Newsletter Nr. 13/2008 (04.07.2008)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Jugendbeteiligung
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Menschenrechte achten, Flüchtlinge schützen
Jedes Jahr sterben Tausende Flüchtlinge und Migrant/innen an den Außengrenzen der Europäischen Union bei ihrem Versuch, europäisches Festland zu erreichen. Diese reagiert auf die Problematik seit einiger Zeit mit einer Strategie von Aufrüstung und Abschreckung, in deren Mittelpunkt die von der EU gegründete Grenzschutzagentur FRONTEX steht. Deren oft menschenrechtswidrige Operationen beklagt die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl in einer aktuellen Kampagne. Dazu hat Pro Asyl gemeinsam mit europäischen Partnern eine Unterschriftenaktion gestartet. Die Organisationen fordern die EU dazu auf, für Flüchtlinge den Zugang zu einem fairen Asylverfahren in Europa zu gewährleisten und in ihrer Grenzpolitik die Menschenrechte zu beachten. Die gesammelten Unterschriften sollen zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2008 dem Europäischen Parlament übergeben werden.
Initiative »Safer Privacy«
Im Zuge der politischen Auseinandersetzungen um das vom Bundestag verabschiedete Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung hat die Diskussion um das Pro und Kontra von elektronischen Überwachungsmaßnahmen eine neue Dynamik erhalten. Die Initiative »Safer Privacy« setzt sich im Rahmen ihrer Arbeit kritisch mit dem befürchteten Umbau des Rechtsstaates hin zu einem präventiven Sicherheitsstaat auseinander. Die Initiative will im Rahmen einer Aktions- und Aufklärungskampagne ein nachhaltiges Bewusstsein für einen sensiblen Umgang mit persönlichen Daten schaffen und die Funktion individueller Freiheit und Privatspähre als Grundvoraussetzung jeglicher Demokratie deutlich machen. Die Kampagne wird von der Stiftung bridge gefördert.
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Kooperation zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und LA-21-Initiativen
Wenn sich Gruppen der Lokalen-Agenda-21 in ihren Kommunen für mehr Nachhaltigkeit einsetzen, gelingt es oft nicht, mit Akteur/innen aus Wissenschaft und Wirtschaft zu kooperieren. Das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) erarbeitet nun gemeinsam mit dem Zentrum Technik und Gesellschaft an der TU Berlin einen »Kooperationsleitfaden Wirtschaft - Wissenschaft - LA-21-Initiativen«. Der Leitfaden stellt Best-Practice-Beispiele vor und benennt Erfolgsfaktoren für erfolgreiche Kooperationen. Er kann ab August beim IZT angefordert werden.
Zum Kooperationsleitfaden
Integrationsbegleitung durch Patenschaften
»Individuelle Integrationsbegleitung durch Patenschaften der bayerischen Jugendarbeit«: so lautet der Titel eines gemeinsamen Projektes der Deutschen Jugend in Europa (djo) und des Bayerischen Jugendrings (BJR). Zielgruppe des Projektes sind jugendliche Aussiedlerinnen und Aussiedler. Das Projekt bietet den Zuwanderinnen und Zuwanderern mit Hilfe von Patinnen und Paten in Schule, Alltag und Beruf individuelle Unterstützung an. Die Patinnen und Paten geben Nachhilfe, gehen mit zu Behörden oder helfen bei der Suche nach einer Lehrstelle. Sie werden auf ihre Aufgabe gezielt vorbereitet und von Regionalkoordinatorinnen unterstützt, die teilweise an Bezirksjugendringe oder Jugendbildungsstätten angebunden sind.
Im Fokus: Jugendbeteiligung
Situation und Handlungsansätze zur Kinder- und Jugendpartizipation in Deutschland
Um die umfassende Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist es in Deutschland noch nicht gut bestellt. Gleichwohl verfügt die Bundesrepublik über eine reiche Partizipationslandschaft, die durch eine Vielzahl von Initiativen mit ganz unterschiedlichen Vorgehensweisen gekennzeichnet ist. Auch für viele Städte und Gemeinden ist die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Diskussion um eine bürgerorientierte Kommunalentwicklung bereits ein wichtiges Thema geworden. Sigrid Meinhold-Henschel und Stephan Schack stellen in ihrem Gastbeitrag ausführlich die Arbeit der Initiative »mitWirkung!« der Bertelsmann Stiftung vor, machen Vorschläge für die Implementierung nachhaltiger Strategien für eine verstärkte Kinder- und Jugendbeteiligung in Städten und Gemeinden und erläutern die grundlegenden Qualitätsdimensionen für Beteiligungsvorhaben. Ihr Fazit: Mit einer verstärkten Kinder- und Jugendpartizipation wird ein aktiver Beitrag zur Entwicklung der Demokratie geleistet und werden gleichzeitig wichtige Lernfelder für die Persönlichkeitsentwicklung geschaffen.
Beteiligung von Kindern und Jugendlichen – aber nicht um jeden Preis!
Der Begriff der Partizipation ist – ähnlich dem der Teilhabe – zu einer Art Modewort innerhalb des jugendpolitischen Diskurses geworden. Doch nicht unter allen Rahmenbedingungen ist Partizipation wirklich sinnvoll und qualitativ hochwertig. In ihrem Gastbeitrag plädieren Hanna Piotter und Daniel Grein vom Deutschen Bundesjugendring für eine Form der Jugendbeteiligung, die direkte Folgen und Konsequenzen hat: Kinder und Jugendliche sollen nicht nur mitwirken, sondern auch mitbestimmen können. Wer Kinder und Jugendliche zum integralen Bestandteil der Gesellschaft machen will, muss ihnen Gestaltungsmacht zubilligen. Dazu ist es wichtig, dass die Vielfalt, die Positionen und die Ideen, die Kinder und Jugendliche in diese Gesellschaft tragen, ernst genommen werden, damit sich eine demokratische Gesellschaft weiterentwickeln kann.
Selbst bestimmt statt fremd bespaßt!
Jugendliche sind qualifizierte Expert/innen in eigener Sache. Als diese Expert/innen müssen sie von der Politik wahrgenommen sowie an der Gestaltung ihres Lebensumfelds angemessen beteiligt werden, schreibt Charlott Ebert von der Servicestelle Jugendbeteiligung in ihrem Gastbeitrag. Voraussetzung dafür ist jedoch ein Dialog auf Augenhöhe: denn erst der Dialog ermöglicht das Integrieren einer neuen jugendlichen Perspektive.
Gemeinsam was bewegen: Das Jugendforum Magdeburg
Das Jugendforum Magdeburg ist ein Jugendbeteiligungsprojekt in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt. Es setzt sich gegenüber der Stadt Magdeburg für die Interessen der Jugendlichen ein, die in Magdeburg leben. Es versteht sich als Interessenvertretung und Unterstützer für die verschiedensten Anliegen der jungen Menschen. Kevin Lüdemann, ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Jugendforums, erläutert in seinem Gastbeitrag die vielfältigen Handlungsfelder des Forums und zeigt, wie Jugendbeteiligung vor Ort gestaltet werden kann.
Jugenddemokratiepreis 2008
Der Jugenddemokratiepreis wird 2008 erstmals von der Bundeszentrale für politische Bildung ausgeschrieben. Mit dem Preis sollen vor allem junge Menschen für ihr Engagement in Europa ausgezeichnet werden. Der Jugenddemokratiepreis würdigt ein Projekt, das sich in einer herausragenden Weise für Demokratie oder die Demokratisierung in Europa einsetzt und das die Partizipation und Handlungsfähigkeit junger Menschen fördert. Bewerbungen sind bis Mitte August möglich.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Bei Ausgrenzung Streetwork
Mit den zentralen Handlungsprinzipien wie Lebenswelt- und Alltagsorientierung, Akzeptanz des Andersseins, Selbstbestimmungsrecht des Individuum oder niederschwellige, aufsuchende Arbeit können Menschen in »Extremsituationen« erreicht werden. Streetwork und Mobile Jugendarbeit müssen sich den Herausforderungen stellen, wie zu Menschen in ausgrenzenden oder ausgegrenzten Lebenssituationen Kontakte geknüpft werden können, wie die konkreten Herausforderungen aussehen, welche Erfahrungen hilfreich sind und welche Handlungsalternativen sich daraus ergeben. Diese gesellschaftliche Brückenfunktion kann ein zukunftsweisender Beitrag sein von Streetwork auf dem schmalen Grad von selbstverantwortlichem Handeln und gesellschaftlicher Akzeptanz.
Die praxisorientierten Beiträge liefern einen übersichtlichen Einblick in den aktuellen Diskussionsstand sowie die zugrunde liegenden Standards von Streetwork und Mobile Jugendarbeit und bieten Anregungen zur Weiterentwicklung der Arbeitsfelder.
Stefan Gillich: Bei Ausgrenzung Streetwork. Handlungsmöglichkeiten und Wirkungen. Beiträge der Arbeit des Burckhardthauses Band 15, Gelnhausen 2008. 250 S., 12,90 Euro, ISBN 978-3-89774-618-3
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Publikation: Wahlrecht ohne Altersgrenze?
Bisher ist rund ein Fünftel der deutschen Bevölkerung, nämlich die Kinder und Jugendlichen, von der politischen Mitbestimmung ausgeschlossen. Die Publikation geht der Frage nach, ob und wie diese »verlorenen Stimmen« aktiviert werden können. Die verschiedenen Autor/innen des Buches beschäftigen sich interdisziplinär, vielschichtig und kritisch beispielsweise mit verschiedenen Modellen des Kinder- und Jugendlichenwahlrechts und beleuchten auch pädagogische und psychologische Aspekte des Themas.
Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (Hg.): Wahlrecht ohne Altersgrenze? Verfassungsrechtliche, demokratietheoretische und entwicklungspsychologische Aspekte. oekom verlag, München 2008. 379 S., 39,90 Euro, ISBN 978-3-86581-098-4
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Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles veranstaltungskalender _top external-link-new-window>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.
Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
22.-24.08.2008 in Bad Fallinbostel: <link aktuelles veranstaltungskalender va external-link-new-window>Strategieentwicklung für Non-Profit-Organisationen – Grundlagen und methodische Ansätze
Ein Seminar der Akademie Management und Politik (MuP) der Friedrich-Ebert-Stiftung
13.09.2008 in Bensberg: <link aktuelles veranstaltungskalender va external-link-new-window>Zwischen den Welten – Tradition, Identität und Perspektiven junger Migranten
Eine Tagung der Thomas-Morus-Akademie Bensberg