Newsletter Nr. 11/2010 (11.06.2010)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Freiwilliges Engagement für Flüchtlinge und von Flüchtlingen
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Aktuelles zur Fußballweltmeisterschaft
Aus Anlass der heute in Südafrika beginnenden Fußballweltmeisterschaft haben eine Reihe von entwicklungspolitischen Organisationen Kampagnen gestartet und Hintergrundinformationen zusammengestellt. Das Menschenrecht auf Wasser steht im Vordergrund der Öffentlichkeitsarbeit des kirchlichen Hilfswerks »Brot für die Welt« aus Anlass der WM. Mit dem Motto »Fair Play for Fair Life« wird ausserdem für gerechtere Regeln im Zusammenleben der Menschen weltweit geworben. Das Institut für Friedenspädagogik beschäftigt sich unter dem Stichwort »Fair Play« mit dem Zusammenhang von Sport und Flüchtlings-, Entwicklungs- und Versöhnungsarbeit und hat Publikationshinweise und Artikel zusammengestellt. »Fairtipper« nennt sich eine Aktion zur Fußball-Weltmeiserschaft der Kampagne Deine Stimme gegen Armut. Alle Mitspielenden erhalten an jedem Spieltag eine E-Mail mit Informationen zu Armut und Entwicklung aus den am jeweiligen Spieltag beteiligten Ländern.
Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend getragene Initiative Zivilengagement zeigt in der neuesten Ausgabe ihres Magazins wie zivilgesellschaftliche Initiativen die sozial-integrative Kraft des Fußballs nutzen, um das Leben von Bedürftigen zu verbessern.
Das aktuelle Heft des Forschungsjournals Neue Soziale Bewegungen (FJNSB) beschäftigt sich in seinem Themenschwerpunkt ebenfalls mit den gesellschaftspolitischen Dimensionen des Volkssports Fußball.
Zur Aktion Fair Play for Fair Life
Zur Aktion Friedenspädagogik und Fair Play
Zur Aktion Fairtipper
Zum Online-Magazin der Initiative ZivilEngagement
Zur Website des FJNSB
Kultur in Europa
Welchen Platz geben wir der Kultur im Europa für morgen? Das Netzwerk EUROMEDINCULTURE(s) führt in verschiedenen europäischen Ländern eine umfangreiche Bürgerbefragung über die Rolle der Kultur im zukünftigen Europa durch. Diese Initiative zur Partizipation geht von zwölf Partnern im Bereich Kunst und Kultur aus elf verschiedenen Ländern aus und will den Bürgerinnen und Bürgern eine Plattform der Mitbestimmung geben. Ein großes euro-mediterranes Forum wird die regionalen Prozesse im Herbst 2010 beenden.
Download der deutschsprachigen Broschüre zur Beteiligungsaktion (PDF)
Weitere Informationen zu Euromedinculture(s) (englisch, französisch)
Fokuswoche zu Armut
Angesichts der aktuellen Armutszahlen und der vorhandenen wie geplanten Gesetzesregelungen betont die Nationale Armutskonferenz die Notwendigkeit einer sachlichen und umfassenden Diskussion über Ziele und Erfolge der Armutsbekämpfung in Deutschland. Die Konferenz ist ein Zusammenschluss von Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und Selbsthilfeorganisationen von Betroffenen.
Weitere Informationen zur Fokuswoche
Entstaatlichung der Freiwilligendienste
Angesichts der angestrebten gesetzlichen Veränderungen von Wehrpflicht und Zivildienst und der Bemühungen um eine Reform des Freiwilligendienstgesetzes fordern die Mitglieder des »Berliner Think Tank Bürgergesellschaft« die Entstaatlichung der Freiwilligendienste. Das Plädoyer der Gruppe schlägt stattdessen den Ausbau von Freiwilligeneinsätzen in zivilgesellschaftlicher Regie und ohne staatliche Steuerung vor. Befürchtet wird eine zunehmende Indienstnahme des bürgerschaftlichen Engagements durch den Staat. Zivilgesellschaftliche Organisationen sollten stärker aktiv werden und damit ihre Selbstorganisations- und Selbststeuerungsfähigkeit weiterentwicklen und ausbauen.
Das Plädoyer im Wortlaut (PDF)
Im Fokus: Freiwilliges Engagement für Flüchtlinge und von Flüchtlingen
Ehrenamtliches Engagement von Flüchtlingen
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen schätzt, dass im Jahr 2008 weltweit etwa 10,5 Millionen Menschen auf der Flucht waren. Davon flüchteten rund 246.000 Asylsuchende nach Europa. In Deutschland leben aktuellen Zahlen zufolge knapp 600.000 Flüchtlinge. Etwa 100.000 von ihnen sind nur befristet geduldet, das heißt ihre Abschiebung ist vorübergehend ausgesetzt. Gegenüber anerkannten Flüchtlingen sowie sog. Kontingentflüchtlingen sind Flüchtlinge mit ungesichertem Aufenthaltsstatus von vielen staatlichen Leistungen und Fördermaßnahmen ausgeschlossen, bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftliche Teilhabe sind erschwert oder unmöglich. Trotzdem findet in Deutschland vielerorts freiwilliges Engagement von Flüchtlingen statt. Johanna Boettcher, Netzwerk-Koordinatorin beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, skizziert in ihrem Gastbeitrag die rechtliche Situation von Menschen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus und zeigt auf, wieso deren bürgerschaftliches Engagement wichtig für die interkulturelle Öffnung der Aufnahmegesellschaft ist.
Flüchtlinge, Engagement und Kirchenasyl
Das freiwillige Engagement für Flüchtlinge findet häufig auch in kirchlichem Umfeld statt. Eine besondere Form der Unterstützung bildet hier die sog. Kirchenasylbewegung, die seit den frühen 1980er Jahren in Deutschland aktiv ist. Kirchenasyl wird dabei als Moratorium verstanden, in dem die Frage der Schutzbedürftigkeit der Menschen ohne Aufenthaltstitel und ohne Papiere neu bewertet wird. Fanny Dethloff, Pastorin und Vorsitzende der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche, erläutert in ihrem Gastbeitrag die Geschichte und aktuelle Praxis des Kirchenasyls in Deutschland. Für sie ist klar: die Gewährung von Kirchenasyl beinhaltet immer auch die Frage nach kirchlichem, menschenrechtlich und christlich motiviertem Widerstand innerhalb demokratischer Strukturen.
Ehrenamtliche Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen
XENION ist ein psychosoziales Behandlungszentrum für traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer in Berlin. Zurzeit nehmen rund 500 Menschen aus 37 verschiedenen Ländern die Hilfen in Anspruch. XENION hat in den letzten Jahren verschiedene Ansätze in der ehrenamtlichen Arbeit für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) und Folteropfer entwickelt. So engagieren sich bei XENION 60 ehrenamtliche Einzelvormünder für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und 92 Mentorinnen und Mentoren für Flüchtlinge. Amelie von Griessenbeck, Projektkoordinatorin des XENION-Mentorenprojekts, und Andreas Meißner, Referent bei der Kinderrechtsorganisation terre des hommes, stellen in ihrem Gastbeitrag die Arbeit und die Projekte des Zentrums vor und beschreiben, wie bürgerschaftliches Engagement das gegenseitige Verständnis von Flüchtlingen und Einheimischen verbessern kann.
Partnerschaftliche Freiwilligenarbeit und Flüchtlingshilfe
Flüchtlinge, denen erst nach mehrjährigem Aufenthalt in Deutschland ein Bleiberecht zugesprochen wird, benötigen eine besondere Heranführung an Integrationsmaßnahmen und -angebote. In der Regel sind für diese Migrant/innen Jahre vergangen, in denen sie von Integrationsangeboten ausgeschlossen waren. Die Gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender e.V. (GGUA) arbeitet vor diesem Hintergrund als politisch und konfessionell unabhängiger Verein in der Beratung, Betreuung und Unterstützung von Flüchtlingen in Münster. Mit verschiedenen Projekten fördert der Verein den beiderseitigen Integrationsprozess durch das gemeinsame bürgerschaftliche Engagement von Migranten/innen und Deutschen. Marlies Isernhinke und Katharina Quittmann, Projektleiterin und Mitarbeiterin bei GGUA e.V., informieren in ihrem Gastbeitrag über die Arbeit des Vereins. Sie sind sich sicher: durch Konzepte zur nachhaltigen Stärkung von Migrant/innen in unserer Gesellschaft und durch gemeinsames Engagement von Deutschen und Eingewanderten kann die Entwicklung eines transkulturellen und demokratischen Miteinanders gestärkt werden.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Runde Tische erfolgreich durchführen
Dialogorientierte Beteiligungsverfahren werden für die Konflikt- und Problemlösung politischer und gesellschaftlicher Herausforderungen immer wichtiger. In der öffentlichen Wahrnehmung steht das Modell des Runden Tisches für einen auf Konsens und Verständigung angelegten diskursiven Politikstil. Die vorliegende Studie beleuchtet die Funktionen und Erfolgsfaktoren Runder Tische. Neben dem grundlegenden Zweck der Verständigung identifiziert die Studie vier weitere Ziele: Vernetzung, Beratung, Projektentwicklung und Vermittlung. Ein wesentliches Ergebnis: Runde Tische sichern den Aufbau von sozialem Kapital, steigern die Qualität öffentlicher Entscheidungen und stärken die demokratische Partizipation.
Kristina Thomsen, Julia Steets, Bidjan Nashat: Runde Tische erfolgreich durchführen. mitarbeiten.skript Nr. 05, Verlag Stiftung MITARBEIT, Bonn 2010, 48 S., 5,00 €, ISBN 978-3-941143-06-7
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Publikation: Frieden lernen
Der Friedenspädagogik wird bei der Vorbeugung, Überwindung und Nachbereitung von gewaltvollen Konflikten zunehmend eine Schlüsselfunktion zugeschrieben. Das Interesse an ihr ist in den letzten Jahren weltweit deutlich angestiegen. Unter Rückgriff auf konstruktivistische, systemtheoretische und interaktionistische Ansätze wird in der vorliegenden Publikation die gegenwärtige Friedenspädagogik beleuchtet und Anregungen für ihre theoretische Weiterentwicklung entfaltet. Auf dieser Basis erfolgt eine Ableitung konzeptioneller Mindestanforderungen für eine zeitgemäße Friedenspädagogik und eine Übertragung auf konkrete pädagogische Praxisfelder.
Frieters-Reermann, Norbert: Frieden lernen. Friedens- und Konfliktpädagogik aus systemisch-konstruktivistischer Perspektive. Duisburg/Köln 2010, 307 S., 42,35 Euro, ISBN 978-3-86553-335-7
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Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.
Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 28.06.– 03.07.2010 in Berlin: »Das Ende der Privatheit?« Gläserne Menschen und mündige User– Chancen und Risiken in der Mediendemokratie
Ein Seminar für Auszubildende, veranstaltet vom Wannseeforum Berlin
• 09.07.2010 in Gelsenkirchen: Wohngruppen und Pflege
8. Wohnprojektetag NRW