigungsverhältnisse dargestellt. Eine wichtige Rolle spielen Fragen der Finanzierung und Folgen der Ökonomisierung. Neben der Abhängigkeit von öffentlichen Geldern wird als Problem die Konkurrenz zwischen Organisationen des Dritten Sektors und privatwirtschaftlichen Unternehmen um Aufgaben und Tätigkeitsfelder genannt. In Vereinen gelten Überalterung und ein nachlassendes Gemeinschaftsgefühl als zentrale Herausforderungen.
Verfassungsschutz und Gemeinnützigkeit
Die Proteste gegen eine geplante Gesetzesänderung, die es dem Verfassungsschutz erlauben würde, faktisch über den Fortbestand gemeinnütziger Organisationen zu entscheiden, nehmen zu. Inzwischen haben mehr als 100 zivilgesellschaftliche Organisationen einen von Attac und ROBIN WOOD initiierten offenen Brief gegen dieses Vorhaben unterzeichnet, so die Pressemitteilung der beiden Organisationen. Die Bundesregierung will im Herbst 2012 im Rahmen der Beschlussfassung über das Steuergesetz 2013 auch die Abgabenordnung (§51, Abs.3) ändern. Das würde dazu führen, dass gemeinnützige Körperschaften, die in einem Verfassungsschutzbericht als »extremistisch« bezeichnet werden, automatisch und ohne weitere Prüfung durch die Finanzämter ihre Gemeinnützigkeit und die damit verbundenen Steuervorteile verlören. Derzeit liegt es an den Finanzämtern zu prüfen, ob ein Extremismus-Vorwurf durch den Verfassungsschutz zum Entzug der Gemeinnützigkeit führt. Mit dem offenen Brief fordern die unterzeichnenden Organisationen die Bundestagsabgeordneten auf, diese Verfassungsschutz-Klausel ersatzlos aus der Abgabenordnung zu streichen.
Mehr Informationen
eGovernment Monitor 2012
Der eGovernment MONITOR 2012 ist eine Studie der Initiative D21 und ipima. Der Monitor stellt die Akzeptanz von elektronischen Bürgerdiensten dar und verdeutlicht Unterschiede bei der Nutzung zwischen Deutschland, Österreich, Schweiz, Schweden, Großbritannien und USA. Dabei zeigt sich, dass in Deutschland zwar eine grundsätzliche Zufriedenheit der Onliner mit den E-Government-Angeboten vorherrscht, dass aber nur 45 Prozent der Onliner digitale Behördenangebote auch aktiv nutzen. Als Haupthemmnis für eine stärkere E-Government-Nutzung wird eine mangelnde Durchgängigkeit vieler E-Government-Angebote genannt. Neu in der Studie ist die Unterscheidung von vier unterschiedlichen Nutzertypen mit Blick auf die genutzten E-Partizipations-Angebote: Digitale Unbeteiligte, Prädigitale Interessierte, Digitale Beobachter und Digitale Engagierte. Auch hier ist die Gruppe der Digital Engagierten noch klein, es wird aber in den Gruppen der Interessierten und Beobachtenden ein ausbaufähiges Potenzial gesehen. Als Herausforderung für die Zukunft wird auf die zunehmende Bedeutung von mobilen Endgeräten für ein »Mobile Government« hingewiesen.
Portal für Bürgerpetitionen
Das internationale Kampagnen-Netzwerk AVAAZ versucht in vielen Ländern und überwiegend durch Online-Aktionen mit Bürgerstimmen politische Eintscheidungen zu beeinflussen. Avaaz bedeutet »Stimme« in vielen Sprachen Osteuropas, des Mittleren Ostens sowie Asiens und ist seit 2007 aktiv. Mit »Bürgerpetitionen« hat das Netzwerk eine neue Internetplattform online gestellt, mit der Interessierte selbständig eigene Kampagnen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene initiieren und durchführen können.
Im Fokus: Wettbewerbe und Förderpreise
Europäische Preise für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen
Im »Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen« wird eine Reihe von Preisen verliehen. Der »Preis für Social Enterpreneurs« richtet sich an Einzelpersonen, die den sozialen Wandel vorantreiben, um die Herausforderungen der alternden Gesellschaft anzugehen und die Solidarität zwischen den Generationen zu fördern. Neben dem Journalistenpreis »Berichterstattung über das Altern und die Beziehungen zwischen den Generationen« gibt es einen Preis »Für altersgerechte Umgebungen« sowie einen »Lebensgeschichten-Wettbewerb«. Mit diesem sollen junge und ältere Einzelpersonen, die gemeinsam einen inspirierenden Bericht über das aktive Altern präsentieren, ausgezeichnet werden. Die Bewerbungsfrist geht bei allen Preisen noch bis zum 1. September 2012, der Lebensgeschichten-Wettbewerb bis zum 16. September 2012.
Call for members – Wettbewerb der Vereine
Die Kulturstiftung des Bundes motiviert mit dem Wettbewerb »Call for Members« Kunst- und Kulturvereine in Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, einen Fokus der Vereinsarbeit auf die offensive Werbung neuer Mitglieder zu richten. Unter allen Teilnehmern und in zwei Wettbewerbskategorien werden diejenigen Vereine prämiert, denen es in der Wettbewerbslaufzeit (seit April 2012) gelingt, die meisten zahlenden neuen Mitglieder zu gewinnen. Der Wettbewerb endet am 31.8.2012.
Der ideale Ort
Mit diesem Wettbewerb sucht »Das Örtliche« Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Initiativen aus ganz Deutschland, die sich für wohltätige Zwecke einsetzen, sich freiwillig engagieren oder ehrenamtlich helfen, ihren Ort für sich und andere lebenswerter zu gestalten. Bewerben können sich Projekte und Initiativen, die sich mit Fantasie und Tatkraft für eine Verbesserung ihres Umfeldes einsetzen. Zusätzlich zur Juryentscheidung wird ein Publikumspreis vergeben: Während des gesamten Wettbewerbszeitraums können die Besucher der Webseite www.der-ideale-ort.de via Facebook für die Projektbeiträge abstimmen.
Aktiv für Demokratie und Toleranz
Das »Bündnis für Demokratie und Toleranz« sucht mit dem Wettbewerb »Aktiv für Demokratie und Toleranz« sucht vorbildliche und nachahmbare zivilgesellschaftliche Aktivitäten, die sich aktiv für ein gleichberechtigtes Miteinander und gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt einsetzen. Ausgezeichnet werden vorbildliche zivilgesellschaftliche Aktivitäten, die sich gegen Ausländerfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung sowie für den gegenseitigen Respekt verschiedener Kulturen und Lebensweisen einsetzen. Bewerbungsfrist ist der 28.09.2012.
Leuchtturm – Medienpreis des »netzwerk recherche«
Einmal pro Jahr vergibt das netzwerk recherche den Medienpreis »Leuchtturm«. Er zeichnet außergewöhnliche Recherchen aus, die für den öffentlichen Diskurs von großer Bedeutung sind. Gefragt sind insbesondere Beiträge, die sich mit bislang unbeachteten Themen befassen. Auch Medienprojekte oder Initiativen können sich bewerben, die Bewerbungsfrist geht bis zum 1.11.2012.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Lokale Engagementförderung
In den letzten Jahren ist ein regelrechter Gründungsboom von Infrastruktureinrichtungen für bürgerschaftliches Engagement zu verzeichnen. Hierzu zählen Freiwilligenagenturen, Seniorenbüros, Selbsthilfekontaktstellen und Bürgerstiftungen ebenso wie Stadtteilbüros, Mehrgenerationenhäuser, Lokale Bündnisse für Familien sowie Stabs- oder Anlaufstellen in der Verwaltung. In diesem Band wird untersucht, welche Vor- und Nachteile die Vielfalt der Einrichtungen auf lokaler Ebene mit sich bringt. Welche Anlaufstellen, Büros und Agenturen sind noch zeitgemäß? Wie ergänzen sich die Angebote, wo überschneiden sie sich und wo stehen sie in Konkurrenz zueinander? Die Antworten auf diese Fragen bilden die Grundlage für eine Diskussion über die zukünftige Entwicklung der Engagementförderung vor Ort.
Wolf, André Christian / Zimmer, Annette: Lokale Engagementförderung, Kritik und Perspektiven
Wiesbaden 2012. 182 S., 24,95 Euro
ISBN: 978-3-531-18585-9
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Publikation: Die Vielfalt der Freiwilligenarbeit
Die Menschen in Deutschland sind vielfältig engagiert, zum Beispiel im Sport, in der Kirche, in der Schule; manche täglich – manche sporadisch. Wovon hängt es ab, dass Menschen sich freiwillig engagieren? Sind bestimmte Ressourcen oder besondere Wertorientierungen erforderlich? Und womit lassen sich die Unterschiede im Engagementverhalten erklären? In diesem Buch werden auf Grundlage einer systematischen Theorieintegration Thesen zur Beantwortung dieser Fragen entwickelt und anhand einer umfangreichen Sekundäranalyse des Freiwilligensurvey empirisch geprüft.
Johannes Emmerich: Die Vielfalt der Freiwilligenarbeit. Eine Analyse kultureller und sozialstruktureller Bedingungen der Übernahme und Gestaltung von freiwilligem Engagement.
Berlin, Münster, Wien, London 2012, 296 S., 29,90 Euro
ISBN: 978-3-643-11749-6
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Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 6.– 9.2012 in Hannover: Sommer-Forum Generationendialog 2012
Eine Tagung des Projektebüros »Dialog der Generationen« zu integrationspolitischen Aspekten des Generationendialogs
• 29.09.2012 in München: Alles so schön grün hier? Unternehmen zwischen Nachhtligkeit und Greenwashing
Eine Tagung der Petra-Kelly-Stiftung