Newsletter Nr. 22/2008 (07.11.2008)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Lobbyismus und Demokratie
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Reform der Weltfinanzinstitutionen
Mehr als 10.000 nichtstaatliche Organisationen aus aller Welt haben angesichts der aktuellen Finanzmarktkrise in einer vergangene Woche in Brüssel veröffentlichten gemeinsamen Erklärung eine tief greifende Reform der Weltfinanzinstitutionen angemahnt. Die Neuordnung müsse die Weltbank, den Internationalen Währungsfonds und andere Organe umfassen. Die Organisationen fordern u.a. ein stärkeres Gewicht von armen Ländern in den Gremien. Die Vertreter der zivilgesellschaftlichen Organisation appellierten zudem an die Europäische Union, ihre Politik stärker an sozialen und umweltpolitischen Kriterien auszurichten. Dazu sei die Intensivierung des Dialogs zwischen Regierungen und der Zivilgesellschaft nötig.
Zur englischsprachigen Erklärung
Innovationspreis für Freiwilligenagenturen
Unter dem Motto »Jugend@Engagement« hat die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) im Rahmen ihrer Jahrestagung Anfang November in Hamburg fünf besonders innovative Projekte von Freiwilligenagenturen ausgezeichnet. Der Fokus des Innovationspreises lag in diesem Jahr auf der Unterstützung jugendlichen Engagements. Prämiert wurden Projekte in Augsburg, Jena, Mühlheim, Bremen und Köln. Mit dem Innovationspreis vergibt die bagfa jährlich Auszeichnungen und Preisgelder an Freiwilligenagenturen. Neben der finanziellen Unterstützung zielt die Prämierung auf eine öffentlichkeitswirksame Anerkennung der Arbeit von Freiwilligenagenturen. Die Jahrestagung 2008 war ein Kooperationsprojekt der bagfa, der Stiftung MITARBEIT sowie der Körber Stiftung.
Informationen zu den Preisträgern Innovationspreis 2008
Ehrenamtskarte NRW
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat Anfang November zusammen mit Städten, Kreisen und Gemeinden des Landes eine landesweit gültige Ehrenamtskarte eingeführt. Mit der Ehrenamtskarte können Angebote in verschiedenen Landes- und kommunalen Einrichtungen vergünstigt wahrgenommen werden, sie gilt aber auch für Angebote von Partnern aus Wirtschaft, Kultur und Sport. Eine Ehrenamtskarte erhalten Engagierte, die mindestens fünf Stunden pro Woche bzw. 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich ohne Vergütung oder pauschale Aufwandsentschädigung nachweislich tätig sind.
Zur Website Ehrenamtskarte NRW
Online-Netzwerk fairdo
Die neue, im Aufbau befindliche Internetplattform fairdo versteht sich als deutschsprachige Networking-Plattform für engagierte Menschen, Gruppen und Organisationen. Im Mittelpunkt der »Netzwerke für eine bessere Welt« stehen Themen wie Umwelt- und Klimaschutz, fairer Handel, politisches oder soziales Engagement und ein bewusster Lebensstil. fairdo wendet sich vorrangig an aktive Menschen, Bürger/innen, Organisationen und Initiativen und grenzt sich damit von einer Reduzierung auf rein indivuelle Lifestylekonzepte und auf die Marketing-Zielgruppe »LOHAS« ab. Das Netzwerk wird von einem Kreis von Expertinnen und Experten aus den genannten Engagementfeldern beraten.
Zur Website fairdo
Im Fokus: Lobbyismus und Demokratie
Lobbyismus und Demokratie
Die kontroverse Diskussion über Lobbyismus in der Politik ist nicht neu. Gleichwohl hat das Thema nichts von seiner Aktualität verloren, wie die Debatten um ein auf EU-Ebene installiertes Lobbyistenregister oder der Bericht des Bundesrechnungshofes über sog. Leihbeamte in Bundesministerien zeigen. Unter Lobbying wird die Beeinflussung von Regierungen, Institutionen oder Personen verstanden, die mit »Entscheidungs- oder Verhinderungsmacht« ausgestattet sind. Nach Ansicht von Dr. Rudolf Speth, Politikwissenschaftler an der Freien Universität Berlin, hat das System der Interessenvermittlung in allen westlichen Gesellschaften eine historische Tiefendimension und spiegelt gleichzeitig auch gesellschaftliche Machtverhältnisse wider. In seinem Gastbeitrag stellt er die Entwicklung der bundesdeutschen »Organisationsgesellschaft« und ihrer Akteure vor, beschreibt die fortschreitende Differenzierung der Interessengruppen und erläutert, welche Regeln sicherstellen können, dass sich Lobbying in demokratieverträglichen Bahnen abspielt.
Der Lobbydschungel Brüssel
In Brüssel arbeiten etwa 15.000 bis 20.000 Lobbyisten. Schätzungsweise 70% der Lobbyisten in Brüssel sind für Unternehmen, Wirtschaftsverbände und nahe stehende Lobbyorganisationen tätig, nur etwa 10% arbeiten für Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbände, Verbraucherschutzorganisationen oder andere Nichtregierungsorganisationen. Ulrich Müller, Vorstandsmitglied der Initiative LobbyControl, beleuchtet in seinem Gastbeitrag die Lobbystrukturen auf europäischer Ebene. Er zeigt anhand ausgewählter Beispiele auf, wie mangelnde Transparenz und laxe Regeln für Lobbyisten das Demokratiedefizit der Europäischen Union verstärken und welche Rolle zivilgesellschaftliche Organisationen und NGOs im EU-Lobby-Diskurs spielen.
Politikberatung ist Interessenvertretung
Trotz stetig steigender Nachfrage sind Politikberatung und Politikmanagement in Deutschland immer noch weitgehend unbekannte Berufsfelder. Politikberater/innen verstehen sich als Mittler/innen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Die traditionelle Unterscheidung zwischen wissenschaftlicher und praktischer, sprich lobbyistischer Politikberatung lässt sich allerdings nach Ansicht von Dominik Meier, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung, nicht mehr aufrechterhalten. In seinem Gastbeitrag skizziert er das Aufgabenfeld, die Anforderungen und die grundlegenden Verhaltensregeln moderner Politikberatung. Sein Fazit: Politikberatung als konstituierender Bestandteil des politischen Systems lebt von Transparenz und der Vermeidung von Interessenkonflikten.
Worst EU Lobbying Awards 2008
Ein Bündnis verschiedener europäischer Nichtregierungsorganisationen verleiht alljährlich die »Worst EU Lobbying Awards«. Die Negativpreise werden an Lobbyisten, Unternehmen oder Interessenverbände vergeben, die manipulative, irreführende oder andere problematische Lobbytaktiken verwenden, um Entscheidungsverfahren der Europäischen Union zu beeinflussen. Die Initiatoren des Wettbewerbs wollen diese umstrittenen Lobby-Strategien öffentlich machen und so das Bewusstsein für notwendige striktere Transparenz- und Ethikregeln für Lobbyisten in der Europäischen Union schärfen. Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union können im Rahmen einer Internet-Abstimmung bis Ende November in zwei Kategorien über die Preisträger/innen des Jahres 2008 entscheiden. Die Auszeichnungen werden im Dezember in Brüssel verliehen.
Zur Abstimmung Worst EU Lobbying Awards
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Islamfeindlichkeit – Aspekte, Stimmen, Gegenstrategien
Verschiedene Studien warnen seit geraumer Zeit vor einem Anstieg islamfeindlicher Einstellungen. Doch welche Ursachen und Anzeichen für diesen Anstieg können in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen gefunden werden? Wie soll die außerschulische Jugendarbeit auf diese Herausforderung reagieren? Auf diese Fragen gibt der Reader des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit (IDA) e.V. Antworten. Um Multiplikator/innen der Jugendarbeit Anregungen für ihre Praxis zu geben, werden im Buch verschiedene Übungen und Methoden vorgestellt, die in der Jugendbildungsarbeit eingesetzt werden können. Weiterhin informieren Infokästen über aktuelle Statistiken zu Islamfeindlichkeit, Filme, die sich zum Einsatz in der Jugendbildungsarbeit eignen, Projekte zum interreligiösen Dialog und Möglichkeiten der politischen Bildung gegen Islamfeindlichkeit. Der Reader umfasst 64 Seiten und kann bis zu einer Stückzahl von drei Exemplaren kostenlos gegen Portogebühr bestellt werden.
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Publikation: Ohrenkuss-Wörterbuch
Zum zehnjährigen Bestehen des Magazins »Ohrenkuss« erscheint jetzt ein exklusives Buch. Im »Ohrenkuss-Wörterbuch« erfahren die Leserinnen und Leser, wie Menschen mit Down-Syndrom die Welt wahrnehmen – in ungewöhnlichen Texten und mit hochwertigen Fotografien. Der Name Ohrenkuss ist so ungewöhnlich wie die Idee, die dahinter steckt: Menschen mit Down-Syndrom schreiben selbst Texte – und veröffentlichen sie in einem Magazin, das eben diesen einprägsamen Namen trägt. Die besten und beeindruckendsten Texte der vergangenen zehn Jahre können jetzt in einem Wörterbuch noch einmal nachgelesen werden. Alle Texte sind mit Schlagworten versehen: So kann man in dem Buch blättern wie in einem Lexikon – von »A wie Affendame« über »M wie Mongolei« bis »Z wie Zeitumstellung«.
Bärbel Peschka/Katja de Bragança (Hrsg.): Das Ohrenkuss-Wörterbuch. 300 S., 29,50 Euro, ISBN 978-3-00-24933-4
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Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles veranstaltungskalender _top external-link-new-window>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.<link aktuelles veranstaltungskalender _top>
Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 14.11.2008 in Berlin: Berliner Stiftungstag 2008
Eine Veranstaltung des Berliner Senats in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen und dem Stiftungsnetzwerk Berlin
• 21.11.2008 in Berlin: 1. Berliner OE-Tag – Forum für gemeinnützige Organisationsentwicklung
Eine Veranstaltung der SOCIUS gGmbH
• 12.-14.12.2008 in Bergisch-Gladbach: <link aktuelles veranstaltungskalender va _blank external-link-new-window>No Blame Approach
Ein Kongress von Bund für Soziale Verteidigung, fairaend, Stiftung MITARBEIT, Thomas-Morus-Akademie, Arbeitsgemeinschaft f. Kinder- und Jugendschutz NRW