Organisatorischer Rahmen

Notwendiger organisatorischer Rahmen

Bei der Durchführung eines Mediationsprozesses sind bestimmte organisatorische Rahmenbedingungen zu beachten.

Die Zahl der Teilnehmer/innen schwankt erheblich und ist abhängig von den Themen und Betroffenheiten. Die Bandbreite reicht von einer kleineren Teilnehmerzahl ab 10 Personen bis zu 100 und mehr Beteiligten in Großverfahren. Bei großen Verfahren empfiehlt sich eine Gliederung in Arbeitskreise und Plenen oder auch in Innenkreis – dort sitzen die unmittelbar Betroffenen, die verhandeln – und Außenkreis – dort sitzen beispielsweise Politik, Verwaltung, Sachverständige, die eher beraten, rückmelden und sich selbst informieren. In intensiven Verhandlungsphasen ist es notwendig, dass sich die Teilnehmer/innen ins Gesicht sehen, die Mimik erkennen und ausreichend aufeinander reagieren können.

Die Dauer von Mediationsverfahren variiert erheblich. Es gibt kompakte Verfahren, die – nach längerer und guter Vorbereitung – nur ein bis zwei Tage oder ein einziges Wochen­ende benötigten. Es gibt aber auch Prozesse, die sich über ein bis zwei oder mehr Jahre hinziehen und insgesamt 50 bis 100 Sitzungen umfassen. Die Dauer eines Verfahrens hängt wesentlich davon ab, ob sich die Vertreter/innen von Gruppeninteressen immer wieder mit ihren entsendenden Gruppen rückkoppeln müssen oder davon entbunden sind. Sie bringen zwar die Kompetenz und Interessenlage des Gruppeninteresses ein, sprechen aber nicht verbindlich im Namen der Gruppe.

Im Hinblick auf Räumlichkeiten und Materialausstattung ist die Mediation eine Low-Tech-Methode. Es braucht geeignete Plenar- und Arbeitsgruppenräume, Flipcharts, Pinnwände, Beamer und Moderationsmaterial. Die Teilnehmer/innen nehmen in der Regel ehrenamtlich an dem Verfahren teil. Es ist angezeigt, dieses freiwillige Engagement durch Getränke und ggf. einen Imbiss zu honorieren.

Auftraggeber von Umweltmediationsverfahren sind in der Regel staatliche oder kommunale Körperschaften. Die Kosten einer politischen Mediation werden in Zeiten knapper öffentlicher Kassen manchmal als hoch empfunden. Dabei wird übersehen, dass die Kosten in Relation gesetzt werden müssen zu »Streitwert«, Dauer und dem ungewissen Ausgang gerichtlicher Auseinandersetzungen. Für eine Einschätzung hilft es, sich die Frage zu stellen, was die möglichen Alternativen zur Mediation kosten und was es kostet, wenn nichts getan wird.

In der Regel ist es ungewiss, wie lange ein Dialog dauern wird. Der Kostenrahmen sollte deshalb nicht zu knapp bemessen sein. Damit kein Freibrief für grenzenlose Diskutiererei ausgestellt wird, sollten im Vorfeld Meilensteine, Sollbruchstellen und Erfolgskriterien festgelegt werden. Auch die Einbindung in vorhandene politische und administrative Entscheidungsprozesse muss im Vorfeld einzelfallbezogen sichergestellt werden. Da politische Mediationsverfahren in den formalen Entscheidungsstrukturen in der Regel nicht vorgesehen sind, können ihre Ergebnisse auch nicht rechtlich bindend sein. Sie haben daher empfehlenden Charakter. Damit sich teilnehmende Gruppen ehrenamtlich auf so einen Prozess einlassen, muss der Umgang mit den Ergebnissen im Vorfeld befriedigend geklärt sein und in der Verfahrensvereinbarung aufgenommen werden.

Anwendungsfelder

Als Verfahren der Konsensfindung für miteinander streitende Personen oder Gruppen ist die Mediation in den letzten Jahren immer stärker ins öffentliche Interesse gerückt. Als Umweltmediation oder Mediation im öffentlichen Bereich wird sie in Deutschland seit 1988 angewendet (Mülldeponie Münchehagen, Niedersachsen). In einer Studie für den Zeitraum 1996 bis 2002 werden insgesamt 86 politische Mediationsverfahren in Deutschland genannt (Meuer, Dirk / Troja, Markus, 2004).