Barbara Weiss (Gründerin und 1. Vorsitzende der Kenya Aids Waisen Hilfe e.V.) beantwortet die Fragen der Redaktion.
Welche Entstehungsgeschichte steckt hinter der Kenia Aids Waisen Hilfe?
Vor etwa sechs Jahren bin ich mit meiner kleinen Tochter – sie war damals gerade fünf geworden – zum ersten Mal nach Kenia gereist. Sie sollte ihre Familie kennenlernen. Mit auf der Reise waren Kleidung und Spielsachen, die mir befreundete Mütter mitgegeben hatten.
Als ich dort eine Freundin besuchen wollte, die sich auch ab und zu um andere Kinder kümmerte, erfuhr ich, dass sie gestorben war. Ihre zwei kleinen Töchter lebten bei ihrer Tante, einer alten, sehr armen Frau, die sich nicht wirklich um sie kümmern konnte. Und die Mädchen waren gerade mal ein Jahr jünger als meine eigene Tochter! Sie hatten die Masern, eine Krankheit die kurz zuvor im Kindergarten meiner Tochter auch die Runde gemacht hatte – mit dem Unterschied, dass die Kinder hier keine medizinische Versorgung hatten. Ich brachte sie ins Krankenhaus und kümmerte mich um sie.
Als ich wieder nach Deutschland zurückfuhr, musste ich die Mädchen wieder zu ihrer Tante geben. Das fiel mir sehr schwer. Immer wieder kamen mir Bilder von den beiden Mädchen in den Sinn. Ich hatte erfahren, dass nicht nur ihre Mutter, sondern auch viele andere Schulfreunde von mir an Aids gestorben waren und kleine Kinder zurückgelassen hatten. Ein furchtbarer Gedanke.
Zurück in Köln musste ich etwas tun, wenn ich wieder ruhig schlafen wollte. Pfarrer Fischer, den ich um Rat fragte, riet mir, einen Verein zu gründen, damit die Gemeinde meine Arbeit unterstützen könnte. Gesagt, getan, wir gründeten einen Verein, stellten ein Patenschaftsprogramm und einen Infostand auf die Beine. Beim nächsten Pfarrfest konnten wir unsere ersten fünf Patenkinder vermitteln, weitere Interessenten meldeten sich.
Welche Hindernisse gab es (z. B. bei der Gründung / im weiteren Vereinsalltag)?
Die Arbeit selbst klappte zunächst gut, wir konnten immer weitere Kinder vermitteln und ich war froh, etwas für die Kinder tun zu können. Doch schnell gewannen die internen Schwierigkeiten überhand. Einige Vorstandsmitglieder versuchten, mich auszubooten und setzten mich regelrecht unter Druck. Stück für Stück verlor ich jedes Mitspracherecht – obwohl ich die erste Vorsitzende war und die meisten Aufgaben an mir hängen blieben.
Der Kassierer entschied im Alleingang, dass das Geld, das ich bei den Infostand-Aktionen einnahm, nicht für den Verein ausgegeben werden sollte. Für die eigentlichen Belange des Vereins war wenig Interesse da. Als einer unserer kenianischen Partner zum ersten Mal zu Besuch in Deutschland war, kam nur einer aus dem Vorstand zum Treffen mit ihm. Meine E-Mails wurden nicht beantwortet, wenn ich anrief, wurde der Hörer aufgelegt. Wenn ich doch einmal zu Wort kam, drohte man mir mit der nächsten Wahl.
Und dann? Wie sind Sie auf den Wegweiser Bürgergesellschaft / die Stiftung MITARBEIT gestoßen? Welche Fragen hatten Sie konkret?
Ich musste unbedingt dafür sorgen, dass weitere Kinder in Kenia zur Schule gehen konnten und die nötige medizinische Versorgung erhielten. Aber der Verein war praktisch handlungsunfähig. Ich war kurz davor, alles hinzuschmeißen, so sehr ging mir die ganze Situation an die Substanz.
In meiner Verzweiflung gab mir jemand die Telefonnummer von Christoph Hüttig. Ich fuhr zu ihm nach Freiburg, er hörte sich alles an und beruhigte mich erstmal.
Wie sah der Beratungsprozess aus?
»Satzung«, »Vorsitzender«, von diesen ganzen Begriffen hatte ich keine wirkliche Vorstellung. Dr. Hüttig übersetzte mir alles ins Englische, erklärte mir die Begriffe, die ich nicht verstand und analysierte die Situation, in der der Verein steckte. Denn ich wusste nicht einmal, was genau unser Problem war. Dann erklärte er mir, welche Möglichkeiten ich jetzt hatte.
Ich entschied, den Vorstand aufzulösen. Dr. Hüttig bereitete alles vor, schrieb mehrere Briefe auf deutsch für mich und gemeinsam besprachen wir die nächsten Schritte. Die Vorstandsmitglieder machten sich weiterhin über mich lustig, aber das war mir inzwischen egal, denn ich begann, wieder Hoffnung zu schöpfen.