eNewsletter Nr. 14/2011 (22.07.2011)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Freiwilligencharta und Engagement
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Bürgerdialog zur Energiewende
Mit dem Bürgerdialog »Energietechnologien für die Zukunft« möchte das Bundesforschungsministerium in den kommenden vier Jahren einen intensiven Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern zu verschiedenen Zukunftstechnologien führen. Im Gespräch mit Expert/innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik können die Teilnehmenden Erwartungen und Bedenken zu den zukunftsorientierten Energietechnologien formulieren. Neben den kontinuierlich stattfindenden Onlinediskussionen finden in den kommenden Monaten Bürgerkonferenzen und Bürgerwerkstätten in ganz Deutschland statt. Die erste Bürgerkonferenz fand im Juli 2011 in Berlin statt, die letzte Bürgerkonferenz wird am 3. September in Frankfurt am Main durchgeführt; die letzte Bürgerwerkstatt zur Energiewende ist am 30. September in Leipzig. Ende Oktober 2011 soll es ein Bürgergipfeltreffen geben, auf dem Bundesforschungsministerin Annette Schavan einen Report mit Handlungsempfehlungen zum Umbau der Energieversorgung erhält.
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Zum Bürgerdialog
Fachstelle für Gender und Rechtsextremismus
Seit Juli 2011 hat die Amadeu Antonio Stiftung eine neue Fachstelle zum Handlungsfeld »Gender und Rechtsextremismus« eingerichtet. Das Thema umfasst den Zusammenhang von Frauenbildern und Männlichkeitsvorstellungen im Rechtsextremismus sowie bestehende Ansätze genderreflektierender Pädagogik in Verknüpfung mit Ansätzen der Rechtsextremismusprävention. Die neue Fachstelle will daher Konzepte für Praxisprojekte entwickeln und diese umzusetzen. Außerdem wird zur weiteren Erforschung des Themas ein Netzwerk von Praktiker/innen und Wissenschaftler/innen gegründet.
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Netzwerk für Stadtteilentwicklung
Auch in der Stadtteilarbeit werden neue Formen des Web 2.0 genutzt. So wurde auf der Plattform stadtteilarbeit.de ein neues virtuelles soziales Netz eingerichtet. Interessierte können sich dort nach der Registrierung an Diskussionen von Fachgruppen von Hauptamtlichen in der Stadtteilentwicklung, quartiersbezogenen Koordinationsrunden oder Bürger- und Stadtteilinitiativen zur Stadtteilentwicklung beteiligen. Damit kann ein Austausch sowohl im Stadtteil, als auch regional oder überregional vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz organisiert werden.
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BAGSO zum Bundesfreiwilligendienst
Im Bundesfreiwilligendienst, der Anfang Juli 2011 eingeführt wurde, werden ausdrücklich Freiwillige jeden Alters angesprochen und Ältere, die ein Engagement suchen, als Zielgruppe beworben. In einer Stellungnahme weist die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. (BAGSO) darauf hin, dass in diesem Ansatz viele Fragen noch offen, die bisherigen Bedingungen für ältere Menschen in der nachberuflichen Phase schwierig und geeignete Einsatzstellen noch wenig bekannt sind. Die BAGSO sieht im Bundesfreiwilligendienst eine Chance und äußert gleichzeitig die im Verbändebereich entstandene Besorgnis, dass der neue Dienst bisher ehrenamtlich geleistete Arbeit gefährden könnte.
Die Stellungnahme im Wortlaut (PDF)
Übermittlungspflicht für Bildungseinrichtungen aufgehoben
Schulen, Kindergärten und andere Bildungseinrichtungen müssen künftig Ausländerbehörden nicht mehr über Kinder und Jugendliche unterrichten, die ohne rechtmäßigen Aufenthaltsstatus in Deutschland leben. Eine entsprechende Gesetzesänderung wurde Anfang Juli vom Deutschen Bundestag beschlossen. Allerdings bleibt die Übermittlungspflicht für alle öffentlichen Stellen wie Krankenhäuser, Sozialämter und Gerichte weiter bestehen. Die genaue Zahl der Kinder, die ohne rechtmäßigen Aufenthaltsstatus in Deutschland leben, ist nicht bekannt. Einer Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) zufolge waren es im Jahr 2008 bis zu 30.000 Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren. Insgesamt leben laut Schätzungen verschiedener Organisationen zwischen 500.000-1.000.000 Menschen ohne regulären Aufenthaltsstatus in Deutschland. Bei Menschenrechts- und Flüchtlingshilfsorganisationen stieß die Gesetzesänderung sowohl auf Zustimmung als auch Kritik.
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Die SVR-Studie im Wortlaut (PDF)
Im Fokus: Freiwilligencharta und Engagement
DPWV: 10 Jahre Freiwilligencharta
Freiwilligenarbeit ist eine der grundlegenden Funktionsprinzipien der Sozialen Arbeit. Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in der Bundesrepublik. Er ist Dachverband von über 10.000 eigenständigen Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Als solchem erwächst ihm eine besondere Verantwortung, Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement zu schaffen, die Signalwirkung über die Verbandsgrenzen hinaus haben können. Die Freiwilligencharta des DPWV bildet seit zehn Jahren ein (verbandsinternes) Fundament für Freiwilligenarbeit. Sie formuliert verlässliche Rahmenbedingungen für die Arbeit Freiwilliger in Diensten, Einrichtungen, Initiativen und Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen. Anlässlich des Jubiläums bilanziert Christian Woltering, Referent für fachpolitische Grundsatzfragen beim DPWV, in seinem Gastbeitrag die Wirkung des Ehrenamts-Kodex und stellt die zehn Anforderungen der Freiwilligencharta des DPWV vor.
Freiwilligencharta in der Kommune
Ob sich Bürgerinnen und Bürger einer Stadt freiwillig engagieren oder nicht, ist keine nur akademische Frage. Sie betrifft das soziale und kulturelle Leben und die Zukunftsperspektiven einer Kommune mit wachsender Wirksamkeit. Wie also kann bürgerschaftliches Engagement gelingen? Was muss bedacht, beachtet und getan werden, damit freiwilliges Engagement für alle Beteiligten Sinn und Gewinn stiftet? Wer kann welchen Beitrag zum Gelingen leisten? Die baden-württembergische Stadt Heidenheim hat diese Fragen zum Anlass genommen, zusammen mit Organisationen, Initiativen, Vereinen und engagierten Bürger/innen kommunale Leitlinien für ein gelingendes Engagement zu entwickeln. Am Ende des Prozesses stand eine gemeinsam formulierte »Charta des freiwilligen Engagements Heidenheim«. Dr. Ute Leitner, Heidenheimer Mentorin für Bürgerengagement, und Dorothee Perrine, Leiterin der Koordinierungsstelle für Bürgerschaftliches Engagement in Heidenheim, skizzieren in ihrem Gastbeitrag die Entstehungsgeschichte der Charta und zeigen anschaulich auf, welchen Stellenwert bürgerschaftliches Engagement in ihrer Kommune besitzt.
Sinn und Grenzen einer Ehrenamts- und Mitwirkungscharta
Die Brücke Rendsburg-Eckernförde e.V. ist ein im Jahr 1984 gegründeter gemeinnütziger Verein. Aus einer ehrenamtlichen Initiative von Ärzten, Sozialarbeitern und Krankenschwestern hat sich ein Netzwerk sozialer Initiativen, Projekte und Organisationen mit über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt. In der Brücke-Gruppe verbinden sich bürgerschaftliches Engagement, professionelle soziale Arbeit und Gesundheitsdienstleistungen. Während die vereinseigene Ehrenamtscharta schon seit dem Jahr 2005 Eingang in den Alltag des Vereins gefunden hat, wurde die Mitwirkungscharta des Vereins erst im Mai diesen Jahres offiziell verabschiedet. In allen Angeboten der Brücke und ihrer Tochterunternehmen gibt es gewählte Beiräte, die bereits seit Jahren an den Verbesserungen von Angeboten in der Organisation mitwirken. Die gerade verabschiedete Charta regelt nun verbindlich deren Mitwirkung und Mitbestimmung. Nicole Bongard stellt in ihrem Gastbeitrag die Grundpfeiler beider Vereinbarungen vor.
Berliner Charta zum Bürgerschaftlichen Engagement
Die »Berliner Charta zum Bürgerschaftlichem Engagement« ist das Ergebnis eines einjährigen zivilgesellschaftlichen Prozesses. Der Dialog wurde organisiert und moderiert über die »Runden Tische zur Förderung des Freiwilligen Engagements in Berlin«. Insgesamt 150 Organisationen waren an diesem Prozess beteiligt und schufen sich mit diesem Wertekonsens im Jahr 2003 eine Grundlage zur Förderung und Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements in den Organisationen und in der Stadt. Ein Ergebnis der in diesem Konsens enthaltenen Forderungen war im Jahr 2005 die Gründung des Landesnetzwerkes Bürgerengagement »Aktiv in Berlin«, das sich bis heute auf diesen Grundlage bezieht. Carola Schaaf-Derichs, die diesen Prozess von Beginn an begleitet und moderiert hat, beschreibt in ihrem Gastbeitrag, welchen Weg die Berliner Charta genommen hat.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Diskurs Service Learning
Service Learning als Bildungskonzept verbindet schulisches Lernen mit bürgerschaftlichem Engagement. Die vorliegende Publikation bietet dazu Hintergrundwissen aus den Bereichen Bildung, Engagement und Jugend und ordnet Service Learning in den wissenschaftlichen Kontext von Lernpsychologie, Pädagogik, Bildungs- und Engagementforschung ein. Gleichzeitig ermöglichen Beiträge einen Blick in die Praxis. Lehrer/innen, Schulsozialarbeiter/innen und engagierte Unternehmer/innen zeigen anhand von konkreten Beispielen auf, welche praktischen Erfahrungen und Erkenntnisse sie im Rahmen der Service Learning-Initiative »sozial genial« gewonnen haben. Die Publikation richtet sich an Bildungspolitiker/innen, Schulleitungen und Lehrer/innen sowie an Vertreter von gemeinnützigen Organisationen, Banken und Unternehmen und alle Interessierte, die Bildung und Bürgerengagement fördern oder Service Learning-Projekte entwickeln möchten.
Aktive Bürgerschaft e.V. (Hrsg.): Diskurs Service Learning. Unterricht und Bürgerengagement verbinden. 2011, 184 S., ISBN 978-3-934738-20-1
Information und Bestellung online
Publikation: Verzeichnis Deutscher Stiftungen
Das Verzeichnis Deutscher Stiftungen liegt als umfangreichste Informationsquelle in Deutschland nun in aktualisierter Form vor. Darin werden sowohl Entwicklungen in der Stiftungslandschaft mit Zahlen und Daten aufgezeigt als auch Hinweise zur Antragstellung und für eine gelungene Stiftungspraxis gegeben. Kernstück ist aber eine Datenbank mit Einzelportraits von rund 18.700 deutschen Stiftungen. Dabei werden Kontaktddaten, Stiftungszweck und Informationen zu Förderart und Antragsmöglichkeiten vorgestellt. Das Verzeichnis, das nun in der 7., aktualisierten Auflage erschienen ist, ist als vierbändige Printausgabe wie auch als elektronische Datenbank mit einer CD-Rom verfügbar.
Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hrsg.): Verzeichnis Deutscher Stiftungen 2011, Berlin 2011, Bd. 1 mit CD-ROM, 199,00 Euro, ISBN 978-3-941368-17-0
Informationen zu unterschiedlichen Versionen und Bestellung online
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles termine-und-veranstaltungen _blank>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 23.08.2011 in Hannover: Sportverein und Seniorenbüro – Neue Chancen durch Vernetzung
Ein Seminar der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros
• 20.09.2011 in Bonn: Europäische Förderung für bürgerschaftliches Engagement
Ein Seminar der Kontaktsstelle Deutschland »Europa für Bürgerinnen und Bürger«