Ablauf

Ablauf

Phase I – Vorphase

Bei einer dreistufigen Charrette (Grundform) erfolgt in der ersten Phase (Vorphase) eine Erkundung des Gebietes mit öffentlichen Planungsspaziergängen (Rundfahrten), Stakeholdergesprächen, Informationsforen, Dokumentenanalysen sowie einer breiten Öffentlichkeitsarbeit über verschiedene Medien.

Hinzu kommt die Konstituierung einer Charrette-Kerngruppe, die – bestehend aus Raumexpert/innen, Verwaltungsmitarbeiter/innen und Vertreter/innen von lokalen Initiativen – den gesamten Charretteprozess federführend organisiert und permanent reflektiert.

In dieser Phase können bereits eine oder mehrere Minicharrettes integriert werden, bei denen zu einzelnen Themen mit der Öffentlichkeit ein erstes Herantasten an die eigentliche Planungsarbeit vollzogen wird. Hier wird vor allem auch Vertrauen aufgebaut.

Phase II – Hauptcharrette

Daran schließt sich – zeitnah – die Hauptcharrette an. Sie findet in der Regel drei bis sieben Tage und mitten im Bearbeitungsgebiet an einem öffentlich gut zugänglichen Ort statt. Während dieser Zeit wird täglich in aller Öffentlichkeit, z. B. von 10.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends, am Plan gearbeitet. Dabei werden die einzelnen Tage thematisch gegliedert und die Arbeit in sich sinnvoll organisiert.

So wird z. B. an »drei Tischen« geplant. Am »1. Tisch« wird –z. T. in parallelen Arbeitsgruppen, also an mehreren Tischen– im Diskurs an einzelnen, in der Vorphase ermittelten Themen unmittelbar am Plan gearbeitet. Diese Themen sind keineswegs »Schönwetterthemen«, bei denen ein Konsens leichtfällt.

Gerade die Fragen des fließenden und ruhenden Verkehrs mit Blick auf Ressourcenschonung und einem Zuwachs an städtebaulicher Qualität spielen regelmäßig eine zentrale Rolle bei den Auseinandersetzungen.

Tipp

Hier werden mit dem Charrette-Verfahren keine faulen Kompromisse, sondern zukunftsweisende Lösungen gefunden – ein nicht einfacher Weg.

In diesem Prozess übernimmt der/die Raumexpert/in die Moderation. Er oder sie ist aber auch Anregende, Kritiker und – besonders wichtig – Zuhörerin.

Die hier entwickelten Lösungsansätze werden am »2. Tisch« durch Fachleute unterschiedlicher Herkunft durchgearbeitet, überprüft, mit neuen Anregungen versehen. Diese gehen dann an den »1. Tisch« zurück. Nach einer weiteren Erörterung und einem »Durchlauf« am »2. Tisch« werden die gefundenen Lösungen am »3. Tisch« in den allmählich wachsenden und reifenden Entwurf des Masterplanes – oder anderer Detailpläne – eingearbeitet. Der Masterplanentwurf wird dann oftmals am Abend in einem offenen Bürgerforum vorgestellt, diskutiert oder kritisiert.

Die Ergebnisse dieser Diskussion fließen am nächsten Tag wieder in die Planungsarbeit ein – der Prozess wiederholt sich auf der nächsten Stufe. Nach einer Woche ist ein Masterplan gereift, der am Ende als Grundkonzept von der Öffentlichkeit in einem abschließenden Forum bestätigt und zur Vertiefung und förmlichen Debatte an die Stadträt/innen weitergeleitet wird.

Phase III – Ausarbeitung

In der unmittelbar anschließenden dritten Phase der Charrette erfolgt dann jene detaillierte Durch- und Ausarbeitung des Masterplanes oder der Detailpläne, die den entsprechenden Ausschüssen der Stadträt/innen vorgelegt werden.

Hier wird noch einmal – ebenfalls öffentlich – darüber beraten. Letzte Hinweise fließen in die Endfertigung des Masterplanes ein, der am Ende förmlich vom Stadtrat beschlossen wird – als Grundlage für die aufzustellenden B-Pläne oder für die Ausschreibung von Wettbewerben für einzelne Objekte oder Ensembles.

So gewinnt der Wettbewerb eine neue Qualität: Er fußt auf einem Masterplan mit dem entsprechenden Regelwerk und ermöglicht kreative Lösungen im Rahmen einer städtebaulichen Gesamtstrategie.

Tipp

Der Charrette können thematische Erkundungen vorgeschaltet werden, die z. B. öffentliche Debatten über geeignete Verfahrensabläufe oder thematische Akzentuierungen betreffen. Zudem können in der Charrette Komponenten von Wettbewerben integriert werden, um Anregungen für die Planungsarbeit zu generieren.