eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 5/2023 (30.05.2023)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Kirche, Religion und Engagement in der Zivilgesellschaft
- Publikationen
- Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Deutscher Nachbarschaftspreis 2023
Die nebenan.de Stiftung zeichnet in diesem Jahr bereits zum siebten Mal herausragendes ehrenamtliches Engagement mit dem Deutschen Nachbarschaftspreis aus. Vom 1. Juni bis zum 13. Juli 2023 können sich Initiativen und Projekte aus ganz Deutschland bewerben, die sich für lebendige und lebenswerte Nachbarschaften einsetzen und das gesellschaftliche Miteinander stärken. Von Nachbar/innen, die ihr Viertel verschönern, bis hin zu Begegnungsprojekten zwischen älteren und jüngeren Menschen – der Deutsche Nachbarschaftspreis sucht nachbarschaftliches Engagement aus allen Lebensbereichen. Der Preis ist mit insgesamt 57.000 Euro dotiert und wird auf Landesebene und in fünf Themenkategorien vergeben.
Leitfaden: Stadtentwicklung, Partizipation und Vergabe
Die frühzeitige Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Planungs- und Bauvorhaben ist eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung. Immer mehr Menschen sind bereit, sich aktiv in Stadtentwicklungsprozesse einzubringen. Koproduktion und Gemeinwohlorientierung sind zwei der fünf Schlüsselprinzipien in der neuen Leipzig-Charta und damit Grundlage für eine partizipative Stadtentwicklung. Vor diesem Hintergrund ist nun ein neuer Leitfaden für Partizipation in Vergabeverfahren für Planungsleistungen erschienen. Der Leitfaden nimmt die Ausgestaltung von Beteiligungsprozessen im Vorfeld und im Rahmen der Vergabe von Planungsleistungen im Bereich Architektur, Stadtplanung und Ingenieurbauwerke sowie Verkehrsanlagen in den Blick. Der Leitfaden beschreibt unter anderem Prinzipien und Methoden, die dabei helfen können, dem Wunsch von Bürgerinnen und Bürgern nach einer verstärkten Partizipation auch im Rahmen der Vergabe gerecht zu werden.
Der Leitfaden im Wortlaut (PDF)
Forum Endlagersuche: Aufruf zur Mitgestaltung
Nach dem Abschalten der letzten Atomkraftwerke in Deutschland geht die Suche nach einem Endlager für die radioaktiven Abfälle weiter. Das 2. Forum Endlagersuche findet am 17. und 18. November 2023 in Halle (Saale) in der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften und digital statt. Bereits im Vorfeld sind eine Reihe von Online-Veranstaltungen geplant. Die Forumstage bieten Raum, eigene Beiträge, Fragen und Perspektiven einzubringen. Schwerpunkte des 2. Forums sind die nächsten Schritte zur Eingrenzung von Gebieten in Deutschland, die für ein Endlager potenziell in Frage kommen, ebenso wie die Herausforderungen der langen Dauer des Verfahrens sowie Möglichkeiten der Öffentlichkeitsbeteiligung. Noch bis zum 30. Juni 2023 können sich Interessierte mit ihren Vorschlägen an der Programmgestaltung des Forums beteiligen.
Demokratie im Internet: Plattformräte als Beratungsinstrument für soziale Medien
Wie können demokratische Werte und die Menschenrechte im digitalen Raum besser geschützt werden? Diese Frage hat ein Team von 35 Wissenschaftler/innen weltweit ein Jahr lang untersucht. Zum Abschluss ihrer Arbeit haben sie nun politische Handlungsempfehlungen für die Umsetzung von unabhängigen Gremien zur Kontrolle von Social-Media-Plattformen vorgelegt. Ein Kernelement sind sogenannte Plattformräte (engl: Social Media Council). Sie sollen die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern, von Zivilgesellschaft, Industrie und Politik bei wichtigen Entscheidungsfragen in Punkten wie Diskriminierung, Meinungsfreiheit oder Desinformation vertreten. Die Forschung habe gezeigt, so die Wissenschaftler/innen in ihrer Studie, dass es weltweit ein Bedürfnis gibt, mächtige Kommunikationsakteure wie Plattformen dabei zu beraten und zu kontrollieren, wie sie Regeln setzen und diese algorithmisch durchsetzen. Plattformräte seien hierzu ein tragfähiges Instrument, um die großen sozialen Medien in wichtigen gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen zu unterstützen. Das Forschungsprojekt »Plattform://Demokratie« wird von der Stiftung Mercator gefördert und unter anderen vom Leibniz-Institut für Medienforschung und dem Alexander von Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft durchgeführt.
LOSLAND: Modellprojekt veröffentlicht Ergebnisse
Über eineinhalb Jahre hinweg hat das Modellprojekt LOSLAND zehn Kommunen aus ganz Deutschland dabei begleitet, Beteiligungsverfahren zu planen und umzusetzen. Im Mittelpunkt standen Bürgerräte und Losverfahren. LOSLAND verfolgte dabei einen dialogischen Ansatz: Die Beteiligungsprozesse sollten vor Ort nicht in Konkurrenz zur repräsentativen Demokratie treten, sondern diese ergänzen und Brücken zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft bauen. Jetzt liegen die Ergebnisse und eine Rückschau auf das gesamte Projekt in Form einer Publikation vor, die kostenlos zum Abruf bereitsteht.
Die Publikation im Wortlaut (PDF)
DSEE: Förderprogramm »Transform_D«
Das neue Programm »Transform_D« der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) fördert Projekte, Ideen und Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen, die auf bürgerschaftlichem Engagement beruhen. Projekte können eine Förderung von 20.000 bis 100.000 Euro erhalten. Im Mittelpunkt der Ausschreibung stehen drei Handlungsfelder: Digitalisierung, Klimawandel und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Das Programm fördert neben innovativen Ansätzen auch Projekte, die ihre Wirkung in einem der drei Themenschwerpunkte bereits nachgewiesen haben und diese auch für andere nutzbar machen oder skalieren wollen. Bewährte Angebote werden dadurch an neuen Standorten oder digital erweitert oder neuen Zielgruppen zugänglich gemacht. Bewerbungsschluss ist der 14. Juli 2023.
Im Fokus: Kirche, Religion und Engagement in der Zivilgesellschaft
Deutscher Evangelischer Kirchentag 2023
Unter dem Motto »Jetzt ist die Zeit« findet vom 7.–11. Juni 2023 in Nürnberg der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Die Stiftung Mitarbeit präsentiert sich wie in den Vorjahren mit einem eigenen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten (Hallen-/Standnummer 4-D20). Interessierte sind herzlich eingeladen, sich dort über die Arbeit und Angebote der Stiftung Mitarbeit zu informieren. Der Markt der Möglichkeiten findet in den Hallen 1, 4 und 9 der NürnbergMesse statt. Die Hallen sind Donnerstag bis Samstag von 10:30 bis 18:30 Uhr geöffnet.
Empirische Daten zu Religionsgemeinschaften in der Zivilgesellschaft: Eine Sonderauswertung des Freiwilligensurveys 2019
Mit einer Sonderauswertung zum aktuellen Fünften Deutschen Freiwilligensurvey 2019 beleuchtet das Sozialwissenschaftliche Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Entwicklung des Engagements im Bereich Kirche und Religion. Religionszugehörigkeit wirkt sich demnach positiv auf das freiwillige Engagement aus, lautet eine zentrale Erkenntnis der Studie. Maria Sinnemann stellt die wichtigsten Ergebnisse der Sonderauswertung in ihrem Gastbeitrag vor.
Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung: Kirche und politische Kultur
Haben Mitglieder einer christlichen Kirche weniger oder mehr antisemitische Vorurteile als Nichtmitglieder? Wie wirkt sich die Religiosität eines Menschen auf sein Verhältnis zur Demokratie aus? Wird in rechtspopulistischen Hasskommentaren online auch theologisch argumentiert? Und wie gehen Gemeinden mit Rechtspopulismus und anderen Herausforderungen um, die sich im eigenen Haus oder vor den Kirchentüren ergeben? Der Zusammenhang zwischen Religion und Vorurteilen ist wenig erforscht. Um diese und viele weitere Fragen zu untersuchen, hat die EKD drei Teilstudien gefördert, die den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilen beleuchten. Ein zentrales Ergebnis: Kirchengemeinden können ein Ort demokratischer Beteiligung und gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse sein.
Leitfaden: Religiöse Vielfalt lokal gestalten
Ein von der Bertelsmann Stiftung und dem Progressiven Zentrum erarbeiteter Leitfaden will lokalen Akteuren Mut machen, die religiös-weltanschauliche Vielfalt vor Ort als soziale Ressource zu entdecken und damit zu beginnen, die Diversitätsarbeit vor Ort aktiv zu gestalten. Dazu liefert er empirisch fundierte Hinweise und Praxisbeispiele. Die 40 Seiten umfassende Handreichung formuliert entlang von fünf grundlegenden Handlungsansätzen die Gestaltung religiös-weltanschaulicher Vielfalt als politische und gesellschaftliche Aufgabe. Demnach gilt es zum einen, vor Ort positive Beispiele für religiöse Vielfalt sichtbar zu machen. Außerdem sind Begegnungen und Dialog von Menschen unterschiedlicher oder auch keiner Religion elementar. Die Möglichkeit zum Austausch und das Gestalten des Zusammenlebens durch gemeinsame Ziele, kann helfen, gegenseitige Vorurteile abbauen. Die vorgestellten Best Practice-Anwendungen richten sich vor allem an Akteure auf lokaler Ebene wie Schulen, Gemeinden, Unternehmen, Behörden und Medien.
Der Leitfaden im Wortlaut (PDF)
»Als sie uns beerdigten, ahnten sie nicht, dass wir Samen waren« – Zum zivilgesellschaftlichen Engagement der ökumenischen Initiative »Die Kirche(n) im Dorf lassen« rund um die Kohletagebaue am südlichen Niederrhein
Die ökumenische Initiative »Die Kirche(n) im Dorf lassen« setzt sich für den Erhalt der bedrohten Kirchen im Rheinischen Braunkohlerevier ein und betrachtet diesen Einsatz als untrennbar verbunden mit dem Kampf für globale Klimagerechtigkeit. Anselm Meyer-Antz stellt das in den vergangenen Jahren geleistete zivilgesellschaftliche Engagement der lokalen Initiative in seinem Gastbeitrag am Beispiel des Dorfes Lützerath vor.
Publikationen
Publikation: Gemeinsam die Welt verändern – Aber wie?
Wenn Menschen sich in NGOs und Initiativen zusammenschließen, wollen sie etwas erreichen und bewirken. Doch in der Praxis politischen und bürgerschaftlichen Engagements kommt es immer wieder vor, dass sich Gruppen trotz vieler guter Ideen im Geflecht zwischenmenschlicher Probleme, ineffektiver Abstimmungen und zeitlicher Überforderung verlieren. Wie es hingegen gelingen kann, gemeinschaftliche Initiativen zum Blühen zu bringen, zeigt das vorliegende Praxishandbuch. Es gibt Antworten auf Fragen wie: Was macht Initiativen erfolgreich? Welche Werkzeuge und Methoden haben sich in der Praxis zivilgesellschaftlichen Engagements bewährt? Wie lässt sich die Arbeit in Verein und Initiative nachhaltig, partizipativ, wertschätzend, gewaltfrei und demokratisch organisieren? Die Autorin Eva Stützel hat eines von Deutschlands bekanntesten Projekten, das »Ökodorf Sieben Linden«, mit aufgebaut. Im Buch stellt sie das von ihr entworfene Modell des Gemeinschaftskompass und seine sieben unterschiedlichen Dimensionen vor. Auf dieser Basis und entlang von vielen guten Beispielen und Tipps beschreibt sie anschaulich und handlungsorientiert, wie erfolgreiches Arbeiten in gemeinschaftlichen Initiativen die Welt verändern kann.
Eva Stützel: Gemeinsam die Welt verändern – Aber wie? Ein Praxishandbuch. München 2023, 352 S., ISBN 978-3-98726-032-2
Publikation: Soziale Arbeit und bürgerschaftliches Engagement
Ohne bürgerschaftliches Engagement sind viele gesellschaftliche Herausforderungen nicht zu bewältigen. Umso wichtiger wird es für soziale Organisationen und Einrichtungen, Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement zu stärken und in ihre Arbeit zu integrieren. Diese Aufgabe kommt verstärkt auf die in der Sozialen Arbeit tätigen Professionen zu. Mit dem vorliegenden Studienbuch erhalten sie einen Überblick über die Zivilgesellschaft, ihre Handlungslogik und Strukturen sowie über Formen und Handlungsfelder bürgerschaftlichen Engagements. Sie gewinnen Einblicke in ausgewählte Praxisfelder der Sozialen Arbeit und in engagementpolitische Handlungsbedarfe und lernen, wie Engagementförderung strategisch gelingt.
Birger Hartnuss: Gemeinsam gestalten – Soziale Arbeit und bürgerschaftliches Engagement. Das Handbuch für Studium und Praxis. Bremen 2023, 256 S., ISBN 978-3-943001-81-5
Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Tagung: UPJ-Jahrestagung 2023
Die Jahrestagung von UPJ findet am 30. Juni 2023 in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin statt. Unter dem Titel »Gerechter Wandel. Wie wir die Transformation gemeinsam nachhaltig und sozial gestalten« wird in diesem Jahr die soziale Seite der Nachhaltigkeit in den Blick genommen und die Frage im Zentrum stehen, welchen Beitrag Unternehmen und Kooperationen leisten können, um den ökologischen Wandel gerecht zu gestalten.
Konferenz: Mitreden, mitgestalten, mitmachen?! Kommunale Bürgerbeteiligung in der Praxis
Möglichkeiten, die Bürgerinnen und Bürger in kommunale Planungen und Entscheidungen mit einzubinden, gibt es viele. Doch nicht jedes Format eignet sich für jedes Thema und Manches lässt sich in der Praxis leichter und effektiver umsetzen als Anderes. Was hat sich in der Praxis bewährt und welche innovativen und interaktiven Ansätze gibt es für die Bürgerbeteiligung? Darum geht es auf der Fachkonferenz »Mitreden, mitgestalten, mitmachen?! Kommunale Bürgerbeteiligung in der Praxis« am 27. Juni 2023 in Friedrichshafen.