Mitwirkende

Dieser Aspekt umfasst die personelle Basis der Aktionsgruppe bzw. der unmittelbar am Projekt Beteiligten. Unser basisbezogener Ansatz des Organisierens will diejenigen zu Wort kommen lassen, die von Entscheidungen und Planungen Dritter betroffen sind. Aus Betroffenen sollen Beteiligte am Veränderungsprozess werden.

Zu Beginn der Zusammenarbeit in einer Gruppe geht es deshalb besonders darum, sich über die Motive der einzelnen, die Art ihrer Betroffenheit von dem zu lösenden Problem zu vergewissern. Es geht darum herauszufinden, welche Einstellung, welches Wissen, welche Erfahrungen und möglicherweise projektrelevanten Fertigkeiten die Einzelnen mitbringen.

Wer sich in Initiativen, Kampagnen oder Projekten engagiert, tut dies freiwillig und zumeist ohne angemessene Bezahlung. Er oder sie hat also andere Motive als die des Geldverdienens – es geht um die Verwirklichung von politischen Zielen, von eigenen Ideen und Sehnsüchten, also um selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Arbeiten.

Anders als im Arbeitsalltag, der für viele ausschließlich von der Sicherung der materiellen Existenz dominiert wird, gibt es in Freiwilligengruppen zunächst keine Motivationsprobleme. Tauchen sie dennoch auf, hat dies meist etwas mit den Möglichkeiten der Einzelnen zu tun, ihr Engagement wirklich genügend frei und selbstbestimmt zu gestalten. Denn soziales und politisches Engagement ist immer zugleich auch Identitätsarbeit: mehr oder weniger bewusst geht es um die großen Fragen »Wer bin ich?«, »Welche Vorstellungen habe ich von der Welt?«, »Wofür lebe, kämpfe, leide ich?«, »Wie erreiche ich in meiner eigenen Person einen möglichst ungebrochenen Zusammenhang von Persönlichkeit und Politik, von privaten und öffentlich-politischen Bestrebungen?«

Es kann auch Sinn machen, sich zu Beginn gegenseitig etwas genauer wahrzunehmen und so zu erkennen, mit welchen anderen Menschen sich jede und jeder Einzelne für das wichtige Anliegen engagiert:

  • Welche Geschichte hat die Gruppe, in der ich Mitglied bin oder werden möchte?
  • Habe ich mir die Leute selbst ausgesucht oder habe ich sie bereits vorgefunden?
  • Stand dabei das Interesse an den Menschen und ihrer Art (miteinander) zu leben oder eher das Sachanliegen im Vordergrund?
  • Wie viele müssen wir sein, um etwas bewirken zu können?
  • Und auch: Bei welcher Gruppengröße fühle ich mich erst bzw. noch wohl?
  • Welche materiellen und immateriellen, welche offenen und verdeckten Verpflichtungen gehen die Beteiligten ein? Wie eindeutig oder auch variabel sind die Erwartungen in dieser Hinsicht, und wer respektiert sie?
  • Welche Statuten, Grundsatzerklärungen usw. gibt es, zu denen sich jede und jeder verhalten muss? Inwieweit betrachte ich sie als (Orientierungs-)Hilfe oder als Hindernis?
  • Was erlebe ich als spannend, belebend, energetisch an den anderen Mitwirkenden, was als eher lähmend und kompliziert?
  • Welche Chancen sehe ich für mich als Person, verändernden Einfluss auf das Lähmende, Komplizierte u. ä. zu nehmen?

Auch innerhalb einer Gruppe mit gemeinsamer Zielsetzung werden die Antworten auf diese Fragen von Person zu Person unterschiedlich ausfallen. Die verschiedenen Wünsche, Voraussetzungen und Fähigkeiten der Mitwirkenden optimal zu bündeln und für das Projekt nutzbar zu machen, dazu dient die Organizer-Spirale.