Organisatorischer Rahmen

Organisatorischer Rahmen – Notwendiger Aufwand für die Vorbereitung, Umsetzung und Nachbereitung

Bevor mit einer Aktivierenden Befragung begonnen wird, sollte in der Phase der Voruntersuchung, Analyse und Auswertung gut geklärt sein, ob sich dieses Gebiet für eine Aktivierung eignet und ob personelle Kapazitäten für die »Folge-Arbeit« vorhanden sind. Es sollte unbedingt verhindert werden, dass Befragte erleben müssen, dass »großen Worten« und Untersuchungsergebnissen keine Taten folgen.

Um eine ausreichende Anzahl von Befragenden zu haben, hat sich die Zusammenarbeit mit Fachhochschulen und Universitäten bewährt. Studierende können als Honorarkräfte gewonnen werden und/oder sich im Rahmen eines Praxisprojektes daran beteiligen. Allerdings ist es notwendig, dass sich vor allem auch die an der Befragung beteiligen, die später im Quartier arbeiten werden. Durch die Gespräche entstehen wichtige persönlich-öffentliche Verbindungen (im Unterschied zu persönlich-privaten Verbindungen), an die im Weiteren angeknüpft werden sollte.

Je nachdem wie viele Personen besucht werden sollen, ist ohne Vorbereitung allein für die Befragungen ein Zeitrahmen von 3 bis 6 Wochen anzusetzen.

Anwendungsfelder – Wann ist das Verfahren/die Methode sinnvoll einzusetzen, wann nicht?

Die Aktivierende Befragung macht überall dort Sinn, wo ein ernsthaftes Interesse besteht nicht für, sondern gemeinsam mit den betroffenen Menschen etwas zu verändern. Ein gängiges Beispiel ist der Beginn einer sozialraumorientierten Arbeit/ Gemeinwesenarbeit in einem bestimmten Wohnquartier.

Mit Hilfe der Aktivierenden Befragung können Menschen erreicht und als Akteure gewonnen werden, die sich in der Regel bei »klassischen Bürgerbeteiligungsverfahren« nicht beteiligen.

Die Aktivierende Befragung kann – angepasst an unterschiedliche Situationen – kleiner oder größer angelegt sein und anders genannt werden: Mitarbeitende sozialer Dienste können Elemente der akti­vie­ren­den Befragung in der Methode »10 Minuten nach dem Beratungsgespräch« nutzen, um nach dem Ende eines Beratungsgespräches einen Rollenwechsel vorzunehmen. Sie bitten die betreffende Person, ihr Wissen als »Experten des Alltags« in diesem Quartier mitzuteilen und darüber zu sprechen, welche Probleme, welche Ärgernisse und welchen Veränderungsbedarf es aus ihrer Sicht gibt (vgl. Lüttringhaus/Streich, 2004, S. 102 ff.). So haben z.B. Senioren- oder Nachbarschaftseinrichtungen, die ihr Angebot anpassen und verändern wollten, mit Hilfe einer »Zuhör-Aktion« (eine kleiner angelegten Aktivierende Befragung) neue Impulse und neue Akteure gewinnen. Auch in Vereinen oder Kirchengemeinden konnten über »Zuhörprozesse« neue Interessierte, neue Themen und ehrenamtlich Interessierte identifiziert werden (vgl. Richers, 2011 S. 53 ff.).

Stärken und Grenzen der Methode

Eine Aktivierende Befragung ist immer nur der Beginn eines längerfristigen Prozesses, der Raum geben soll für das Engagement von Bewohnerinnen und Bewohnern. Ob eine nachhaltige Aktivierung und eine Selbstorganisation der Einwohner/innen wirklich gelingt, hängt dann ganz wesentlich vom Geschick und Erfahrungshintergund der professionellen Begleiter/innen des Aktivierungsprozesses ab. Insbesondere bei vorhergehenden »Ohnmachtserfahrungen« und bei sehr komplexen Problemzusammenhängen ist vor überzogenen Erwartungen zu warnen. Eine große Gefahr besteht darin, dass aufkeimendes Interesse der Bewohner/innen durch gut gemeintes Stellvertreterhandeln und vermehrte Dienstleistungsangebote sofort wieder erlischt.