eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 1/2015 (28.01.2015)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Vorstandsarbeit in Vereinen
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Caritas: Eckpunkte zum bürgerschaftlichen Engagement
Der Deutsche Caritasverband hat im Dezember 2014 »Eckpunkte zum bürgerschaftlichen Engagement im Verständnis der Caritas« veröffentlicht. In dem Papier werden in zehn Punkten die Rollen, Aufgaben und Herausforderungen der verbandlichen Caritas als zivilgesellschaftliche Akteurin im Zusammenhang mit bürgerschaftlichem Engagement reflektiert. Neben vielen Aufgaben für die innerverbandliche Arbeit mit Freiwilligen formulieren die Eckpunkte auch Positionen der Caritas zu übergeordneten Themen wie Engagementförderung, Engagementpolitik und Rahmenbedingungen. Bundesweit engagieren sich rund 500.000 Menschen freiwillig in den verschiedenen Einrichtungen des Wohlfahrtsverbandes.
Das Papier im Wortlaut (PDF)
Werkstatt Vielfalt: Projekte für lebendige Nachbarschaft
Was haben eine interkulturelle Fahrrad- und Kreativwerkstatt in Dresden, ein generationenübergreifendes, urbanes Gartenbauprojekt auf dem Gelände einer Grundschule in Berlin und ein inklusives Theaterprojekt von Jugendlichen mit und ohne Behinderungen aus Hildesheim gemeinsam? Ganz einfach: sie alle werden im Rahmen der »Werkstatt Vielfalt« gefördert. Seit zwei Jahren unterstützt das von der Robert Bosch Stiftung aufgelegte Programm bundesweit vorbildliche Projekte für eine lebendige Nachbarschaft, die von und mit Kindern und Jugendlichen bis 27 Jahren durchgeführt werden. Inhaltlich kommen für eine Förderung solche Projekte in Frage, die das Miteinander und das Verständnis verschiedener gesellschaftlicher Gruppen füreinander vertiefen und die unterschiedlichen Interessen, Erfahrungen und Fähigkeiten für ein gemeinsames Vorhaben und Engagement nutzen oder die Selbstwirksamkeit und aktive Teilhabe junger Menschen an ihrem Lebensumfeld unterstützen. Die Projekte können mit insgesamt bis zu 7.000 Euro gefördert werden. Einsendeschluss für die fünfte Auswahlrunde ist der 16. März 2015.
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Broschüre: Freie Funknetze in der Praxis
In Deutschland gibt es vielerorts bereits nicht-kommerzielle und ehrenamtlich getragene Initiativen für freie Funknetzwerke. Freifunk-Netze verstehen sich als Selbstmach-Netze und sind Teil einer globalen Bewegung für freie digitale Infrastrukturen. Durch die Vernetzung ganzer Stadtteile, Dörfer und Regionen wollen die Freifunk-Initiativen der digitalen Spaltung entgegenwirken und freie, unabhängige Netzwerkstrukturen aufbauen, in denen zum Beispiel lizenzfreies Community-Radio, die Übertragung lokaler Events, private Tauschbörsen und die gemeinsame Nutzung eines Internetzugangs möglich werden. Unter dem Titel »WLAN für alle – Freie Funknetze in der Praxis« erläutert eine aktuelle Broschüre der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, was sich hinter Freifunk verbirgt und welche Chancen und Risiken mit diesem Netz konkret verbunden sind. Sie gibt zudem praktische Erläuterungen und Anwendungshinweise für Nutzer/innen und Anbieter/innen.
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Themenpapier Selbstdatenschutz
Privatheit ist eine der Grundlagen für eine funktionierende Demokratie. Doch wie sicher sind meine persönlichen Daten? Wie kann ich meine Rechte auf Privatheit im digitalen Zeitalter praktisch schützen? Um diese Fragen zu beantworten hat das Forum Privatheit ein White Paper zum Thema Selbstdatenschutz veröffentlicht. Darin werden zunächst die Herausforderungen des persönlichen Datenschutzes dargestellt. So soll ein Problembewusstsein dafür geschaffen werden, dass der »Rohstoff« Daten nicht nur von Sicherheitsbehörden, sondern auch von diversen profitorientierten Unternehmen zu eigenen Zwecken ausgebeutet wird. In einem zweiten Schritt erläutern Expertinnen und Experten, welche technischen, organisatorischen und rechtlichen Möglichkeiten Einzelpersonen ausschöpfen können, um ihr Recht auf Privatheit besser zu schützen. Das Forum Privatheit wurde vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) ins Leben gerufen und sieht seine grundlegende Arbeit darin, ein interdisziplinär fundiertes, zeitgemäßes Verständnis der Rolle von Privatheit und informationelle Selbstbestimmung in der global vernetzten Welt zu entwickeln.
Das Themenpapier im Wortlaut (PDF)
Aktion Gemeinsinn: Ende einer Initiative
Zur Vereinsarbeit gehört es von Fall zu Fall, sich mit dem Ende des eigenen Vereins, der eigenen Initiative, der eigenen Organisation auseinander setzen zu müssen. Ob ein Verein oder eine Initiative »zukunftsfähig« ist, hängt von vielen Faktoren ab. Klar ist: besonders Vereine, Initiativen und Organisationen, die vom ehrenamtlichen Engagement ihrer Mitglieder und Unterstützer/innen leben und über keine hauptamtlichen Strukturen verfügen, müssen sich stets aufs Neue auf die Aktualität ihrer Botschaften, ihrer Wesensart, ihrer Leistungen für Mitglieder und Außenstehende befragen. Vor diesem Hintergrund hat die Aktion Gemeinsinn, eine der ältesten zivilgesellschaftlichen Organisationen in Deutschland, nach fast zweijähriger öffentlicher und interner Debatte beschlossen, ihre Arbeit nach beinahe 60 Jahren im Frühjahr diesen Jahres einzustellen. Mit den Mitteln der kommerziellen Werbung und Publizistik Werbung für Gemeinsinn und bürgerschaftliches Engagement zu machen, war dabei stets das Anliegen der 1957 gegründeten Organisation. Zur Ende März 2015 geplanten Abschlussveranstaltung in Bonn legt sie ihren Mitstreitern und Sympathisanten nun in einer Publikation Rechenschaft ab. Wir dokumentieren aus diesem Buch nachfolgend Beiträge von Dr. Henning von Vieregge, Ulrich Schmid sowie ein Gespräch zwischen Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast und Prof. Dr. Carl-Christoph Schweitzer. Die Beiträge werfen einen Blick zurück in die Anfangstage der Aktion Gemeinsinn und fragen nicht zuletzt, was nach mehr als einem halben Jahrhundert Arbeit vom Wirken der Organisation bleibt. Mehr Informationen zur Arbeit und den Kampagnen finden sich zudem auf der Website der Aktion Gemeinsinn.
Im Fokus: Vorstandsarbeit in Vereinen
Vereine in Deutschland: Veränderungen gestalten, Perspektiven entwickeln
In Deutschland gibt es etwa 600.000 eingetragene Vereine, denen geschätzt ebenso viele nicht registrierte Vereine gegenüber stehen. Vereine sind seit jeher die beliebteste Organisationsform für ehrenamtliches Engagement in Deutschland. Die bunte Vielfalt der bundesdeutschen Vereinswelt ist vitaler Ausdruck gelebter Demokratie und gesellschaftlicher Selbstorganisation. Zugleich stehen Vereine und insbesondere ihre Vorstände heutzutage zunehmend vor vielfältigen Herausforderungen. Studien zufolge fällt es derzeit 80 Prozent von ihnen schwer, Nachwuchs zu finden – besonders für Leitungsfunktionen. Eine neue Publikation der Stiftung Mitarbeit zeigt nun, wie Vereinsvorstände neue Perspektiven für ihre Vereine entwickeln und Veränderungen gestalten können. Die folgenden Beiträge sind der Publikation entnommen.
Vorstandsarbeit und Jugend
Ein Blick auf empirische Untersuchungen zeigt, dass ein Engagement in Vereinen für alle Altersgruppen attraktiv ist. Und in der Tat engagieren sich auch viele Jugendliche freiwillig in Vereinen und Initiativen. Die Praxis zeigt jedoch auch, dass der Anteil der Jugendlichen beispielsweise auf Vorstandspositionen in Vereinen umso geringer ist, je höher Anspruch und Verantwortung im Engagement sind. Doch was können Vereine und Vereinsvorstände grundsätzlich tun, um für Jugendliche attraktiv zu sein? Matthias Köpke engagiert sich in verschiedenen Vereinen, Initiativen und Projekten in den Bereichen Jugendbeteiligung bzw. Jugendengagement. Er zeigt in seinem Gastbeitrag handlungsorientiert und praxisnah auf, wie Jugendliche für die klassische Vereins- und Vorstandsarbeit motiviert werden können.
Vorstandsarbeit in der Migrationsgesellschaft
Im Integrationsdiskurs macht sich ein Paradigmenwechsel bemerkbar. Der paternalistische Ansatz, bei dem Migrant/innen als hilfsbedürftige Adressat/innen der sozialen Arbeit begriffen werden, wird zugunsten eines partizipativen Ansatzes revidiert: Migrant/innen werden als Akteure der Zivilgesellschaft wahrgenommen. Bürgerschaftliches Engagement besitzt in diesem Kontext eine hohe integrative Kraft und kann als Katalysator des sozialen Integrationsprozesses in die Aufnahmegesellschaft wirken. Dieser Paradigmenwechsel ist auch für Vereine der Aufnahmegesellschaft von Bedeutung und kann vor allem in der Vorstandsarbeit richtungsweisend sein. Fatmagül Tuncay, Mediatorin und Projektkoordinatorin des in Hessen angesiedelten Projekts »Zukunft gemeinsam gestalten« (ZuGG), richtet in ihrem Gastbeitrag den Blick auf die Frage, wie Vereine Migrant/innen als neue Zielgruppe erkennen, sie als neue Mitglieder gewinnen und nachhaltig dafür Sorge tragen können, dass sie auch im Verein aktiv bleiben. Und: Was sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche interkulturelle Kooperation zwischen einem »etablierten« Verein der Aufnahmegesellschaft und einer Migrantenselbstorganisation?
Unterstützung suchen und annehmen: Beratung von Vereinsvorständen
Der Main-Kinzig-Kreis ist mit rund 408.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Landkreis in Hessen. Sein Gebiet umfasst stark ländlich geprägte Bereiche sowie ballungsraumnahe Regionen im Rhein-Main-Gebiet. Die Ehrenamtslandschaft des Kreises ist durch ein traditionell gewachsenes Vereinswesen geprägt. Viele der über 2.000 Vereine existieren schon sehr lange und sind prägend für das Gemeinschaftsleben vor Ort. Die im Jahr 2002 als eigenständige Fachabteilung der Kreisverwaltung gegründete Ehrenamtsagentur des Kreises konzentriert sich auf die Beratung und Unterstützung der Vereine. Im Interview erläutert Walter Dreßbach, der Leiter der Ehrenamtsagentur des Main-Kinzig-Kreises, mit welchen Problemen die Vereine und ihre Vorstände konfrontiert sind, wie sich dies auf die Situation im Vorstandsbereich auswirkt und welche Formen der Beratung und Unterstützung angeboten und angenommen werden. Das Interview führte Stephan Würz, Leiter der LandesEhrenamtsagentur Hessen.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Zivil – Gesellschaft – Staat
Welche Bedeutung haben Freiwilligendienste hinsichtlich ihrer Potenziale und Wirkungen für die Zivilgesellschaft? In welchen Handlungsfelder und Rahmenbedingungen sind sie verankert und wer sind die beteiligten Akteure? Die Publikation geht den Entwicklungslinien und Profildiskussionen und greift aktuelle Debatten um Freiwilligendienste zwischen staatlicher Steuerung und zivilgesellschaftlicher Gestaltung auf. Dabei wird das Konzept »Freiwilligendienst« in seinen unterschiedlichen Dimensionen beleuchtet und ein Einblick in die aktuellen Herausforderungen, die Vielfalt der Formate und Einsatzfelder geboten.
Bibisidis, Thomas / Eichhorn, Jaana / Klein, Ansgar / Perabo, Christa / Rindt, Susanne (Hrsg): Zivil - Gesellschaft - Staat. Freiwilligendienste zwischen staatlicher Steuerung und zivilgesellschaftlicher Gestaltung. Wiesbaden 2015, 283 S., ab 26,99 Euro, ISBN 978-3-658-05564-6
Publikation: Städtepartnerschaften
Auch Kommunen können Außenpolitik betreiben: durch die Zusammenarbeit mit Städten im Ausland in Form von Städtepartnerschaften. Die Formen des wirtschaftlichen und kulturellen Austauschs, die hierdurch entstehen, sind äußerst vielfältig. Mehr als 6.000 internationale Städtepartnerschaften sind in der Datenbank des Rates der Gemeinden und Regionen gelistet, hinzu kommen noch die zahlreichen Städtepartnerschaften zwischen Ost- und Westdeutschland. Städtepartnerschaften dienten als Instrument zur Versöhnung der Völker nach dem Zweiten Weltkrieg und bilden heute den Kern der internationalen Beziehungen der Städte, Gemeinden und Kreise. Aber sind Städtepartnerschaften heute angesichts der Globalisierung noch zeitgemäß? Welche Bedeutung haben Städtepartnerschaften aus Sicht der Akteure für die lokale Ebene? Wie können sie ausgestaltet werden? Wann gelingen sie? Grundlage dieser Arbeit bildet eine quantitative Vollerhebung der Städtepartnerschaften in Nordrhein-Westfalen.
Pfundheller, Kai: Städtepartnerschaften – Alternative Außenpolitik der Kommunen. Leverkusen 2014, 262 S., 29,90 Euro, ISBN 978-3-8474-0159-9
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
20. - 21.3.2015 in Magdeburg: Konfliktmoderation in Gruppen
Ein Praxisworkshop der Stiftung Mitarbeit für freiwillig Engagierte in Initiativen, Vereinen und Selbsthilfegruppen
24. - 25.3.2015 in Bonn: Europa gemeinsam gestalten. Das EU-Programm »Europa für Bürgerinnen und Bürger« (2014 - 2000)
Ein Seminar der Kontaktstelle Europa für Bürgerinnen und Bürger (KS EfBB)