Kontakte pflegen

Seite 1: Umgang mit Ansprechpartnern, persönlicher Kontakt

In manchen Fällen reicht es nicht aus, einen guten Antrag zu schreiben – Ihr Projekt wird trotzdem abgelehnt. Greifen wir noch einmal auf den Vergleich zu einer individuellen Bewerbung zurück. Sie wissen, dass es bei manchen Stellenangeboten nicht genügt, gute Bewerbungsunterlagen einzureichen. Oft spielen andere Kriterien eine Rolle. Manchmal sind diese sogar ausschlaggebend.

So kann die Person, die die Entscheidung trifft, beispielsweise eine Bewerberin bevorzugen, weil sie diese kennt oder weil sie ihr empfohlen worden ist.

Beispiel

Eine Bewerberin verfügt aufgrund von »Vitamin B« über Insider-Wissen. Sie weiß – im Gegensatz zu den anderen Bewerberinnen – welche internen Herausforderungen in einer Firma hohe Priorität haben. Oder welches »Steckenpferd« den Geschäftsführer gerade besonders beschäftigt. Diese Informationen sind nicht öffentlich zugänglich. Sie können nur über Kontakte in Erfahrung gebracht werden. Wer über diese Informationen verfügt, hat einen entscheidenden Vorteil.

In der Fördermittelbranche sind die Verfahren der Projektauswahl und Mittelvergabe bürokratisch organisiert. Bedenken Sie, dass dies ein Mittel ist, um eine gewisse Fairness zu ermöglichen. Die Geber unterliegen der Kontrolle durch externe und interne Instanzen. Sie müssen nachweisen, dass sie keine Bewerber/innen benachteiligen.

Soweit die Theorie. In der Praxis entscheidend ist, dass letztlich Menschen die Entscheidungen in den Institutionen treffen. Bauen Sie also eine gute Beziehung zu diesen Menschen auf.

Seien Sie nett zu Ihren Ansprechpartnern

Ähnlich wie im Non-Profit-Bereich arbeiten in fördernden Einrichtungen Menschen, die unter hoher Arbeitsbelastung, Stress und Überforderung leiden und institutionellen Zwängen ausgesetzt sind. Die Auseinandersetzung mit Funktionsträgern in diesen Einrichtungen empfinden manche Menschen als anstrengend. Die Welt wird jedoch nicht besser, wenn Sie ihren Ärger über die Strukturen an den einzelnen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auslassen. Behandeln Sie die Person auf der anderen Seite des Schreibtisches aufmerksam, freundlich und respektvoll. Und bewahren Sie auch im Falle einer Ablehnung die Contenance. Zum einen ist dies eine Frage der Würde, zum anderen besteht die Möglichkeit, dass Sie zu einem späteren Zeitpunkt erneut an die fördernde Einrichtung herantreten wollen.

Suchen Sie den persönlichen Kontakt

Menschen neigen dazu, Dinge zu bevorzugen, mit denen Sie eine persönliche und konkrete Erfahrung verbinden. Dies gilt auch für zwischenmenschlichen Kontakt. Arrangieren Sie also Begegnungen mit Menschen, die in irgendeiner Form bei der Förderung Ihres Projekts eine Rolle spielen könnten.

Gelegenheiten dazu bieten zum Beispiel Veranstaltungen, die eine fördernde Einrichtung anbietet. Andere Geber bieten Beratungen zur Antragstellung an. Nutzen Sie diese. Zeigen Sie Ihr Gesicht. Wenn ein persönliches Treffen nicht möglich ist, dann versuchen Sie es zumindest per Telefon.

Seite 2: Gremienarbeit

Gremienarbeit

Welche Projekte gefördert werden, hängt oft von den Prioritäten der Geber ab, die wiederum in Gremien definiert werden. Erfolgreiche Organisationen sind in Gremien vertreten und beeinflussen die politische Agenda zugunsten ihrer Interessen. Das nennt sich Lobbyismus. »Interessensvertretung« klingt etwas besser, bezeichnet aber letztlich dasselbe. Für manche Menschen hat das Wort »Lobbyismus« einen negativen Beigeschmack. In jedem Fall gehört es mit zum Geschäft.

Wenn Ihre Organisation an Einfluss gewinnen soll, dann müssen Sie früher oder später Lobby­arbeit betreiben – und zwar für das soziale Anliegen Ihrer Organisation. Dadurch können Sie Ihre Chancen verbessern, an Fördermittel zu gelangen. Langfristig können Sie sogar die Förder­politik von Einrichtungen beeinflussen.

Zur Lobbyarbeit gehört auch die Kunst des Agenda Settings im großen oder kleinen Maßstab. Als Agenda Setting wird eine Tätigkeit bezeichnet, die darauf abzielt, dass bestimmte Themen überhaupt wahrgenommen und diskutiert werden. Themen, die nicht wahrgenommen werden, haben auch schlechtere Chancen auf eine Förderung.

Versuchen Sie also, dass Vertreter/innen Ihrer Organisation in Gremien präsent sind, die Einfluss haben. Es muss übrigens nicht immer der Weltwirtschaftsgipfel sein, sondern auch die Teilnahme an einem runden Tisch mit dem Bezirksbürgermeister oder einer informellen Gesprächsrunde. Es kann übrigens eine Herausforderung sein, »den Fuß in die Tür zu bekommen«. Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Sie können sich mit dem folgenden Gedanken trösten: Wenn Sie einmal drin sind, dann bleiben Sie in der Regel drin.

Abgesehen von der Einflussnahme zugunsten Ihrer Interessen hat Gremien- und Lobbyarbeit noch einen weiteren Vorteil. Sie erhalten Informationen, die andere Akteure erst zu einem späteren Zeitpunkt bekommen.

Achtung

Sie erfahren frühzeitig, dass ein bestimmtes Förderprogramm ausgeschrieben wird. Dies gibt Ihnen einen Vorsprung, den Sie nutzen können, um Vorbereitungen zu treffen. Gerade in der EU-Antragsbranche ist der Zeitraum zwischen der Veröffentlichung einer Ausschreibung und der Deadline manchmal sehr kurz. Antragsteller, die zu spät von der Ausschreibung erfahren, müssen ihre Anträge unter hohem Zeitdruck ausarbeiten.