Interessenvertretung: Migrantenorganisationen

Migrantenorganisationen

In Deutschland gibt es viele Organisationen, in denen sich Menschen mit Migrationshintergrund zusammenschließen. Die meisten sogenannten Migrantenorganisationen engagieren sich auf lokaler Ebene als Verein und arbeiten ehrenamtlich. Darüber hinaus gibt es einige bundesweite Dachverbände. Viele von ihnen – ob klein oder groß, lokal oder bundesweit aktiv – setzen sich für die Integration ein.

Migrantenorganisationen sind heute aus der Integrationsförderung nicht mehr wegzudenken. Für viele staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure sind sie wichtige Kooperationspartner. Migrantenorganisationen ermöglichen gesellschaftlichen wie politischen Zugang und Teilhabe von bisher unterrepräsentierten Gruppen.

Die Selbstorganisationen und Handlungsfelder der Migrant/innen sind vielfältig. Seit den 1950er Jahren haben sich beispielsweise Freizeit- und Sportvereine, Kulturvereine, Religiöse Vereine und Religionsgemeinschaften, Arbeitervereine, politische Vereine, Studierendenvereinigungen, Unternehmerverbände oder Elternvereine zunehmend im zivilgesellschaftlichen Alltag etabliert.

Tipp

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände (BAGIV) wurde 1985 gegründet und ist nach eigenen Angaben der einzige bundesweite und multinationale Dachverband von Migrantenorganisationen. Neben der nationalitätenübergreifenden, gemeinsamen Arbeit und Vertretung setzt sich die BAGIV für das gleichberechtigte Zusammenleben der verschiedenen Minderheiten in und mit der deutschen Gesellschaft sowie für die Stärkung der politischen und sozialen Partizipation von Migrant/innen in Deutschland ein.

Der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (NeMo e. V.) hat auf Bundesebene mehr als 530 Migrantenorganisationen in 14 Städten zu herkunfts-und kulturübergreifenden sowie säkularen Verbünden zusammengeschlossen. Ziel ist es, eine Plattform des Austausches und der bundesweiten Vernetzung, sowie Weiterentwicklung von Kompetenzen zu schaffen.

 

Literaturtipp

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) möchte einen Beitrag dazu leisten, die Rolle von Migrantenorganisationen in der Integrationsförderung zu stärken. Es hat verschiedene Studien, Informationen und Handlungsempfehlungen zum Thema veröffentlicht.

Ein weiteres zivilgesellschaftliches Netzwerk, welches sich für ein größeres Mitspracherecht für Menschen mit Migrationshintergrund einseztzt sind die neuen deutschen organisationen (ndo): Ein bundesweites Netzwerk von Initiativen, die sich für Vielfalt und gegen Rassismus engagieren. Die Initiativen, die sich hier zusammengeschlossen haben heißen beispielsweise »DeutschPlus«, »Jung, Muslimisch, Aktiv« oder »Neue Deutsche Medienmacher«. Die meisten ihrer Mitglieder sind Nachkommen von Einwanderern und stellen mit ihrem Namen aber klar, dass Deutschsein mehr bedeutet als deutsche Vorfahren zu besitzen.

Vereine und bürgerschaftliches Engagement

Bürgerschaftliches Engagement ist Motor und Indikator für Integration. Es stärkt gleichberechtigte Teilhabe, ermöglicht Mitgestaltung und Beteiligung und unterstützt in diesem Sinne Integration. In den verschiedenen Bereichen zivilgesellschaftlichen Engagement sind zunehmend auch Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung aktiv, sei es in traditionellen Vereinen, den erwähnten Migrantenorganisationen oder in spezifischen Initiativen.

Literaturtipp

Die vom Deutschen Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission »Zur Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements« hat in ihrem Abschlussbericht (pdf) die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements von Menschen mit Migrationshintergrund hervorgehoben: »Für den Integrationsprozess von Minderheiten in die Aufnahmegesellschaft und die gleichberechtigte Koexistenz unterschiedlicher Lebensformen kommt dem bürgerschaftlichen Engagement eine wichtige und bislang unterschätzte Rolle zu. Die geltenden ausländer- und aufenthaltsrechtlichen Regelungen und die daraus resultierende Sorge um den eigenen Aufenthaltsstatus setzen der Bereitschaft von Migrantinnen und Migranten, sich für allgemeine Belange des Gemeinwesens zu engagieren, Grenzen.«

Weil das bürgerschaftliche Engagement von Menschen mit Migrationshintergrund einen besonders wichtigen Zugang zu sozialer und politischer Partizipation und Integration darstellt, ist der Abbau von Zugangsbarrieren in traditionellen Engagementbereichen und -strukturen wünschenswert, um eine höhere Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund zu ermöglichen.

Externer Link

Weitere Informationen zum Thema bürgerschaftliches Engagement von, für und mit Menschen mit Migrationshintergrund im Bereich »Migration« hier auf diesem Portal.