Die Qualität der Beteiligung und Selbstorganisation der Bewohner/innen kann durch den konsequenten Einsatz von CO wesentlich weiterentwickelt und verbessert werden. In Malstatt gelingt die Selbstorganisation bisher nicht organisierter Bewohner/innen eines benachteiligten Stadtteils, so dass sie sich mit ihren eigenen Interessen überhaupt einbringen können. Der Prozess wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) finanziert, die Stadtverwaltung begrüßt den Community Organizing Prozess ausdrücklich.
»Malstatt gemeinsam stark« (MaGS)
»Ob Kirchengemeinde, Verein oder Bürgerinitiative – jeder braucht mehr Mitstreiter, und alle müssen für Malstatt an einem Strang ziehen!» formuliert Elfriede Müller, Sprecherin der Bürgerinitiative Sauberes Molschd, die gemeinsame Motivation vieler Akteure in Malstatt, sich für den Stadtteil zu engagieren. Im Jahr 2009 haben Bewohner/innen und Organisationen aus Malstatt sich z. B. erfolgreich mit Methoden des Community Organizing für den Erhalt der Wilhelm-Meyer-Brücke eingesetzt (siehe). Die Engagement- und Partizipationsförderung hat in Malstatt aber schon länger Tradition.
Seit 1979 initiiert und unterstützt die Gemeinwesenarbeit (1) Nachbarschafts- und Bürgerinitiativen. In den Jahren 2009 bis 2011 hat die Beteiligung an der Stadtteilentwicklung eine neue Qualität erreicht. Im Projekt »Grüne Insel Kirchberg« (2) gelang es den beteiligten, acht städtischen Ämtern und Eigenbetrieben und dreizehn Organisationen aus Malstatt, die Neugestaltung des Kirchberggeländes partnerschaftlich zu planen und zu steuern. Parallel dazu hat die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Saarbrücken in den Jahren 2009 und 2010 ressortübergreifend und in Abstimmung mit der Gemeinwesenarbeit und weiteren Organisationen und Personen aus Malstatt erstmals ein Stadtteilentwicklungskonzept (3) für Malstatt erarbeitet. Das Stadtteilentwicklungskonzept verfolgt das Ziel, die Standortbedingungen entsprechend der lokalen Stärken und Schwächen zu verbessern. Damit gibt es aktuell eine umfassende Situationsanalyse, daraus abgeleitete Zielsetzungen und Maßnahmebeschreibungen zu verschiedenen Handlungsfeldern, die von den Akteuren in Stadtverwaltung und Stadtteil als Orientierungsrahmen anerkannt werden.
Ausgangslage und Rahmenbedingungen

Saarbrücken-Malstatt gilt als sozial benachteiligter Stadtteil. Besonders im Kern des Stadtteils, einem ehemaligen Industriearbeiter-Quartier, sind viele der rund 13.700 Bewohnerinnen und Bewohner arbeitslos und auf sozialstaatliche Unterstützung angewiesen. Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung sind Einwanderer aus über 120 Ländern oder haben Einwanderer als Eltern. Außerdem gibt es einen überproportional hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen, von dem fast die Hälfte in Armut aufwächst. (4) Dies alles prägt den Charakter und das Erscheinungsbild des Quartiers.
Diese Fußgängerbrücke wurde gebaut, weil sich Bewohner/innen und Organisationen in Malstatt erfolgreich, mit Methoden des Community Organizing, gegen den ersatzlosen Abriss und für einen Neubau eingesetzt hatten.
Organisation
Mit dem Projekt »Malstatt gemeinsam stark (Bottom up!)« soll ein »Qualitätssprung« im Partizipationsgeschehen in Malstatt erreicht werden. Die am Kirchberg-Projekt Beteiligten wollten ihre Partnerschaft nach Ablauf der Bundesförderung selbstorganisiert fortsetzen und die Beteiligung ausweiten. Die Stadtverwaltung will das Stadtteilentwicklungskonzept fortschreiben und Organisationen und Bewohner/innen aus Malstatt möglichst breit daran beteiligen.
Als Ansatz zur Aktivierung möglichst vieler, auch üblicherweise unbeteiligter Menschen, soll Community Organizing in Verbindung mit Social Media-Aktivitäten erprobt werden. Die Initiative zur Ausweitung der Beteiligung und zum Aufbau einer Interessenorganisation wird getragen von einem Zusammenschluss aus Stadtteil-Akteuren und Bewohner/innen »Malstatt gemeinsam stark« und von Partner/innen in der Kommunalverwaltung unterstützt. Die Initiative verfolgt dabei explizit das Ziel, mittelfristig eine selbsttragende Interessenorganisation in Malstatt aufzubauen.
Beim Aufbau der Stadtteilorganisation kommt den aktiven Gruppen und engagierten Bewohner/innen eine zentrale Rolle zu. Viele von ihnen haben bereits im Projekt »Grüne Insel Kirchberg» mitgearbeitet, das bis Ende 2011 von der Nationalen Stadtentwicklungspolitik unterstützt wurde. Sie wollen nun ihre Aktivitäten thematisch ausweiten und bei noch mehr Leuten Interesse an der Stadtteilentwicklung in Malstatt wecken. Sie tragen als Stadtteilinitiative »Malstatt gemeinsam stark (MaGS)« wesentlich zum Erfolg des Projektes bei.