Newsletter Nr. 14/2010 (23.07.2010)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Aktuelle Wettbewerbe und Förderpreise
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Jugendbeteiligung in Deutschland und Finnland
In einer vom finnischen Unterrichtsministerium und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) initiierten Studie wurde erstmals die Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland und Finnland untersucht. Die Studie liefert eine vergleichende Zusammenstellung der zahlreichen Partizipationsmöglichkeiten und Faktoren, die für eine erfolgreiche Beteiligung von Jugendlichen vorhanden sein müssen. Für die Bundesrepublik kommt die englischsprachige Studie zu dem Schluss, dass die Beteiligung Jugendlicher trotz vieler positiver Beispiele immer noch nicht selbstverständlich ist; die Autor/innen der Studie bemängeln insbesondere die fehlende gesetzliche Verankerung von Jugendbeteiligung, wie sie in Finnland bereits üblich ist.
Die Studie im Wortlaut (PDF, engl.)
Bildungsbericht 2010
Im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ist der »Bildungsbericht 2010« erschienen. Der Bericht liefert eine aktuelle Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens. Er behandelt die Bereiche Frühkindliche Betreuung (Krippen, Kindergärten), Schulen, Horte/Kindertageseinrichtungen, Hochschulen und die Weiterbildung. Der Bericht enthält auch Aussagen zur Partizipation und zum freiwilligen Engagement von Jugendlichen. Dafür wurden Daten aus dem Freiwilligensurvey der Bundesregierung und zu den Freiwilligendiensten FSJ und FÖJ sowie zum »Weltwärts«-Programm des BMZ herangezogen. Der Bericht macht in dem Zusammenhang deutlich, dass in Zukunft differenzierte Förderangebote nötig sind, um das niedrige Engagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu stärken. Eine Herausforderung für die außerschulische Bildung liegt nach Ansicht der Autor/innen des Berichts in den möglichen Auswirkungen von Reformen des Schulsystems auf das freiwillige Engagement, sei es die Verkürzung der Gymnasialzeit oder der Ausbau von Ganztagsschulen. Nötig sei überdies eine Überprüfung, inwieweit sich in den nächsten Jahren schulinterne Engagementformen verbreiten.
Der Bildungsbericht 2010 im Wortlaut (PDF)
Freiwilligendienste im Kulturbereich
Der Deutsche Kulturrat hat im Juli eine Resolution zur Stärkung der Jugendfreiwilligendienste verabschiedet. Hintergrund sind die Pläne der Bundesregierung, den Ausbau der Freiwilligendienste wie im Koalitionsvertrag vorgesehen voranzutreiben. Die verschiedenen Angebote von Jugendfreiwilligendiensten im Kulturbereich wurden im Gegensatz zu den Freiwilligendiensten im sozialen oder ökologischen Bereich, die es bereits seit mehreren Jahrzehnten gibt, erst in den letzten Jahren entwickelt. Ab September 2010 stehen beispielsweise für das FSJ Kultur 1.100 Plätze zur Verfügung. Damit übersteigen die Bewerberzahlen jedoch die Angebote um ein Vielfaches. Der Deutsche Kulturrat spricht sich deshalb dafür aus, im Kulturbereich die Anzahl der Plätze zu erhöhen: gemeinsam mit den Trägern und den lokalen Kultureinrichtungen sollen so in zehn Jahren bis zu 11.000 Einsatzstellen für das FSJ Kultur geschaffen werden. Die Erhöhung müsse einhergehen mit einer staatlichen finanziellen Absicherung dieser Plätze durch Bund und Länder, da der Kulturbereich im Gegensatz zu anderen Bereichen die Einsatzstellen nicht refinanzieren kann. Auch lehnt der Deutsche Kulturrat die Übertragung von Aufgaben im Bereich der Freiwilligendienste an das Bundesamt für den Zivildienst ab. Die Jugendfreiwilligendienste müssten weiterhin bei den freien Trägern verortet bleiben.
Die Resolution im Wortlaut (PDF)
Jahresbericht des Petitionsausschusses
Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages hat Ende Juni seinen Jahresbericht 2009 vorgelegt. Demnach wurden im vergangenen Jahr von Bürgerinnen und Bürgern insgesamt 18.861 Petitionen eingereicht, 765 mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter war die öffentliche (Online-)Petition gegen Internetsperren mit über 134.000 Mitzeichnungen. Im Mittelpunkt der Beschwerden stand die Arbeit des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, Zuwächse verzeichneten auch das Bundesministerium der Justiz sowie das Wirtschaftsministerium. Insgesamt wurden dem Petitionsausschuss in den sechzig Jahren seines Bestehens bereits mehr als 750.000 Petitionen übermittelt.
Der Jahresbericht 2009 im Wortlaut (PDF)
Aktuelle öffentliche Petitionen im Überblick
Zivilgesellschaft vs. Vorratsdatenspeicherung
In einem gemeinsamen Brief haben über 100 Organisationen aus 23 europäischen Ländern die EU-Kommission Ende Juni aufgefordert, die EU-Vorgaben zur Vorratsdatenspeicherung aufzuheben. Unter den Unterzeichnern befinden sich Bürgerrechts-, Datenschutz- und Menschenrechtsorganisationen sowie Gewerkschaften, Verbraucherzentralen und Wirtschaftsverbände. Die 2006 beschlossene EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung zwingt in ihrer gegenwärtigen Fassung alle Telekommunikations- und Internetanbieter, Daten über die Kommunikation sämtlicher ihrer Kund/innen zu sammeln. In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht im März einer von 30.000 Menschen unterstützten Verfassungsbeschwerde stattgegeben und die Vorschriften zur Vorratsdatenspeicherung aufgehoben. Die EU-Kommission prüft zurzeit eine Überarbeitung der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung.
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Im Fokus: Aktuelle Wettbewerbe und Förderpreise
Reinhard Mohn Preis 2011
Wie kann die Problemlösungsfähigkeit und Nachhaltigkeit von politischen Prozessen durch Beteiligung der Bürger/innen verbessert werden? Wie können neue Beteiligungsformen aussehen, die zu den veränderten Erwartungen an politische Teilhabe passen und die Menschen erreichen? Wie kann es gelingen, die Einbindung benachteiligter und bislang unterrepräsentierter Gruppen in politische Prozesse sicherzustellen? Diese Leitfragen stehen im Mittelpunkt des RMP 2011. Mit dem Preis möchte die Bertelsmann Stiftung der Debatte um die Anforderungen und Handlungsmöglichkeiten für ein zukunftsfähiges demokratisches System neue Impulse geben. Hierfür sucht sie nach interessanten und vorbildlichen Lösungsansätzen zur Festigung und Stärkung der Demokratie. Der Preis soll an eine staatliche Stelle oder an eine Kooperation mit einem zivilgesellschaftlichen Akteur im Ausland vergeben werden. Bis zum 22. August können weltweit Menschen online Projekte vorschlagen, diskutieren und bewerten. Aus den eingegangenen Projektvorschlägen werden 20 Projekte ausgewählt; im Februar 2011 entscheidet dann ein Bürgerforum über den/die endgültige Preisträger/in. Die Preisverleihung findet im Juni 2011 statt.
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Deutscher Engagementpreis 2010
Mehr als ein Drittel der Deutschen setzt sich bereits aktiv für das Gemeinwohl ein. Persönliche Anerkennung erfahren diese Menschen dabei vor allem im Rahmen ihres Engagements, die breite Öffentlichkeit aber nimmt eher selten davon Notiz. Mit dem Deutschen Engagementpreis, den die Kampagne Geben gibt. zusammen mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) einmal jährlich verleihen möchte, soll sich dies ändern. Die Auszeichnung soll engagierten Personen und beeindruckenden Projekten ein Gesicht geben und die Anerkennungskultur für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland nachhaltig ausbauen. Bewerbungsschluss ist Ende Juli 2010.
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Bürgerkulturpreis des Bayerischen Landtags 2010
Der Bayerische Landtag schreibt jährlich einen Preis für bürgerschaftliches Engagement – den sogenannten »Bürgerkulturpreis« – aus. Ziel ist es, die ehrenamtliche Mitwirkung und die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Entwicklung von Staat und Gesellschaft zu fördern. Der mit 26.000 Euro dotierte Preis steht 2010 unter dem Leitthema »Initiativen für eine Kultur des Erinnerns«. Bewerbungen sind noch bis Ende Juli 2010 möglich.
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Sächsischer Förderpreis für Demokratie
Der Sächsische Förderpreis für Demokratie zeichnet Projekte im Freistaat Sachsen aus, die sich in besonderer Weise der Stärkung der zivilgesellschaftlichen und demokratischen Kultur widmen - in der Auseinandersetzung gegen Rassismus, Antisemitismus oder (Rechts-)Extremismus oder für Menschenrechte, Minderheitenschutz, Demokratie und Toleranz. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert. Bewerbungsfrist ist der 31. August.
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Echt gut! Ehrenamt in Baden-Württemberg
Beim Wettbewerb »Echt gut! – Ehrenamt in Baden-Württemberg« zeichnet die Landesregierung mit Unterstützung ihrer Kooperationspartner Einzelpersonen, aber auch Gruppen, Vereine, Projekte und Initiativen aus Baden-Württemberg für herausragendes ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement aus. Der Preis wird in den Kategorien Lebendige Gesellschaft, Soziales Leben, Sport und Kultur, Umwelt und nachhaltige Entwicklung verliehen. Zusätzlich zu diesen Kategorien zeichnet die Landesstiftung Baden-Württemberg mit dem Sonderpreis »Junge Macher« das Engagement von Jugendlichen aus. Bewerbungen können bis Mitte September eingereicht werden.
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DFB-Integrationspreis 2010
Der Integrationspreis des DFB und Mercedes-Benz richtet sich an alle, die im Fußball oder mit Hilfe des Fußballs die Integration von Menschen verschiedener Herkunft fördern. Die Ausschreibung zielt vor allem auf soziales Engagement, das Kindern und Jugendlichen und besonders Mädchen mit Migrationshintergrund zu Gute kommt. Die Aktivitäten sollten die Solidarität, Toleranz und den interkulturellen Austausch fördern. Bewerbungsschluss ist Ende September.
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DenkTag – Jugendwettbewerb der Konrad-Adenauer-Stiftung
Die Konrad-Adenauer-Stiftung ruft alle zwei Jahre zu ihrem bundesweiten DenkTag-Wettbewerb auf. Gesucht werden Berichte, Ausarbeitungen, Interviews und andere Projekte, die sich mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust und/oder mit aktuellen Fragen zu Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Gewalt auseinandersetzen. Die Wettbewerbsbeiträge sollen als Internetpräsentationen erstellt und gestaltet werden. Einsendeschluss ist Ende Oktober.
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Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Der Ball ist bunt
Fußball in Deutschland fasziniert mit ca. 80.000 Spielen pro Wochenende Menschen verschiedenster ethnischer und sozialer Herkunft; seien sie Spieler oder Fans, Männer oder Frauen, Mädchen oder Jungen. Sie alle haben den Fußball und sein Vereinsleben in Deutschland dadurch gründlich verändert. Inzwischen verkörpert der Fußball einen praktischen Kosmopolitismus, der jenseits von Ausgrenzungen, Rassismus und Geschlechterbarrieren gelebt werden kann. Die Publikation zeigt die Gegenwart und Geschichte des Fußballs in Deutschland mit dem alten kosmopolitischen Traum von der Akzeptanz der Vielfalt und der gemeinsamen kulturellen Produktion in Verschiedenheit.
Blecking, Diethelm/Dembowski, Gerd (Hrsg.): Der Ball ist bunt. Fußball, Migration und die Vielfalt der Identitäten in Deutschland. 2010, 304 S., 24,90 Euro, ISBN 978-3-86099-614-0
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Publikation: KanakCultures
Jugendliche mit Migrationshintergrund werden häufig mit gesellschaftlichen und individuellen Problemen in Verbindung gebracht: Armut, schlechte Bildung, Kriminalität, Perspektivlosigkeit. Doch sind migrantische Jugendliche allesamt Sorgenkinder, Kostenfaktoren, Problemproduzenten? Junge Leute aus Einwandererfamilien sind kreativ und kulturell produktiv. Ihr Migrationshintergrund ermöglicht Lebensweisen und kulturelle Produktionen, die Nicht-Migranten größtenteils abgehen. Er vermittelt spezifische Ressourcen und bildet umfangreiche Potenziale. Die Zugehörigkeit zu zwei oder sogar mehr Kulturen bedeutet zum einen eine lebenslange Aufgabe, die es zu bewältigen gilt, aber auch eine riesige Chance, diese Vielfältigkeit für sich zu nutzen – und dies tun viele Jugendliche engagiert und ideenreich, ob durch Musik, Tanz, Sport, politisches Engagement, bildende Kunst oder Lyrik. In der vorliegenden Publikation, die von Studierenden der Hochschule Esslingen im Bereich Soziale Arbeit erarbeitet worden ist, kommen sie zu Wort.
Projektgruppe JugendArt: KanakCultures. Kultur und Kreativität junger Migrant/innen. 2010, 204 Seiten, 68 Abbildungen, 15,00 Euro, ISBN 978-3-940213-54-9
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Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.
Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 01.-02.09.2010 in Wuppertal: Fundraising für kleine und mittlere gemeinnützige Organisationen
Ein Seminar der Paritätische Akademie gGmbH
• 24.-26.09.2010 in Rehburg-Loccum: Die Zukunft der Bürgerbeteiligung: Herausforderungen, Trends, Methoden
Eine Tagung der Stiftung MITARBEIT