Arbeitseinheiten
Informationsvermittlung
Die Teilnehmer/innen haben zu Beginn der Planungszellen einen ganz unterschiedlichen Wissensstand. Deshalb ist eine Informationseingabe zu Beginn jeder Arbeitseinheit notwendig, um einen gemeinsamen Wissensstand herzustellen, der die Basis für gemeinsame Diskussionen in den Kleingruppen darstellt. Da die Qualität der Diskussionsergebnisse erheblich von den zur Verfügung stehenden Informationen zum Thema abhängt, wird auf die Auswahl und Darstellung der Informationen großer Wert gelegt:
- Informationen werden im Plenum vermittelt, damit alle über die gleiche Diskussionsgrundlage verfügen.
- Wichtig ist eine Gegenüberstellung von kontroversen Standpunkten. Konfliktlinien werden nicht verschwiegen, sondern im Gegenteil betont, damit sich die Teilnehmer/innen eine eigene Meinung bilden können.
- Die Informationen sind möglichst umfassend und ansprechend aufbereitet, sie werden von Expert/innen vorgetragen. Dies können Fachleute aus der jeweiligen Stadt sein, die über aktuelle Planungen und Entwicklungen berichten, aber auch externe Sachverständige, die allgemeine Einführungen zu einzelnen Themenaspekten geben oder Erfahrungen aus anderen Städten einbringen.
- Statt Referaten können auch andere Formen der Informationseingabe sinnvoll sein, z.B. Ortsbegehungen oder Hearings von Interessengruppen wie zivilgesellschaftlichen Organisationen oder politischen Parteien.
Im Anschluss an die Informationsphase erhalten die Teilnehmer/innen die Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Kleingruppenarbeit
Nach Beendigung der Informationseingabe diskutieren die 25 Teilnehmer/innen der Planungszelle in Gruppen zu je 5 Personen – idealer Weise in separaten Räume, um eine zuvor festgelegte Fragestellung zu diskutieren. In vielen Experimenten mit unterschiedlichen Gruppengrößen und -zusammensetzungen hat sich diese Form der Kleingruppenarbeit als die effektivste herausgestellt. Sie führt nicht nur zu einer konzentrierten Arbeitsdynamik, sondern auch zu großer Zufriedenheit der Beteiligten, wie alle Evaluationen zeigen: »Was mir gut gefallen hat, ist die Gemeinsamkeit, die hier entstanden ist: Der Spaß, den wir hatten; die Wertschätzung zwischen den Menschen, die hier entstanden ist; die Kraft, die wir gemeinsam aufgewendet haben für das gleiche Ziel.«
Die Zusammensetzung der Gruppen wird vorab bestimmt und in jeder Arbeitseinheit verändert. So werden eventuelle Meinungsführerschaften oder eingefahrene Diskussionsstrukturen, wie sie in festen Kleingruppen auftreten können, vermieden. Die vielfache Durchmischung der Teilnehmenden erhöht die Kreativität in den Kleingruppen, die Teilnehmer/innen lernen sich besser kennen. Auch hier folgt die Planungszelle dem Zufallsprinzip: Zu Beginn der Planungszelle zieht jede/r Teilnehmer/in in Arbeitseinheit 1 eine Arbeitsnummer für die gesamten vier Tage. Für jede Kleingruppenarbeit wird anhand dieser Arbeitsnummern (1 bis 25) nach dem Zufallsprinzip ein Gruppenplan erstellt und im Plenum präsentiert.
Die Kleingruppen werden für 30–45 Minuten bewusst sich selbst überlassen, damit sie ungestört und selbständig arbeiten können. Wichtig dafür ist:
- eine schriftliche und präzise Arbeitsanweisung oder Diskussionsfrage, die mit den zuvor gehörten Informationen bearbeitet werden kann
- Arbeitsmaterialien, die eine kreative Auseinandersetzung mit dem Thema fördern
- Materialien, auf denen die Ergebnisse der Diskussion festgehalten werden können.
Präsentation der Ergebnisse
Nach der Kleingruppenarbeit finden sich die Gruppen wieder im Plenum zusammen. Stellwände oder andere geeignete Präsentationsmöglichkeiten stehen dort bereit, um die Ergebnisse der Diskussionen sichtbar für alle zu machen. Die Kleingruppen stellen ihre Ergebnisse vor. Sie erläutern ihre Hauptdiskussionspunkte und Lösungsvorschläge. Anschließend werden zusammengehörige oder identische Vorschläge aus den verschiedenen Kleingruppen gemeinsam mit der Moderation zu Clustern zusammengefasst.
Gewichtung der Ergebnisse
Häufig erarbeiten die Kleingruppen mehrere Lösungsvorschläge oder Ideen. Diese Vielfalt wird in einem zweiten Schritt gewichtet. Ziel ist eine Priorisierung nach Attraktivität oder Wichtigkeit der Vorschläge. Dazu verwenden die Teilnehmer/innen Klebepunkte, die sie gemäß ihrer eigenen Einschätzung auf die visualisierten Ergebnisse (meist auf Stellwänden) verteilen. Eine Auszählung der Punkte ergibt ein Mehrheitsvotum der Teilnehmer/innen. Im Laufe der vier Planungszellen-Tage diskutieren die Teilnehmer/innen in 12 bis 14 Runden verschiedene Aspekte eines Themas. Dabei werden in jeder Runde von ca. fünf Kleingruppen Diskussionsergebnisse produziert, also gibt es in einer viertägigen Planungszelle ca. 60 bis 70 Kleingruppen, bei vier parallelen Planungszellen also insgesamt 240 bis 280 Kleingruppendiskussionen.
Zusammenfassung der Ergebnisse im Bürgergutachten
Die Ergebnisse werden nach Beendigung der Planungszellen vom neutralen Durchführungsträger zusammengefasst und ansprechend aufbereitet. Es entsteht eine Broschüre, die den Auftraggeber, das Thema der Planungszelle, die teilnehmenden Bürger/innen und die erarbeiteten Ergebnisse vorstellt. Die erste Fassung des Bürgergutachtens wird an die Bürgergutachter/innen (oder auch eine zuvor von den Bürgergutachter/innen bestimmte Auswahl) versandt. Die Bürgergutachter/innen nehmen ggf. Korrekturen vor und bestätigen, dass die Ergebnisse richtig wiedergegeben wurden. Nach der Einarbeitung der Anmerkungen und Korrekturen wird die finale Fassung des Bürgergutachtens erstellt. Sie wird dem Auftraggeber durch die Teilnehmer/innen in gedruckter Version öffentlichkeitswirksam übergeben.
Organisation
Der Entschluss eines Auftraggebers, mittels einer Planungszelle ein bestehendes Problem oder einen Konflikt zu lösen, eine breit akzeptierte Planung zu erstellen oder Anforderungen an politische Maßnahmen festzustellen, markiert den Beginn einer Planungszelle. Die Durchführung einer Planungszelle sollte in die Hände eines neutralen Durchführungsträgers gelegt werden, um inhaltliche und technische Manipulationen zu vermeiden. Eine spätere Akzeptanz der Ergebnisse hängt maßgeblich von der Objektivität und Sachlichkeit der Diskussion ab.
Die Durchführung einer Planungszelle erfordert ein hohes Maß an methodisch-didaktischen Kompetenzen und Kapazitäten zur Bewältigung eines umfangreichen Veranstaltungsmanagements. Es empfiehlt sich daher, für die Durchführung von Planungszellen erfahrene Institutionen zur Bewältigung dieser Aufgabe heranzuziehen.
Der Durchführungsträger übernimmt die Vorbereitung der Planungszelle, die Durchführung und Moderation der Veranstaltung sowie die Nachbereitung der Ergebnisse. Insgesamt dauert dieser Prozess ca. 9 Monate.