Was ist kreatives Denken?

Es soll gar nicht erst versucht werden, in den begrifflichen Abgrenzungsstreit der Fachliteratur einzuführen, Partei zu ergreifen oder mit einer weiteren »eindeutigen« Definition von Kreativität zu brillieren. Es soll hier ganz pragmatisch und ohne haarscharfe Abgrenzung zu benachbarten Begriffen, Kreativität im Denken und in der Lösungssuche verstanden werden als:

  • ein Denken in Möglichkeiten und Alternativen
  • ein flexibler, spielerischer Umgang mit Denk-Mustern und
  • Denk-Strukturen und ein Denken in neuen Kombinationen von weitgehend bekannten Elementen der (Problem-)Situation.

Diese Art von Kreativität ist nicht geniehaft angeboren. Sie kann gelernt und verbessert werden. Sie schließt Logik und Rationalität keineswegs aus, akzeptiert daneben jedoch andere – und durchaus »unlogische« – Vorgehensweisen, um sich die ganze ungeteilte Wirklichkeit eines Problemzusammenhanges zu erschließen und unter Einbezug aller verfügbaren menschlichen Fähigkeiten und Eigenschaften – eben auch Intuition, Ahnung, Gefühl, Sinneswahrnehmungen usw.– eine Lösung zu finden.

Das Erkennen von eigenen Denk-Mustern und ihrer Begrenztheit ist der Einstieg, der dann zu einem spielerischen Umgang mit verschiedenen Denkmustern führt.

Nicht die konsequente, logische und rationale Weiterentwicklung der Kerzen-Technologie hat zur Erfindung der Glühbirne geführt, ebenso wenig die Weiterentwicklung der Glaslinsentechnik im Mikroskopbau zum Elektronen-Mikroskop oder der Federwerk- zur Quarzuhr – hier war immer ein radikaler Denkmuster-Trampelpfad- Wechsel nötig.

Das Erkennen von eigenen Denk-Mustern und ihrer Begrenztheit ist der Einstieg, der dann zu einem spielerischen Umgang mit verschiedenen Denkmustern führt.

Nicht die konsequente, logische und rationale Weiterentwicklung der Kerzen-Technologie hat zur Erfindung der Glühbirne geführt, ebenso wenig die Weiterentwicklung der Glaslinsentechnik im Mikroskopbau zum Elektronen-Mikroskop oder der Federwerk- zur Quarzuhr – hier war immer ein radikaler Denkmuster-Trampelpfad- Wechsel nötig.

Wir lachen über den betrunkenen Zeitgenossen, der den verlorenen Haustürschlüssel im Licht der Straßenlaterne sucht, weil es dort hell ist, aber nicht weil er ihn dort verloren hat, und doch unterscheiden wir uns im Denken oft nicht von ihm. Eine verfahrene vertraute Situation ist uns häufig immer noch lieber als eine gewagte neue, die jedoch erst die Chance einer Problemlösung enthält.

Beispiel

Klein-Eva spielt im Wohnzimmer und läuft der strickenden Großmutter immer in den Wollfaden. Vom ständigen Ermahnen genervt schlägt der Vater vor, Klein-Eva in den Laufstall zu stecken, damit die Großmutter in Ruhe stricken kann. Daraufhin schlägt die Mutter vor, doch lieber die Oma in den Laufstall zu setzen, wo sie genauso ungestört stricken, Klein-Eva jedoch weiterhin im Zimmer herumtoben kann.

Wie ermöglicht man den gedanklichen Sprung von der Kerze zur Glühbirne, von der man noch nichts weiß? Welche Hilfen gibt es, den verlorenen Schlüssel auch im Dunkeln zu suchen, wenn man ihn dort verloren hat, und wie schafft man es, das Denk-Muster »Laufstall« nicht nur mit einem Kind, sondern – wenn es Sinn hat – auch mit der Oma in Verbindung zu setzen?

Dies sind typische und beispielhafte Fragen, die eine kreative Lösungssuche im Prinzip – nicht im Einzelfall – zu beantworten versucht. Denn das Wechseln oder gar Verlassen des gewohnten Denk-Musters erhöht zwar die Wahrscheinlichkeit, dass eine Lösung gefunden wird, gibt aber keine Gewissheit dafür.

Außerdem ist Kreativität nicht nur eine Frage des (stimulierten) Einfallsreichtums, sondern immer auch eine der sozialen Begegnung.