Bürgerstiftungen
Bürgerstiftungen sind Stiftungen von Bürger/innen für Bürger/innen und sind in der Regel lokal oder regional organisiert. Neben Einzelpersonen beteiligen sich auch oft Unternehmen und Banken am Aufbau des Stiftungskapitals. Anders als Stiftungen, die aus Einzelvermögen errichtet werden, führen Gemeinschaftsstiftungen das Engagement einer Vielzahl von Stifterinnen und Stiftern zusammen. So können auch kleinere Zuwendungen, Spenden und Erbschaften, die für sich allein nur beschränkte Wirkung hätten, einen nachhaltig relevanten Beitrag darstellen.
Der Bürgerstiftungsfinder der Stiftung Aktive Bürgerschaft
Bürgerstiftungen fördern gemeinnützige Organisationen oder führen eigene Projekte durch. Stiftungszwecke von Bürgerstiftungen adressieren unter anderem Bereiche wie Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung, Soziales, Gesundheit und Sport sowie Umwelt- und Naturschutz. Die Projektdatenbank des Bündnisses der Bürgerstiftungen Deutschlands zeigt die Bandbreite der bearbeiteten Themenfelder.
Bürgerstiftungen unterstützen finanziell und ideell bürgerschaftliches Engagement von Vereinen, Inititiativen oder Projekten. Gleichzeitig sind sie selbst Ort für bürgerschaftliches Engagement, da die Mittelvergabe in den entsprechenden Gremien der Stifterinnen und Stifter und Zustifter/innen (Stifterversammlung, Ausschüsse) debattiert und entschieden wird.
Da der Begriff »Bürgerstiftung« nicht rechtlich definiert ist, haben die im Arbeitskreis Bürgerstiftungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen mitarbeitenden Bürgerstiftungen im Jahr 2002 die »Zehn Merkmale einer Bürgerstiftung« formuliert und ein Gütesiegel entwickelt. Diese Merkmale definieren, ob eine Stiftung eine Bürgerstiftung ist.
Die 10 Merkmale einer Bürgerstiftung im Überblick:
- gemeinnützig
- wird von mehreren Stiftern errichtet
- ist wirtschaftlich und politisch unabhängig
- das Aktionsgebiet ist regional ausgerichtet
- baut kontinuierlich Stiftungskapital auf
- wirkt im breiten Spektrum des kommunalen Lebens
- fördert bürgerschaftliche Projekte
- betreibt Öffentlichkeitsarbeit
- kann ein lokales Netzwerk koordinieren
- ist in der internen Arbeit durch Partizipation und Transparenz geprägt
Konzept und Idee stammen aus den Vereinigten Staaten, dort wurde die weltweit erste derartige Stiftung 1914 in Ohio gegründet. In den USA erlebten die so genannten Community Foundations bereits ab den 1980er Jahren einen Aufschwung. In Deutschland wird das Modell in den Bürger- oder Stadtstiftungen realisiert, die seit 1996 gegründet wurden. Pioniere waren die Bürgerstiftung Gütersloh (ehem. Stadtstiftung Gütersloh) und die Bürgerstiftung Hannover.
Mit der Stiftungsreform im Jahr 2000 wurde die Idee und die Gründung von Gemeinschaftsstiftungen deutlich gestärkt. So beschloss der Deutsche Bundestag unter anderem die Einführung eines Sonderausgabenabzuges in Höhe von bis zu 20.450 Euro jährlich für Spenden an gemeinnützige Stiftungen. Ebenso erfolgte eine Befreiung von der Erbschaftssteuer, wenn das ererbte Vermögen an eine gemeinnützige Stiftung weitergegeben wird.
- Im Fokus: Bürgerstiftungen (3/2015)
- Im Fokus: Bürgerstiftungen (1/2009)