Unkommentierte Interviewsequenzen
Schon in unseren anderen Texten sind die Nutzerinnen immer mal wieder zu Wort gekommen. Oft aber doch eher am Rande. In diesem Kapitel stehen sie dagegen im Zentrum. Wir präsentieren eine Zusammenstellung von Zitaten aus Gesprächen mit Nutzerinnen ohne sie zu kommentieren oder zu interpretieren. Die Reihenfolge folgt dem Aufbau der Synopse zu den Faktoren des Gelingens. Die Zitatesammlung erlaubt zunächst einen Einblick in die Ausgangslage der Nutzerinnen. Dann geht es darum, wie sie auf eine Einrichtung bzw. ein Projekt aufmerksam wurden und zum ersten Mal damit in Kontakt gekommen sind. Anschließend zeigen die Zitate, inwiefern die Nutzerinnen die Angebote als hilfreich erlebt haben und welche Aspekte und Themen ihnen dabei am wichtigsten waren.
»Als Frau und alleinerziehende Mutter hatte ich große Schwierigkeiten meine Kinder in einem fremden Land großzuziehen. Sowohl die Strukturen und auch Zuständigkeiten und vor allem auch Möglichkeiten in Deutschland waren mir unbekannt.«
»… ich bin getrennt lebend von meinem Partner und habe keine guten Deutschkenntnisse, ich kenne das Schulsystem nicht, ich dachte ich sei allein dafür verantwortlich, dass ich mehrere Probleme bezüglich meiner Kinder hatte. Doch ich habe gesehen, dass dem nicht so war.«
»Zuhause bin ich alleine, ich habe hier in Deutschland keine Freunde, ich bin ja auch erst seit fünf Jahren hier. Ich habe auch keine Kontakte zu Nachbarn.«
An diese Ausgangsbeschreibung schließt sich nun an, wie die Nutzerinnen auf die Projekte und Vereine aufmerksam geworden sind. Das umfasst sowohl die Lage und Rahmenbedingungen des Projektes an sich, als auch die Vorgehensweise der Mitarbeiter/innen während der Kontaktaufnahme sowie die mündliche Informationsweitergabe durch die Nutzerinnen.
»Eine Freundin hat mir und meinem Mann erzählt, dass es im Shehrazad schön ist, dass die Mitarbeiterinnen sehr freundlich sind und was man dort alles machen kann. Weil ich sie kenne, habe ich ihr geglaubt. Als ich dann hier war, habe ich gesehen, dass es stimmt. Es ist hier einfach sehr schön.«
»Ich wohne hier in der Nähe und kannte die Räume als Kita. Nachdem die Kita auszog, hingen dann Plakate, die einen Mutter-Kind-Treff ankündigten, in den Fenstern. Ich habe sie mir durchgelesen und war neugierig. Als die Kita noch drinnen war, erschien der Laden immer dunkel. Als das Shehrazad einzog, wurde es hell und freundlich. Als ich dann einmal die Straße entlang lief und ein bisschen reinschaute, kam N. aus dem Laden auf mich zugestürmt. Sie erklärte mir, was sie hier vorhaben und hat mich gefragt, ob ich kurz mit hinein kommen will. Ich ging mit, sie zeigte mir die Räume und dann haben wir gleich zwei Stunden gequatscht. Wir haben uns super verstanden, das war volle Sympathie von Anfang an. Mittlerweile ist sie wie meine ›große Schwester‹ geworden. Es gibt zwischen uns sehr viele Parallelen.«
Ist der Erstkontakt bzw. Erstzugang hergestellt, bedarf es weiterer Faktoren, um diesen Kontakt auch zu halten, wie zum Beispiel die Atmosphäre, die Arbeitsweise und viele andere kleine Bausteine. Dazu einige Aspekte aus der Sicht von Nutzerinnen.
»Für mich war wichtig, dass die Mitarbeiter drei Sprachen sprechen. Und auch meine. Ich wusste, dass es da keine Probleme geben wird. Und sie sind so freundlich und herzlich. Außerdem habe ich das attraktive Programm gesehen und gemerkt, dass es mir Spaß macht, mitzumachen und hier zu sein. Auch dass ich hier etwas lernen kann, hat mir sehr gefallen.«
»Angenehm ist, wenn nicht so viel Fachsprache gesprochen wird. Ich habe nicht studiert. Einfache Erklärungen sind gut.«
»Was mir gefallen hat? Sie war freundlich und bezog sich nicht sofort auf unseren türkischen Hintergrund, obwohl ich ja ein Kopftuch trage, sondern für sie stand das Kind im Vordergrund. Das war echt hilfreich. Sie erklärte uns alles über die Behinderung unseres Kindes und gab uns ganz viele Hinweise und Adressen von Anlaufstellen. Am hilfreichsten war ihre einfache und verständliche Wortwahl.«
»Was mich hinzog, waren die intensiven sozialen Beziehungen der Mitarbeiter zu uns, das Gefühl, dass ich für sie wichtig war, dass ich für meinen Erfolg alle Möglichkeiten geboten bekam. Die Mitarbeiter hier helfen bei Schwierigkeiten in meiner Familie oder mit meinen Kindern immer weiter. Wenn sie persönlich nichts machen konnten, dann haben sie mir Adressen gegeben, an die ich mich wenden konnte.«
»Hier sind viele Frauen. Ich kann herkommen, wann ich will, kann über alles mögliche reden und einfach mit anderen zusammen sein. Das ist besser für mich und für meine Kinder.«
Eng mit dem Thema des Kontakthaltens sind die Themen der Nutzerinnen und die Veränderungen für diese verknüpft. So haben sich die Projektbesuche oft in den Alltag der Nutzerinnen eingegliedert.
»Es stimmt wirklich, meine Persönlichkeit hat sich verändert. Ich habe viel mehr Selbstbewusstsein und kann auf andere Menschen besser zugehen und Kontakte finden…Jetzt habe ich mich bei den Stadtteilmüttern weiter qualifiziert, auch wenn es keine großartige nachweisbare Qualifikation ist, ich habe für meine eigenen Kinder in vielen Erziehungsfragen gelernt und kann es auch anderen Müttern weiterleiten… Ich kenne jetzt die Zuständigen für viele Bereiche, beispielsweise beim Bezirksamt, wovon viele keine Ahnung haben. Sogar im Büro des Bezirksbürgermeisters war ich und wir haben auch ein Photo mit ihm gemacht.«