eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 12/2020 (18.12.2020)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Methodenvielfalt in Engagement und Beteiligung
- Publikationen und Veranstaltungen
- In eigener Sache
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Deutscher Engagementpreis 2020
Zum zwölften Mal wurde am 3. Dezember der Deutsche Engagementpreis vergeben. Der Dachpreis für freiwilliges Engagement ging an sechs Preisträgerinnen und Preisträger aus Berlin, Hamburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt waren 383 herausragend engagierte Personen und Initiativen aus dem gesamten Bundesgebiet nominiert. Initiator und Träger der seit 2009 vergebenen Auszeichnung ist das Bündnis für Gemeinnützigkeit, ein Zusammenschluss von großen Dachverbänden und unabhängigen Organisationen des Dritten Sektors, von Expertinnen und Experten sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Ausführliche Porträts aller preisgekrönten Projekte stehen online zum Abruf bereit.
Wirkometer: Wegweiser für Engagierte
Damit das Engagement für andere oder für die Gesellschaft erfolgreich ist, sollten sich die Engagierten klar darüber sein, worin das Ziel besteht und wie sich dieses Ziel am besten erreichen lässt. Als Einstieg in das Thema Wirkung gibt der digitale »Wirkometer« eine schnelle Orientierung, wo Engagierte stehen, was sie brauchen und worauf sie achten sollten, wenn sie sich für eine gute Sache in Kampagnen oder sozialen Projekten engagieren. Der 10-Minuten-Wirkungscheck ist kostenlos und anonym. Die Auswertung spiegelt die Selbsteinschätzung zum aktuellen Status quo des eigenen Projekts wider und dokumentiert Stärken und Entwicklungspotenziale. Der Wirkometer ist ein Projekt der DFL-Stiftung und Phineo.
Abschlussdokumentation: Potenziale gemeinschaftlicher Wohnformen
»Gemeinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben« nennt sich ein Modellprogramm, in dem von 2015–2019 insgesamt 34 innovative und richtungsweisende neue Wohnformen mit Vorbildcharakter für die jeweilige Region gefördert wurden. Das Forum Gemeinschaftliches Wohnen e.V. hat nun Ergebnisse und Erkenntnisse zu diesem Programm in einer Abschlussdokumentation veröffentlicht. Deutlich wird: Unterschiedliche Akteure aus Städten und Gemeinden, Wohnungsunternehmen, Sozialverbänden und der Zivilgesellschaft begegnen gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem demografischen Wandel mit neuen Konzepten und Projekten. Viele von ihnen erkennen und nutzen die Potenziale Gemeinschaftlichen Wohnens sowie neuer Wohn-Pflege-Formen für die lokale, regionale und strukturelle (Weiter-)Entwicklung. Die Dokumentation informiert über die Genese der Modellprojekte, über Hürden ihrer Planung beziehungsweise Realisierung und deren Überwindung, über Finanzierungsoptionen sowie über bestehende und wünschenswerte Förderansätze.
Positionspapier: Alpine Landschaft als Gemeingut
Die alpine Landschaft ist das Resultat einer engen Beziehung zwischen menschlichen Aktivitäten und natürlichen Entwicklungen. Sie ist aber auch ein Schlüssel für die Verhandlung sozialer und politischer Fragen. Wem gehört sie, wer darf sie wie nutzen, und wann ist es zu viel? Die Nichtregierungsorganisation CIPRA, ein Dachverband, der sich länderübergreifend für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung in den Alpen einsetzt, versteht Landschaft als Gemeingut und spricht sich dafür aus, dass Landschaftspolitik in partizipativen Prozessen ausgehandelt wird. Ein darauf Bezug nehmendes aktuelles Positionspapier wurde durch Menschen aus allen Alpenländern in einem partizipativen Prozess miteinander erarbeitet und kann nun online nachgelesen werden.
Neue Ausschreibung: digital.engagiert
Zivilgesellschaftliche Projektteams, Vereine, Bürgerinitiativen oder NGOs können sich noch bis zum 17. Januar 2021 bei digital.engagiert bewerben, um sich persönliches Coaching, Netzwerk-Zugang und finanzielle Förderung zu sichern. Die Förderinitiative von Amazon und Stifterverband unterstützt seit 2018 junge Teams, die sich mit digitalen Ansätzen für die Gesellschaft engagieren. Aus allen eingereichten Bewerbungen wählt eine Jury zwölf Projekte aus, die dann ein halbes Jahr unterstützt und begleitet werden, von den ersten Planungen bis zur Umsetzung ihrer Projektidee. Ausgewählte Projekte erhalten bis zu 10.000 Euro Förderung. Bewerbungen können ausschließlich online eingereicht werden.
Methodenkoffer: Einfache Zugänge für ältere Menschen in die digitale Welt gestalten
Der Methodenkoffer »Zugänge älterer Menschen in die digitale Welt gestalten« enstand im Herbst 2020 im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts des Forum Seniorenarbeit NRW sowie zahlreicher engagierter Älterer und Akteure aus der Seniorenarbeit. Mit dem Methodenkoffer erhalten Haupt- und Ehrenamtliche eine Sammlung von Ideen und Impulsen, wie niedrigschwellige und ansprechende Begegnungen und Begegnungsräume für Ältere mit digitalen Themen vor Ort geschaffen werden können. In der ersten Version der interaktiven Website, die Mitte Dezember 2020 veröffentlicht wurde, enthält der Koffer 37 Methoden. Dazu gibt es begleitende Texte, die die Rolle der verschiedenen Akteure grundsätzlich beschreiben sowie weiterführende Linklisten zu Themen und Argumentationshilfen. Die Methodensammlung kann kommentiert und auch von Nutzer/innen ergänzt werden, ab Januar 2021 werden begleitende Web-Seminare angeboten.
Weitere Informationen
Im Fokus: Methodenvielfalt in Engagement und Beteiligung
Vielfalt als Methode: Warum gute Beteiligung nicht nur eine Formatfrage ist
Wie wichtig sind die Auswahl und die korrekte Umsetzung geeigneter Beteiligungsmethoden und -formate für den Erfolg? Wie findet man überhaupt die passende Methode? Wie unterscheidet man zwischen guter und schlechter Methode, zwischen geeignet und ungeeignet? Und gibt es universelle Methoden, mit denen sich nahezu jedes Beteiligungsvorhaben perfekt umsetzen lässt? Klar ist: in der beteiligungspolitischen Praxis werden Beteiligungsmethoden unbewusst oder absichtlich falsch, fehlerhaft oder modifiziert angewandt. Oft resultiert daraus dennoch gute Beteiligung. Manchmal führt dies jedoch zu Frustrationen und Konflikten, hin und wieder sogar zum Scheitern eines Prozesses. Jörg Sommer widmet sich in seinem Gastbeitrag der Vielfalt der Methoden und erläutert, warum gute Beteiligung nicht nur eine Formatfrage ist.
Dragon Dreaming: Projekte gemeinsam entwickeln
Dragon Dreaming ist eine hierzulande noch kaum genutzte Methode der Bürgerbeteiligung. Dragon Dreaming ist ein geeignetes Instrument, um Projekte durchzuführen, die vor allem im Bereich der nachhaltigen Gemeinschaftsentwicklung angesiedelt sind. Dragon Dreaming stützt sich in der Umsetzung auf vielfältige Erkenntnisse und Inspirationen aus Geschichte, Wissenschaft und unterschiedlichen kulturellen und spirituellen Traditionen. Sie wurde erstmals im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojekts im Hochland von Papua-Neuguinea angewandt. Antonia Coffey stellt in ihrem Gastbeitrag den Ansatz und die Methode vor.
Systemisches Konsensieren und die Selbstorganisation in Gruppen
Partizipative Kommunikations- und Entscheidungsprozesse in Gruppen sind wichtig, aber im zivilgesellschaftlichen Alltag nicht immer leicht umzusetzen. Dabei gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, in Gruppen zu Entscheidungen zu kommen; ein Ansatz ist das sog. Systemische Konsensieren. Dessen Ziel ist es, das Konfliktpotential zu minimieren, das nicht selten im Rahmen von Entscheidungsprozessen zutage tritt. Erich und Volker Visotschnig stellen in ihrem Gastbeitrag die Methode und ihre Herausforderungen praxisnah vor.
Meet a Jew: Prävention und Empowerment durch Begegnung
Das Begegnungsprojekt »Meet a Jew« wurde Anfang 2020 vom Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Bundesweit engagieren sich über 300 Jüdinnen und Juden ab 14 Jahren ehrenamtlich im Projekt. In persönlichen Begegnungen an Schulen, Universitäten oder Sportvereinen geben sie individuelle Einblicke in ihren Alltag und einen Überblick über die Vielfalt des aktuellen jüdischen Lebens in Deutschland. Ziel ist es, im Dialog das oft abstrakte Bild von »den Juden« in der Gesellschaft aufzubrechen und einen lebendigen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen. Das Projekt wurde Anfang Dezember mit dem Deutschen Engagementpreis 2020 in der Kategorie »Demokratie stärken« ausgezeichnet; Wiebke Rasumny stellt es in ihrem Gastbeitrag vor.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in der Sozialwirtschaft
Das vorliegende Buch bietet eine kompakte Einführung zu theoretischen Bezugsbegriffen aus Politik und Sozialwissenschaften, aber auch in Charakteristika und Grundstrukturen freiwilligen Engagements. Im Fokus stehen die Förderung bürgerschaftlichen Engagements und seine Bedeutung für Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit.
Ursula Weber: Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in der Sozialwirtschaft. Eine Einführung. Wiesbaden 2020, 153 S., 19,99 Euro, ISBN 978-3-658-28184-7
Publikation: Kommunale Planung – Bürger erfolgreich beteiligen
Planerische Entscheidungen auf kommunaler Ebene werden immer vielschichtiger. Ein Grund hierfür liegt darin, dass das Regelwerk komplexer geworden ist: umfangreiche rechtliche Rahmenbedingungen des Landes-, Bundes- und des EU-Rechts müssen berücksichtigt und eingehalten werden. Damit steigt nicht nur der Arbeitsaufwand von Planungsverfahren für die Verwaltung, sondern auch von außen sind die Abläufe der Verfahren nur noch schwer nachzuvollziehen. Der praxisbezogene Band »Kommunale Planung – Bürger erfolgreich beteiligen« zeigt auf, wie es gelingen kann, die rechtlichen Vorgaben und Abläufe bei Genehmigungen und Planungen auf kommunaler Ebene effizient einzuhalten und zugleich dem Wunsch der Bürgerschaft nach mehr Beteiligung zu entsprechen.
Gisela Wachinger u.a. (Hrsg.): Kommunale Planung. Bürger erfolgreich beteiligen. Stuttgart 2020, 91 S., 10,00 Euro, ISBN 978-3-17-038128-5
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link mitteilen nuetzliches termine-veranstaltungen veranstaltungskalender _blank external-link-new-window external link in new>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchte wir dieses Mal auf:
Zahlreiche Veranstaltungen sind im regelmäßig aktualisierten Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Zur Zeit werden im Rahmen der aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie viele Veranstaltungen abgesagt oder in den virtuellen Raum verlegt. Bitte infomieren Sie sich frühzeitig im Internet über die Angebote von zivilgesellschaftlichen Organisationen. Besonders hinweisen möchte wir dieses Mal auf:
29.1. / 5.2.2021 Zivilgesellschaftliche Netzwerke partizipativ und erfolgreich gestalten
zweimoduliger Online-Workshop der Stiftung Mitarbeit
23.–24.2.2020: Digitale Freiwilligengewinnung 2.0 - Tools und Kanäle zur Gewinnung von jungen Freiwilligen kennenlernen
Eine Online-Veranstaltung der Akademie für Ehrenamtlichkeit
In eigener Sache
In eigener Sache
Heute lesen Sie den letzten eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft im Jahr 2020. Damit geht ein turbulentes Jahr zu Ende, das viele Menschen in Deutschland und der Welt vor große Herausforderungen gestellt hat. Die Redaktion dankt allen Leserinnen und Lesern sehr herzlich für das aufmerksame Interesse in den vergangenen zwölf Monaten und überdies für manchen wichtigen Hinweis. Auch im kommenden Jahr freuen wir uns über Ihre Anmerkungen, über Lob oder Kritik. Die nächste Ausgabe folgt am 20. Januar 2021.
Wir wünschen Ihnen frohe Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr.
Eva-Maria Antz, Ulrich Rüttgers, Nicole Reinke