Umsetzung

Wichtige Aspekte bei der Umsetzung – Prinzipien, Anforderungen, Spielregeln

Breite Basis ermöglicht taktische Erfolge

Eine »Community« Organisation wird durch die Beteiligung vieler Menschen mit vielfältigem Hintergrund gebildet, die oft auch als Vertretung von schon bestehenden Organisationen in dem neuen Bündnis zusammenarbeiten. In der CO-Methodik eines Broadbased Organizing, in Deutschland Bürgerplattformen genannt, können keine Einzelpersonen, sondern ausschließlich Vertreter/innen von Organisationen Mitglied werden. Bewusst werden Menschen unterschiedlichster Herkunft und Interessen angesprochen, denn Veränderungen bedürfen eines breiten Konsenses. Keine einzelne Mitgliedsorganisation soll die Arbeit dominieren können. Als Organisation des »dritten Sektors« tritt die »Community« Organisation eigenständig und selbstbewusst gegenüber Markt und Staat (den beiden anderen Sektoren) auf. Sie handelt und verhandelt mit der Phantasie und Kreativität, aber auch mit dem Durchsetzungsvermögen, das aus der breiten Basis entsteht.

Breites Themenspektrum ist Voraussetzung für Bündnisfähigkeit

Eine »Community« Organisation zeichnet aus, dass sie an wechselnden, von den Mitgliedern in vielen Einzelgesprächen und Gruppentreffen bestimmten Themen arbeitet. Sie kümmert sich um den konkreten Teil eines Problems in ihrem Lebensumfeld, aus dem sich ein Erfolg versprechender Aktionszusammenhang ergibt. Tragender Impuls der Kooperation bleibt das Selbstinteresse der Mitglieder, das durchaus so gewendet werden kann: »Helft ihr uns bei dieser Aktion, helfen wir euch bei einer folgenden, die euch wichtig ist.«

Unabhängigkeit ist Voraussetzung für öffentliches Ansehen

Eine »Community« Organisation finanziert sich aus mehreren Quellen und möglichst nicht überwiegend aus der öffentlichen Hand. Konsequent wird angestrebt, die eigenen Aktions-, Organisations- und Personalkosten selbst aufzubringen. Ein wesentlicher Teil sollten Eigenmittel aus Mitgliedsorganisationen oder -beiträgen sein, um konfessionell und parteipolitisch unabhängig und kommunalpolitisch konfliktfähig zu sein. Über eigene Organisationsmittel zu verfügen ist Voraussetzung dafür, von der politischen Administration und der Geschäftswelt als Verhandlungspartner ernst genommen zu werden.

Dauerhaftigkeit bedarf der Professionalität

Eine »Community« Organisation ist auf langfristige und kontinuierliche Veränderungen, auf Teilhabe und mehr Demokratie ausgerichtet. Das wird über ständige Beziehungsarbeit, durch Organisieren und Umorganisieren erreicht, was – auch das ist die Erfahrung aus 80 Jahren CO – im Interesse der Sache professionell begleitet werden muss. Deshalb wird der überwiegende Teil der eigenen Mittel für gute Organisatorinnen und Organisatoren ausgegeben.

Das Selbstverständnis eines guten Community Organizers lässt sich in einer »eisernen« Berufsregel zusammenfassen: »Tue nie etwas für Menschen, das sie selbst tun können.« Doch darf hinzugefügt werden: »Tue alles dafür, dass die Menschen in der Organisation können, was sie tun wollen.« Die Aufgabe ist es also, führende Personen zu finden, zu unterstützen, ihre Fähigkeiten zu trainieren und sie in ihrem persönlichen Wachstum zu begleiten. Die Menschen in der Organisation werden nicht nur an den Entscheidungen »beteiligt«, sondern bestimmen die Richtung! Organizer dürfen nie Stellvertreterpolitik betreiben.

Das zentrale Vorgehen: Persönliche Verantwortlichkeit einfordern

Gerade weil die im amerikanischen CO-Engagierten wissen, dass ein ungebremster Wirtschaftsliberalismus, ein »Turbo-Kapitalismus« global oder lokal, die Freiheit mit Füßen tritt und die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen vernichtet, vergeuden sie keine Zeit damit, abstrakt »den Staat« oder »das System« zu bekämpften. Gefragt wird immer: »Aus welchem konkreten Teil eines Problems ergibt sich ein Aktionszusammenhang zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen?«

Dazu wird konkret die für einen Missstand verantwortliche Person, der Firmen- oder Bankchef, der Bürgermeister, der lokale Polizeichef ausfindig gemacht und öffentlich an seine Verantwortung erinnert. Diese Person ist das konkrete Gegenüber, der »Gegner« oder die »Zielscheibe« der laufenden Aktion. Alinsky selbst beschreibt unter »Macht von den Besitzenden nehmen« (vgl. Alinsky, 1971 und 2010) sehr anschaulich, wie eine Zielperson in einer äußerst ungemütlichen Situation gebracht werden kann, so dass sie, nicht zuletzt aus Selbstinteresse, versuchen wird, zu einer Lösung beizutragen. Gelingt das, wird CO diesen Beitrag öffentlich anerkennen. Bewusst wird auf andauernde, persönliche Feindbilder verzichtet.