Praxisbeispiel werkSTADT Heidenheim

Heidenheim ist eine Kreisstadt mit ca. 48 Tausend Einwohner/innen in Ostwürttemberg. Das Gesicht der Stadt hat sich stark gewandelt. Bei großen Vorhaben wurde seitens der Bürgerschaft spürbar mehr Beteiligung eingefordert. Um diesem wachsenden Interesse an der Entwicklung der Stadt Rechnung zu tragen, wurde ein Bürgerbeteiligungsprojekt angestoßen, wie es in der Art und Dimension außergewöhnlich ist: die »werkSTADT« Heidenheim.

Bürgerengagement für die eigene Stadt zu wecken und dauerhaft lebendig zu halten, das war das Anliegen der Heidenheimer werkSTADT im Oktober 2011. Bürgermeister Ilg hatte eingeladen und 300 Bürger/innen kamen um 2 Tage zu reflektieren, was Heidenheim lebenswert macht und wie sich die Stadt entwickeln soll. Neben den Vertreterinnen und Vertretern der Organisationen, Vereine, Verbände wurden auch zufällig eingeladene Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Es blieb nicht bei der ursprünglich geplanten einmaligen Veranstaltung. Eine »Erntegruppe« sicherte die Ergebnisse und in 14 Fokusgruppen wurden die Ideen und Empfehlungen der werkSTADT aufgearbeitet.

Ziele des Beteiligungsprozesses

»Bei der ›werkSTADT‹ handelt es sich um ein Bürgerbeteiligungsprojekt, dass darauf abzielt, die wichtigen Zukunftsthemen direkt von der Bürgerschaft zu erfahren und diese gemeinsam auszuarbeiten«, erläuterte Birgit Baumann, persönliche Referentin des Bürgermeisters und eine der Initiatorinnen zu Beginn des Projektes. Und so war es von Anfang an klar, dass nicht nur die Interessenvertretungen einbezogen werden sollten, sondern auch zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger. Insgesamt waren 300 Menschen beteiligt. Neben bekannten städtischen Entwicklungsthemen ging es in dem offenen Prozess darum, die Interessen und Ideen der Bürger/innen für die Entwicklung ihrer Stadt insgesamt zu erfahren.

Ablauf

Die »werkSTADT« Heidenheim wurde als zweitägige Open Space-Konferenz gestaltet. Die durch Priorisierung ermittelten Themen wurden in Fokusgruppen über fast 2 Jahre weiter bearbeitet und zu handlungsorientierten Vorlagen (z.B. für den Gemeinderat) verdichtet. Die Fokusgruppen wurden jeweils von einem Themenpaten aus der Bürgerschaft geleitet und von einem Verwaltungspaten der Stadtverwaltung unterstützt. Die Fokusgruppen legten selbstständig die Anzahl ihrer Sitzungen fest, teilten sich in Themenbereiche auf und waren sich auch mal uneinig. Für Werner Glatzle, Bürger und Mitglied in drei Fokusgruppen sowie in der Erntegruppe, war das »ein echtes Demokratieerlebnis. Und positive Auseinandersetzungen tun auch gut.« Der Prozess wurde mit einer ausführlichen Dokumentation im Sommer 2013 abgeschlossen.

Ergebnisse

300 Bürger/innen benennen im Rahmen der Open Space-Konferenz 120 Themen und bearbeiten sie in 90 Gruppen. Nach Priorisierung und Verdichtung bleiben 13 Fokusthemen übrig. Zur Weiterarbeit finden sich 15 Fokusgruppen zusammen. Deren Abschluss­berichte und Beschlussvorlagen werden im Frühjahr 2013 in den Ausschüssen des Gemeinderates diskutiert und veröffentlicht.

Die »werkSTADT« hat die Themen der Stadtentwicklung befördert, sie wirkt sich aber auch auf das gegenseitige Verständnis der Akteure aus:

Die Bürgerinnen und Bürger entwickeln ein Verständnis für die komplexen Zusammenhänge, die bei der Stadtentwickelung bedacht werden müssen: »Ist doch nicht so einfach.«

Daneben zeigt sich bei den Beteiligten ein verstärktes Interesse für die Arbeit des Gemeinderates. Die Eigenverantwortung der Bürger/innen wächst. Birgit Baumann: »Wir lernen aneinander und voneinander.«