Wichtige Aspekte bei der Umsetzung

Wichtige Aspekte bei der Umsetzung

Die Bürgerausstellung entstand zunächst als Forschungsmethode, um die Perspektive von Menschen, die in Wohnvierteln mit Problemen wie Armut oder Abwanderung konfrontiert waren, einzubeziehen (vgl. Böhm 2013). Durch die Fokussierung auf die Bürgerperspektive wurde sie später zur Beteiligungsmethode weiter entwickelt (vgl. Schop­haus, Dienel 2003; Dienel 2013). Für eine Bürgerausstellung sollte man alle relevanten Interessengruppen einbeziehen, um auch bei brisanten Themen eine hohe Beteiligung zu erreichen. Unter bestimmten kulturellen oder gesellschaftlichen Bedingungen kann es erforderlich sein, alle oder einzelne Poster in anonymisierter Form zu erarbeiten (z.B. Bürgerausstellung »Young Cities Developing Urban Energy Efficiency. Tehran Karaj« 2010; Poor-Rahim, Schmidthals 2013).

Notwendiger organisatorischer Rahmen

In der Regel umfasst eine Bürgerausstellung etwa 20 Poster. Für ihre Vorbereitung sind, auch abhängig von Ressourcen, Anzahl der Interessengruppen und weiteren Exponaten und Beteiligungsformaten, vier bis sechs Monate einzuplanen. Bürgerausstellungen sind schon mit einfachen Mitteln und geringen Ressourcen erarbeitet worden (z.B. Bürgerausstellung »Wandel und Erhalt der Alltagsmobilität älterer Menschen« 2012; Neubauer 2014).

Anwendungsfelder

Die Bürgerausstellung wird für verschiedene Themen und Problembereiche verwendet, einen Schwerpunkt bildet die Stadt- und Regionalentwicklung. Die Methode ist flexibel in jedem Beteiligungsprozess einsetzbar und mit anderen Verfahren kombinierbar. Sie wurde auch bereits für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, in verschiedenen Ländern und im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt (s. Beispiele in Keppler, Böhm, Dienel 2013).

Stärken und Grenzen der Methode

Eine besondere Stärke der Bürgerausstellung ist ihre Kombination von Text- und Bildsprache, mit der sie das gegenseitige Verstehen unterstützt. Sie befähigt die Beteiligten, ihre Perspektive darzustellen, fotografisch zu symbolisieren und öffentlich zu vertreten. Eine weitere Stärke liegt in der großen Reichweite des Verfahrens, das langfristig Informationen bietet, Thematik und Anliegen nach außen vermittelt und damit die Chance auf Veränderung und die Entwicklung von Lösungen unterstützt.

Ergebnisse aus Evaluationen zeigen, dass die Bürgerausstellung für eine nachhaltige aktivierende Wirkung mit Methoden direkten Dialogs verbunden werden sollte (vgl. Arcidiacono, Leggewie 2013; Procentese, Schophaus 2013). Diese Kombination verringert das Risiko von Fehlinterpretationen und unterstützt die Meinungsbildung (vgl. Wissenschaft im Dialog, Universität Stuttgart ZIRN 2011, S. 76 ff., 98 ff.). Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren der Methode gehören damit Perspektivenbreite bei der Auswahl der Interviewten, Einbindung lokaler Persönlichkeiten, intensive Öffentlichkeitsarbeit, Einbeziehen der Besuchermeinungen und die Kombination mit direktdialogischen Formaten.