eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 12/2018 (13.12.2018)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Junge Menschen und Engagement
- Publikationen und Veranstaltungen
- In eigener Sache
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Bürgerbegehrensbericht 2018
Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 278 direktdemokratische Verfahren auf kommunaler Ebene initiiert. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Bürgerbegehrensbericht, den der Verein Mehr Demokratie Anfang Dezember veröffentlicht hat. Der vorliegende Bericht wertet die Häufigkeit, die Gegenstände und die Ergebnisse von Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden in allen Bundesländern aus. Demnach hat es seit 1956 insgesamt 7.503 Bürgerbegehren in den Kommunen gegeben. Die Hälfte aller Verfahren konzentriert sich auf zwei Bundesländer: 40 Prozent aller Verfahren (2.910) wurden in Bayern und etwa zwölf Prozent (891) in Baden-Württemberg ausgelöst. Die Plätze dahinter belegen Nordrhein-Westfalen mit 784, Schleswig-Holstein mit 489 und Hessen mit 446 Verfahren. Schlusslichter sind das Saarland und Bremen mit 17 bzw. neun Verfahren. Das Gefälle zwischen den Ländern führt Mehr Demokratie auf die unterschiedlichen Regelwerke zurück, die bürgerschaftliches Engagement erleichtern oder erschweren. Reformbedarf sieht der Verein vorwiegend in Brandenburg, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern. Ein eigenes Kapitel widmet sich erstmals der Thematik von Bürgerbegehren zu umweltfreundlicher Verkehrspolitik, deren Anzahl in letzter Zeit angestiegen ist.
Der Bericht im Wortlaut (PDF)
Vorlesungsreihe: Zukunft der Demokratie
Das repräsentative Demokratiemodell scheint in der Krise. Doch woran liegt das und wie kann gegengesteuert werden? Die Friedrich-Ebert-Stiftung rückt die Debatte über die Zukunft der Demokratie ins Zentrum einer Ringvorlesung im Wintersemester 2018/2019 an der Universität Bonn. In acht Veranstaltungen werfen verschiedene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen weitgefächerten Blick auf den Zustand und die Baustellen der bundesdeutschen Demokratie und auf die demokratische Verfassung Europas. Alle Vorträge sind auch als kostenlose Videomitschnitte im Netz verfügbar.
BMFSFJ: Konzept für das neue »Jugendfreiwilligenjahr«
Jedes Jahr absolvieren mehr als 80.000 junge Menschen einen Freiwilligendienst: als Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), als Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) oder als Bundesfreiwilligendienst (BFD). Die Bundesregierung möchte nun die Rahmenbedingungen der Freiwilligendienste verbessern und damit noch mehr junge Menschen für ein solches Engagement gewinnen. Mit dem im November durch die Bundesfamilienministerin vorgestellten Konzept eines »Jugendfreiwilligenjahres« verbinden sich fünf Grundsätze: Erhalt der bestehenden Freiwilligendienste, ein Rechtsanspruch auf Förderung aller Freiwilligendienstvereinbarungen, eine Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen für die Freiwilligen, Formen der Wertschätzung und Anerkennung auch im Anschluss an den eigentlichen Freiwilligendienst sowie eine weitere Öffnung der Dienste für Menschen mit besonderen Lebensumständen, Behinderungen und anderen schwierigen Voraussetzungen. Nach einer Einschätzung der Verbände und Organisationen, die bislang in den Freiwilligendienstformaten FSJ, FÖJ und BFD aktiv sind, ist es möglich, dadurch noch deutlich mehr junge Menschen für ein Jugendfreiwilligenjahr zu gewinnen.
Stark im Land: Praxisportal für Kinder- und Jugendbeteiligung
Was brauchen Kommunen im ländlichen Raum, um kinder- und jugendfreundlich zu werden? Mit einem neuen Praxisportal für Kinder- und Jugendbeteiligung bündelt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) Sachsen die vielfältigen Erfahrungen und Instrumente, die sie im Rahmen von drei verschiedenen kommunalen Förderprogrammen gesammelt hat. Das Onlineportal richtet sich an kommunalpolitische Akteure wie Gemeinderäte und Bürgermeister/innen, an Mitarbeitende aus der Kommunalverwaltung, an pädagogische Fachkräfte aus Kita, Hort, Schule und Jugendarbeit sowie an Ehrenamtliche und weitere Interessierte. Neben Praxisbeispielen bietet das Onlineportal nützliche Materialien und konkrete Anregungen rund um die Kinder- und Jugendbeteiligung im ländlichen Raum. Wie finde ich heraus, was die Kinder und Jugendlichen in meiner Gemeinde wollen? Was muss ich bei der Planung von Beteiligungsvorhaben beachten? Wie finde ich Unterstützer/innen? Und wie kann ich Beteiligung verankern? Die Erfahrungen und Erkenntnisse werden kontinuierlich ergänzt und sollen bundesweit zur Nachahmung anregen.
Förderprogramm: Integration neu denken
Die Robert Bosch Stiftung hat gemeinsam mit SINGA Deutschland ein neues Förderprogramm gestartet. Im Rahmen des Programms »Integration neu denken« erhalten teilnehmende gemeinnützige Initiativen und Organisationen über den Zeitraum von 8 Monaten Beratung und Begleitung in der Entwicklung und/oder der Durchführung von Projekten, deren Fokus besonders auf dem Thema Teilhabe liegt. Für die Umsetzung in die Praxis bekommen die Projekte eine einmalige Förderung in Höhe von 10.000 Euro. Bewerbungen sind noch bis zum 18. Januar 2019 möglich.
Weitere Informationen
Studie: Migration und Populismus in Europa
In weiten Teilen Europas verzeichnen rechtspopulistische Bewegungen und Parteien seit einigen Jahren bemerkenswerte Wahlerfolge. Als Grund wird häufig die »Flüchtlingskrise« genannt. Eine Studie des Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) an der TU Dresden kommt zu einem anderen Ergebnis: Migration ist Auslöser und Verstärker und nicht Ursache für den Aufstieg des Populismus in Europa. Demnach hat Migration bestehende Konfliktlinien in und zwischen den europäischen Gesellschaften offengelegt oder verschärft. Abhängig von historischen Strukturen sind diese Konfliktlinien vielmehr kultureller, sozioökonomischer oder politischer Natur. Das Team von 14 Forscherinnen und Forschern hat in einer breiten vergleichenden Studie das Verhältnis von Migration und Populismus in Europa ab 2015 untersucht. Die Studie bietet einen umfassenden Einblick sowie Hintergrundanalysen zu den folgenden Ländern: Deutschland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Tschechien, Ungarn, Vereinigtes Königreich.
Die Studie im Wortlaut (PDF)
Im Fokus: Junge Menschen und Engagement
Global Youth Volunteers Forum 2018: Jugendengagement weltweit
Im Vorfeld der 25. IAVE Welt-Freiwilligenkonferenz, die Mitte Oktober 2018 in Augsburg mit mehr als 700 Menschen aus 68 Ländern stattgefunden hat, haben sich junge Erwachsene im Rahmen des »Global Youth Volunteers Forum« getroffen. Die jugendlichen Teilnehmer/innen diskutierten über ihre Erfahrungen und Perspektiven bürgerschaftlichen Engagements und stellten zahlreiche gute Beispiele vor. Wolfgang Krell, Geschäftsführer des Freiwilligen-Zentrums Augsburg, fasst in seinem Gastbeitrag die wichtigsten inhaltlichen Aspekte des Jugendforums zusammen und stellt ausgewählte Engagementprojekte beispielsweise aus Mexiko, Hongkong oder Nordirland vor.
Studie: Zivilgesellschaftliches Engagement von Schüler/innen und Studierenden
Eine im April 2018 abgeschlossene Studie hat das freiwillige Engagement von Schüler/innen und Studierenden in Deutschland untersucht. Auf der strukturellen Ebene konzentriert sich die Studie, die im Auftrag der Mercator-Stiftung entstanden ist, insbesondere auf den Hochschulkontext, um Ansatzpunkte und förderliche Rahmenbedingungen für das zivilgesellschaftliche Engagement von Studierenden zu identifizieren. Auf der individuellen Ebene wurde untersucht, welche Motive junge Menschen mit ihrem Engagement verbinden und welche Faktoren die Zugänge zum Engagement erleichtern oder erschweren. Susanne Huth, Geschäftsführerin des INBAS-Instituts für Sozialforschung, stellt die zentralen Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Studie in ihrem Gastbeitrag vor.
Service Learning: Lernen durch Engagement an Schulen
Lernen durch Engagement (engl.: Service Learning) ist eine Unterrichtsmethode, die bürgerschaftliches Engagement von Schüler/innen mit fachlichem Lernen verbindet. Durch das praxisnahe und handlungsorientierte Konzept können Jugendliche ihr erworbenes Wissen und ihre Erfahrungen in den Unterricht einfließen lassen, sie trainieren soziale und demokratische Kompetenzen. Die Stiftung Lernen durch Engagement setzt sich seit über 17 Jahren – zunächst als Programm der Freudenberg Stiftung, mittlerweile als eigenständige Organisation – für die nachhaltige Verbreitung von Service-Learning in Deutschland ein. Ob Migration, Demokratie oder digitale Bildung: Sandra Zentner beschreibt in ihrem Gastbeitrag die Kernziele und Qualitätsstandards von Service Learning und zeigt praxisnah, wie sich der Ansatz gewinnbringend zur Bearbeitung verschiedener gesellschaftlicher Themen in der Schule einsetzen lässt.
Stadtjugendring Wiesbaden: Engagement mit und für fluchterfahrene Kinder und Jugendliche
Der Stadtjugendring Wiesbaden ist ein Zusammenschluss von 23 selbstverwalteten, selbstorganisierten und ehrenamtlichen Jugendorganisationen. Seit dem Jahr 2016 kümmert sich der Stadtjugendring auch um die knapp 650 Kinder und Jugendlichen, die im Zuge der Fluchtzuwanderung in die hessische Landeshauptstadt gekommen sind. Im Rahmen von zwei eigens entwickelten Projekten sollen die Inklusion, das Engagement und die demokratischen Handlungskompetenzen der Heranwachsenden gestärkt und ihr Ankommen in der neuen Heimat erleichtert werden. Melissa Groh und Stefan Hauer stellen in ihrem Gastbeitrag die beiden Projekte vor und berichten von ihren bislang gemachten Erfahrungen.
OpenGlobe: Beispiel für entwicklungspolitisches Engagement junger Menschen
OpenGlobe ist ein Netzwerk junger Engagierter innerhalb des Eine Welt Netz NRW, dem Dachverband entwicklungspolitischer Vereine in NRW. OpenGlobe organisiert sich in unabhängigen und selbstbestimmten Lokalgruppen, die gemeinsame und eigene Aktionen und Ideen umsetzen. Dabei ist OpenGlobe konfessionell- und parteiunabhängig. Hannah Fischer stellt in einem sehr persönlichen Gastbeitrag die Arbeit der Dortmunder OpenGlobe-Gruppe und das Netzwerk vor.
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Transparenz leicht gemacht
Das Projekt »Transparenz-leicht-gemacht« unterstützt gemeinnützige Organisationen mit einem bundesweiten Beratungsnetzwerk aus Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Best-Practice-Beispielen beim Aufbau einer transparenten Organisationsstruktur. Das Serviceangebot besteht unter anderem aus einem kostenlosen Arbeitsbuch (eBook) mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zu den Themen Rechnungslegung, gemeinnütziges Steuerrecht, internes Kontrollsystem, Haftung & Versicherung, Rechtsformwahl, Jahres- und Finanzberichterstattung und Adressatenbestimmung. Transparenz-leicht-gemacht ist eine Initiative des Deutschen Spendenrat e.V. mit Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das eBook steht allen interessierten Organisationen auf Anfrage kostenlos zur Verfügung.
Deutscher Spendenrat e.V. (Hrsg.): Transparenz leicht gemacht. Berlin 2018, kostenloses PDF
Publikation: #unteilbar
Am 13. Oktober 2018 sind in Berlin Hunderttausende auf die Straße gegangen. In einer bunten Demonstration haben sie gemeinsam ein Zeichen gesetzt: gegen Rassismus und Ausgrenzung, gegen fortschreitenden Sozialabbau und zunehmenden Rechtspopulismus. Und sie haben gezeigt, dass es in Deutschland eine breite solidarische Gemeinschaft gibt, die sich deutlich zu Wort meldet. Die im Buch versammelten Reden, die auf der Auftakt- und Abschlusskundgebung der #unteilbar-Demo gehalten wurden, geben in eindringlichen Worten wieder, was sehr viele Menschen bewegt und wofür sie bereit sind zu kämpfen.
Bündnis #unteilbar (Hrsg.): Für eine offene und solidarische Gesellschaft. Die Reden. Berlin 2018, 80 S., 8,00 Euro, ISBN 978-3550200366
Information und Bestellung
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchte wir dieses Mal auf:
4.-5.2.2019 in Münster: Fundraising für Umwelt und Entwicklung – Instituional Readiness
Eine Fachtagung der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, der Akademie Franz Hitze Haus und der Natur-und Umweltschutz-Akademie NRW u.a.
15.-17.2.2019 in Schliersee-Josefstal: Mehr als eine Demokratie - Macht nix? Politische Bildung und gesellschaftliche Machtstrukturen
Eine Fortbildung des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP)
In eigener Sache
In eigener Sache
Heute lesen Sie den letzten eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft im Jahr 2018. Die Redaktion dankt allen Leserinnen und Lesern sehr herzlich für das aufmerksame Interesse in den vergangenen zwölf Monaten und überdies für manchen wichtigen Hinweis. Wie gefiel Ihnen der eNewsletter 2018? Wir freuen uns immer über Anmerkungen, Lob oder Kritik - auch im kommenden Jahr. Die nächste Ausgabe folgt am 16. Januar 2019.
Wir wünschen Ihnen frohe Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr.
Eva-Maria Antz, Ulrich Rüttgers, Tim Strehlau