Was ist der »ländliche Raum«?
Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung lebt im ländlichen Raum: je nach Definition etwa 30 bis 50 Prozent. Eine eindeutige Festlegung, welche Städte und Dörfer zum ländlichen Raum zählen gibt es dabei nicht. Unter »ländlich« verstehen wir oft »landwirtschaftlich«. Dabei arbeitet der größte Teil der Menschen in ländlichen Räumen nicht in der Landwirtschaft.
Definition des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft:
Ländliche Regionen haben eine geringe Siedlungsdichte, einen hohen Anteil land- oder forstwirtschaftlicher Fläche und liegen abseits von großen Zentren. Dabei sind die Wirtschafsstrukturen klein und mittelständisch.
Stereotyp werden ländliche Regionen allgemein als strukturschwach gesehen. Dabei waren 2016 unter den 20 reichsten Gemeinden etliche im ländlichen Raum. Diese Unterschiede beruhen häufig auf guten Böden, Bodenschätzen, Sonderkulturen, Tourismus oder auch dem Zufall, wie beispielsweise einer gelungene Gewerbeansiedlung oder einem erfolgreiches Produkt.
Allgemein ist der ländliche Raum sehr heterogen. Die einzelnen Standorte sind von ihren Strukturvor- und Nachteilen geprägt und diese können im nächsten Dorf ganz anders aussehen. In einer Landgemeinde mit weniger als 5.000 Einwohner/innen machen auch schon wenige aktiv engagierte Einwohner/innen einen bedeutenden Unterschied. Trotz der Vielfalt ländlicher Regionen und ihrer Unterschiede, haben sie aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.
Das Leben auf dem Land unterscheidet sich von dem in der Stadt in vielen Aspekten. Während die Stadtbevölkerung wächst und Wohnungsmangel besteht, schrumpft die Landbevölkerung und Immobilien stehen leer. Die Mobilität ist auf dem Land oft eingeschränkt. Aufgrund dieser Unterschiede kommt es zu einer Diskrepanz zwischen den Denk- und Erfahrungswelten von Städter/innen und Landbewohner/innen. Durch verschiedene Diskurse ergeben sich Spannungsfelder zwischen Stadt und Land. Dabei prägen vor allem städtische Diskurse das Meinungsklima und die Themen in Medien und Politik.
Weitere Aspekte in der strukturellen Veränderung des ländlichen Raumes können der demographische Wandel oder Veränderungen der lokalen Struktur sein. Im Zuge kommunaler Gebietsreformen wurden ehemals selbstständige Gemeinden beispielsweise mit einer angrenzenden zusammengeschlossen oder als Ortsteil in eine andere Gemeinde aufgenommen.
Aus diesen besonderen Ausgangslagen der ländlichen Regionen ergeben sich gleichzeitig aber auch Chancen für bürgerschaftliches Engagement und für Ansätze von ländlicher Entwicklung gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern.
- Schmidt, Wolf: Neue Ländlichkeit und Schwarm-Urbanismus (05/2019)
- Henkel, Gerhard: Rettet das Dorf (05/2019)
Die Deutsche Vernetzungsstelle ländliche Räume ist Teil der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Sie vernetzt Akteure und Länderprogramme des Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raumes.