eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 3/2020 (19.03.2020)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Engagement für globale nachhaltige Entwicklung
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten fordert Unterstützung für zivilgesellschaftliche Akteure
In Jugendbildungsstätten, in Akademien, bei Vereinen und Organisationen der Jugend- und Bildungsarbeit häufen sich die Absagen von Veranstaltungen: Internationale Begegnungsmaßnahmen finden nicht statt, Seminare fallen aus, Fortbildungen müssen abgesagt werden. Viele Schulen, Vereine und andere Kooperationspartner haben für die nächsten Wochen ihre Teilnahme an Seminaren und Schulungen zurückgezogen. Für die Einrichtungen bedeuten diese Ausfälle enorme wirtschaftliche Verluste. Auch wenn viele Zuwendungsgeber Entgegenkommen signalisiert haben, bleibt auf Seiten der zivilgesellschaftlichen Träger ein finanzieller Verlust, der von den Einrichtungen selbst nicht aufgefangen werden kann. Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten fordert die Bundesregierung deshalb auf, mit ihren Maßnahmepaketen zur Abmilderung der Folgen von COVID-19 insbesondere auch die zivilgesellschaftlichen Akteure der Jugend- und Bildungsarbeit zu unterstützen. Bund, Länder und Kommunen seien zudem gefordert, die bestehenden Möglichkeiten des Haushaltsrechts auszuschöpfen und ihre Förderregularien anzupassen, damit öffentlich geförderte Jugend- und Bildungseinrichtungen nicht in ihrer Existenz gefährdet werden.
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Vorbildliche Bürgerbeteiligung: Projekte ausgezeichnet
Im Februar wurden in Berlin vier kommunale Projekte prämiert, die Bürgerbeteiligung in unterschiedlichen Handlungsfeldern in vorbildlicher Weise umgesetzt haben. Beispielsweise wurde die Stadt Hoyerswerda für ihren Bürgerhaushalt ausgezeichnet. Im Fokus des diesjährigen Wettbewerbs stand die Verstetigung von Bürgerbeteiligung in der Umweltpolitik. Dafür mussten die Bewerberinnen und Bewerber darlegen, wie sie Prozesse der Bürgerbeteiligung in ihren Institutionen strukturell, personell und finanziell verankert haben. Der Wettbewerb des Bundesumweltministeriums fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt.
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Fähigkeiten für die digitale Welt: Engagement als Chance
Eine aktuelle Studie stellt Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zu »Fähigkeiten für die digitale Welt« vor. Die Studie ist im Auftrag des Projekts Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) im Stifterverband entstanden. Der Bericht bündelt und diskutiert einschlägige Forschungsliteratur, Fakten und Beispiele zu digitalem Lernen und digitaler Bildung. Die Befragung zeigt: Im Umgang mit digitaler Technologie fühlen sich zwei Drittel der Bevölkerung noch eher oder sehr unsicher. Aber das Interesse am Erwerb von digitalen Grundfähigkeiten ist groß. Dazu zählen Fähigkeiten wie Digitale Literalität (Daten erfassen, erkunden, interpretieren, analysieren), Digitales Lernen (Selbstmotivation, agiles Arbeiten, digitale Interaktion) und Kollaboration (Empathie, Kommunikation, virtuelle Zusammenarbeit). Für das Erlernen von digitalen Fähigkeiten als kritische Zukunftskompetenz spielt die Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle. So werden Bildungsangebote von Vereinen und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren gerne genutzt. Gemeinnützige Organisationen und Engagierte tragen dazu bei, digitale Fähigkeiten in die Fläche zu bringen. Dabei gilt es, auf dem Erfahrungsschatz des zivilgesellschaftlichen Engagementfelds Bildung aufzubauen. Gleichzeitig wird hervorgehoben: Digitalisierung verändert das Ehrenamt. Digitales Engagement kann analoges Engagement ergänzen, aber nicht ersetzen.
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Fundraising digital: Kostenlose Webinarreihe
Für alle Einsteigerinnen und Einsteiger ins Online-Fundraising sowie solche, die Online-Tools noch besser nutzen wollen, bietet das Sozialunternehmen »Haus des Stiftens« gemeinsam mit dem Fundraiser-Magazin acht kostenlose Webinare an. Im Zeitraum zwischen dem 30. März und 2. April 2020 beleuchten täglich zwei Webinare wichtige Fragen rund um das Thema »Online-Spenden erhalten die Freundschaft«: ob E-Mail-Marketing, Facebook-Spenden oder Bewegtbild-Kommunikation via Smartphone. Die Webinare stehen allen Interessierten offen, eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.
OpenTransfer: eBook »Grün wachsen«
Für Klimaschutz, Umwelt und Nachhaltigkeit machen sich viele Initiativen, Projekte, Stiftungen und Bewegungen stark. Die Stiftung Bürgermut stellt nun im Rahmen ihrer OpenTransfer-Kampagne Tools und Herausforderungen aus diesem Handlungsfeld in einem neuen eBook »Grün wachsen« vor. Neben Links zu etwa 50 konkreten Beispielen wird in unterschiedlichen Darstellungen konkreten Fragen nachgegangen: Wie wird in kurzer Zeit aus einer Idee eine Bewegung? Wie organisieren sich kleine agile Ortsgruppen oder wie funktionieren deutschlandweite Netzwerke? Das kostenlose eBook bietet eine Mischung aus Best practise, Blick hinter die Kulissen sowie viel Inspiration und viele Praxistipps für das eigene Projekt.
Atlas der Zivilgesellschaft 2020
Zivilgesellschaftliche Akteure haben weltweit alarmierend wenig Handlungsspielraum. Nur drei Prozent der Weltbevölkerung leben in Ländern mit offener Zivilgesellschaft. In den anderen Ländern ist die Zivilgesellschaft beeinträchtigt, beschränkt, unterdrückt oder geschlossen. Die gesellschaftlichen Freiheiten erodieren mittlerweile selbst in Weltregionen, in denen sie Teil des gesellschaftlichen Selbstverständnisses gewesen sind. In 13 der 27 EU-Staaten werden die Handlungsspielräume der Zivilgesellschaft heute als »beeinträchtigt« eingestuft. Ein weiteres Ergebnis: An erster Stelle der von Verfolgung betroffenen Gruppen stehen Frauen und Frauenrechtsorganisationen. Der aktuelle Report, der auf dem Monitor der Nichtregierungsorganisation CIVICUS beruht, zeigt die Lage und die Entwicklung in einzelnen Staaten in Europa und weltweit.
Im Fokus: Engagement für globale nachhaltige Entwicklung
Engagement Global: Unterstützungsangebote
Globale Zusammenhänge verstehen, das eigene Denken und Handeln hinterfragen, Veränderungen anstoßen: das kennzeichnet das Engagement in vielen Vereinen, Initiativen, religiösen Gemeinschaften, Stiftungen, Schulen und Kommunen. »Engagement Global« setzt sich dafür ein, noch mehr Menschen für entwicklungspolitisches Engagement in Deutschland zu gewinnen und die Vielfalt an Informations-, Bildungs- und Handlungsangeboten zu stärken. »Engagement Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen« bündelt im Auftrag der Bundesregierung seit 2012 unterschiedlichste Unterstützungsangebote und bietet mit der Fachstelle für entwicklungspolitische Beratung und Vernetzung – Mitmachzentrale (MMZ) einen zusätzlichen Service für Zivilgesellschaft und Kommunen. Die ersten vier Beiträge des aktuellen Themenschwerpunkts sind in Zusammenarbeit mit Engagement Global entstanden. Im ersten Gastbeitrag stellen Richard Brand, Fachstelle für entwicklungspolitische Beratung und Vernetzung - Mitmachzentrale, und Adelheid Schultze, Stabsstelle Kommunikation bei Engagement Global, einige der Angebote in einem Überblick vor.
Agenda 2030: Steilvorlage für zivilgesellschaftliches Engagement
Wenn die Vereinten Nationen Beschlüsse fassen, die für ihre Mitglieder bindend sind, dauert es oft sehr lange, bis sie in den einzelnen Ländern umgesetzt werden. Beispiele dafür sind die UN-Behindertenrechtskonvention und die Beschlüsse des Pariser Gipfels zum Klimaschutz. Während diese gegenwärtig in aller Munde sind, ist in der deutschen Öffentlichkeit und bei der Zivilgesellschaft ein weiteres, besonders wichtiges UN-Dokument viel weniger bekannt: die Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Was sie will und welche Rolle die Zivilgesellschaft bei der Umsetzung spielt, erklärt Martin Block, Abteilungsleiter der Fachstelle für entwicklungspolitische Beratung und Vernetzung - Mitmachzentrale bei Engagement Global, in seinem Gastbeitrag.
Kommunale Entwicklungspolitik und zivilgesellschaftliches Engagement
Während die Umsetzung der Maßnahmen zum Klimaschutz auf internationaler Bühne derzeit nur mühsam vorankommt, gehen Städte und Gemeinden weltweit unter Einbeziehung von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Privatwirtschaft dabei voran, klimaschädliche Emissionen zu reduzieren, die Infrastruktur gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels widerstandsfähiger zu machen und ein globales Umweltbewusstsein in Kindertagesstätten und Bildungseinrichtungen zu stärken. Kommunen greifen die Ideen zivilgesellschaftlicher Initiativen auf, überdenken ihr Verwaltungshandeln und unterstützen Initiativen personell und finanziell. Welche guten Beispiele es gibt, zeigt Dr. Stefan Wilhelmy, Leiter der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global, in seinem Gastbeitrag.
Projekt #17Ziele: Schrill, bunt und laut
Ob Bierdeckel, Poetry Slams, grüner Roter Teppich oder ein buntes Mobil, das durch ganz Deutschland reist: die Ansätze des Projekts #17Ziele zur Bekanntmachung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind vielfältig und kreativ. Denn es gilt: Alle Menschen sollen von den 17 Zielen erfahren und sich der Zusammenhänge der damit verbundenen Themen wie Klimaschutz, fairer Handel, Gesundheit, Bildung und Frieden bewusst werden. Samera Zagala, Projektleiterin bei Engagement Global, stellt die verschiedenen Formate der Kampagne in ihrem Gastbeitrag vor.
Die Zukunft von Zivilgesellschaft: Eine Frage der Anschlussfähigkeit
Wie können sich Nichtregierungsorganisationen (NRO) für die Herausforderungen von morgen wappnen? Soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Nachhaltigkeit - was wird in Zukunft für die Zivilgesellschaft wichtig? Die Mitgliedsorgansiationen von VENRO e.V., dem Bundesverband entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen, haben solche Fragen auf dem barcamp »VENRO-Forum zur #nroZukunft« im Dezember 2019 diskutiert. Lili Krause, Referentin von VENRO e.V., stellt in ihrem Gastbeitrag diese Diskussion vor und bündelt die unterschiedlichen Themen und mögliche Anschlussfähigkeit für die Zivilgesellshaft in Thesen.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Direkte Demokratie – Chancen, Risiken, Herausforderungen
Die direkte Demokratie hat sich erfolgreich in der bundesdeutschen Beteiligungslandschaft etabliert. Insbesondere auf kommunaler Ebene wird sie seit vielen Jahren erprobt und durch Bürgerinnen und Bürger, durch Politik und Zivilgesellschaft regelmäßig genutzt. Dennoch entzündet sich in der kommunalen Praxis vor Ort immer wieder Kritik an der sogenannten sachunmittelbaren Demokratie, auch auf Bundesebene wird über die Einführung von Volksentscheiden kontrovers diskutiert. Die Publikation beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven die Chancen, Grenzen und Herausforderungen der direkten Demokratie.
Stiftung Mitarbeit (Hrsg.): Direkte Demokratie. Chancen, Risiken, Herausforderungen. Bonn 2020, 200 S., 12,00 Euro, ISBN 978-3-941143-40-1
Information und Bestellung
Publikation: Postwachstumsstadt – Konturen einer solidarischen Stadtpolitik
Wie wollen wir heute und morgen zusammenleben? Wie gestalten wir ein gutes Leben für alle in der Stadt? Während in einzelnen Nischen diese Fragen bereits ansatzweise beantwortet werden, fehlt es noch immer an umfassenden Entwürfen und Transformationsansätzen, die eine fundamental andere, solidarische Stadt konturieren. Nach Ansicht der Autor/innen können Städte und Kommunen zu Treibern des Wandels werden, denn hier können Alternativen zum Wachstumsdogma und solidarische Formen des Zusammenlebens entstehen. Es gibt viele gute Ansätze, doch kaum einen umfassenden Entwurf für die Transformation zur Postwachstumsstadt. Diesen legt das Buch nun vor.
Anton Brokow-Loga/Frank Eckardt (Hrsg.): Postwachstumsstadt. Konturen einer solidarischen Stadtpolitik. München 2020, 344 S., Print 22,00 Euro, ISBN 978-3-96238-199-8, eBook im Open Access verfügbar
Information und Bestellung
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.
Zur Zeit werden im Rahmen der aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie viele Veranstaltungen abgesagt. Bitte infomieren Sie sich frühzeitig im Internet über die Angebote von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Veranstaltern.