Kinder- und Jugendbeteiligung
Die Bereitschaft zur politischen Teilhabe braucht nicht erst im Erwachsenenalter geweckt zu werden. Viele Kinder und Jugendliche möchten mitreden können, wenn es um ihre Belange geht. Gelegenheiten dafür zu schaffen, bedeutet eine Chance für alle: Kinder und Jugendliche lernen demokratische Abläufe und Verhaltensweisen kennen und erwerben soziale Kompetenzen. Politisch verantwortliche Erwachsene erfahren mehr über die Bedürfnisse und Interessen der jungen Mitbürger/innen und können ihre Entscheidungen besser danach ausrichten.
Kinder und Jugendliche haben beispielsweise ein ganz anderes Zeitgefühl als Erwachsene. Sie erwarten kurzfristige und schnelle Lösungen für ihre Anliegen und Probleme. Dies ist sowohl bei der Dauer von Planungsprozessen als auch für die Phase zwischen Planungen und ihrer Umsetzung zu berücksichtigen. Wenn trotz aller Bemühungen gemeinsam entwickelte Vorstellungen nicht kurzfristig realisiert werden können, müssen die Gründe dafür einsehbar und verständlich gemacht werden. Ebenso sind stundenlange Sitzungsroutinen (ellenlange Tagesordnungen, überflüssige Redebeiträge) ohne irgendwelche Freiräume ein Horror. Kinder und junge Menschen wünschen lebendige Formen, die auch Spaß machen und bei denen etwas rauskommt – Wünsche, die durchaus bei den meisten Erwachsenen auf Gegenliebe stoßen dürften.
- Die Erfahrung zeigt, dass für Erwachsene entwickelte Beteiligungsmodelle nicht ohne weiteres auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen übertragbar sind. Es bedarf alters- und interessenmäßig angepasster Mitwirkungsmöglichkeiten.
- Genauso wie Erwachsene wollen Kinder und Jugendliche ernst genommen werden. Bei Angeboten zur Kinder- und Jugendbeteiligung darf es sich nicht bloß um pädagogische »Spielwiesen« handeln. Es geht um reale Entscheidungsprozesse und nicht um deren Simulation.
- Besondere Aufmerksamkeit muss auch in der Kinder- und Jugendbeteiligung ihrer sozialen Ausgewogenheit gelten. Die eingesetzten Beteiligungsverfahren sind deshalb ebenso darauf zu überprüfen, ob sie wirklich alle Zielgruppen, d.h. auch benachteiligte Kinder- und Jugendliche, erreichen und ggf. entsprechend zu erweitern oder zu modifizieren sind.

Für ein kindergerechtes Deutschland: Im Rahmen des gleichnamigen Nationalen Aktionsplans hat das Bundesfamilienministerium Qualitätsstandards für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen (pdf) in Kindertagesstätten, Schule, Kommune, Kinder- und Jugendarbeit sowie Erzieherische Hilfen erarbeitet. Sie bieten praxisnahe Anregungen und Empfehlungen, um eine qualitativ hochwertige Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu erreichen.
- Milowan, Sabine: Bürgerrat Bildung und Lernen (02/2022), pdf
- Kilian, Bertil / Tröster, Ann-Michelle: Zeitgemäße Jugendbeteiligung: ePartizipation ist nicht alles (11/2016), pdf
- Im Fokus: Beteiligung und Engagement von Kindern und Jugendlichen (04/2016)
- Hanke, Stefanie: Jugend und Politik: Ergebnisse einer aktuellen Studie (04/2016), pdf