eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 18/2014 (12.09.2014)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Fundraising
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Aktionswoche »Engagement macht stark«
Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement organisiert in diesem Jahr zum 10. Mal die Aktionswoche »Engagement macht stark!«. Vom 12. bis 21. September 2014 machen bundesweit zahlreiche engagierte Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Initiativen, Organisationen, staatliche Institutionen und Unternehmen durch vielfältige Angebote auf ihre Arbeit, Projekte und Einsätze aufmerksam. Ob Tag der offenen Tür, Vorträge, Lesungen, Workshops oder Informationsstände: ein bundesweiter Engagementkalender informiert über alle Veranstaltungen, die im Rahmen der Aktionswoche stattfinden. Wie in den Vorjahren hebt die Aktionswoche drei inhaltliche Schwerpunkte aus der Bandbreite des Engagements hervor. Der erste Thementag (15.09.) nimmt die besonderen Möglichkeiten, Formen und Schwierigkeiten der Engagementpraxis in kleinen und mittleren Unternehmen in den Blick; der zweite Thementag (17.09.) stellt vielfältige Ansätze und Praxisformen aus dem bürgerschaftlichen Engagement zur Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft heraus. Im Rahmen des dritten Thementages (19.09.) geht es sowohl um Möglichkeiten und Formen des Engagements von Menschen jenseits der Berufstätigkeit als auch um zivil- oder bürgergesellschaftliche Formen des Engagements für die alternde Bevölkerung. Die Woche des bürgerschaftlichen Engagements 2014 steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck.
TTIP: EU-Kommission lehnt Europäische Bürgerinitiative ab
Seit einiger Zeit verhandeln die EU und die USA über ein transatlantisches Freihandelsabkommen (TTIP). Nun hat die Europäische Kommission diese Woche mitgeteilt, dass die geplante Europäische Bürgerinitiative (EBI) gegen den internationalen Handels- und Investitionsvertrag aus rechtlichen Gründen nicht zugelassen wird. Die Bürgerinitiative ist von einem europaweiten Bündnis aus 230 Nichtregierungsorganisationen und Parteien eingereicht worden. Die Ablehnung der EBI wird damit begründet, die Verhandlungsmandate zu TTIP und zum ähnlich gelagerten CETA-Abkommen zwischen der EU und Kanada seien keine Rechtsakte, sondern interne Vorbereitungsakte zwischen den EU-Organen und insofern durch eine Bürgerinitiative nicht anfechtbar. Gegen diese Entscheidung der EU-Kommission regt sich nun breiter Protest. Nach Ansicht der Kritiker/innen will die EU-Kommission mit diesem Vorgehen den Einfluss der Bürger/innen auf den weiteren Prozess ausschalten. Das EBI-Bündnis, das vor Einreichung der Bürgerinitiative in einem eigenen Rechtsgutachten die Zulässigkeit einer EBI positiv bewertet hat, erwägt nun rechtliche Schritte und will den für diesen Fall vorgesehenen Weg vor dem Europäischen Gerichtshof prüfen.
Weitere Informationen
Mediendienst Zivilgesellschaft
»Zivilgesellschaft Info« ist ein neuer Online-Mediendienst zu Forschung, Politik und Praxis von Zivilgesellschaft und Bürgerengagement. Mit dem Ziel, einen lebhaften und kritischen Mediendiskurs um die Zivilgesellschaft zu unterstützen, bietet der themenbezogene Mediendienst eine Plattform für den journalistischen Austausch über Fragen der Zivilgesellschaft an. Bundesweit aktuelle Ereignisse und Entwicklungen sind in den Rubriken Aktuelles, Hintergrund und Debatten aufbereitet. Profile von einigen Experten, Hinweise zu Recherchedatenbanken und zu aktuellen Publikationen runden das Onlineangebot ab. Zivilgesellschaft Info ist ein Projekt der Maecenata Stiftung.
TANDEM Community und Participation
TANDEM Community und Participation richtet sich an Organisationen und Akteure in den Bereichen Kunstvermittlung, kulturelle Bildung und Soziokultur, welche sich mit Mitteln von Kunst und Kultur aktiv für Zusammenhalt und Engagement vor Ort einsetzen. Ziel ist der Austausch an der Schnittstelle von Kunst, Kultur und Kiez. Im Mittelpunkt des einjährigen Austausch- und Qualifizierungsprogramms steht die gemeinsame Entwicklung und Durchführung eines Pilot-Projektes, das als Ausgangspunkt für eine nachhaltige Vernetzung zwischen den Ländern und Disziplinen dient. Die Einbindung in ein solches internationales Netzwerk mit Deutschland, Belgien, Großbritannien und den Niederlanden eröffnet neue Möglichkeiten für Innovation und gesellschaftliche Beteiligung für Akteure und Kulturorganisationen in ganz Europa. Bewerbungen für die zweite Runde von TANDEM Community & Participation sind bis zum 15. Oktober 2014 möglich.
Studie: Partizipation im Wandel
Die Demokratie in Deutschland wird durch den Ausbau der Bürgerbeteiligung nicht geschwächt, sondern aufgewertet: das ist ein zentrales Ergebnis einer repräsentativen Studie, die die Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg vorgelegt hat. Demnach schließen sich verschiedene Möglichkeiten politischer Mitwirkung nicht gegenseitig aus, sondern stützen einander und tragen insgesamt zur Stärkung der Demokratie bei. Die Studie belegt mit beeindruckenden Zahlen, dass sich in den vergangenen Jahren die Erwartungen der Bürger/innen an demokratische Mitbestimmung verändert haben. Kern der Studie bildet eine umfassende empirische Untersuchung zu den Wirkungen von Partizipation auf die Demokratie in Deutschland. Bundesweit befragt wurden Bürgermeister/innen, Ratsmitglieder, Verwaltungsmitarbeiter/innen und Bürgerinnen und Bürger aus 27 bundesdeutschen Kommunen. Prof. Dr. Robert Vehrkamp, Leiter des Programms »Zukunft der Demokratie« der Bertelsmann Stiftung, stellt in seinem Gastbeitrag die wichtigsten Befunde der Studie vor.
Im Fokus: Fundraising
Streicht das P-Wort: Den Dialog mit Förderern erfolgreich gestalten
Lässt sich gesellschaftlicher Wandel gestalten, indem Staat, Stiftungen und Unternehmen immer wieder neue Projekte fördern? Nein, meint Uwe Amrhein, Leiter des Generali Zukunftsfonds, denn die Entwicklung einer leistungsfähigen und selbstbewussten Bürgergesellschaft brauche nicht immer neue Projekte, sondern die vermehrte Verbreitung und Verstetigung des erfolgreich Erprobten. Demnach wird es also in Zukunft für soziale Investoren und institutionelle Förderer stärker darum gehen müssen, nicht Projekte zu finanzieren, sondern deren Übertragung. In seinem Gastbeitrag zeigt Uwe Amrhein, wie sich vor diesem Hintergrund der Dialog mit Förderern erfolgreich gestalten lässt, damit Ideen und Modelle zu sozialen Bewegungen werden können.
EcoCrowd: Crowdfunding-Plattform für nachhaltige Projekte
Welches Potential würde entstehen, wenn man all die Menschen, die sich in Deutschland für eine nachhaltige Zukunft engagieren, an einem Ort zusammenbringt und ihre Ideen für jeden erlebbar und partizipationsfähig macht? Mit dieser Vision hat die Deutsche Umweltstiftung die Crowdfunding-Plattform »EcoCrowd« gestartet. Projekte, die auf EcoCrowd Finanzierung sammeln, werden von der Deutschen Umweltstiftung anhand eigens entwickelter Kriterien geprüft und persönlich beraten. Durch den Austausch mit der Crowd können die vorgestellten Projekte nicht nur finanziert, sondern auch weiterentwickelt werden. Jamila Mohme, Projektmanagerin bei der Deutschen Umwelthilfe, stellt in ihrem Gastbeitrag die Plattform vor und skizziert praxisnah, welche Faktoren Crowdfunding erfolgreich machen.
Crowdfunding und Fundraising für die politische Bildung
Die Bundeszentrale für politische Bildung widmet sich in zwei Ausgaben ihres Akquisos-Newsletters sowohl dem Fundraising für politische Bildungsarbeit als auch dem sogenannten Crowdfunding. Inklusion ist für alle Bildungsbereiche ein wichtiger Punkt, nicht nur für die Schule, wo das Thema schon länger diskutiert und mehr und mehr umgesetzt wird. Auch die Träger politischer Bildung beschäftigen sich mit der Frage, wie inklusiv ihre Angebote sind und greifen gesellschaftliche Inklusion als Thema auf. Der »Dreiklang Inklusion, politische Bildung und Fundraising« steckt allerdings noch »in den Kinderschuhen«; hier möchte die Bundeszentrale Aufklärungsarbeit leisten und stellt konkrete Projekte und Fundraisingmöglichkeiten vor. Auch in der neuen Disziplin des Crowdfunding sieht die Bundeszentrale Potential für die politische Bildung und zeigt auf, was Projekte bei der praktischen Anwendung und Umsetzung beachten sollten.
Finanzierung von Projekttransfer
Pro Bono Dienstleistungen, Crowdfunding, öffentliche Förderung – häufig ist es erst ein Finanzierungsmix, der Initiativen und Projekten eine finanzielle Basis verschafft. Dabei gilt: Jede Organisation hat ganz unterschiedliche Möglichkeiten, die nötigen Geldmittel zu beschaffen, und jedes Projekt hat ganz andere Anforderungen. Das Kapitel »Finanzierung« im Handbuch »Gutes.einfach.verbreiten« bietet dazu eine wahre Fundgrube an Praxiserfahrungen und Tipps. Dabei geht es um unterschiedliche Finanzierungswege und um Erfahrungen mit Förderstrategien, Kosten- und Finanzierungsplänen oder der Zusammenarbeit mit Förderern. Das Handbuch wurde von der Stiftung Bürgermut herausgegeben und veröffentlicht Beiträge, die vor allem zu den vier openTransfer CAMPs im letzten Jahr entstanden sind. Die Grundidee dieses Veranstaltungsformates: Gute Ideen können nur wachsen, wenn Wissen weitergegeben und weiterentwickelt wird. Dazu gehört auch das Wissen um die Finanzierung.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Protest, Empörung, Widerstand
Ob Occupy Wall Street, Stuttgart 21 oder der Arabische Frühling: Proteste sind historisch gewachsene Ausprägungen sozialer Auflehnungsbewegungen, die auf den gesellschaftlichen Wandel anpassungsfähig reagieren. Aus dieser Anpassungsfähigkeit und der sich daraus ableitenden Wandlung der Protestformen resultiert eine gewisse definitorische Unschärfe des Protestbegriffs. Der vorliegende Band erfasst Protestbewegungen in ihrer Vielfältigkeit und Komplexität und untersucht sie als diskursive und folglich kulturell und historisch bedingte Formen aufbegehrenden gesellschaftlichen Handelns. Vorgestellt werden unterschiedliche Protestbewegungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, deren geschichtlicher Wandel sowie systematische Beschreibungen der Quellen, Strukturen, Formen, Akteure, Narrative, Rhetoriken, Räume und Medien des Protests.
Iuditha Balint/Hannah Dingeldein/Kathrin Lämmle (Hg.): Protest, Empörung, Widerstand. Zur Analyse von Auflehnungsbewegungen. Konstanz 2014, 228 S., 32,00 Euro, ISBN 978-3-86764-522-5
Publikation: Interaktive Trainingsmethoden
Die Methodensammlung stellt aktivierende Methoden vor, die Kopf, Herz und Hand ansprechen und die Teilnehmenden als aktive und sozial lernende Beteiligte begreift. Der erste Teil des Buches beinhaltet Aktivitäten, sortiert nach verschiedenen Seminarphasen: Einstieg, Wachrüttler, interaktive Themenbearbeitung, interaktive Vorträge und Erzählen, Reflexion (Debriefing), Seminarabschluss. Der zweite Teil fokussiert auf themenspezifische Übungen: interkulturelles Lernen, Umgang mit Vielfalt, Arbeit in Gruppen und Teams, Arbeiten in speziellen Seminarformen. Die Anleitungen zu den teilweise sehr kreativen Aktivitäten sind ansprechend und überschaubar dargestellt und eignen sich für berufliches, interkulturelles und politisches Lernen in Gruppen.
Sivasailam Thiagarajan, Samuel van den Bergh: Thiagis Aktivitäten für berufliches, interkulturelles und politisches Lernen in Gruppen. Schwalbach 2014, 320 S., 29,80 Euro, ISBN 978-3-89974989-2
Information und Bestellung
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link mitteilen nuetzliches termine-veranstaltungen veranstaltungskalender internal-link internal link in current>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 13.-14.10.2014 in Köln: Ohn(e) Macht verändern? Organisationsentwicklung im Spannungsfeld von Hierarchie und Teilhabe
Ein Seminar von socius gGmbH
• 16.-17.10.2014 in Trossingen: Interkultur, Multikultur, Transkultur. Begriffsentwirrung und interkulturelles Training
Ein Praxisworkshop der Akademie Remscheid für musische Bildung und Medienerziehung e.V.