Ziel
Verschiedene Handlungsmöglichkeiten in bedrohlichen oder gewalttätigen Situationen erarbeiten, ausprobieren und einüben.
Rahmen
Großer Raum, weitere Räume für Kleingruppenarbeit, Filzstifte, Papierkarten für das Brainstorming, Tesakrepprolle
Weitere für das Rollenspiel notwendige Utensilien: Tische, Stühle, Tücher, Schminke (selten),...
Wandzeitungen mit den Fallbeispielen
Dauer: etwa 90 Minuten.
Ablauf
Schritt 1: Überblick und Struktur geben
Mit knappen Worten wird den Teilnehmenden beschrieben, welche Arbeitsschritte jetzt folgen.
Schritt 2: Vorstellen und Auswahl der Spielszene
Verschiedene Fallbeispiele, die auf Wandzeitungen in Stichworten notiert und gut sichtbar aufgehängt sind, werden vorgestellt. Das sind die Szenen, mit denen jetzt im Workshop nach eigenen Handlungsmöglichkeiten in Gewalt-, Bedrohungs- oder Diskriminierungssituationen gesucht werden kann. Nach Klärung eventueller Verständnisfragen bekommt jedes Gruppenmitglied zwei Gewichtungspunkte (wenn mit Klebepunkten gearbeitet wird) oder zwei Gewichtungsstriche (wenn mit Filzstiften gearbeitet wird). Die Punkte oder Striche dürfen nun beliebig auf die Fälle verteilt werden, d. h. ich kann einen Punkt dem einen Fall, den anderen Punkt dem anderen Fall geben. Ich kann aber auch beide Punkte einer Situation zuordnen. Auf diese Weise entscheidet die Gruppe, welcher Fall ihr jetzt im Moment am wichtigsten, am interessantesten oder spannendsten erscheint.
Schritt 3: Besetzung der Rollen und Arbeit in Kleingruppen zur Entwicklung von Handlungsstrategien
Szene 1: »Du dumme Sau! Du dumme Kuh!«
- Gesucht werden drei Freiwillige, die provozieren. Sie bereiten sich mit Hilfe des Trainers/der Trainerin in einem eigenen Raum vor, d. h. sie üben ihre Rolle ein.
- Die restliche Gruppe teilt sich in mindestens zwei Kleingruppen auf.
- Eine Kleingruppe übernimmt die Aufgabe, einige »dabei stehende MitschülerInnen« zu spielen und sich zu überlegen, wie auf die Provokation von ihrer Seite aus reagiert werden könnte.
- Eine andere Kleingruppe übernimmt die Aufgabe, die provozierte Schülerin oder den provozierten Schüler zu spielen und sich mögliche Handlungsweisen zu überlegen, die sie gerne einmal ausprobieren möchte.
Szene 2: »Guck nicht so doof«
- Gesucht werden zwei Freiwillige (evtl. auch drei), die bereit sind, abwechselnd den aggressiven Jugendlichen zu spielen. Sie bereiten sich mit Hilfe des Trainers/der Trainerin in einem eigenen Raum vor, d. h. sie üben ihre Rolle ein.
- Die restliche Gruppe teilt sich in mindestens zwei Kleingruppen auf.
- Eine Kleingruppe übernimmt die Aufgabe, PassantInnen und CafébesucherInnen zu spielen und sich zu überlegen, wie auf die Situation von ihrer Seite aus reagiert werden kann oder soll.
- Eine andere Kleingruppe übernimmt die Aufgabe, den wartenden Jugendlichen zu spielen und sich zu überlegen, was sie in einer solchen Situation tun könnte.
Szene 3: »Für dich gibt es hier nirgendwo einen Platz«
- Gesucht werden zwei Freiwillige, die bereit sind zu pöbeln. Sie bereiten sich mit Hilfe des Trainers/der Trainerin in einem eigenen Raum vor, d. h. sie üben ihre Rolle ein.
- Die restliche Gruppe teilt sich in mindestens zwei Kleingruppen auf.
- Eine Kleingruppe übernimmt die Aufgabe, MitfahrerInnen in der Straßenbahn zu spielen und sich zu überlegen, wie auf die Situation von ihrer Seite aus reagiert werden kann oder soll.
- Eine andere Kleingruppe übernimmt die Aufgabe, die angepöbelte Person zu spielen und sich zu überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, auf die Jugendlichen zu reagieren oder was sonst versucht werden könnte, um die eigene Situation zu verbessern.
Szene 4: »Attacke!«
- Gesucht werden zwei Freiwillige oder vier Freiwillige, die bereit sind, die sich provozierenden und schlagenden Jugendlichen zu spielen. Sie bereiten sich mit Hilfe des Trainers/der Trainerin in einem eigenen Raum vor, d. h. sie üben ihre Rolle ein.
- Die restliche Gruppe teilt sich in mindestens zwei Kleingruppen auf.
- Die Kleingruppen übernehmen die Aufgabe, Besucherinnen und Besucher des Jugendzentrums zu spielen, und sich zu überlegen, mit welchen Handlungen sie die Situation deeskalieren (entschärfen, beruhigen) können.
Für den Fall, dass den Gruppen nicht oder nur wenig einfällt, wie in den jeweiligen Situationen reagiert werden kann, ist es immer nützlich, ein Brainstorming (Ideengewitter) zu machen. Es wäre die Aufgabe des zweiten Trainers bzw. der zweiten Trainerin, die Kleingruppen darin zu unterstützen, indem sie das Verfahren kurz erklärt und durchführt. Die gesammelten Ideen werden auf Karten oder auf einer Wandzeitung festgehalten. Je nach Gruppe ist es eventuell auch nicht verkehrt, das Brainstorming direkt nach der Auswahl der Situation in der Gesamtgruppe durchzuführen. Ob das sinnvoll ist oder nicht, ist eine Sache der Intuition. Anregungen für die Entwicklung von Ideen geben auch die »Ratschläge zum Verhalten in Bedrohungssituationen« des Kölner Traininingskollektivs.