Sinnliche Annäherung
Wenn es die Zeit und die Umstände erlauben, suchen Sie zunächst die Annäherung an das Problem über die sinnliche Wahrnehmung, die persönliche Betroffenheit und die Gefühle von Ärger, Wut, Enttäuschung, Ohnmacht oder Verzweiflung, die eine Situation ja erst zum Problem machen (vgl. Bedeutung und Leistungsvermögen der rechten Hirnhälfte).
Betrachten Sie dies als Einstieg und Grundlegung für die spätere Symbiose mit der rationalen Problemanalyse und -abgrenzung. Nachdem es sich bei der kreativen Lösungssuche aber nicht um Psychotherapie handelt, sollte man hierbei nicht zu tief oder weit gehen, auf jeden Fall aber die Rückbindung dieses Einstiegs (Auswertung) mit der späteren rationalen Bearbeitung schaffen. Die Möglichkeiten hierfür sind themenabhängig und situationsbezogen, doch nahezu unbegrenzt. Als von mir praktizierte und bewährte Beispiele seien genannt:
- Wirklichkeit erleben
Wenn immer möglich, sollte man das Problem noch einmal in seinem lebendigen Zusammenhang sehen, beobachten und erleben. Dies kann kurz sein, befruchtet das spätere Zusammentragen von Problemaspekten jedoch mehr als eine reine geistige Erinnerungsarbeit im Seminarraum. - Fotografieren
Sofern es das Thema und der Arbeitszusammenhang erlauben, können die Teilnehmer (wie oben) das Problem in der Wirklichkeit aufsuchen und fotografieren. Die Motivsuche schärft noch einmal auf besondere Weise Blick und Wahrnehmung. Das Ergebnis kann z.B. als kleine Ausstellung in den kreativen Prozess mit hineingenommen werden, dient dort der Erinnerung und der Information von anderen Teilnehmern. (Beispiel in der Anlage: Fotoausstellung als Grundlage einer Zukunftswerkstatt »Vision einer VerkehrsKultur 2000« in Heidelberg). - Rollenspiel
Auch das Nachspielen von erlebten Konflikten im Rollenspiel kann eine Gruppe noch einmal sehr nahe an das Thema, seine Beteiligten und Randbedingungen heranführen (Auswertung nötig!). - Malen und Zeichnen
Man kann das Problem in seinem erlebten Zusammenhang auch malen oder zeichnen lassen. Wenn jeder ein eigenes Bild malen soll, entsteht manchmal ein Klima des »Wettbewerbs« oder der Ablehnung, »weil man nicht gut malen kann«. Da es hierbei überhaupt nicht um Schönheit oder Perfektion geht, kann man dies gleich ausschalten, indem man die Aufgabe stellt, das Bild zu zweit, gemeinsam, ohne miteinander zu sprechen in 5 Min. zu malen. Dies ist durchweg lustig, man hat keinen Erfolgsdruck und muss das ggf. nicht ganz offensichtliche Ergebnis hinterher ausführlich erläutern. Bei dieser Gelegenheit können die gemeinten Problemaspekte auf Karten mitgeschrieben werden und bilden so bereits einen Grundstock für die nachfolgend beschriebene Methode der Kartenabfrage. Diese Aufgabenstellung eignet sich auch gut als Kennenlernübung mit gleichzeitig inhaltlichem Einstieg.