Newsletter Nr. 23/2010 (26.11.2010)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in der Stadt
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Online-Dialog EngagementZweiNull
Wie sehen engagierte Bürgerinnen und Bürger oder Fachleute die Vorhaben der Nationalen Engagementstrategie der Bundesregierung? Seit dieser Woche läuft im Internet die öffentliche Kommentierung der Anfang Oktober veröffentlichen Nationalen Engagementstrategie. In den ersten Tagen wurden von den Nutzer/innen des Portals 77 inhaltliche Kommentare, Pro- und Contra-Stimmen oder inhaltliche Ergänzungen geschrieben. Die meisten Beiträge wurden zu den Unterthemen »Gesellschaftliche Beteiligung und Engagement in Zeiten des Web 2.0« und zur Bedeutung des Engagements für die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit auf den Arbeitsmarkt formuliert. Der Protest gegen die aktuellen Kürzungen im Städtebauprogramm »Soziale Stadt« spiegelt sich in Kommentierungen zu diesem Thema wider. Unerwartet wenig Beiträge beschäftigen sich bislang mit dem Thema Europa und mit den verschiedenen Aspekten des Freiwilligendienstes. Neben direkten Kommentaren zu einzelnen Vorhaben ist auch das Formulieren gänzlich neuer Themen in der Rubrik »Agenda Setting« möglich sowie eine Diskussion zum Gesamtprozess im Forum. In Kürze werden in diesem Forum auch Stellungnahmen von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Verbänden zum Gesamtprozess online gestellt. Die Projektleitung für die Online-Plattform liegt bei der »Koordinierungsstelle Nationales Forum für Engagement und Partizipation« im BBE, die Moderation wird koordiniert durch die Stiftung MITARBEIT.
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EU-Fundraising Verband
In Deutschland und Europa gibt es bisher kein Netzwerk, das seinen Fokus auf EU-Fördermittel legt und in dem Interessierte an europäischen Projekten ihre Erfahrungen austauschen können. Diese Lücke wird mit dem EU-Fundraising Verband geschlossen, der Ende Oktober 2010 in Berlin gegründet wurde. Der Verband baut erstmalig ein europaweites Netzwerk für Personen auf, die im EU-Fundraising und in der europäischen Projektarbeit tätig sind. Das Verbandsziel ist die Förderung des Wissensaustausches und die Entwicklung von Qualitätsstandards für das noch junge Berufsfeld »EU-Fundraising«. Gemeinsam entwickelte Qualitätsstandards sollen die europäische Projektarbeit professionalisieren und nachhaltig die Qualität im Umgang mit EU-Fördergeldern und öffentlichen Mitteln fördern. Wie wichtig das ist, zeigt der jüngst veröffentlichte Bericht des Europäischen Rechnungshofs über das EU-Haushaltsjahr 2009. Bis zu sechs Milliarden Euro wurden demnach aufgrund von Verstößen gegen Vorschriften und einem fehlerhaften Umgang mit öffentlichen Mitteln falsch ausgegeben.
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Der Jahresbericht im Wortlaut (PDF)
Unterschriften-Aktion gegen Armut
Im Rahmen des Europäischen Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung sammelt das Netzwerk Caritas Europa noch bis Ende Dezember in 44 Ländern Stimmen für eine Petition an die europäischen Institutionen. Dafür sind eine Million Unterschriften erforderlich. Mit dieser Petition will Caritas Europa die Politik dazu bewegen, sich konsequenter für die Beseitigung der Kinderarmut einzusetzen. Als Ziel wird die Halbierung der Kinderarmut in Europa bis zum Jahr 2015 benannt. Allein in Deutschland sind zwei Millionen Kinder armutsgefährdet. Die Petition fordert außerdem politische Anstrengungen für europaweite Mindeststandards der sozialen Sicherung, für die Bereitstellung von mehr sozialen und gesundheitsbezogenen Dienstleistungen und für die Sicherung guter Arbeitsplätze für alle Menschen. Die sozialpolitischen Forderungen der Caritas sind auf der Kampagnenseite abrufbar.
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Integrationspreis 2010
Ob im Sport, in Kunst und Kultur oder im Bildungsbereich: Deutschlandweit gibt es zahlreiche vorbildhafte Projekte von und mit Muslimen. Sechs solcher vorbildlichen Projekte sind nun im November in Berlin mit dem Integrationspreis 2010 ausgezeichnet worden. Damit soll das Engagement von Projekten und Initiativen gewürdigt werden, die mit ihrer Arbeit zu mehr gesellschaftlicher Partizipation von Muslimen und einem besseren Miteinander beitragen. Ausgewählt wurden die Siegerprojekte aus insgesamt 186 Bewerbungen, die drei erstplatzierten Initiativen und Projekte kommen aus Bonn, Berlin und Reutlingen. Teilnehmen konnten sowohl staatliche als auch nichtstaatliche Akteure, insbesondere Migrantenorganisationen, Vereine, Bürgerinitiativen, Kindergärten oder Jugendorganisationen. Ausgelobt wurde der Preis vom Bundesinnenministerium und der Deutschen Islam Konferenz.
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Jugenddemokratiepreis 2011
Der Jugenddemokratiepreis der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb wird 2011 zum dritten Mal vergeben. Er zeichnet ein Projekt aus, das sich in herausragender Weise für Demokratie oder Demokratisierung in Europa einsetzt und würdigt das Engagement von jungen oder für junge Menschen. Der Jugenddemokratiepreis der bpb ist mit 3.000 Euro dotiert und wird in Kooperation mit dem Internationalen Demokratiepreis Bonn ausgeschrieben. Der Preisträger wird Ende Februar 2011 von einer Jugendjury ausgewählt. Die feierliche Preisverleihung findet im Mai 2011 in Bonn statt.
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Im Fokus: Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in der Stadt
Jugendliche als Akteure in der Stadtentwicklung
Welche Impulse können Jugendliche für Stadtentwicklungsprozesse geben? Welche Möglichkeitsräume bieten ihnen die Städte? Mit welchen Themen und Methoden kann man Jugendliche an formellen und informellen Planungsprozessen beteiligen? Was gewinnt die Stadtentwicklung, wenn Jugendliche sich engagieren? Um herauszufinden, wie Jugendliche aktiv in die Prozesse der Stadt- und Quartiersentwicklung einbezogen werden können, wurde im Sommer 2009 das Forschungsfeld »Jugendliche im Stadtquartier« im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) des Bundes entwickelt. 40 Modellvorhaben im ganzen Bundesgebiet haben so in den vergangenen zwei Jahren verschiedene Aspekte der Jugendbeteiligung erprobt. Stephanie Haury und Stephan Willinger, Projektleiter im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), stellen in ihrem Gastbeitrag das beteiligungsorientierte Forschungsfeld vor und erläutern praxisnah, wie Jugendliche Stadt machen können. Ihr Fazit: Um lebendige Städte für alle Bürger/innen zu schaffen ist die kommunale Implementierung einer neuen Jugendbeteiligungskultur ein unverzichtbarer Faktor.
Schule der Demokratie: Die Partizipation von Kindern am Beispiel München
Die politische Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und eine kindergerechte Stadtgestaltung lassen sich in der Praxis nur mit Hilfe derjenigen verwirklichen, die dafür Expertinnen und Experten sind: den Heranwachsenden selbst. Jedoch ist die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen vielerorts immer noch nicht in ausreichendem und wünschenswertem Maße realisiert, obwohl Partizipation elementar zu den Grundbedingungen einer kinder- und jugendfreundlichen Stadt gehört. Die bayerische Landeshauptstadt München blickt auf eine über zwanzigjährige Tradition von beteiligungsorientierter Kinder- und Jugendpolitik zurück. Jana Frädrich, Kinderbeauftragte der Stadt München, skizziert in ihrem Gastbeitrag die Situation der Kinder- und Jugendbeteiligung in der Millionenstadt. Sie ist sicher: die Einführung beteiligungsorientierter Strukturen ist ohne die Mitarbeit und den Willen von Politik und Verwaltung nicht möglich. Die Hinwendung zur Partizipation setzt allerdings eine Wandlung des traditionellen Rollen- und Selbstverständnisses in Verwaltung und Politik sowie eine grundlegende Veränderung kommunalen Handelns voraus.
Mikrolokale Jugendbeteiligung in Erfurt
Das Erfurter Projekt LADEBALKEN ist ein Modellvorhaben mikrolokaler Jugendbeteiligung. Im Kern des Vorhabens steht die experimentelle Erprobung neuer Möglichkeiten, Jugendliche systematisch und nachhaltig an Prozessen der Stadtentwicklung und –planung zu beteiligen. Ausgehend von einem großen Interesse an unkonventionell nutzbaren Räumlichkeiten jenseits des üblichen Mietmarktes versucht das Projekt, in einem von hohem Leerstand gekennzeichneten Stadtgebiet eine Anlaufstelle für selbst organisierte Jugendprojekte zu etablieren. Steffen Präger, einer der Mitorganisatoren und ehemaliger Leiter des Projekts, stellt in seinem Gastbeitrag das Modellvorhaben vor. Für ihn ist klar: Wer die Stadtentwicklungspolitik nachhaltig jugendgerecht gestalten will, muss sich an den Jugendlichen und deren Interessen orientieren. Dazu ist es auf lange Sicht unerlässlich, trotz knapper Kassen eine kommunale Infrastruktur zur Engagementförderung und Jugendbeteiligung bereitzustellen.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Freiwilligendienste machen kompetent
Im Bundesprogramm »Freiwilligendienste machen kompetent« wurden in den letzten drei Jahren Erfahrungen gesammelt, wie benachteiligte Jugendliche verstärkt und gezielt in das Freiwillige Soziale und das Freiwillige Ökologische Jahr integriert werden können. Die Erkenntnisse aus dem Programm sind nun in einem Praxisleitfaden zusammengefasst. Er bildet den Entwicklungs- und Diskussionsstand am Ende der Programmlaufzeit ab und fasst neben Erkenntnissen der begleitenden Evaluation vieles von dem zusammen, was in den Vernetzungsworkshops der Projektträger präsentiert und diskutiert wurde. Erprobte Handlungsansätze und intensiv reflektierte Erfahrungen werden damit einer breiteren Fachöffentlichkeit in den Jugendfreiwilligendiensten vorgestellt. Der Leitfaden liegt auch als gedruckte Broschüre vor und kann über das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. bestellt werden.
Die Publikation im Wortlaut (PDF)
Publikation: Bedingungsloses Grundeinkommen
Das bedingungslose Grundeinkommen wird seit längerem als Vorschlag für eine grundlegende Sozialreform diskutiert. Bei den Befürwortern dieses Ansatzes gibt es eine Reihe unterschiedlicher »Modelle« zu seiner Realisierung. Sie unterscheiden sich besonders in der Höhe des vorzusehenden Betrags für das monatliche Grundeinkommen eines jeden Bürgers und in der Finanzierung des Ganzen. Die hier vorliegende Publikation orientiert die Finanzierung und Realisierung an einem einfachen, auf Mathematik basierende Computerprogramm. Es gründet auf der Finanzierung durch eine prozentuale Sozialabgabe (nicht Steuer) aus allen persönlichen Bruttoeinkommen und – eventuell – einer zusätzlich geringfügig erhöhten Mehrwertsteuer und/oder einer Absenkung von gesetzlichen Beiträgen zur Sozialversicherung.
Helmut Pelzer: Das bedingungslose Grundeinkommen. Finanzierung und Realisierung nach dem mathematisch fundierten Transfergrenzen-Modell. 2010, 71 S., 18,00 Euro, ISBN 978-3-8282-0530-7
Information und Bestellung online
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles veranstaltungskalender>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 15.01.2011 in Stuttgart: Web 2.0 für Vereine, Initiativen und Non-Profit-Organisationen
Eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie Bad Boll
• 18.01.2011 in Köln: Gemeinnützige Vereine und ihre Vorstände
Eine Arbeitstagung von 3WIN e.V. - Institut für Bürgergesellschaft