Methodische Stufen 5-7
Schritt 5: Trendprojektionen
Nunmehr werden alle Deskriptoren in die Zukunft projiziert und in zwei Schritten geprüft: Steigt oder fällt der Deskriptor (empirische Frage)? Ist diese Entwicklung positiv oder negativ zu bewerten (normative Frage)?
Nunmehr wird zum ersten Mal der Szenario-Trichter aufgemacht, d. h. die als positiv bewerteten Trends werden auf den Plus-Ast und die als negativ bewerteten Trends auf den Minus-Ast gesetzt. Zu jeder Trendaussage muss eine Begründung gegeben werden. An dieser Stelle entsteht großer Informationsbedarf, der durch entsprechende Recherchen (Literatur, Internet, Expertenbefragung usw.) gedeckt werden muss.
Schritt 6: Szenariokonstruktion
Dies ist der Höhepunkt jeder Szenarioanalyse, weil nunmehr alle 24 Deskriptoren zu zwei Szenarien zusammengeführt werden, einem Best Case-Szenario und einem Worst Case-Szenario. Es wird – beginnend mit den Aktivfaktoren – eine umfassende Geschichte erzählt, wie die Situation im Jahre x aussieht, wenn die Ergebnisse der Trendprojektionen (Schritt 5) zu Grunde gelegt werden.
Gütekriterien für die Szenariokonstruktion
Für die Szenariokonstruktion gelten folgende Gütekriterien:
- Vollständigkeit: Werden alle Einflussfaktoren und Deskriptoren im Szenario berücksichtigt?
- Widerspruchsfreiheit: Sind die Aussagen logisch und empirisch widerspruchsfrei?
- Realitätsgehalt: Bewegen sich die Aussagen innerhalb des Szenario-Trichters, sind sie also noch möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich?
- Wahrscheinlichkeit: Sind die Szenarien durch empirische Daten und Fakten, insbesondere Expertenwissen, gestützt?
- Qualität der Begründung: Sind die Szenarien theoretisch und faktisch begründet?
- Anschaulichkeit/Plastizität: Sind die Szenarien als komplexe und umfassende Zukunftsbilder entwickelt worden, so dass ein konkretes Bild der Welt der Zukunft gewonnen werden kann?
Eine Szenarioanalyse ist dann gelungen, wenn durch die Beteiligten die Eintrittswahrscheinlichkeit für das Best Case-Szenario gleich hoch eingeschätzt wird, wie für das Worst Case-Szenario. Dies deutet darauf hin, dass es tatsächlich politische Optionen (Entscheidungsalternativen) gibt.
Schritt 7: Handlungsempfehlungen
Zum Schluss wird in einer Strategieplanung geprüft, durch welche Ziele und Maßnahmen der relevanten politischen Akteure unter Berücksichtigung der Zeithorizonte möglichst nah an das Best Case-Szenario herangekommen bzw. möglichst weit vom Worst Case-Szenario ferngeblieben werden kann.