Newsletter Nr. 1/2009 (16.01.2009)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Bürgerstiftungen
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Initiative »Vorrang für Zivil«
Im Vorlauf der Europawahlen 2009 haben zivilgesellschaftliche Organisationen aus den Bereichen Friedensförderung und zivile Konfliktbearbeitung aus neun EU-Mitgliedsstaaten eine gemeinsame Position beschlossen, darunter auch die zwei deutschen Organisationen forumZFD und Bund für Soziale Verteidigung. Im Rahmen der Initiative »Vorrang für Zivil« setzen sich diese Organisationen für effizientere, nachhaltigere und weniger kostspielige Ansätze zur Bewältigung von internationalen Konflikten und Krisen ein. Dazu ist nach Ansicht der Initiatoren u.a. der Aufbau einer Europäischen Peacebuilding-Agentur als Gegenpart zur Europäischen Verteidigungsagentur vonnöten. Ausgehend von der vor kurzem durch die Europäische Kommission gestarteten sog. »Peacebuilding Partnership« empfehlen sie, den Dialog mit zivilgesellschaftlichen Organisationen weiter zu institutionalisieren und einen Mechanismus zu schaffen, der regelmäßig Vertreter/innen aller relevanten Akteure zusammenbringt.
Zur Website der Initiative »Vorrang für Zivil«
Jugendarbeit international – Vielfalt erleben
Die Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund und ihre umfassende Teilhabe sowie die Öffnung der deutschen Gesellschaft und ihrer Institutionen sind wichtige Herausforderungen für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Das Projekt JiVE will vor diesem Hintergrund in den drei zentralen Bereichen der internationalen Jugendarbeit – Jugendbegegnungen, Fachkräfteprogramme und Freiwilligendienste – Pilotprojekte durchführen, die zu einer Verbesserung der Chancen junger Menschen mit Migrationshintergrund beitragen sowie die Vernetzung der Träger der internationalen Jugendarbeit und der jugendbezogenen Migrationsarbeit nachhaltig verbessern. JiVE ist ein gemeinsames Projekt von IJAB e.V., der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland und JUGEND für Europa, der deutschen Agentur für das EU-Aktionsprogramm JUGEND IN AKTION.
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Engagement von Frauen im ländlichen Raum
Die Lehstener Kultur-Alternative, ein Kulturverein in Mecklenburg-Vorpommern, hat sich in Zusammenarbeit mit angehenden Sozialwissenschaftlerinnen der Berliner Humboldt-Universität in einem Projekt mit dem Thema »Engagement und Anerkennung von Frauen im ländlichen Raum« beschäftigt. Dazu wurden im vergangenen Jahr verschiedene Interviews mit vor Ort engagierten Frauen geführt, in denen diese offen über ihre Motive, Probleme und Anerkennungsdefizite sprechen. Zum Abschluss des Projektes ist nun unter dem Titel »Weiblich & Engagiert« eine von den Initiatorinnen kommentierte CD erschienen, auf der die geführten Gespräche nachgehört werden können. Das Projekt wurde durch die Gesellschafter-Initiative der Aktion Mensch gefördert.
Zur Website der Lehstener Kultur-Alternative
NAKOS: Selbsthilfe und Zivilgesellschaft
NAKOS, die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen, musste im Jahr 2008 um die Weiterfinanzierung ihrer Arbeit kämpfen. Vom Parlament wurden dann aber schließlich Mittel für das Haushaltsjahr 2009 bereit gestellt. Im Vorfeld dieser Entscheidung haben zahlreiche Organisationen ihre Solidarität und Unterstützung für die Arbeit der NAKOS formuliert. Neben der konkreten Unterstützung von Selbsthilfegruppen setzt sich NAKOS auch für den gesellschaftlichen Stellenwert von Selbsthilfe als Bestandteil der Bürgergesellschaft ein. Die Jahrestagung 2008 bearbeitete das Thema »Selbsthilfe und soziales Engagement - Motor für die Zivilgesellschaft?«, der zentrale Beitrag dazu ist im neuesten NAKOS Extra online dokumentiert.
Zum NAKOS EXTRA
Im Fokus: Bürgerstiftungen
Länderspiegel Bürgerstiftungen – Fakten und Trends
Deutschland ist nach den USA das Land mit den meisten Bürgerstiftungen weltweit. Bürgerstiftungen sind in der Bundesrepublik in mehr als 237 Städten, Gemeinden und Regionen aktiv. Nordrhein-Westfalen liegt dabei mit 68 Bürgerstiftungen bundesweit an der Spitze. Die Bürgerstiftungen in Deutschland verfügen zusammen über mindestens 110 Millionen Euro an Kapitalvermögen. Judith Polterauer und Bernadette Hellmann, Referentinnen bei der Aktiven Bürgerschaft, stellen in ihrem Gastbeitrag den aktuellen »Länderspiegel Bürgerstiftungen« vor, den die Aktive Bürgerschaft zum bundesweiten »Tag der Bürgerstiftungen« Anfang Oktober vergangenen Jahres vorgelegt hat. Ihr Fazit: Sowohl die starke Verbreitung und die konstant hohe Anzahl von Neugründungen als auch der Zuwachs an Stiftungskapital sprechen dafür, dass das Modell der Bürgerstiftung endgültig in der Organisationslandschaft der Bundesrepublik angekommen ist. Um als zivilgesellschaftliche Organisation gesellschaftlich wirksam tätig sein zu können, ist jedoch der weitere Aufbau des Stiftungsvermögens eine Hauptaufgabe für die kommenden Jahre.
Bürgerstiftungen in Ostdeutschland
Der Blick auf das bürgerschaftliche Engagement in Ostdeutschland ist in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch zumeist negativ geprägt. Ob zu recht oder zu unrecht: Im öffentlichen Diskurs wird Ostdeutschen oft pauschal ein Demokratiedefizit vorgeworfen und ihre zivilgesellschaftliche Organisationsstruktur als weniger entwickelt beschrieben. Gleichwohl haben sich in den letzten Jahren in vielen Städten Ostdeutschlands vitale Bürgerstiftungen entwickelt und sind dort zu einem unverzichtbaren Teil der lokalen Bürgergesellschaft und Demokratie avanciert.
Timo Reinfrank und Maria Bause, Referent/innen bei der Amadeu Antonio Stiftung, erläutern in ihrem Gastbeitrag, warum Bürgerstiftungen als Katalysatoren für demokratische Kultur in Ostdeutschland gelten können und welche Rolle ihnen vielerorts im Kampf gegen Rechtsextremismus zukommt.
Axel Halling, Projektreferent der Initiative Bürgerstiftungen, stellt in seinem Gastbeitrag die Ende November 2008 in Dresden ins Leben gerufene Initiative Bürger- und Gemeinschaftsstiftungen Ost vor. Für ihn bietet das Modell der Bürger- und Gemeinschaftsstiftungen die Möglichkeit, bürgerschaftliches Engagement und Nachhaltigkeit unter ein Dach zu fassen.
Bürgerstiftungsland Bayern
Das rasante Wachstum im deutschen Bürgerstiftungssektor seit Gründung der ersten Bürgerstiftungen in Gütersloh und Hannover in den Jahren 1996 und 1997 ist weltweit einmalig. Beim Blick auf die bundesdeutsche Bürgerstiftungs-Landkarte fällt auf, dass das von der Fläche größte Bundesland, Bayern, nicht an der Spitze des innerdeutschen Ländervergleichs liegt. Nach Ansicht von Ulrike Reichart und Axel Halling, Projektmitarbeiterin und Projektreferent der Initiative Bürgerstiftungen, weist Bayern noch viel Potenzial für weitere Stiftungsgründungen auf. In ihrem Gastbeitrag stellen sie das Ausstellungsprojekt »Stifterland Bayern« des Bundesverbands Deutscher Stiftungen vor, mit dem dieser für die weitere Verbreitung der Bürgerstiftungsidee im Freistaat wirbt und informieren über die Arbeit verschiedener Bürgerstiftungen in Bayern.
Bürgerstiftungen managen: Der BürgerStiftungsCheck
Angesichts der wachsenden Bedeutung, die Bürgerstiftungen im gesellschaftlichen und kommunalen Kontext einnehmen und vor dem Hintergrund der Debatte über sog. Corporate Governance im gemeinnützigen Bereich, müssen sich auch Bürgerstiftungen zunehmend Fragen nach verantwortungsvoller Führung und Transparenz oder nach der internen Kontrolle der Qualität der (Management-) Entscheidungen stellen. Um diesen Fragen gerecht zu werden, hat die Aktive Bürgerschaft mit dem »BürgerStiftungsCheck« (BSC) ein neues strategisches Managementinstrument für Bürgerstiftungen entwickelt. Dr. Stefan Nährlich, Geschäftsführer der Aktiven Bürgerschaft, stellt in seinem Gastbeitrag das auf der Basis der Balanced Scorecard entwickelte Tool vor, das helfen soll, die optimale strategische Steuerung einer Bürgerstiftung zu gewährleisten.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Von der Botschaft zur Bewegung
Kerstin Plehwe und Maik Bohne identifizieren in ihrem Buch zehn Strategien, die sie als Ursache für den Erfolg von Barack Obamas Wahlkampagne ausmachen. Neben der Entwicklung einer innovativen Fundraisingstrategie geht es beispielsweise um die Authentizität des Kandidaten und die Wahl eines passenden und im Wählerinteresse liegenden Argumentationsrahmens. Aber auch technische Fragen wie die Nutzung der Medien oder interaktive Kommunikationsmöglichkeiten werden aufgegriffen und anhand ausgewählter Beispiele erläutert. Zum Schluss untersuchen die Autoren, ob und wie Obamas Erfolgsstrategie auf deutsche (Wahlkampf-) Verhältnisse anwendbar ist.
Plehwe, Kerstin/Bohne, Maik: Von der Botschaft zur Bewegung. Die 10 Erfolgsstrategien des Barack Obama.
Berlin 2008, Verlag Hanseatic Lighthouse, 200 S., 19,90 Euro, ISBN 978-3-9812629-0-2
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Publikation: Rechtsextremismus - Bewegung in der Mitte
Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008 stehen im Mittelpunkt einer quantitativen Erhebung von Wissenschaftlern der Universität Leipzig im Auftrag der Friedrich Ebert Stiftung. Die Erhebung mit dem Titel »Bewegung in der Mitte« macht differenzierte Aussagen zu einem Vergleich der Bundesländer und zu den Entwicklungen im Verlauf der Jahre 2002 - 2008.
Decker, Oliver/Brähler, Elmar: Bewegung in der Mitte, rechtsextreme Einstellungen 2008.
Berlin 2008, 62 S., ISBN 978-3-86872-002-0
Die Broschüre steht als Download zur Verfügung.
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles veranstaltungskalender _top external-link-new-window>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.
Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 13.-15.02.2009 in Gummersbach: <link aktuelles veranstaltungskalender va _blank external-link-new-window>Das Internet in der politischen Kommunikation und Wahlauseinandersetzung
Ein Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung
• 27.-29.02.2009 in Jena: <link aktuelles veranstaltungskalender va _blank external-link-new-window>Fundraising – Wege zu Stiftungsgeldern
Ein Seminar der Stiftung MITARBEIT