Konfliktlösung durch Mediation im Unterschied zu Moderation
Konflikte sind gekennzeichnet durch einen Beziehungsaspekt, der sich durch negative Gefühle der anderen Seite gegenüber ausdrückt, und einem Sachaspekt, der sich in einem ungelösten Problem zeigt, was oft auch als »Interessenkonflikt« bezeichnet wird. (3)
Handelt es sich um ein reines Sachproblem, reicht als Unterstützung meist eine unparteiliche Moderation aus, in der Interessen hinter den Positionen herausgearbeitet und kreative, einvernehmliche Lösungen erarbeitet werden. Dass es dabei mitunter auch zu emotionalen Ausbrüchen kommt, die eher situationsbezogen sind (»Stresskonflikte«), ist normal. Diese können jedoch durch eine geschickte Moderation aufgefangen werden.
Schwieriger wird es, wenn die Beteiligten bereits mit ablehnenden Einstellungen und Gefühlen dem/der anderen gegenüber an den Verhandlungstisch kommen. Diese können aus negativen Vorerfahrungen oder eskaliertem Konfliktaustrag resultieren. Eine Übereinkunft kann dadurch in weite Ferne rücken, selbst wenn es (scheinbar) einfache Lösungsmöglichkeiten gibt. Der Grund liegt darin, dass das Gefühl, verletzend oder unfair behandelt worden zu sein, jegliche Kooperationsbereitschaft untergräbt. Der anderen Person wird keine wohlmeinende Absicht abgenommen, zumindest wird eine glaubwürdige Entschuldigung erwartet, der auch entsprechende Taten folgen. Da dies wechselseitig der Fall ist, blockiert diese Beziehungskonstellation jedes Vorankommen auf der Sachebene.
Mediation setzt im Unterschied zur Moderation an dieser Stelle an und thematisiert diese Vorgeschichte mit den daraus entspringenden heftigen Gefühlen und Misstrauen gegenüber der anderen Seite. Diese Verletzungen werden anerkannt und ihre Hintergründe ausgeleuchtet. Interpretationen von Handlungen der Gegenseite werden bewusst gemacht und überprüft, Missverständnisse aufgedeckt und die nicht erfüllten Erwartungen und Bedürfnisse herausgearbeitet. Dadurch kann bei der jeweils anderen Konfliktpartei ein gewisses Verständnis für die Gefühle und das Verhalten des Gegenübers entstehen. Verstehen muss dabei nicht Gutheißen bedeuten. Da dieser Prozess wechselseitig abläuft, kann eine Auflockerung der Verstrickungen erreicht werden bis hin zur Bereitschaft, sich nun wirklich konstruktiv an einer gemeinsamen Lösungsfindung zu beteiligen. An dieser Stelle setzt dann auch in der Mediation die moderative Arbeit an den Sachthemen ein. Mediation kann also als ein Gemisch von Beziehungsklärung und Moderation angesehen werden. (4)
Unterschiede Bürger/innenbeteiligung/Moderation – Konfliktklärung/Mediation* | |
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Bürgerbeteiligung/Moderation | Konfliktklärung/Mediation |
Ergebnisoffenheit, falls frühzeitig eingesetzt | meist eingeschränkte Ergebnisoffenheit |
Im Idealfall Planung noch nicht abgeschlossen | Planung (weitgehend) abgeschlossen |
Noch kein Baubeginn | Baubeginn |
Noch keine Kosten für Projektrealisierung entstanden | Kosten für Projektrealisierung entstanden |
Keine organisierte Protestbewegung gegen dieses Projekt | Organisierte Protestbewegung gegen dieses Projekt |
Keine Polizeieinsätze, Urteile, Strafen, Repressionen gegen Protestierende | Polizeieinsätze, Urteile, Strafen, Repressionen gegen Protestierende |
Noch keine schlechten Erfahrungen (in dieser Sache) mit der anderen Seite | Schlechte Erfahrungen (in dieser Sache) mit der anderen Seite |
Keine oder geringe emotionale Aufladung | Hohe emotionale Aufladung |
Vertrauen noch vorhanden | Misstrauen |
Keine Feindbilder, Höflichkeit | Feindbilder, Feindseligkeit |
Gesprächsbereitschaft | Beschränkte Gesprächsbereitschaft |
Guter Wille | Verhärtungen |
Hoffnung auf gutes gemeinsames Ergebnis | Wenig Glauben an ein gemeinsames Ergebnis |
Betroffenheit über Eskalation | |
Evtl. Rückkehr zu Ergebnisoffenheit *Diese Gegenüberstellung ist modellhaft, sie bildet nicht die gegenwärtige Praxis ab. |
Bürgerbeteiligung/Moderation | Konfliktklärung/Mediation |
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Evtl. Eingeständnisse, Entschuldigungen | |
Evtl. Wunsch nach Aussöhnung und Neuanfang | |
Fokus auf Zukunft | Fokus auf Vergangenheit und Zukunft |
Menschliche Ebene Persönlliche Ebene, Gefühle, Beziehungsebene, Gefühle, Grundsätze, Werte, Bedürfnisse | |
Sachebene | Sachebene |
Interessen | Interessen |