Methodische Stufen 1-4

Methodische Stufen

Schritt 1: Problem- und Aufgabenanalyse
Ausgangspunkt jedes Szenarios ist ein gesellschaftliches Problem, d.h. ein von einer größeren Anzahl von Gesellschaftsmitgliedern als unbefriedigend angesehener Sachverhalt. Dieser wird als dringend lösungsbedürftig, aber auch prinzipiell lösungsfähig angesehen und dazu werden unterschiedliche wissenschaftliche und/oder politische Lösungsansätze angeboten (Kontroversitätsprinzip).

Folgende Fragen könnten die Problemdefinition erleichtern: Welche Erscheinungen sind zu beobachten? Wer ist betroffen? Welche Fakten, Hypothesen und Zusammenhänge sind bekannt? Durch welche Sachverhalte und Ereignisse wird das Problem als gesellschaftlich relevant und lösungsbedürftig angesehen?

Am Ende der Problem- und Aufgabenanalyse sollte eine genaue Problembeschreibung stehen. Danach geht es um die sachliche (Thema), zeitliche (kurz-, mittel-, oder langfristig) und räumliche (Europa/Bundesrepublik/Bundesland/Stadt usw.) Eingrenzung der Arbeit. Dann wird in einem Brainstorming mit Kartenabfrage das Problemfeld beschrieben. Schlüsselfrage: Welche Probleme und Aufgaben sehen Sie im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung (unserer Stadt/der Kirche, unserer Unternehmung, des Gesundheitswesens usw.)

Schritt 2: Bestimmung der Einflussbereiche
Die Karten des Brainstormings werden zu drei bis vier Einflussbereichen verdichtet. Einflussbereiche sind sehr allgemeine, neutral formulierte und als wesentlich für das Thema angesehene Bedingungsgrößen (z. B. Wirtschaft/Politik/Gesellschaft/Mensch/Umwelt usw.)

Schritt 3: Bestimmung von Einflussfaktoren und Deskriptoren
Im dritten Schritt werden die Einflussbereiche durch die Angabe von je drei Einflussfaktoren konkretisiert. Alle Einflussfaktoren sollen:
(1)    einen gleichen Konkretisierungsgrad aufweisen
(2)    umfassend sein, d. h. möglichst viele Aspekte des Einflussbereiches beinhalten
(3)    neutral sein, d. h. nicht wertend, fordernd oder vorschreibend formuliert werden und
(4)    trennscharf sein, d. h. keine inhaltlichen Überschneidungen aufweisen.

Deskriptoren sind dann die Kennziffern oder Messgrößen, anhand derer entschieden werden kann, ob ein Einflussfaktor zunimmt oder abnimmt (quantitative Deskriptoren). Oder aber ob eine Entwicklung positiv oder negativ bewertet wird (qualitative Faktoren). Es sollte mindestens ein quantitativer und ein qualitativer Deskriptor für jeden Faktor entwickelt werden.

Bei 4 Einflussbereichen x 3 Einflussfaktoren x 2 Deskriptoren ergibt dies insgesamt 24 Elemente. Insgesamt sind diese Elemente die Bausteine eines Szenarios. Dann wird versucht, zu jedem Deskriptor Informationen zu sammeln und seine Biografie zu beschreiben: Wie hat sich der Deskriptor in der Vergangenheit entwickelt? Wo steht er heute? Welche Zukunftstrends zeichnen sich ab? Diese Informationsfragen können auch der Vorbereitung eines Expertenhearings dienen.

Schritt 4: Vernetzungmatrix
Da die Einflussfaktoren in sehr unterschiedlicher Weise im Szenario wirksam werden, muss nunmehr die Dynamik des Modells bestimmt werden. Hierbei werden alle Faktoren aufeinander bezogen und wie folgt bewertet: 0 = kein Einfluss; 1 = geringer Einfluss; 2 = großer Einfluss.

Bei der Auswertung der Vernetzungsmatrix wird versucht, vier Grundtypen von Einflussfaktoren zu identifizieren. Aktive Variablen sind solche Faktoren, die einen hohen Einfluss auf andere Faktoren ausüben, die also eine hohe Aktivsumme haben. Reaktive Variablen sind solche Faktoren, die stark von anderen Faktoren beeinflusst sind, die also eine hohe Passivsumme haben. Puffernde Variablen sind solche Faktoren, auf die starker Einfluss ausgeübt wird, die jedoch selbst andere Faktoren nur schwach beeinflussen. Sie haben eine hohe Passivsumme und eine niedrige Aktivsumme. Kritische Variablen sind schließlich solche Faktoren, auf die starker Einfluss ausgeübt wird und die selbst starken Einfluss auf andere Faktoren ausüben. Sie haben sowohl eine hohe Aktiv- als auch eine hohe Passivsumme.