Newsletter Nr. 24/2008 (05.12.2008)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Freiwilligenarbeit in Europa
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Politische Bildung gestaltet Demokratie
Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB), der 2009 sein 50jähriges Bestehen als bundesweiter Verband von Trägern politischer Jugend- und Erwachsenenbildung feiern wird, hat im November 2008 sein Jahresthema 2009 vorgestellt. Unter dem Motto »Zukunft hat Herkunft – Politische Bildung gestaltet Demokratie« möchte der Arbeitskreis die aktuellen Herausforderungen historisch-politischer Bildung in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellen und so an den Beitrag politischer Bildung beim Auf- und Ausbau der Demokratie in Deutschland erinnern. Thematisiert werden soll die Frage, welche Gestaltungsmöglichkeiten historisch-politische Bildung heute hat und wie sie den Zugang zur jüngeren Geschichte vor der Folie offizieller und medialer Erinnerungskultur ermöglichen kann.
Zur Website des AdB
Migrantenorganisationen als Träger von Jugendfreiwilligendiensten
Seit Anfang Dezember 2008 können Migrantenorganisationen als Träger von Jugendfreiwilligendiensten fungieren. Im Rahmen des dreijährigen bundesweiten Projekts »Migrantenorganisationen als Träger von Jugendfreiwilligendiensten« des Bundesfamilienministeriums bekommen die beteiligten Migrantenorganisationen u.a. Unterstützung bei der Entwicklung ihrer pädagogischen Konzepte oder bei der Gewinnung und Anleitung von Einsatzstellen. Erster zukünftiger Träger wird der Türkische Bund Berlin sein. Das Projekt ist Teil der Initiative ZivilEngagement und setzt darüber hinaus die Selbstverpflichtung der Bundesregierung und den gemeinsamen Beitrag der Länder im Nationalen Integrationsplan um, eine gleichberechtigte Teilhabe von Migrant/innen zu gewährleisten.
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BigBrotherAwards 2008
Der Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs, kurz: FoeBud e.V. hat Ende Oktober die BigBrotherAwards 2008 verliehen. Seit 1998 werden die Negativpreise in verschiedenen Ländern und seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland an Firmen, Organisationen und Personen vergeben, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen. Damit soll die Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden. Aktuell ausgezeichnet wurden u.a. die Deutsche Telekom AG für die illegale Nutzung von Telefonverbindungsdaten zur Bespitzelung von Telekom-Aufsichtsräten und Journalisten, die Deutsche Angestellten-Krankenkasse für das Weitergeben von Daten chronisch kranker Versicherter sowie das Bundeswirtschaftsministerium für das sog. ELENA-Verfahren, mit dem in Zukunft die Einkommensdaten aller Arbeitnehmer/innen zentral gesammelt werden.
Zur Website der BigBrotherAwards
Initiative ZivilEngagement online
Seit dem Sommer 2007 bündelt die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestartete Initiative ZivilEngagement »Miteinander – Füreinander« Projekte, Maßnahmen und Vorhaben, mit denen das freiwillige Engagement in Deutschland gestärkt werden soll. Seit dieser Woche ist die Initiative auch online im Netz präsent. Die Website informiert Interessierte entlang verschiedener Kategorien über die Idee und die verschiedenen thematischen Bausteine der Initiative.
Zur Website der InitiativeZivilengagement
Im Fokus: Freiwilligenarbeit in Europa
Freiwilligenarbeit in Finnland
Finnland ist das Werk von Freiwilligen. Der finnische Nationalstaat entstand durch den Druck von Bürgervereinigungen, die nach Jahrhunderten schwedischer und russischer Herrschaft Anerkennung für ihre Muttersprache suchten. Heute ist Finnland ein modernisierter Wohfahrtsstaat, in dem Staat, Wirtschaftsunternehmen und zunehmend auch der dritte Sektor zusammenwirken. Peter Hilger, Sozialwissenschaftler und Lehrbeauftragter am Institut für politische Wissenschaft an der Universität Helsinki, beschreibt in seinem Gastbeitrag die engagementpolitischen Traditionslinien und Strukturen finnischen Bürgerengagements, stellt das Regierungsprogramm zur Aktivierung von Bürgerengagement vor und zeigt Handlungsfelder, Möglichkeiten und Grenzen der auch in Finnland vorhandenen Freiwilligenzentren auf. Nach seiner Ansicht besteht die Herausforderung u.a. darin, Freiwilligenagenturen von effektiven Serviceorganisationen zu Orten eines selbstbewussten bürgerschaftlichen Engagements zu machen.
Freiwilligenarbeit in der Schweiz
Nach Erhebungen des Eidgenössischen Bundesamts für Statistik engagiert sich in der Schweiz jede/r vierte Bürger/in ehrenamtlich, im Durchschnitt rund 15 Stunden pro Monat. Diese freiwillig und ehrenamtlich geleistete Arbeit entspricht monetarisiert einem Wert von rund 27 Milliarden Franken. In der Schweiz wird die Freiwilligenarbeit auf nationaler Ebene im Wesentlichen von zwei Organisationen getragen: BENEVOL Schweiz ist der Dachverband der Fach- und Vermittlungsstellen für Freiwilligenarbeit, das forum freiwilligenarbeit.ch der Dachverband aller Organisationen, die Freiwillige einsetzen. Auf Ebene des Bundes sowie der meisten Kantone sind keine Dienststellen für Freiwilligenarbeit und Ehrenamt eingerichtet. Andreas Bircher, Vorstandsmitglied von BENEVOL Schweiz, stellt in seinem Gastbeitrag die Arbeit der beiden Organisationen vor und erläutert die schweizerischen Standards in der Freiwilligenarbeit.
Förderung und Qualifizierung des bürgerschaftlichen Engagements von Migrant/innen in den Niederlanden
Die Förderung und Qualifizierung bürgerschaftlichen Engagements von Migrant/innen in einer Aufnahmegesellschaft ist wesentlich geprägt von den Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement in der Aufnahmegesellschaft, den damit verbundenen Möglichkeitsstrukturen für Engagement sowie von den jeweiligen spezifischen nationalen Integrationsstrategien für politische, wirtschaftliche und soziokulturelle Teilhabe. Angelika Münz, Mitarbeiterin der im niederländischen Deventer angesiedelten Community Partnership Consultants, skizziert in ihrem Gastbeitrag am Beispiel der Niederlande den Zusammenhang von Förderung und Qualifizierung bürgerschaftlichen Engagements von Migrant/innen mit den allgemeinen Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement. Es wird ersichtlich, wie sehr die »einheimische« Gestaltung bürgerschaftlichen Engagements im Allgemeinen direkte Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung und Förderstrategien für das Engagement von Migrant/innen im Besonderen haben kann. Dabei zeigt sich: Die Förderung starker Migrantenorganisationen, die als Partner in die politischen Prozesse der Konsensusdemokratie eingebunden werden können, ist Teil des zivilgesellschaftlichen Selbstverständnisses der Niederlande.
Freiwilligenagenturen in Deutschland
Die Bedeutung von Freiwilligenangenturen, Freiwilligenzentren und Ehrenamtsbörsen als engagementfördernde Infrastrukturen in Deutschland ist sehr vielfältig. Sie umfasst neben der Vermittlung von Freiwilligen die Unterstützung und Öffnung von Organisationen für die Zusammenarbeit mit Freiwilligen, die Arbeit an förderlichen Rahmenbedingungen wie auch die Entwicklung von neuen Engagementfeldern und Projekten. Die Vielfalt und Wirkung dieser Arbeit waren Thema der diesjährigen Tagung der Freiwilligenagenturen, die die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) und die Stiftung MITARBEIT in Kooperation mit der Körber Stiftung in Hamburg durchgeführt haben. Ein großer Teil der Impulsbeiträge sind online zugänglich, weitere werden folgen.
Zu den Impulsbeiträgen
Zur Arbeit der Freiwilligenagenturen in Deutschland hat sich eine aktuelle Diskussion entwickelt. In deren Mittelpunkt steht eine kürzlich erschienene Dissertation, in der u.a. die Vermittlung von Freiwilligen kritisch bewertet wird. Wir verweisen im Folgenden auf eine Reihe von Kommentaren, die zum Thema veröffentlicht wurden.
Zu Texten auf der Website von Aktive Bürgerschaft e.V.
Zu Kommentaren auf der Website der bagfa
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: Web 2.0 für Kommunen und Kommunalpolitik
Eine aktuelle Entwicklung im Internet wird mit den Begriffen »Web 2.0« oder »Soziales Internet« umschrieben. Damit ist vorrangig eine besondere Einbindung der Nutzer/innen gemeint, in welcher sie als unentgeltliche Informationslieferanten an der Erstellung der Internetangebote beteiligt sind. Das Web 2.0 bietet auch für Kommunen und die Kommunalpolitik erhebliche Potenziale, insbesondere die dadurch mögliche aktive Einbindung der Bürger/innen in Arbeitsabläufe der kommunalen Behörden erscheint attraktiv. Die Autorinnen und Autoren der Publikation zeigen auf, wie das Web 2.0 für die Erneuerung des Staates und der Verbesserung des Kontaktes mit den Bürger/innen erfolgreich eingesetzt werden kann. Die Bandbreite der Themen reicht von anschaulichen Praxisbeispielen über demokratietheoretische Überlegungen zu Web 2.0 in Kommunen bis hin zu konkreten Tipps für den Umgang eines Bürgermeisters mit diesem Thema.
Franz-Reinhard Habbel/Andreas Huber (Hrsg.): Web 2.0 für Kommunen und Kommunalpolitik. Neue Formen der Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Bürger. 2008, 196 S., 27,50 Euro, ISBN 978-3-940317-36-0
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Publikation: Mediation im Gemeinwesen
Der vorliegende Sammelband versteht sich als einführende Schrift in die Gemeinwesenmediation. Er vereint Beiträge von namhaften Praktiker/innen der Gemeinwesenmediationsszene in Deutschland. Der Band führt praxisnah in verschiedene Arten konstruktiver Streitvermittlung in differenten Kulturen ein und gibt einen Überblick zu Institutionen und Begriffen. Die Definition der Begriffe Nachbarschafts-, Stadtteil- und Gemeinwesenmediation führt zu Ausführungen über die Entwicklung der Gemeinwesenmediation in Deutschland und Berlin. Weiter wird eine gemeinwesenorientierte Mediation in Berlin beispielhaft vorgestellt, wie auch die Entwicklung der Fachgruppe Gemeinwesenmediation im Bundesverband Mediation als wichtiger Bestandteil des Professionalisierungsprozesses.
Monika Götz/Christa D. Schäfer (Hrsg.): Mediation im Gemeinwesen. Nachbarschaftsmediation, Stadtteilmediation, Gemeinwesenmediation.
2008, 265 S., 24,00 Euro, ISBN 978-3-8340-0463-5
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Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles veranstaltungskalender _top external-link-new-window>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden.<link aktuelles veranstaltungskalender _top>
Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:
• 26.01.2009 in Wolfenbüttel: <link aktuelles veranstaltungskalender va external-link-new-window>Mitarbeitergespräche führen
Eine Veranstaltung der Bundesakademie für kulturelle Bildung
• 30.01.-01.02.2009 in Kochel am See: <link aktuelles veranstaltungskalender va external-link-new-window>Ehrenamt Schöffin und Schöffe – Grundlagen des Schöffenamtes
Eine Seminarreihe der Georg-von-Vollmar-Akademie