Die Bereitschaft lokaler Entscheidungsträger/innen zu partizipativen Prozessen sowie die Verfügbarkeit von Ressourcen zu deren Umsetzung sind entscheidende Voraussetzungen, um eine aktive Beteiligung der Stadtgesellschaft an Fragen und Themen der Stadtentwicklung im Rahmen einer vielfältigen lokalen Demokratie zu ermöglichen. Dies trifft auch auf kleine und mittlere Städte abseits prosperierender Zentren zu, die oft besonderen Herausforderungen bei der Gestaltung einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung unterliegen. Zu diesem Ergebnis kommt das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) aus Leipzig in einer explorativen Studie, die im Auftrag des Bundesverbands für Wohnen und Stadtentwicklung (vhw) entstanden ist. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Frage, welche Akteure sich in den Städten innerhalb und zwischen den repräsentativen und partizipativen Ebenen der lokalen Demokratie für die Stadtentwicklung besonders engagieren, welches Verständnis und welche Erwartungen diese Akteure insbesondere an partizipative Formen lokaler Demokratie haben und wie sich solche Prozesse vor dem Hintergrund von Peripherisierung gestalten lassen. Franziska Görmar und Christian Höcke stellen in ihrem Gastbeitrag die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor.
Beteiligung in Schule und Kindergarten
Die demokratische Beteiligung von Eltern und Kindern gehört in Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten oder anderen pädagogischen Einrichtungen zum Alltag. Alle genannten Institutionen sind deshalb für Kinder, Eltern und Lehrer/innen immer auch ein Lern- und Praxisfeld für Demokratie und demokratisches Handeln.
Die sog. Elternvertretungen in Grundschulen und weiterführenden Schulen werden je nach Bundesland auch Elternbeirat, Elternrat, Elternausschuss, Elternkuratorium oder Elternpflegschaft genannt. Der Bundeselternrat ist die Arbeitsgemeinschaft der Landeselternvertretungen in Deutschland. Die Einrichtung von Elternvertretungen ist in den Schulgesetzen aller Bundesländer vorgeschrieben. Aufgrund der Bildungshoheit der Bundesländer sind neben den Gremienbezeichnungen auch die Aufgaben und genauen Mitwirkungsrechte zwischen den einzelnen Bundesländern uneinheitlich geregelt. Jedoch gibt es bundesweit ähnliche Strukturen und Ziele. Grundsätzlich gilt: Elternvertretungen sollen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Schule und Elternhäusern ermöglichen und Eltern an allen wesentlichen, die Schule betreffenden Entscheidungen beteiligen.
Partizipation ist auch das Wesen der Schülervertretung, die mit verschiedenen Beteiligungsrechten im Schulrecht verankert ist. Schülerinnen und Schüler arbeiten nicht nur in den Mitwirkungsmöglichkeiten der jeweiligen Schule, sondern sind auch in Landesvertretungen organisiert. Die Bundesschülervertretung ist mittlerweile in die Bundesschülerkonferenz, die wiederum aktuell grundlegend umstrukturiert wird.
Neben der gesetzlich vorgeschrieben Elternbeteiligung binden manche Schulen, zum Teil in Kooperation mit den Kommunen, Schülerinnen und Schüler auch über sog. Kinder-, Jugend- oder Schulparlamente in demokratische Prozesse in Schule und Gemeinwesen ein.
Auch in Kindergärten und Kindertagesstätten ist die Elternvertretung gesetzlich vorgeschrieben. Die Wahlen zum Elternbeirat der Kindertagesstätten werden in den Landesausführungsgesetzen der Bundesländer zum Kinder- und Jugendhilfegesetz gesetzlich geregelt.
- Koop, Alexander: Der Schülerhaushalt – Ein Modell der Kinder- und Jugendbeteiligung in Schulen und Kommunen (5/2014), pdf
- Tramm, Jürgen: Die Modellschulen für Partizipation und Demokratie in Rheinland-Pfalz (5/2014), pdf
- Abendschön, Simone: Kinder und Politik? Ergebnisse einer Studie zum Demokratielernen (8/2012), pdf
- Regner, Michael / Schubert-Suffrian, Franziska: Partizipation und Demokratie in Kindertagesstätten (8/2012), pdf
- Zwiener, Susanne: Kinder mischen mit – Das Kinderparlament in Hilden (4/2011), pdf
- Hansen, Rüdiger / Knauer, Raingard: Was Kitas brauchen, um Kinderstuben der Demokratie zu werden (21/2008), pdf