Erkenntnisse, Barrieren, Fazit
Erkenntnisse: Heiter bis wolkig
Es stellte sich heraus, dass die Haustürbefragungen für einige Aktive eine recht hohe Hemmschwelle darstellten. Einigen Frauen war es unangenehm in ihrem eigenen Wohnblock herumzugehen, da sie nicht zu sehr mit dem Thema in Verbindung gebracht werden wollten. Andere wollten die Befragungen insbesondere im eigenen Wohnhaus durchführen, da sie sich dort weniger unsicher fühlten. Sie verteilten regelmäßig Flyer und berichteten vereinzelt von gestiegener Solidarität, Vernetzung und Beziehungen untereinander, weil die Bewohner/innen ins Gespräch gekommen waren.
Das Befragen viel denjenigen, die damit schon im Zusammenhang von Partei- oder Kirchenarbeit Erfahrungen hatten und die vielen Bewohner/innen des Stadtteils durch jahrelanges Engagement bereits bekannt waren, in der Regel leichter. Das Befragen bei öffentlichen Veranstaltungen (Stadtteilfest, Einkaufszentrum) war meist beliebter als die Haustürgespräche.
Alle Erfahrungen wurden bei Gruppentreffen ausgetauscht.
Über die aktivierende Befragung gelang es bis auf wenige Ausnahmen nicht, Mitstreiter/innen für die feste StoP-Aktionsgruppe zu gewinnen, allerdings gab es Interesse an kontakt und punktuellen Formen der Mitarbeit. Aus diesem Grund wurde zusätzlich zu den kontinuierlich arbeitenden Gruppen erfolgreich ein offenes Infocafé eingerichtet. Auch waren einige Angesprochene bereit, Infomaterial im Haus und an Bekannte weiterzugeben. Eine Schlussfolgerung für die Weiterarbeit war deshalb die Notwendigkeit von Mitmachangeboten mit unterschiedlichen Graden von Verbindlichkeit und Aufwand.
Barrieren
Einigen fiel die Durchführung der Befragung anhaltend schwer, besonders da sie lernen mussten, mit Ablehnung und abweisenden Haltungen umzugehen, wenn Menschen sich z.B. nicht befragen lassen wollten, noch nicht einmal einen Flyer nahmen und dem Thema Partnergewalt anscheinend keine Bedeutung beimaßen. Manche gaben auf.
Um mit den Unsicherheiten und Ängsten umzugehen wurde zum einen eine Art »Befragungsstammtisch« eingeführt, zu dem acht Befrager/innen kamen, von denen fünf tatsächlich befragten und drei weder vor noch nach dem Treffen Eigeninitiative zeigten. Zum anderen wurde ein offener Treffpunkt für Neuzugänge eingerichtet, der sich jedoch durch Hochschwelligkeit auszeichnete, wodurch bereits zwei Interessierte einen Erfolg darstellten. Diese zwei führten in der Folge einige Befragungen durch. Die Hauptamtliche verwendete indes viel Zeit drauf, die »Küchentischfrauen« zur Befragung zu aktivieren.
Eine Barriere bestand darin, die Befragungen – wie zunächst angedacht – allein durchzuführen, um die Befragten nicht zu verschrecken und außerdem die Gelder für die Aufwandsentschädigung effektiv einzusetzen. Letztendlich führten die Frauen die Befragungen teilweise zu zweit durch, was kein Problem zu sein schien. Als schwierig wurde empfunden, die Gespräche wie geplant nach 15-20 Minuten zu beenden, wenn jemand viel zu erzählen hatte.
Inwiefern die Aufwandsentschädigung Anreiz oder Hintergrund war, konnte nicht eindeutig beantwortet werden, es ließ sich jedoch feststellen, dass jene, die die Aufwandsentschädigung gerne angenommen hatten, die Befragung später auch ohne Entschädigung fortführten. Es war nicht klar definiert, ob pro Fragebogen oder pro Zeitstunde abzurechnen sei, insbesondere dann, wenn es sich um längere Gespräche als veranschlagt handelte. Diese Unsicherheit führte tendenziell zu einer Ablehnung gegenüber der Befragung oder wurde zumindest als Grund für ein Nicht-Befragen angeführt. In letzterem Fall konnte es sich aber auch um die Kaschierung von Unsicherheit in der Rolle als Befragerin handeln.
Festgestellt und kritisch hinterfragt werden muss, dass die aktivierende Befragung mehr Zeit in Anspruch nahm als geplant, wodurch Zwischenergebnisse nur am Rande der Küchentischgespräche besprochen werden konnten.
Von den 695 Fragebögen hatten sich 30 interessiert gezeigt und ihre Kontaktdaten angegeben. Zu einer Beteiligung am Küchentisch konnte jedoch nur eine Person aktiviert werden, während die restlichen 29 Personen auf Nachfrage vor allem angaben, dass sie das Projekt wichtig fänden, aber keine Zeit hätten. Es entstand der Eindruck, dass die Personen ihre Adressen hauptsächlich aus Höflichkeit angaben, weil sie die Befrager/innen kannten.
Fazit
Letztendlich konnte die aktivierende Befragung vor allem für Gesprächsstoff sorgen, Anregungen liefern, StoP bekannter machen und den Aktionsradius erweitern. Die StoP-Aktiven selbst lernten nicht nur vieles über aktivierende Befragung, sondern auch einiges über Partnergewalt im Stadtteil und die Gedanken und Aktionen der Bewohner/innen zum Thema.