Methode

Die Zukunftswerkstatt wurde in den 1960er-Jahren von Robert Jungk als Instrument der Selbstorganisation und Demokratisierung gegründet. Vorgegangen wird in drei Schritten: der Erhebung der Probleme (Kritikphase) folgt das freie Phantasieren von Zukunftslösungen (Ideenphase), um daraus schließlich konkrete Projektskizzen oder -szenarien (Realisierungsphase) zu entwickeln. Die Erfahrung zeigt: Das kreative, ergebnis­orien­tierte Arbeiten in Gruppen gelingt besser mit dieser vorgegebenen Struktur. Der gemeinsamen Analyse folgt das gemeinsame Arbeiten an Zukunftsvorhaben.

Es gibt Energiequellen, die weder etwas kosten noch die Umwelt belasten: die Energien, die in uns Menschen stecken. Sie werden viel zu wenig oder nur einseitig genutzt, so die Überzeugung von Robert Jungk (1913–1994), Initiator einer kreativen und partizipativen Zukunftsforschung. Sein Credo: »Die Zukunft geht uns alle an«. Wir sollen sagen, was uns stört, was uns Angst macht, was wir nicht wollen. Ebenso wichtig sei jedoch, Vorstellungen von einer Zukunft zu entwickeln, die wir wollen, die wir uns wünschen, meinte der Mitbegründer der Anti-Atom-, Friedens- und Umweltbewegung. Der Wissenschaftsbetrieb müsse ebenso demokratisiert werden wie das Lernen an Schulen und Universitäten. Die Bürger und Bürgerinnen müssten frühzeitig in Planungen und Prozesse eingebunden werden, von deren Folgen sie betroffen sein werden. »Betroffene zu Beteiligten machen« – so könnte man Robert Jungks Überzeugung von einer lebendigen Demokratie zusammenfassen.

In den 1960er-Jahren begann Jungk mit der Kreativitätstechnik des Brainstorming als partizipative Methode der Zukunftsforschung zu experimentieren. In den 1970er Jahren verfeinerte er mit Studierenden an der Freien Universität Berlin ein Verfahren, in dem Gruppen ausgehend von identifizierten Problemen und Gefahren alternative Zukunftslösungen entwickelten. Jungk nannte dieses Verfahren in dem 1980 gemeinsam mit Norbert Müllert herausgegebenen Buch gleichen Namens »Zukunftswerkstatt«, das in zahlreichen Sprachen und Auflagen erschienen ist (Jungk/Müllert 1989; zur Geschichte siehe Lutz 1988, Schwendinger 2013).

»Ziel der Arbeit in Zukunftswerkstätten ist, jeden interessierten Bürger in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen, die sonst nur Politikern, Experten und Planern vorbehalten ist.« (Jungk/Müllert 1983, S. 20)

Menschen kommen für eine gewisse Zeit an einem Ort zusammen und suchen miteinander nach kreativen Lösungen für ein drängendes Problem oder eine Aufgabe. Appelliert wird dabei an die Phantasie und die soziale Tatkraft der Bürgerinnen und Bürger, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit anderen an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken.