eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 2/2018 (21.02.2018)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Kunst, Theater und Partizipation
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Koalitionsvertrag: Zivilgesellschaft und Demokratiepolitik
Fünf Monate nach der Bundestagswahl liegt nun seit einigen Tagen der ausgehandelte Entwurf eines Koalitionsvertrages zwischen CDU/CSU/SPD vor, ob die Regierung jedoch zustande kommt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Trotz dieser Ungewissheit haben in der Zwischenzeit verschiedene zivilgesellschaftliche Akteure den Koalitionsvertrag einer kritischen Prüfung unterzogen. So hat beispielsweise die Maecenata Stiftung in einer Analyse (PDF) alle Passagen zusammengestellt, die zivilgesellschaftliche Arbeit betreffen. Auch die Allianz »Rechtssicherheit für politische Willensbildung«, ein Zusammenschluss von mehr als 80 Vereinen und Stiftungen, hat die demokratiepolitischen Ziele und Formulierungen des Koalitionsvertrags geprüft und in einem Papier zusammengefasst. Zugleich hat ein zivilgesellschaftliches Bündnis von 25 Initiativen unter dem Motto »ProKo statt GroKo« eigene Ideen für eine »gerechte, weltoffene und nachhaltige Gesellschaft« vorgelegt.
#Ankommen: Junge Geflüchtete in NRW
Integrationsprozesse können nur gelingen, wenn die Geflüchteten diese mitgestalten: unter diesem Leitmotiv haben die Stiftung Bürgermut und die Bertelsmann Stiftung unter der Schirmherrschaft der Aktionsgemeinschaft junge Flüchtlinge NRW in den letzten zwei Jahren mehr als dreihundert zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen sowie etwa 450 freiwillige und hauptamtliche Mitarbeitende begleitet, die mit jungen Geflüchteten in NRW arbeiten. Im Rahmen des Programms #Ankommen ist es gelungen, in NRW eine Community (mit) aufzubauen, die sich aktiv für junge Geflüchtete engagiert. Nun stellen die Projektpartner ein kostenloses eBook zur Verfügung, das die Ergebnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen des Programms gut aufbereitet bündelt und handlungsorientierte Tipps für die weitere Arbeit gibt. Alle Texte stehen unter Creative Commons-Lizenz und sind zur weiteren Verwendung freigegeben.
AdB: Demokratie in Gefahr?
»Demokratie in Gefahr? Rechtspopulismus und die Krise der politischen Repräsentation« lautete das Jahresthema 2017 des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten (AdB). Die nun vorliegende Broschüre zu diesem Thema beginnt mit einer Darstellung der aktuellen Debatte um die Krise der Demokratie. Weitere Themen sind der Politikbegriff und die Spielarten des Rechtspopulismus sowie die Entwicklungen in verschiedenen Ländern, in denen die Zivilgesellschaft immer stärker unter Druck gerät. Mit sechs Praxisbeispielen wird zudem gezeigt, wie das Jahresthema mit unterschiedlichen Zugängen, Ideen, Konzepten und Methoden in der politischen Bildung in verschiedenen Bildungsstätten aufgegriffen werden konnte.
Digitalcourage: Verfassungsbeschwerde gegen Staatstrojaner
Bereits seit 1987 engagiert sich Digitalcourage e.V. für Datenschutz und Grundrechte im digitalen Zeitalter. Der Verein wirbt aktuell mit einer Kampagne gegen den sogenannten Staatstrojaner um Unterstützung beim Schutz von Bürgerrechten im Internet. In einem neuen Erklärvideo fassen die Initiatoren in vier Minuten die Problematik des Staatstrojaners zusammen und erläutern die Gründe für ihre Verfassungsbeschwerde. Für die Staatstrojaner müssen in allen Smartphones und PCs Hintertüren eingerichtet werden, durch die sich sowohl staatliche als auch kriminelle Hacker Zugriff auf private Geräte verschaffen könnten. Auf der Website des Vereins haben Interessierte die Möglichkeit sich ausführlich darüber zu informieren, wie sie ihre persönlichen Daten und Geräte besser sichern und vor Angriffen schützen können.
Stiftungen und Demokratieförderung
Stiftungen verstehen sich zunehmend als zentrale Akteure der Demokratieförderung in Deutschland: Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Die Stiftungsaktivitäten für die Förderung einer demokratischen Kultur liegen für 75 Prozent im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements sowie im Bereich »Arbeit für Toleranz, Vielfalt und gegen Diskriminierung« (64 Prozent). Die Zielgruppen der demokratiefördernden Stiftungen sind laut eigener Aussage vor allem Schülerinnen und Schüler sowie die allgemeine Öffentlichkeit. Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage stehen online zum Abruf bereit. Das Thema »Stiftungen und Demokratieförderung« wird auch Schwerpunkt des Deutschen StiftungsTages 2019 sein.
Weitere Informationen (PDF)
Wettbewerb: Jugenddemokratiepreis 2018
Ein Preis von jungen Menschen für junge Menschen: unter dieser Prämisse wurde der Jugenddemokratiepreis vor zehn Jahren durch die Bundeszentrale für politische Bildung ins Leben gerufen. In diesem Jahr steht der Jugenddemokratiepreis unter dem Motto »Halte der Demokratie den Spiegel vor!«. Gesucht werden demokratiepolitische Projekte, Initiativen und Aktionen von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren. Der kreative Einsatz für die Demokratie und die Demokratisierung in Europa kann dabei in Form eines Youtube-Videos, eines Theaterstücks, einer Demo oder etwas ganz anderem gestaltet werden. Der Jugenddemokratiepreis ist mit 3.000 Euro dotiert, die Bewerbungsphase endet am 15. April 2018.
Im Fokus: Kunst, Theater und Partizipation
Kunst als partizipative und politische Strategie
Dass Kunst und Politik prinzipiell etwas miteinander zu tun haben, wird oftmals angezweifelt. In der Realität begnügt sich die Kunst mit dieser ihr zugewiesenen unpolitischen Position freilich nicht, sondern mischt sich regelmäßig in die politischen Debatten ein. Allerdings geht es dabei in einem neueren Verständnis des Verhältnisses von Kunst und Politik nicht mehr darum, politische Kunst oder politisches Theater zu machen, sondern darum, politisch Theater zu machen. Was diese Wendung für die künstlerische Praxis bedeutet und was das alles mit Partizipation und Politik zu tun hat, erläutert Christoph Lutz-Scheurle in seinem Gastbeitrag.
Begegnung durch künstlerisches Tun: Die Bürgerbühne am Nationaltheater Mannheim
Ziel der 2012 ins Leben gerufenen Bürgerbühne am Nationaltheater Mannheim ist es, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern partizipative Theaterprojekte zu entwickeln. In unterschiedlichen Formaten wie Inszenierungen, Clubs, Laboren, Workshops und Diskussionen haben die Einwohner/innen der drittgrößten Stadt Baden-Württembergs seitdem die Möglichkeit, sich aktiv an künstlerischen Prozessen zu beteiligen. Silke zum Eschenhoff stellt in ihrem Gastbeitrag das Mannheimer Modell der Bürgerbühne vor und zeigt, wieso Theater als soziale Kunst neue gesellschaftliche Erfahrungsräume ermöglichen muss.
Notwendiges Theater: Das Transnationale Ensemble Labsa
Unter dem Dach des in Dortmund beheimateten gemeinnützigen »Labors für sensorische Annehmlichkeiten« (Labsa) hat sich im Jahr 2015 ein Transnationales Ensemble gegründet. Junge Menschen mit und ohne Fluchthintergrund kommen hier zusammen, um gemeinsam mit Künstler/innen verschiedener Genres zu kooperieren. Die persönlichen Erfahrungen der Akteur/innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen, religiösen und politischen Zusammenhängen bilden dabei oft die Grundlage der Bühnenarbeit. Emilia Hagelganz stellt in ihrem Gastbeitrag das Ensemble und sein Programm vor.
Save the World: Ein Theaterprojekt aus Bonn
4 Ausgaben, 25 Kooperationspartner/innen, 95 Künstlerinnen und Künstler, 87 Expert/innen, 800 Mitwirkende, 8.000 Zuschauer/innen in Bonn und Fans in der ganzen Welt: SAVE THE WORLD ist ein theatrales Vermittlungsformat, das seit 2014 globale Zukunftsfragen und weltweite Herausforderungen wie den Klimawandel gemeinsam mit verschiedenen Akteuren aus Kunst, Wissenschaft und Politik in Szene setzt. Nicola Bramkamp und Andrea Tietz stellen in ihrem Gastbeitrag das erfolgreiche Format vor.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Engagement in Aktion
Wenn Menschen sich in NGOs und Initiativen zusammenschließen, wollen sie etwas erreichen und bewirken. In der Praxis politischen und bürgerschaftlichen Engagements ist es immer wieder nötig, Kampagnen, Projekte oder Aktionen zu organisieren. Egal wie »klein« oder »groß« eine Kampagne ist: jede Kampagne braucht Planung. Doch was macht eine gute Kampagne aus? Und wie werde ich als Organisation, Initiative oder Verein überhaupt kampagnen- und strategiefähig? Welche Voraussetzungen, Regeln, Stolpersteine, Herausforderungen gilt es zu beachten, um sich kampagnengerecht zu organisieren? Die vorliegende Publikation gibt praxisnahe und handlungsorientierte Antworten auf diese Fragen. Sie richtet sich an alle gemeinnützigen Organisationen, die mit Bordmitteln eigene Kampagnen und Aktionen initiieren und durchführen wollen und noch wenig Erfahrung haben.
Stiftung Mitarbeit/Bewegungsstiftung (Hrsg.): Engagement in Aktion. Ratgeber für wirkungsvolle Kampagnenführung. Bonn 2018, 150 S., 12,00 Euro, ISBN 978-3-941143-34-0
Publikation: Nicht über unsere Köpfe
Das Mehrheitsprinzip der repräsentativen Demokratie hat Schwächen, so der Autor der vorliegenden Publikation. Im Gegensatz dazu ermöglicht es das vom Autor empfohlene Konzept des Systemischen Konsensierens allen Beteiligten, sich effektiver in demokratische Entscheidungsprozesse einzubringen. Systemisches Konsensieren bewährt sich seit Jahren im privaten, wirtschaftlichen und politischen Bereich. Das Buch stellt gelungene Praxisbeispiele vor und erklärt, wie Systemisches Konsensieren eine erneuerte Demokratie ermöglicht.
Visotschnig, Erich: Nicht über unsere Köpfe. Wie ein neues Wahlsystem die Demokratie retten kann. München 2018, 196 S., 20,00 Euro, ISBN 978-3-96238-021-2
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
12.-25.3.2018 bundesweit: Internationale Wochen gegen Rassismus 2018
Veranstaltung der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus
21.3.2018 in Leipzig: Mit Gewalt ins Paradies – Fachtag zur Radikalisierungsprävention
Fachtag der Bundeszentrale Politische Bildung