eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 3/2024 (28.03.2024)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Citizen Science – Bürgerforschung
- Publikationen
- Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
ZiviZ-Survey: Unternehmerisches und zivilgesellschaftliches Engagement in Ostdeutschland
Zivilgesellschaftliches und unternehmerisches Engagement spielen in Ostdeutschland eine zentrale Rolle für die Stärkung des demokratischen Zusammenhalts. Auf Basis der im ZiviZ-Survey gesammelten Daten, des Monitors Unternehmensengagement sowie weiterer statistischer Analysen hat ZiviZ das Engagement von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen in Ostdeutschland untersucht. Die Ergebnisse wurden im März 2024 in einer Studie veröffentlicht. Zentrale Fragen der Untersuchung waren unter anderen: Wie viele zivilgesellschaftliche Organisationen gibt es in Ostdeutschland? Wie haben sich die Vereinszahlen in den vergangenen Jahren entwickelt? Wie viele privatwirtschaftliche Unternehmen engagieren sich über ihre reguläres Kerngeschäft hinaus für gesellschaftliche Belange? Und: Wie häufig kooperieren zivilgesellschaftliche Organisationen mit öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen?
Die Studie im Wortlaut (PDF)
Gemeinschaftsinitiative »Zukunftswege Ost«
Aus einem Gemeinschaftsfonds der Initiative »Zukunftswege Ost« sollen künftig lokale Initiativen und Projekte gefördert werden, die sich für eine demokratische Kultur und ein friedliches Miteinander in Ostdeutschland einsetzen. Der Gemeinschaftsfonds wird bis Juli 2024 aus privaten Mitteln aufgesetzt und soll Einzelvorhaben auf unbürokratische Weise mit jeweils bis zu 5.000 Euro unterstützen. Mitte März wurde der Fonds im Rahmen eines Pressegesprächs vorgestellt und zur finanziellen Beteiligung von Stiftungen, Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen aufgerufen. Langfristig wird angestrebt, das Stiftungsengagement in Ostdeutschland stärken. Hiervon soll eine resiliente Zivilgesellschaft als Garant demokratischer Aushandlungsräume profitieren. »Zukunftswege Ost« ist eine Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, der Stiftung Bürger für Bürger, der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, der Cellex Stiftung und der Freudenberg Stiftung.
Sachsen: Förderaufruf für Beteiligungsprojekte
Das »Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung« (SMJusDEG) hat bereits den fünften Förderaufruf im Rahmen der Förderrichtlinie Bürgerbeteiligung veröffentlicht. Hierin werden sowohl Kommunen als auch zivilgesellschaftliche Träger adressiert. Entsprechende Institutionen können noch bis Mitte April über die Förderrichtlinie Bürgerbeteiligung (FRL) Fördermittel für kommunale Partizipationsprojekte beantragen. Kommunen können zudem mithilfe der Programme »Modellkommune« oder »Bürgerkommune« finanzielle Unterstützung für den Aufbau nachhaltiger Beteiligungsstrukturenund -prozesse erhalten. Förderanträge werden bis zum 15. April 2024 entgegengenommen.
Impulspapier: Wie Politik und Zivilgesellschaft Konflikte besser aushandeln können
Aktuelle Beispiele zeigen: Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz stoßen aus unterschiedlichen Gründen immer wieder auf Kritik. Vor diesem Hintergrund sei es heute dringender denn je, soziale Gerechtigkeit in der Transformationspolitik zu verankern. Zu diesem Schluss kommt das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in einem aktuellen Impulspapier. Basierend auf Interviews mit Vertreter/innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zeigen die Forscher/innen zudem, wie Staat und Zivilgesellschaft bei der Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation besser zusammenwirken können. Demnach brauche es geeignete Strukturen an der Schnittstelle von Staat und Zivilgesellschaft, in denen durch neue Aushandlungsräume und eine produktive Gesprächskultur Zielkonflikte besser verhandelt werden können. Es brauche einen neuen Grundkonsens in Politik und Gesellschaft, der sowohl die Notwendigkeit von Transformation als auch ihre zentralen Ausgestaltungsprinzipien beschreibt: Welche gesellschaftlichen Interessen gilt es zu berücksichtigen und wer sind ihre Vertreter/innen? In welchen Formaten und institutionellen Strukturen können diese Stakeholder über mögliche gesellschaftliche Entwicklungspfade verhandeln? Wie verhalten sich diese neuen Aushandlungsräume zu den bestehenden Räumen repräsentativer Demokratie? An dieser Stelle könnte eine neu einzurichtende (Bundestags-)Enquete-Kommission ein relevanter Baustein sein.
Das Impulspapier im Wortlaut (PDF)
Neues Zuwendungsempfängerregister online
Seit dem 31. Januar 2024 ist das neue Zuwendungsempfängerregister beim Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) online. Es führt alle steuerbegünstigten Körperschaften, Personenvereinigungen sowie Vermögensmassen. Hierzu gehören beispielsweise Stiftungen und Vereine aus Deutschland sowie dem EU-Ausland. Das öffentlich einsehbare Register listet unter anderem Adressen der Organisationen und Informationen zu den steuerbegünstigten Zwecken. Die zugehörigen Daten wurden zuvor von den zuständigen Finanzämtern an das BZSt übermittelt. Spendenwillige können über das Register die Zielsetzung von Akteuren recherchieren sowie deren Gemeinnützigkeitsstatus prüfen.
Zukunftspaket fördert 2024 junge Projektideen bundesweit
Ob für Sport, Kultur, ein Freizeitprojekt oder einfach eine Aktion in der Nachbarschaft: Mit dem Zukunftspaket sind Kinder und Jugendliche unter 27 Jahren eingeladen, ihr Umfeld nach ihren eigenen Ideen zu gestalten und zu verändern. Ziel des Programms ist es, die Beteiligungsmöglichkeiten und Demokratiekompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Der Fokus des Förderprogramms liegt dabei auf der direkten Beteiligung junger Menschen: Kinder und Jugendliche können sich in Projekten verwirklichen, die sie selbst planen und umsetzen. Das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit ist ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Es wird umgesetzt von der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung (gsub), der Stiftung SPI und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).
Im Fokus: Citizen Science – Bürgerforschung
Citizen Science: Wissenschaft der Vielen
Forschung muss sich nicht zwangsläufig auf die geschlossenen Räume etablierter Institutionen beschränken. Die sogenannte »Citizen Science« macht die Umsetzung wissenschaftlicher Projekte für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Letztere muss dabei nicht zwangsläufig einen akademischen Hintergrund haben. Vielmehr geht es darum, praktisches Wissen aus einem breiten Spektrum der Gesellschaft miteinzubeziehen und methodisch anzuerkennen. Gleichzeitig bleiben hierbei die Maßstäbe wissenschaftlicher Forschung, wie etwa die Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, erhalten. Im Mittelpunkt des Ansatzes steht die engagierte Zivilgesellschaft mitsamt ihrem Erfahrungsschatz. Das Potenzial der Methode liegt unter anderem darin, einen Dialog auf Augenhöhe zwischen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Akteuren zu ermöglichen. Jakob Meyer ordnet den Forschungsansatz in seinem Gastbeitrag ein.
Bürgerforschung in der Stadtentwicklung
»Citizen Science«, auch Bürgerforschung genannt, gewinnt in der praxisnahen Wissenschaft genauso wie in Politik und Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Dies beweist unter anderem eine Förderinitiative des Bundesforschungsministeriums im genannten Bereich. Vor diesem Hintergrund untersucht ein aktuelles Forschungsprojekt, in welcher Form Bürgerforschungsaktivitäten zu neuen Ergebnissen im Bereich Stadtentwicklung beitragen können. Ziel ist es, einen Überblick über das Aktivitätenfeld der Bürgerforschung im Bereich Stadtentwicklung zu erhalten. Antje Havemann und Klaus Selle gehen in ihrem Gastbeitrag näher auf die Projektergebnisse ein.
Lernen durch Beteiligung: Das Projekt »Nitratscouts«
Trotz bereits erfolgter Maßnahmen ist die Nitrat-Konzentration im Grundwasser vieler nordrhein-westfälischer Kommunen nach wie vor zu hoch. Mithilfe der Ergebnisse des Citizen-Science-Projekts »Nitratscouts« der Hochschule Rhein-Waal soll das Thema Nitrat im Grundwasser alltagsnah vermittelt werden. Im Zuge des Projekts wurden unter anderem Expertenumfragen sowie Workshops mit relevanten Akteuren durchgeführt. Konkret sind auf Basis von durchgeführten Expertenbefragungen sowie Umweltworkshops mit relevanten Akteuren verschiedenen Lernmaterialien erarbeitet worden. Dazu gehören unter anderem zwei Brettspiele oder auch ein Podcast über Nitrat und Grundwasser. Das Material steht voraussichtlich ab Juli 2024 online zur Verfügung. Daniela Lud und Magdalena Moßbrucker geben Einblicke in Hintergründe und Ausblicke des Projektes.
Agroforst: Forschen für eine nachhaltige Landwirtschaft
Forstwirtschaftlich genutzte Wiesen- oder Weideflächen, auch Agroforste genannt, besitzen ein großes ökologisches Potenzial. Das studentische Forschungsprojekt »agroforst-monitoring«, das 2020 an der Universität Münster initiiert wurde, setzt an diesem Punkt an. Das damit verbundene Forschungsnetzwerk, bestehend aus zwölf kooperierenden Höfen, gut 100 Bürgerwissenschaftler/innen und einem siebenköpfigen Kernteam arbeitet hierzu mit landwirtschaftlichen Betrieben und gemeinnützigen Verbänden aus ganz Deutschland zusammen. Im Zentrum des Monitoring-Projekts steht die Frage, wie Agroforstsysteme gestaltet werden müssen, damit sie sowohl ökologisch als auch agrarökonomisch nachhaltig sind. Julia Binder stellt das Projekt vor.
Citizen Science for Action! Zivilgesellschaftliche Forschung in sozial-ökologischen Konfliktfeldern
Bei der Transformation hin zu einer ökologisch und sozial nachhaltigen Gesellschaft spielt wissenschaftliches Arbeiten eine zentrale Rolle. Hierbei geht es nicht zuletzt darum, komplexe Herausforderungen und zugehörige Lösungsansätze für die breite Bevölkerung verständlich zu kommunizieren. Bei hieraus entstandenen Konflikten kann sogenannte »Citizen Science« Wissenschaft und Forschung zusammenbringen und auf diese Weise eine vermittelnde Rolle einnehmen. Um das damit verbundene transformative Potenzial zu fördern, unterstützt die Hans Sauer Stiftung mit ihrem aktuellen Förderprogramm Citizen-Science-Projekte mit sozial-ökologischem Schwerpunkt. Hannah Wolf geht in ihrem Gastbeitrag auf zwei der Projekte näher ein.
Leitfäden für die Citizen-Science-Praxis
Die Plattform »BürgerSchaffenWissen« hat verschiedene Leitfäden für die Citizen-Science-Praxis zusammengestellt. Neben Handreichungen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Bürgerforschung oder zur Wirkung von Citizen Science findet sich dort auch ein Ratgeber, der dazu ermutigt, Citizen-Science-Projekte mit Schüler/innen zu entwickeln und umzusetzen sowie bestehende Projekte zu erweitern, um eine Zusammenarbeit mit Schulen zu ermöglichen. Zehn Themenfelder skizzieren in Form von Hinweisen den Weg von der Konzeption des Projekts über die praktische Durchführung hin zu einem Abschluss des eigenen Citizen-Science-Vorhabens. Zusammenfassende Tipps und Reflektionsfragen unterstützen dabei, die Themen in die eigene Projektplanung zu integrieren.
Publikationen
Publikation: Patenschaften und Mentoring für Kinder und Jugendliche
Der Band greift den Trend zur Etablierung vielfältiger Patenschafts- und Mentoringprojekte in Deutschland auf, der sich vor allem im Bildungsbereich und in der Kinder- und Jugendhilfe beobachten lässt. Die Patenschafts- und Mentoringprojekte stehen für eine (neue) Form bürgerschaftlichen bzw. freiwilligen Engagements, was Fragen nach ihrer gesellschaftlichen und individuellen Bedeutung, ihren Wirkungen, ihrer Koordinierung sowie besonderen Herausforderungen aufwirft.
Der Band lässt sich nicht einer der Disziplinen zuordnen, sondern enthält Schnittmengen zur Erziehungswissenschaft, zur Soziologie und zur Sozialen Arbeit. Er regt die wissenschaftliche Debatte um Patenschaften und Mentoring an und befördert zugleich die praktische Weiterentwicklung von Projekten und Ansätzen.
Gisela Jakob, Bernd Schüler (Hrsg.): Patenschaften und Mentoring für Kinder und Jugendliche. Eine neue Kultur des Engagements zur Förderung von Bildung, Teilhabe und Integration. Weinheim 2024, 210 S., ISBN 978-3-7799-7258-7
Publikation: Forschungsjournal Soziale Bewegungen – Heft 1/2024
Rassismus wird in Deutschland zunehmend als gesellschaftliches Problem anerkannt. Dennoch nimmt Antirassismus in der Bewegungs- und Zivilgesellschaftsforschung in Deutschland eine randständige Stellung ein. Vor diesem Hintergrund wirft das aktuelle Heft des Forschungsjournals Soziale Bewegungen Schlaglichter auf die aktuelle Konjunktur des Antirassismus in Deutschland.
Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Jg. 37/2024, Heft 1, Antirassismus in Deutschland. Soziale Bewegung und staatliche Politik
Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Online-Dialog: Citizen Science – Impulsgeber und Hilfe für Kommunen in Zeiten von Krisen?!
Die aktuellen Herausforderungen können weder von den Kommunen noch von einzelnen Akteursgruppen allein bewältigt werden. Für die Zukunft ist es daher wichtig, das in der Stadtgesellschaft vorhandene Wissen zu erfassen und im gegenseitigen Interesse einzubinden. Einzelpersonen, Gruppen oder Netzwerke verfügen oft über umfangreiche Kompetenzen, die dabei helfen können, gemeinsam Ziele in Kommunen zu erreichen. Die Einbeziehung von Citizen Science in einer Kommune reicht dabei über klassische Beteiligungsverfahren hinaus. Wie aber lässt sich dieses wertvolle Wissen für die Entwicklung resilienter Städte gewinnen und dauerhaft nutzen? Im gebührenfreien Difu-Dialog (17.4.2024, 17-19 Uhr, online) stellen Vertreter/innen aus einer Kommune, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft ihre Erfahrungen und Perspektiven vor und diskutieren diese gemeinsam mit den Teilnehmer/innen.
Veranstaltung: Engagementkongress Nordrhein-Westfalen
Wie kann bürgerschaftliches Engagement in Zeiten gesellschaftlicher Transformation erfolgreich gestaltet werden? Diese Frage steht beim diesjährigen »Engagementkongress Nordrhein-Westfalen» im Mittelpunkt. Das Format, das sich als Plattform für den landesweiten Erfahrungsaustausch zur lokalen Engagementförderung versteht, legt dieses Jahr einen Fokus auf den Wissenstransfer aus der Praxis. Mithilfe von Impulsen und Workshops soll die aktuelle Situation der lokalen Engagementförderung in NRW diskutiert und Zukunftsstrategien erarbeitet werden. Der Kongress wird von der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem »Kommunen-Netzwerk: engagiert in NRW« sowie dem »Netzwerk bürgerschaftliches Engagement NRW« organisiert. Er findet am 13. Mai 2024 statt. Anmeldungen sind bis zum 26. April möglich.