eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 7/2019 (17.7.2019)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Integration und Teilhabe
- Publikationen und Veranstaltungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Förderfonds Demokratie: Bewerbungsphase läuft
Der Förderfonds Demokratie unterstützt vorbildliche Vorhaben, Ideen und Projekte, die einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten. Menschen sollen ermutigt werden, demokratische Mitverantwortung zu übernehmen. Für den Förderfonds Demokratie können sich zivilgesellschaftliche Demokratie-Initiativen aus dem gesamten Bundesgebiet bewerben. Gesucht werden zivilgesellschaftliche Initiativen und Ideen, die sich der offenen Gesellschaft und ihren demokratischen Werten verpflichtet fühlen, sich auf der Grundlage der Menschenrechte für das Gemeinwohl engagieren, die Dialogfähigkeit und Pluralität fördern und deren Arbeit ganz oder in Teilen durch freiwilliges bürgerschaftliches Engagement getragen wird. Bewerbungen für die erste Förderrunde sind bis zum 30. September 2019 möglich.
Weitere Informationen
Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt
Engagement, Ehrenamt und Demokratieförderung sind für den gesellschaftlichen Zusammenhalt von entscheidender Bedeutung. Die Bundesregierung hat nun die seit längerem angekündigte Einrichtung einer »Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt« beschlossen und die Umsetzung noch im Jahr 2019 angekündigt. Sie setzt damit eine Maßnahme aus den Ergebnissen der Kommission »Gleichwertige Lebensverhältnisse« um. Die Kommission hat insgesamt 12 Vorschläge für eine zukünftige aktive Strukturpolitik formuliert, dazu zählt auch die Förderung von bürgerschaftlichem Engagement. Kernanliegen der Engagement-Stiftung wird sein, Serviceangebote für die Organisation von bürgerschaftlichem Engagement und Ehrenamt bereitzustellen und ehrenamtlich Tätige bei der Digitalisierung zu unterstützen.
Bundesverband der Stiftungen: Wissensatlas Bildung
Der Wissensatlas Bildung macht das vielfältige Engagement von Stiftungen im Bildungsektor transparent. Das Portal konzentriert sich dabei auf relevante Publikationen von Stiftungen für den Bildungssektor. Fachpublikationen, Handlungsempfehlungen, Projektberichte mit Forschungsansätzen und andere werden in Steckbriefen porträtiert, die das Sachgebiet und die Kernaussagen nutzerfreundlich zusammenfassen. Ziel ist eine kontinuierliche Sammlung und Aufbereitung von Wissen im Bereich Bildung, zu dem Stiftungen mit ihrer Arbeit beitragen. Die Sammlung umfasst beispielsweise Veröffentlichungen zu Engagementförderung, zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen oder zur Stadt- und Quartiersentwicklung. Das Portal wird vom Bundesverband deutscher Stiftungen getragen.
Engagementpreis NRW 2020: jung und engagiert
Unter dem Motto »Jung und engagiert in NRW« loben die Landesregierung Nordrhein-Westfalen und die NRW-Stiftung in diesem Jahr den Engagementpreis NRW 2020 aus. Ab sofort können sich Projekte bewerben, in denen sich junge Menschen engagieren oder Projekte, die junge Menschen für ein solches Engagement qualifizieren. Dies können von jungen Menschen selbstorganisierte Projekte sein, ebenso wie Projekte von Organisationen, in denen alle Generationen vertreten sind. Auch Fortbildungsangebote, Netzwerkarbeit oder die politische Vertretung von Jugendinteressen zählen hierzu. Es werden insgesamt drei Preise vergeben, die jeweils mit 3.000 Euro dotiert sind. Teilnehmende Projekte müssen seit mindestens einem Jahr bestehen und längerfristig angelegt sein. Bewerbungen sind bis zum 30. September 2019 ausschließlich online möglich.
vhw: Start der Stadtmacher-Akademie
Mit der »Stadtmacher Akademie« bietet der Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung (vhw) ab September 2019 eine neue Plattform der fachlichen und strategischen Weiterentwicklung für zivilgesellschaftliche Akteure in der Stadtentwicklung. Gefördert werden lokale Akteure, die sich in ihrer Arbeit für eine nachhaltige und soziale Entwicklung ihrer Stadt einsetzen. Der Begriff der »Stadtmacher« steht dabei für alle, die Stadt nicht nur als ein Produkt oder eine Agenda etablierter politischer oder wirtschaftlicher Akteure verstehen, sondern selbst Initiative ergreifen und auf lokaler Ebene Debatten und Projekte zur Verbesserung des eigenen Lebensumfelds anstoßen wollen. Die Bandbreite reicht von Nachbarschaftsinitiativen über Projekte zur Stärkung der lokalen Demokratie bis hin zur Schaffung von gemeinwohlorientiertem Wohnraum in einem selbstinitiierten Bau- oder Wohnprojekt. Im Rahmen der Akademie können bis zu 12 Projekte in den ersten Jahrgang 2019/2020 aufgenommen werden, es werden drei kostenlose Stipendien vergeben. Bewerbungsfrist ist der 20. August 2019.
Zivilgesellschaftliche Erklärung zur deutschen Nachhaltigkeitspolitik
Aktuell 135 deutsche Umweltorganisationen, Gewerkschaften und kirchliche Organisationen haben die Bundesregierung aufgefordert, konkrete politische Maßnahmen gegen den Klimawandel, soziale Ungleichheit und Armut zu unternehmen. Mit der Ende Mai 2019 veröffentlichten Erklärung, die aus Anlass des UN-Gipfels zum Stand der Umsetzung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Social Development Goals, SDG) entstanden ist, verknüpfen die unterzeichnenden Organisationen zudem die Forderung, das Gemeinnützigkeitsrecht zu reformieren und den zivilgesellschaftlichen Handlungsspielraum nicht weiter einzuschränken. Es gelte, die Gemeinnützigkeit für Organisationen der Zivilgesellschaft zu sichern, die Beiträge zur politischen Willensbildung leisten. Eine engagierte Zivilgesellschaft sei ein Wesensmerkmal der Demokratie und müsse auch dann vom Staat gefördert und unterstützt werden, wenn sie kritisch ist.
Im Fokus: Integration und Teilhabe
Mehrsprachigkeit in der Einwanderungsgesellschaft
Das Einwanderungsland Deutschland ist zunehmend geprägt durch sprachliche Vielfalt. Die Koexistenz und Akzeptanz verschiedener Sprachen ist auch ein wichtiger Faktor politischer Teilhabe. Wieso die Förderung von Mehrsprachigkeit wichtig für die Entwicklung und Demokratisierung der Einwanderungsgesellschaft ist und welche Rahmenbedingungen es dafür braucht, erläutert Dr. Andrés Otálvaro in seinem Gastbeitrag.
Thüringen-Monitor-Integration: Lebenslagen, Einstellungen und Perspektiven von Geflüchteten
Der Freistaat Thüringen setzt seit dem Jahr 2000 mit dem Thüringen-Monitor eine Langzeitstudie zur politischen Kultur um, die jährliche Entwicklungen politischer Einstellungen in der Thüringer Wahlbevölkerung untersucht. Ergänzend dazu hat das Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration an der Friedrich-Schiller-Universität Jena nun erstmals eine Studie vorgelegt, in der die Lebenslagen, Erfahrungen und Einstellungen von Geflüchteten im Freistaat erhoben und analysiert werden. Obgleich die Studie ausschließlich Geflüchtete in Thüringen befragte, können davon ausgehend auch Annahmen über die Situation von Geflüchteten deutschlandweit abgeleitet werden, die Hinweise auf notwendige oder empfehlenswerte Justierungen in der Integrationspolitik beinhalten. Dr. Franziska Schmidtke stellt die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse der Untersuchung vor.
Women in Exile: Geflüchtete Frauen werden laut
Ein Beispiel für die Selbstorganisation geflüchteter Frauen stellen Elizabeth Ngari und Antonia Schui in ihrem Gastbeitrag vor. Die Initiative Women in Exile hat sich der Interessenvertretung von Frauen mit Fluchterfahrung verschrieben und macht mit politischen Protestaktionen und Kampagnen auf die spezifische Lebenssituation weiblicher Geflüchteter – insbesondere auf der Fluchtroute und in Sammelunterkünften – aufmerksam. Die Autorinnen berichten aus der Kampagnenarbeit und erläutern, wie sie die Zusammenarbeit zwischen geflüchteten Aktivistinnen und deutschen Unterstützerinnen organisieren.
Das Projekt HIER: Herkunft, Identität und die Entdeckung von Räumen
Wie es aussehen kann, wenn sich junge Menschen mit Migrationshintergrund für Geflüchtete einsetzen, stellt Kerstin Falk in ihrem Gastbeitrag vor. Ziel des Projekts »HIER – Herkunft, Identität, Entdeckung von Räumen« war es, junge Migrant/innen, die bereits seit längerer Zeit in Berlin-Wedding leben oder dort aufgewachsen sind, mit jungen Flüchtlingen in Kontakt zu bringen und diesen damit bei der Orientierung in der neuen Nachbarschaft zu helfen. Im Rahmen verschiedener Aktivitäten agierten die jungen Migrant/innen als Patinnen und Paten für die jungen Flüchtlinge. Auf dem Programm standen unter anderem eine Schreibwerkstatt, gemeinsame Kiez-Ralleys und Stadtteilerkundungen.
Studie: Integration durch bürgerschaftliches Engagement
Das freiwillige Engagement von Geflüchteten in ländlichen und städtischen Regionen in Sachsen steht im Mittelpunkt einer aktuellen Studie. Die Untersuchung bestätigt aus sächsischer Perspektive: Das Engagement in Freiwilligendiensten oder die ehrenamtliche Arbeit ermöglichen den Geflüchteten nicht nur sinnstiftende, praktische Erfahrungen, sondern auch verbesserte Zugänge zu Sprache und sozialen Kontakten. Die Studie zeigt zudem, dass auch die Einsatzstellen durch die Unterstützung in der Sprach- und Kulturmittlung profitieren. Geflüchtete geraten mit den parallelen Anforderungen von Sprachkursen, Ausbildung, Arbeit und Arbeitssuche aber auch in Überlastungssituationen. Daher gilt es, sensibel mit den Erwartungen und Ressourcen der Engagierten umzugehen. Staatlich geregelte Aufgaben dürfen nicht auf die Schultern der Zivilgesellschaft geladen werden. Fazit der Studie: Auch wenn bürgerschaftliches Engagement ein Mindestmaß an Integration voraussetzt, so ist es zugleich ein wichtiger, stärkender Beitrag zur sozialen Integration geflüchteter Menschen vor Ort.
Die Studie im Wortlaut (PDF)
Publikationen und Veranstaltungen
Publikation: #tunwirwas – Wie unsere Generation die Politik erobert
Lässt sich Fehlentwicklungen in Politik, Gesellschaft und Umwelt, lokal oder global, etwas entgegensetzen? Und was wäre zu tun? Für die beiden jungen Autoren der vorliegenden Publikation ist klar: es geht um Aktion statt Resignation. Sie werben für die bewusste Einmischung in die Vielzahl politischer und gesellschaftlicher Anliegen und zeigen, wie sich das wirksam und methodisch klug anstellen lässt. Aus der Tradition des politischen Querdenkens zeigen sie an vielen Beispielen und aus eigenem Erleben auf, warum Politik und Gesellschaft die Einmischung der jungen Generation braucht.
Herr, Vincent-Immanuel / Speer, Martin: #tunwirwas – Wie unsere Generation die Politik erobert. Bonn, Bundeszentrale für politische Bildung, 2019, S. 256, 4,50 Euro
Publikation: Schwache Interessen? Politische Beteiligung in der Sozialen Arbeit
Wie steht es um die Interessenvertretung unterschiedlicher Zielgruppen Sozialer Arbeit? Gelingen Anwaltschaft, Mitbestimmung und Selbstvertretung im Spannungsfeld aus Repräsentation und Partizipation? Wie organisations- und konfliktfähig ist die Soziale Arbeit selbst mit Blick auf ihre Arbeitnehmer/innen- und professionspolitischen Interessen? Erstmalig werden diese Fragen von Vertreter/innen aus Wissenschaft, Politik, Fachpraxis und den Zielgruppen Sozialer Arbeit gemeinsam diskutiert. Dabei wird die politikwissenschaftliche Debatte um organisierungs- und durchsetzungsstarke bzw. schwache Interessen aufgegriffen und hinterfragt.
Toens, Katrin / Benz, Benjamin (Hrsg): Schwache Interessen? Politische Beteiligung in der Sozialen Arbeit. Weinheim 2019, 374 S., 29,95 Euro, ISBN 978-3-7799-3890-3
Veranstaltungshinweise
Zahlreiche Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchte wir dieses Mal auf:
7.9.2019 in Saarbrücken: Politische Motivation - sich selbst und andere mitreißen
Workshop der Stiftung Demokratie Saarland
20.-22.9.2019 in Rehburg-Loccum: Spaltung überwinden! Partizipation und demokratische Innovationen schaffen neue Perspektiven
Forum für Demokratie und Bürgerbeteiligung 2019