Johannes Schnabel (1. Vorsitzender von Bürger am Zug – Bürgerverein Bahnhofsviertel Hof e.V.) beantwortet die Fragen der Redaktion.
Welche Entstehungsgeschichte steckt hinter dem Bürgerverein Bahnhofsviertel Hof?
Das Hofer Bahnhofsviertel wird seit circa zehn Jahren vom Bund-Länder-Programm »Soziale Stadt« gefördert. In diesem Zusammenhang wurde das Bürgerengagement von offizieller Seite auf verschiedene Weise finanziell unterstützt. Ein besonderes Organ war hierbei das Bürgergremium Bahnhofsviertel als demokratisch legitimiertes Gremium, das den Sanierungsprozess mitgestalten und in der Bevölkerung besser verankern sollte.

Um unsere Arbeit nachhaltig zu machen, war es unser Ziel, Verstetigungsansätze zu erarbeiten. 2009 und 2011 haben wir dazu jeweils Projekte durchgeführt, die durch das Programm »STÄRKEN vor Ort« des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert wurden. Im Rahmen dieser Projekte haben wir die Bürger des Bahnhofsviertels in verschiedenen Bereichen des Ehrenamts geschult (Interkulturelle Kommunikation, Fundraising etc.). Für diese Projekte habe ich jeweils die Projektleitung übernommen.
Welche Hindernisse gab es (z. B. bei der Gründung oder im weiteren Vereinsalltag)?
Unsere Alltagsprobleme sind die üblichen, die bei einer neu entstehenden Institution wohl immer auftauchen: Unterschiedliche Vorstellungen über den konkreten Vereinszweck, Überlastung von Ehrenamtlichen, mangelnde Kommunikation zwischen den Beteiligten etc. Prinzipiell standen wir aber bisher noch nicht vor größeren Hindernissen.
Was die Vereinsgründung angeht, so haben bereits vorher einige Akteure vor Ort die Befürchtung geäußert, dass die Gründung eines Vereins als Legitimierung für die Kürzung von Fördermitteln aufgenommen werden könnte. Die Akteure wollten ja nicht »ihre eigenen Totengräber« sein. Inwiefern diese Befürchtung begründet war, kann nur gemutmaßt werden. Tatsächlich sind inzwischen Mittel gekürzt worden, ich schätze aber, dass das auch ohne Vereinsgründung passiert wäre.
Wie sind Sie auf den Wegweiser Bürgergesellschaft und die Stiftung MITARBEIT gestoßen? Welche Fragen hatten Sie konkret?
Wir wollten eine Verstetigung erreichen und eine Rechtsperson schaffen, die als Träger von Projekten fungieren und auch selbst Mittel einwerben kann. Dazu – das wurde mit der Zeit immer klarer – war eine Vereinsgründung der richtige Weg. Jetzt war nur noch die Frage: Wie können wir bereits bei der Gründung alle Akteure mit einbeziehen?
Nach guten Erfahrungen mit der Stiftung MITARBEIT im Jahr 2009 bin ich nach kurzer Recherche auf Herrn Dr. Hüttig gestoßen, der ja verschiedene Seminare im Bereich Vereinsarbeit/ -gründung anbietet.
Wie sah der Beratungsprozess aus?
Auch vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Kürzung der Städtebauförderung begannen wir nun also konkret, die Vereinsgründung vorzubereiten. In einem integrierten Prozess haben wir uns unter der Leitung von Dr. Hüttig mit interessierten Bürgern zusammengesetzt und im Rahmen eines zweitägigen Seminars gemeinsam unsere Satzung erarbeitet.
Klar hätte man auch eine fertige Satzung als Grundlage nehmen können, aber so konnten wir alle Akteure mit einbeziehen. Das war uns wichtig.